Ist BVB-Sportgeschäftsführer Lars Ricken zu harmoniebedürftig? Foto: Robin Patzwaldt
Matthias Sammer hat mit seiner von vielen Medien aufgenommenen Kritik an der Vereinsführung des BVB recht – und genau deshalb trifft seine Kritik einen empfindlichen Nerv, sorgt aktuell für leidenschaftliche Diskussionen im Umfeld des Klubs.
In einem Verein, der sich gern als selbstkritisch und ambitioniert begreift, wird unangenehme Wahrheit zunehmend als Störgeräusch wahrgenommen. Sammer benennt dieses Problem offen – und entlarvt damit eine Führungskultur, die sich zu oft im eigenen Wohlklang verliert.
Am Sonntag machte sich der BVB zum Gespött Fußballdeutschlands. Mit 2:5 unterlagen die Dortmunder im heimischen Westfalenstadion gegen Bayer 04 Leverkusen und sorgten damit dafür, dass die erlaubten 10.000 Zuschauer vor Ort sich plötzlich gar nicht mehr so glücklich über den zuvor mit Mühe erhaschten Stadionzugang gefühlt haben dürften.
Doch auch die Fans an den Bildschirmen und Radiogeräten außerhalb der Arena dürften vielfach kräftig vor Entsetzen in ihre Kaffeetassen oder Bierbecher gespuckt haben, als es ihre Lieblinge gegen den Tabellendritten, trotz intensiver Mahnungen ihres Trainers Marco Rose im Vorfeld, einmal mehr an der notwendigen Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit haben vermissen lassen.
Zwar liegen die Schwarzgelben auch nach diesem erneuten Rückschlag noch immer mit kommoden fünf Punkten Vorsprung auf die Werkself auf Rang zwei in der Tabelle, doch kombiniert mit dem frühen Aus in DFB-Pokal und UEFA Champions League, kommen die Dortmunder Verantwortlichen so langsam in erhebliche Erklärungsnot.
Wie kann es sein, dass eine zweifelsohne hochtalentierte Mannschaft seit Jahren einfach nicht dazuzulernen scheint, mit Marco Rose auch der nächste anerkannte Fachmann als Trainer mit diesem Kader (zumindest bisher) nicht wirklich gut zurecht kommt?
Aki Watzke (links), Michael Zorc (rechts) und Lucien Favre (Mitte) in Dortmund. Foto: Robin Patzwaldt
Der BVB lässt die Saison 2019/20 offenkundig schon austrudeln. Eine Woche nach dem wenig begeisternden 1:0-Erfolg gegen Hertha Berlin siegten die Dortmunder auch bei Abstiegskandidat Fortuna Düsseldorf am Samstag nur glücklich mit 1:0.
Immerhin: Die Qualifikation für die UEFA Champions League in der kommenden Spielzeit, die immerhin fünfte in Serie, ist dem Revierklub damit nicht mehr zu nehmen. Das Minimalziel ist erreicht. Der Vorsprung auf Rang fünf beträgt, nachdem Borussia Mönchengladbach am Samstagabend mit 1:2 bei Bayern München unterlag, drei Spiele vor Ende der Runde nicht mehr aufholbare zehn Zähler.
Der Titel des Deutschen Meisters ist bei aktuell sieben Punkten Rückstand auf die Bayern hingegen nur noch theoretisch zu gewinnen. Beim BVB rechnet schon seit Wochen niemand mehr damit, dass das noch klappen könnte. Zeit also, für ein erstes kurzes Saisonfazit.
Der Meistertrainer des BVB aus 2002: Matthias Sammer. Quelle: Wikipedia Foto: Harald Bischoff Lizenz: Creative Commons CC-by-sa-3.0 de
Viele Anhänger des BVB haben es vor der angelaufenen Saison als vielleicht einzige Chance der Schwarzgelben gesehen die übermächtig scheinenden Bayern zu stoppen. Nun ist es tatsächlich eingetreten. Die Bayern streiten sich. Matthias Sammer hat mit seinen jüngsten Äußerungen, in denen er, trotz Tabellenplatz zwei, von seinem Team mehr Einsatz und Leidenschaft einforderte, eine vereinsinterne Diskussion im Verein von der Isar ausgelöst.
Uli Hoeneß konterte prompt und kritisierte Sammer im Gegenzug u.a. ob des, seiner Meinung nach, unglücklichen Zeitpunkts und ob der Heftigkeit seiner Attacken gegen die bisherigen Leistungen des Teams. Sammers Äußerungen vermittelten den Eindruck als habe man bereits drei Spiele verloren, so Hoeneß.
Wie es nun in den nächsten Tagen bei den Bayern weitergeht, das ist
Bundestrainer Joachim ‚Jogi‘ Löw; Lizenz: CC; Quelle: Wikipedia; Foto: Steindy
Hansi Flick, derzeit Co-Trainer bei Bundestrainer Joachim Löw, soll nach Informationen des ‚Kicker‘ den freien Posten als DFB-Sportdirektor übernehmen wollen. Allerdings erst nach der WM 2014 in Brasilien, also erst in einem Jahr.
Der Posten der seit dem Rückzug von Robin Dutt, den es im Mai als Cheftrainer zu Werder Bremen zog, vakant ist, würde damit in den unmittelbaren ‚Freundes-‚ und damit wohl auch Einflussbereich von Bundestrainer Joachim Löw fallen.
Keine gute Sache, aus meiner Sicht, denn es droht eine Art Cliquenwirtschaft an der Spitze des deutschen Fußballs.
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