Die Hindenburgstraße ist so wertvoll wie ein kaputtes Fahrrad

Die Hindenburgstraße spiegelt sich im Fenster der Neuen Synagoge Foto: R. v. Cube

Ein Teil der Ruhrbarone-Redaktion sitzt ja gar nicht im Ruhrgebiet, sondern in Mainz. Und hier ist gerade ein Streit neu aufgeflammt, um die Frage, ob man die Hindenburgstraße umbenennen soll. Diese Straße in der Mainzer Neustadt ist eine hübsche, kleine Allee, die sich insbesondere dadurch auszeichnet, dass sie weitgehend von Bomben verschont blieb, so dass sie einer der wenigen Flecken in Mainz ist, der noch den Charme der Jahrhundertwende-Architektur ausstrahlt. Der Name ist Programm. Außerdem liegt hier die eindrucksvolle Neue Mainzer Synagoge.

Der Inhalt des Streits ist rasch zusammengefasst: Die einen wollen die Straße umbenennen, weil Hindenburg Hitler zum Reichskanzler ernannt hat und ein Monarchist und Kriegstreiber war, die anderen wollen den Namen so lassen, weil Hindenburg doch nicht so schlimm gewesen sei und weil es Geld koste, alle Personalausweise umzuschreiben. Eine Anwohnerbefragung soll ergeben haben, dass die große Mehrheit gegen eine Umbenennung ist. Es gab eine Historikerkommission, die minutiös ausgerechnet hat, zu wieviel Prozent Hindenburg ein Nazi war, und die zum Ergebnis kam, dass die Nazihaftigkeit nicht die Schwelle erreichen würde, bei der man die Straße umbenennen muss. Da waren die Konservativen erleichtert, aber jetzt haben die Linken einen neuen Vorstoß gemacht und es könnte sein, dass die Straße von einer Mehrheit aus Linken, SPD und Grünen doch noch umbenannt wird.

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