
Es gibt Karrieren, die durch ein fulminantes Comeback einen zweiten Frühling erleben. Und es gibt jene, die mit der Rückkehr vor allem eines offenlegen: dass die Zeit längst weitergezogen ist. Stefan Raab scheint sich gerade in die zweite Kategorie einzuordnen. Mit seiner neuen „Stefan Raab Show“ auf RTL wollte der Entertainer an seine legendären TV-Erfolge anknüpfen – doch schon in der zweiten Woche sind die Signale eindeutig: Das Publikum hat sich abgewandt.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Während zum Auftakt noch etwas über eine Million Menschen einschalteten, waren es bei der jüngsten Ausgabe nur noch 660.000. Ein Rückgang, der nicht allein auf normale Startneugier zurückzuführen ist.
Besonders ernüchternd sind die Werte in der klassischen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen: Gerade einmal 6,8 Prozent Marktanteil – nach immerhin 12,5 Prozent zum Start – lassen erahnen, wie wenig die Show beim jungen Publikum verfängt. Auch in der erweiterten Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen sah es mit 5,0 Prozent alles andere als rosig aus.
Damit reiht sich Raab hinter Formaten ein, die inhaltlich weit weniger Aufwand betreiben, dafür aber offenbar näher am Lebensgefühl des Publikums liegen. „Das perfekte Dinner“ bei Vox erreichte zur gleichen Zeit knapp eine Million Zuschauer und solide 10,8 Prozent Marktanteil in der Kernzielgruppe – Werte, von denen Raab derzeit nur träumen kann.
Warum aber wirkt der einstige Quoten-Garant plötzlich so aus der Zeit gefallen? Zum einen haben sich Sehgewohnheiten in den vergangenen zehn Jahren massiv verändert. Streaming-Plattformen, Social Media und kurze, pointierte Inhalte prägen die Entertainment-Landschaft. Ein zweistündiges, in weiten Teilen klassisch angelegtes Showformat wirkt da wie ein Relikt aus einer Ära, in der Raab zweifellos brillierte – aber eben in einer anderen Medienwelt.
Zum anderen lebt Raabs Humor von einer Attitüde, die in den 2000er-Jahren Kultstatus hatte, heute aber antiquiert wirkt. Ironie, Spott und das permanente Austesten von Grenzen funktionieren im Jahr 2025 nur dann, wenn sie inhaltlich wie ästhetisch in die Gegenwart übersetzt werden. Genau das scheint Raab jedoch nicht zu gelingen. Stattdessen wirkt sein Comeback wie der Versuch, alte Formeln neu aufzuwärmen – und das in einer Zeit, in der selbst langjährige Fans längst andere mediale Rituale entwickelt haben.
Vielleicht liegt darin die größte Tragik dieses Comebacks: Raab hätte als TV-Ikone abtreten können, dessen Rückzug 2015 als perfekt inszeniertes Karriereende in Erinnerung geblieben wäre. Stattdessen steht er nun Gefahr, sein eigenes Denkmal dauerhaft zu beschädigen. Denn wenn Woche für Woche neue Negativ-Schlagzeilen zu Quoten und Relevanz hinzukommen, bleibt von der Rückkehr nur die Erkenntnis: Der richtige Zeitpunkt für den Abschied war damals. Heute wirkt Raab wie ein Star, der seine Bühne nicht mehr findet.
