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Wenn es zu Ende geht: ToDo-Liste für Diktatoren

Bashar al-Assad Foto: Fabio Rodrigues Pozzebom / ABr Lizenz: CC Namensnennung 3.0 Brasilien

Mit Assad geht es zu Ende. Doch wie verhält man sich als Diktator korrekt wenn man weiß, dass die Party ein Ende hat?

1. Pornosammlung vernichten: Die Welt lachte über Honeckers Pornosammlung und seinen Lieblingsfilm “Die schwarze Nymphomanin“. Wer den stilvollen Abgang sucht hinterlässt lieber ein aufgeschlagenes Buch von Wittgenstein auf dem Nachttisch als einen Porno im DVD-Player.

2.  Politisches Testament schreiben: Was? Irgendwas! Man hatte immer Recht und war gut, alle anderen waren böse. Wenn man Glück hat übersteht das Papier die Jahrtausende und beeinflusst mangelns alternativer Quellen die künftige Geschichtsschreibung.

3. Friseur besuchen: Wir erinnern uns alle an Saddam-Hussein: Kinder auf der ganzen Welt waren erschüttert weil sie glaubten, die Amis hätten den Weihnachtsmann gefangen genommen. Wer gut frisiert in Gefangenschaft gerät zeigt Stil und hinterlässt einen guten Eindruck.

4. Flotten Spruch bereithalten: Nicht schreien und jammern. Wenn die Angreifer kommen: “Gentlemen, ich habe sie erwartet” oder  was witziges “Sie sind zu spät zum Tee, aber es war für Sie bestimmt auch ein anstrengender Tag.” Könnte  für eine gute Presse sorgen.

5. Kleidung bereitlegen: Keine pompöse Uniform, nicht zu viele Orden, nicht zu unbequem – man weiß ja nicht, wann man wieder in neue Klamotten kommt. Casual ist am Tag der Festnahme angesagt, dazu robuste, aber bequeme und geputzte (!) Schuhe.

6. Gut essen:  Gefängniskost ist meist gewöhnugsbedürftig und wenig schmackhaft. Den Koch noch flott etwas leckeres zaubern lassen und die Mahlzeit geniessen.

7. Abschied nehmen: Wer sich jetzt großzügig zeigt und das Personal reichlich beschenkt, kann später damit rechnen, zumindest als guter Arbeitgeber in Erinnerung zu bleiben. Dann sagt der alte Kammerdiener in Interviews vielleicht ja sowas: “Ich weiß, er war ein Massenmörder. Aber er hat immer freundlich gegrüßt und nie einen Geburtstag vergessen.”

8. Anwalt anrufen: Jetzt ist es an der Zeit, sich einen qualifizierten Rechtsbeistand auszuwählen.

Zum Anlass des Endes von Gaddafi erschien bereits ein ähnlicher Text auf diesem Blog

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Andreas Scholz
11 Jahre zuvor

Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben.

Abnick Grabotki
Abnick Grabotki
11 Jahre zuvor

Russisch oder chinesisch lernen.

Schinken
Schinken
11 Jahre zuvor

Ich warte auf die TO DO Liste für den Amtsantritt des neuen Diktators Syriens

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

Ehrlich gesagt erinnere ich mich an keinen Fall, in dem ein Diktator „stilvoll“ abgetreten wäre. Das Ende war stets so erbärmlich wie der Geschmack, den diese Herrschaften üblicherweise bei der Ausstattung ihrer Paläste beweisen.

Falkin
Falkin
11 Jahre zuvor

Und was folgt auf Assad? Ach ja, ein weiterer „arabischer Frühling“, der in kurz- bis mittelfristig jedoch im tiefsten religiösen Nebel enden wird. Es wird eine – mehr oder weniger – demokratische Wahl geben, Islamisten reißen sich die Macht unter den Nagel und geben sie gaaanz gaaanz lange nicht mehr ab.

Zahnwart
11 Jahre zuvor

@Schinken (#3) und @Falkin (#5): Es überrascht immer wieder, was für eine Liebe Islamfeinde zu den Diktatoren des Nahen Ostens hegen. Als ob Ben Ali, Assad, Gaddafi, Mubarak et al. nicht in erster Linie üble Gewaltherrscher gewesen wären, sondern hauptsächlich väterliche Beschützer der unmündigen Bevölkerung vor dem ach so schlimmen Islam. Wo kommt denn diese Furcht vor freien Wahlen im arabischen Raum her? Angesichts der Tatsache, dass in Libyen säkulare Kandidaten bei den Wahlen triumphierten? Angesichts dessen, dass man bislang eigentlich nichts Schlimmes hörte, vom Regierungshandeln der Islamisten in Tunesien und in Ägypten? Ich habe einen Verdacht: Diese Furcht steht in Verbindung mit der Vorliebe, die Leute wie Schinken oder Falkin ohnehin für autoritäre Regierungen haben. Oder?

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

@Zahnwart
Da haben Sie ja im Prinzip recht, aber Sie übersehen, daß auch islamistische Gewaltherrscher sich in D größerer Sympathien erfreuen. Achmanidedshad? Ooch, der meint das nicht so. Taliban? Das ist halt Tradition in diesen Ländern!
Wenn sich nach Ende der Gewaltherrschaft dann heraus stellt, daß „die“ das doch so meinten, kommt im günstigsten Fall ein lahmes „das konnte man ja nicht wissen“ als Erklärung, meistens jedoch die perfide Unterstellung, daß die „Mainstreammedien“ (der nicht näher definierte neue Buhmann in Foren und Blogs!) die Dinge völlig falsch darstellen.
Das garantiert ein sorgenfreies Leben und gesunden Schlaf.
Und vor allem muß man sich seit 1945 nicht umgewöhnen…

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