Bekenntnis zur Dortmunder Nordstadt aus 100 % Baumwolle

Ich bin Zeit meines Lebens fast gänzlich von Allergien verschont geblieben. Mal abgesehen von konzentrierten Vitamin C-Ansammlungen geht mir jeder Pollenflug am Arsch vorbei und sogar die Laktoseintoleranz ist selbstauferlegt. Als ausgewiesener Ruhrmensch bekomme ich jedoch bei folkloristischer Massenware, die sich „Grubenmann“ schimpft oder „Woanders is auch scheiße“-Slogan ziert, innerlich Pusteln. Wenn mir derlei Gedöns dann sogar als Auslegeware in einer Buchhandlung begegnet, vergesse ich meine gute Erziehung schneller, als die unsägliche Umbenennung der Zugverbindung zwischen Bochum und Gelsenkirchen in Glück-Auf-Bahn.

(c) Love Skills Design

Gestern allerdings habe ich erstmals ein regional-patriotisches „Marken“-Produkt entdeckt, das mir gefällt. Den Nordstadt-Jutebeutel! Oben NORD, unten STADT und in der Mitte die vier Tribute to Black Flag-Balken. Erinnert an eine Grenzmauer, die den Rest der Stadt vor dem Dortmunder Sündenpfuhl schützen will. Auf der entsprechenden DaWanda-Seite wird das Statement-Utensil aus 100% Baumwolle zunächst als: „Ein stylischer Jutebeutel mit langen Henkeln und klarer Ansage an deine Umwelt“ angepriesen. Pardon, für Style bin ich zu alt und in welchem Wortsinn auch immer das Stück Stoff jetzt eine klare Ansage an meine Umwelt sein möge, interessiert mich in diesem speziellen Fall höchstens weit außen am Rande.

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Geld her!

Unsere Freunde vom Straßenmagazin bodo ziehen um – und brauchen Geld.

Das Straßenmagazin bodo zieht um – aus dem Büro an der Malinckrothstraße in der Dortmund Nordstadt geht es an den Schwanenwall. Inzwischen sind mehr als 30 Menschen in den Räumen am Dortmunder Hafen beschäftigt, als Festangestellte, im Zuverdienst, in EQ-Maßnahmen oder als Auszubildende. Dazu kommen rund 90 Verkäuferinnen und Verkäufer des Straßenmagazins.
„Inzwischen teilen wir uns Schreibtische im ,Schichtdienst‘, telefonieren auf dem Flur und halten Dienstbesprechungen im Stehen ab“, beschreibt Geschäftsführerin Tanja Walter die Situation. Ein Umzug war unumgänglich: Ein großes Ladenlokal in Innenstadtnähe und darüber eine barrierefreie Verwaltungsetage werden ab spätestens März die neue Adresse des Vereins sein.

Abgesehen von den Platzproblemen gab es weitere gewichtige Gründe für einen Umzug. bodo-Redaktionsleiter Bastian Pütter: „Wir sind gerne in der Nordstadt und haben dort ein enges Netzwerk

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ECE-Einkaufszentrum Dortmund: „Die Meinungsfreiheit gilt draußen“

Perfomance in der Thier Galerie Foto: Rika Kaestner

Wie der Sprechchor des Schauspiels Dortmund in die Thier Galerie ging und versuchte, einen Text aufzusagen. Ein nicht nur unerfreulicher Besuch in Dortmunds größtem scheinöffentlichen Raum. Von unserem Gastautor Bastian Pütter.

Der Sprechchor des Dortmunder Schauspiels ist aufgeregt. Mehr als 70 Bürgerinnen und Bürger sind wie verabredet mit weißen Oberteilen erschienen, die sie auf dem Weg zur Probebühne noch unter dicken Jacken verbergen. Die älteste Teilnehmerin ist 80, die allermeisten Ü40. Alle haben ihren Text gelernt, einstudiert unter der Anleitung von Dramaturg Alexander Kerlin und Schauspieler Christoph Jöde.

Vor genau einem Jahr wurde er bereits vor Dortmunds zweitem monumentalen Prachtbau, dem „Dortmunder U“ zum Vortrag gebracht. Anlass war die nicht minder monumentale Abschlussfeier des Kulturhauptstadtjahres, und der Chor sprach: „Wir bauen ein U / Eine: „Zwingburg des Glanzes“ / … / Für unsere weichen: Standortfaktoren“. Das hatte genau die feine Ironie, die dem Kulturmetropolendings ein Jahr lang gefehlt hatte. Der WDR übertrug klaglos und die geladenen Gäste gingen leicht irritiert ins Warme.

„Geschäfte! Geschäfte! Geschäfte!“

Mit diesem Text will sich der Sprechchor nun aufmachen in die Nachbarschaft. „Ums Eck“ hat der Shopping-Mall-Betreiber ECE schließlich einen „lebendigen Marktplatz“ geschaffen, 33.000 Quadratmeter Wohlfühlort zum Verweilen, die Thier-Galerie.

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