Vom Internet-Zwerg zum Internetzwerk

ProNRWCDUFB1Gefällt mir-Angaben oder Likes auf Facebook sind schon seit längerem eine harte Währung im Internet.  Wer viel geklickt wird, suggeriert Relevanz. Das hat auch Pro NRW verstanden. Seit neuestem inszeniert sie sich als hippe Internetpartei. In Ermangelung realer Erfolge verkündet die Partei: „Pro NRW überholt CDU jetzt auch auf Facebook!“. Dabei übersieht sie, dass diese Währung eben nur on- und nicht offline gilt.

Tatsächlich verzeichnen die Pro NRWler ganze 17 Likes mehr, als ihre christdemokratische Konkurrenz (Stand vom 27. Januar). Damit steht es 3785 zu 3768 für Pro NRW. Für soziale Netzwerke scheint, schaut man sich die Werte anderer NRW-Parteien an, zu gelten: Je marginaler eine Partei ist, desto größerer Beliebtheit erfreut sie sich im Netz. Die NPD NRW etwa, die bei der vergangenen Landtagswahl nur 0,5 Prozent der Stimmen bekam, liegt im Facebook-Ranking der Parteien sogar auf Platz zwei (4501 Likes) – nur noch übertrumpft von der Linken (6019 Likes), die aktuell ebenfalls die APO gibt. Mit den siechen NRW-Piraten (3975 Likes) und eben den feixenden Pro NRWlern besteht die obere Hälfte des Rankings also aus Parteien, die nicht im Landtag sitzen, oder mit einem Fuß schon wieder draussen sind. Die sogenannten Volksparteien inklusive ihrer grün-liberalen Erfüllungsgehilfen (Grüne: 3547, FDP: 1898) bilden damit das Schlusslicht. Die regierende SPD besetzt sogar den letzten Platz. Nur 672 Personen gefallen die Sozialdemokraten.

Was die braune „Bürgerbewegung“ allerdings meint, wenn sie sagt, sie habe die CDU jetzt „auch“ auf Facebook überholt, bleibt vorerst ihr Geheimnis. Indizien dafür, dass ihnen das Überholen der CDU in anderen Bereichen gelungen sei, sucht man vergeblich.

Vielleicht meint die politische Zwerg-Partei damit aber auch bemühte Versuche, möglichst frisch und modern zu wirken. Der „PRO-Jugendbeauftragte“ Tony-Xaver Fiedler lässt sich mit den Worten zitieren, Pro NRW gehöre „eben die Zukunft.“ Und als Partei der Zukunft vertrete man einen Patriotismus „in modernem Gewand.“ Dass sich „Gefällt mir“-Klicks augenscheinlich nicht auf Wahlergebnisse auswirken, zudem noch für eine Seite, auf der  fast ausschließlich platte Parolen statt echte Inhalte gepostet werden, wird der hippe Herr Fiedler vermutlich bald selbst merken. Doch vorher sollte er nochmal den Namen von diesem Dingsda, wo man ja so erfolgreich ist, üben. Denn dass Pro NRW die Zukunft gehöre, so Fiedler, zeige „auch der wachsende Zuspruch im größten sozialen Internetzwerk weltweit.”

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Piratus
Piratus
11 Jahre zuvor

Falls die 3785 Likes nicht gekauft sind, halte ich die Zahl schon für beunruhigend und das sollte man nicht durch solch einen Artikel kleinreden. Da besteht eher Handlungsbedarf !!!

Sören
Sören
11 Jahre zuvor

Klar besteht Handlungsbedarf gegen rechts-populisten! Stand das in Frage? In Deutschland gibt es da eine erstaunliche politische Lücke wo in anderen Nachbarländern sich längst starke rechts-populistische Parteien etablieren konnten. Das ist ein ständig schwellendes Risiko. Allerdings schafft es Pro NRW immer wieder derart dumm und diletantisch zu sein das sie es sich mit der eigenen potentiellen Wählerschaft verderben. Nehme man etwa die Geschichte mit den erschlichnen Geldern für nicht reale Sitzungen… Oder die aufgeflogenen personellen Überschneidungen mit der militanten Neonazi Gruppe „Freundeskreis Rade“ die so gar nicht ins Saubermann-Image passen will.

Gerade wegen der realen Gefahr würde mich mal interessieren wieviele von diesen „Likes“ Profiele von Menschen sind die antifaschistische Recherche betreiben oder sich gerne amüsieren.

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