
Der Stern brachte letzte Woche einen rührenden Artikel über eine deutsche Mutter, die die Bilder aus Gaza stark betroffen machen. Das Titelbild zeigt eine Mutter mit einem abgemagerten Kind mit einer Plastiktüte als Windel. Dazu steht geschrieben: „Humanitäre Katastrophe. Es gibt Tage, an denen die Welt näher an uns heranrückt, durch ein Bild aus Gaza zum Beispiel.“ Der nachfolgende Text ist herzergreifend. Allerdings hat die Autorin der bewegenden Zeilen wohl sicher nicht darüber nachgedacht, wo dieses Bild eigentlich herkommt, das sie da emotional so aufgewühlt hat.
Als Bildunterschrift steht da Anadolu. Das Bild stammt also von einer staatlichen türkischen Nachrichtenagentur mit Sitz in Ankara. Eine staatliche Propagandamaschine Erdogans, der aus seinem Judenhass kein Geheimnis macht, verbreitet solche Bilder. Sie werden über Anadolu weltweit verfügbar gemacht und meist mit einer Agenturmeldung aus der Feder der Hamas von Nachrichtenagenturen wie z. B. Reuters verkauft, wo sie dank des Agenturprivilegs einfach abgeschrieben werden können. Über die fehlende Neutralität und ein gewisses Framing von Reuters hatte ich bereits berichtet.
Das Bild selbst ist keine Fälschung, aber es zeigt kein hungerndes Kind in Gaza. David Collier deckte auf, worum es sich tatsächlich handelt (). Das Kind heißt Mohammed und ist krank auf die Welt gekommen, und es würde höchstwahrscheinlich auch ohne Nahrungsmangel genauso aussehen, wie es aussieht. Es leidet unter einer schweren genetischen Störung, die zu einer Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff führt. Zusätzlich hat Mohammed eine zerebrale Parese, eine Krankheit, die durch einen frühkindlichen Hirnschaden zustande kommt und zu Lähmungen führt. So kann sich die Muskulatur nicht gut entwickeln. Fakten, die David Collier sicher belegen kann, die aber die Journalisten von Daily Express, Sky News, CNN, The Guardian, Daily Mail, New York Times, The Times (UK), BBC und eben auch bei uns in Deutschland vom Stern nicht interessieren. Es gibt ein Bild mit dem gesunden, normal ernährten Bruder des Jungen, der neben seiner Mutter, die Mohammed auf dem Schoß hat, steht. Nur wurde dies nicht gezeigt oder so geschnitten, dass der Bruder nicht zu sehen ist. Die BBC machte sogar ein Interview mit der Mutter. Die Krankheit als mögliche Ursache für das Aussehen des Kindes wurde dabei gekonnt umschifft, und Lügen über den Tod des Vaters wurden verbreitet. Richtig urteilt David Collier: „Das ist kein Journalismus. Hier verbreiten die britischen Staatsmedien bewusst eine irreführende Geschichte, die ausschließlich der Hamas nützt und Fake News verbreitet.“
Sicher, das Leid der Mutter ist echt und auch nachvollziehbar – in einem Kriegsgebiet mit einem behinderten Kind. Aber die Behinderung wird missbraucht, um Israel an den Pranger zu stellen und nicht, um ihr zu helfen. Die Bilder von Mohammed wurden von dem in Gaza lebenden Fotografen Ahmed Jihad Ibrahim Al-Arini aufgenommen. Er arbeitet für den türkischen Staat und die besagte Nachrichtenagentur Anadolu und liefert regelmäßig Bilder aus dem Kriegsgebiet. Die Medien verwenden die Bilder von Mohammed, um damit zu beweisen, dass eine Hungersnot in Gaza herrscht. Aber Israel kann absolut nichts dafür, dass dieses arme Kind so aussieht. So produziert man Mitleid – und Hass gegen den angeblichen Verursacher. Die emotionale Ebene wirkt.
Ein weiteres Beispiel ist Osama Al-Raqab. Ein Kind aus Gaza, das Anfang Juni 2025 nach Italien geschickt wurde, weil es unter cystischer Fibrose leidet. Israel erlaubte die Ausreise, weil ihm in Europa besser geholfen werden kann. Cystische Fibrose, auch Mukoviszidose genannt, ist eine Erbkrankheit, bei der Nahrungsbestandteile nicht ausreichend vom Körper aufgenommen werden können. Deshalb sieht Osama sehr mager aus. In Italien konnte er besser medizinisch versorgt werden, und auf einem palästinensischen Instagram-Account erfährt man, dass es ihm jetzt auch viel besser geht. Auch er wurde benutzt, um gegen Israel Stimmung zu machen. Eine italienische Tageszeitung schrieb zu einem Foto von Osama: „If this a child“ – eine Überschrift, die einen Bezug herstellt zu Primo Levis Buch If This Is a Man, ein Buch von einem Überlebenden des Holocaust. Osama wird mit den Kindern von Auschwitz verglichen, die Israelis mit den Nazis. Der Junge, der von den Israelis gerettet wurde, wird gegen sie benutzt und setzt sie mit den Mördern gleich, die ihr Volk fabrikmäßig vernichtet haben. Das ist makaber, aber leider auch keine Überraschung mehr.
Man kann nur jedem raten, der sich davor schützen möchte, von diesen Bildern manipuliert zu werden, die Bildunterschrift anzusehen. Bei Anadolu sollten die Alarmglocken angehen. In dem Zusammenhang frage ich mich: Warum fällt das nicht den hauptberuflichen Journalisten der „seriösen Medien“ auf? Sie wollen es nicht wissen. Ob es die schicke Schlagzeile ist oder das antiisraelische Narrativ, das es zu bedienen gilt – ich kann es nicht sagen. Dass Erdogan und seine Jünger, wie z. B. Tarek Baé, solche Bilder verbreiten, um Israel zu framen, ist bekannt. Sie tun dies inflationär seit Beginn des Krieges 2023. Der eigentliche Skandal ist, dass vermeintlich seriöse Medien wie New York Times, BBC und Stern sich daran beteiligen. Diese Medien gelten als vertrauenswürdig – aber das sind sie nicht.
