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Warum Seehofers Strategie erfolgreich ist

Seehofer
Hat gut Lachen: CSU-Chef Horst Seehofer Foto: flickr/Lisa Roderer (CC BY-SA 2.0)

Warum handelt Seehofer so, wie er handelt und warum lassen sich Merkel und die SPD das gefallen? Eine Betrachtung über Seehofers Strategie.

Horst Seehofer hat mit der Politik abgeschlossen. Könnte er morgen nicht mehr Innenminister und CSU-Vorsitzender sein, er ginge vollkommen im Reinen mit sich nach Hause zu seiner Modelleisenbahn. Es muss irgendwann um die Zeit gewesen sein, als er Söder den Ministerpräsidentenposten überlassen musste und sein vielsagendes Fernsehinterview gab, als er entschied, dass er keine Lust mehr auf den politischen Betrieb und seine Spielregeln hat.

Schon mit seinem „Masterplan Migration“ hat Seehofer Merkel in die Bredouille gebracht, weil er sich weigert nach in der Politik gängigen Regeln zu spielen. Denn Seehofer ist ein Pokerspieler, der sämtliche Verluste schon abgeschrieben hat und jede Runde all-in geht. Alle anderen Mitspieler, die darauf aus sind Verluste zu minimieren, wissen nicht wie sie damit umgehen sollen. Merkel ist nicht in der Lage Seehofer Einhalt zu gebieten, denn Merkel will den großen Knall um jeden Preis vermeiden – es geht immerhin um ihre Kanzlerschaft. Seehofer ist das egal.

Immerhin kann Merkel sich darauf verlassen, dass die SPD zur Stelle ist um Front gegen Seehofer zu machen, weshalb sie selbst den direkten Konflikt mit ihm vermeiden kann. Die SPD ist allerdings nicht bereit die Koalition platzen zu lassen und Seehofer weiß das. Weshalb er beim „Masterplan Migration“ wie in der Causa Maaßen Kompromisse ertrotzt, die sowohl die SPD als auch Merkel demütigen. Seehofers Kommentare wie „Ich lasse mich nicht von einer Kanzlerin entlassen, die nur wegen mir Kanzlerin ist“ tun ihr Übriges. Ob er selbst an Ansehen dabei verliert ist ihm egal.

Seehofer ist egal ob es zum Crash kommt

Merkel und SPD stecken in der Zwickmühle. Auch im in der Spieltheorie bekannten „Spiel mit dem Untergang“ – zwei Autos fahren aufeinander zu, einer muss ausweichen um den Crash zu vermeiden – funktioniert das Modell nicht mehr, wenn einem der Fahrer egal ist, ob es zum Crash kommt. Es ist einer der Fälle, in denen irrationales Verhalten tatsächlich ein Vorteil ist. Seehofer kommt es nur darauf an Merkel zu demütigen, ihr zu schaden, nach Möglichkeit ihre Kanzlerschaft zu beenden. Alle anderen Erwägungen sind für ihn ohne Belang.

Sowohl SPD als auch Merkel werden die Ergebnisse und Folgen der Landtagswahl in Bayern abwarten. Wer weiß schon, ob Seehofer nach der Wahl noch genug Rückendeckung hat? Für Merkel war derlei Aussitzen in der Vergangenheit immer erfolgreich. Es wäre jedoch zweifelsohne unklug sich darauf zu verlassen. Für SPD und Merkel ist es an der Zeit sich eine Strategie zurechtzulegen, wenn Seehofer ihnen das nächste mal die Pistole auf die Brust setzt.

Der SPD-Führung kauft niemand ab, dass sie im Zweifelsfall bereit wäre die Koalition platzen zu lassen. Das sollte sie schleunigst ändern. In der Spieltheorie nennt sich das „glaubwürdige Selbstbindung“.

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Michael
Michael
5 Jahre zuvor

"Der SPD-Führung kauft niemand ab, dass sie im Zweifelsfall bereit wäre die Koalition platzen zu lassen."

Dass die SPD im Zweifelsfall bereit ist die Koalition platzen zu lassen – ist eine bösartige Unterstellung. Die glaubwürdige Selbstbindung der SPD nennt sich Nahles-Faktor, er ist der Granat, dass die SPD sich um jeden Preis an die Posten klammert, die die Große Koalition zu bieten hat.

Robert Müser
Robert Müser
5 Jahre zuvor

Die SPD ist (leider) in der aktuellen Verfassung eine Partei im Untergang.

Die SPD-Spitze unter Nahles tut alles dafür, dass der Wähler bei den nächsten Wahlen garantiert sein Kreuz nicht mehr bei der SPD macht. Der SPD sind alle Themen flöten gegangen, die den Bürger eine Ahnung gegeben hätte, warum er die SPD im politischen System braucht. Eher steht die SPD für eine Partei, die nur noch am Postenerhalt ihrer Akteure interessiert ist, Überzeugungen stehen da nur dem Machterhalt im Weg.

Die Außendarstellung ist verheerend, wer Leute wie Stegner und Kühnert vor die Mikrofone und die Kameras lässt, der braucht keinen politischen Gegner mehr.

Robert Müser
Robert Müser
5 Jahre zuvor

Das Drama geht in die nächste Runde …

Die (Noch?) SPD-Vorsitzende Nahles möchte jetzt alles neu verhandeln, sind wir eigentlich in einer
geschlossenen Anstalt gelandet? Es kommt einem so vor …

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