
Unsere Gastautorin Eva Arndt über einen Skandal, der in der niedersäschsischen Kleinstadt Esens seinen Anfang nahm und in Duisburg seinen Fortsetzung erlebt.
Gewalt durch Neonazis, nicht endende Gerichtsprozesse, weil er ein rechtes Netzwerk aufdeckte, und Gewalt durch ein selbsternanntes Clanmitglied. Toxischer Stoff für einen Thriller? Nein. Für den international renommierten Künstler und Historiker Cyrus Overbeck aus Duisburg ist das Unvorstellbare seit Jahren Realität. Dabei möchte er nichts lieber, als sein altes Leben zurück: sich der Kunst widmen. Stattdessen muss er sich verteidigen und kämpft seit 2018 gegen Neonazis, Rechtsextreme, Gerichte, Staatsanwaltschaften, Clans und die Duisburger Stadtverwaltung. Für Gerechtigkeit. Ein deutsches Polit-Drama in mehreren Akten. Ende offen.
Anfang der 2000er Jahre etablierte sich der jetzt 55-jährige Kosmopolit auf Einladung der Stadt Esens mit einem weiteren Atelier auch in Ostfriesland. Da er studierter Historiker ist, befasste er sich künstlerisch immer wieder mit der Nazizeit. Schuf Bilder und Plastiken von Opfern und Widerständlern und lud die Bevölkerung in sein offenes Atelier ein. Es dauerte nicht lange, da fand sich an seinem Fenster der Schriftzug „Judensau“. Die Reifen seines Wagens wurden zerstochen, Scheiben des Ateliers und der Wohnung eingeworfen, er wurde vom Fahrrad gerammt, eine Faust flog ihm ins Gesicht. In einer Gaststätte würgte ihn plötzlich ein Gast, schrie „Jude“, abends jagte man ihn durchs Viertel und nachts trat man ihm die Türen ein.
Das alles ist polizeibekannt und dokumentiert. Und obwohl er eine Belohnung von 1000 Euro aussetzte, wurden die Täter nie gefasst. Warum es in vielen Jahren immer wieder zu solchen Gewalttaten kam, konnte sich der Künstler nicht erklären. Bis er über die rechte Szene in Esens recherchierte und feststellte, dass sein Nachbar Hans-Christian Petersen (77) kein Geringerer ist als der Sohn des NS-Rassemalers und Alt-Nazis Wilhelm Petersen, den Hitler selbst in den Professorenstand erhoben hatte – obwohl dieser dazu gar keine Qualifikation hatte. Wilhelm Petersen blieb auch nach 1945 seiner nationalsozialistischen Gesinnung treu und wurde gleich im Gründungsjahr der NPD 1964 deren Mitglied.
Am Reformationstag 2018 klärte der Künstler auf Bitten des Esenser Theologenehepaares Martina und Gernot Harke mit seiner Kanzelrede über den Altnazi Wilhelm Petersen, den Lieblingsmaler Adolf Hitlers, und über dessen Sohn Hans-Christian Petersen auf, der im nazistischen oder NS-esoterischen Grabert-Verlag veröffentlicht. Es kam zu tumultartigen Szenen.
H.-C. Petersen, der beruflich in die Fußstapfen des Vaters getreten ist, arbeitete und arbeitet immer noch als Künstler und schuf viele Kunstwerke für den öffentlichen Raum ostfriesischer Küstenorte. Cyrus Overbeck hatte herausgefunden, dass sein Nachbar allerdings auch in die politischen Fußstapfen des Vaters getreten ist. Der 77-Jährige verbreitet – wie die bekannten Neonazis Alain de Benoist, Thorsten Heise und Dr. Pierre Krebs – die nationalsozialistischen, antisemitischen, völkisch-identitären, kriegs- und gewaltverherrlichenden Darstellungen nationalsozialistischer Inhalte seines Vaters, des NS-Rassemalers Wilhelm Petersen, über rechtsextreme Foren und Verlage wie: Grabertverlags-Komplex / Buchdienst Hohenrain, Thule-Seminar, Galeria d’Arte Thule Italia und Nordlandverlag.
Nachdem Overbeck herausgefunden hatte, dass sein Nachbar in einem rechtsradikalen Verlag veröffentlich hat, stellte er einen Antrag im Esenser Stadtrat mit der Aufforderung, die Kunstwerke aus dem öffentlichen Raum zu entfernen. Ein bekanntes Kunstwerk ist zum Beispiel die Bronzefigur am Hafen von Neuharlingersiel „Alt- und Jungfischer“. Eines der meistfotografierten Werke in Deutschland. Aber zum Entsetzen einiger aufrechter Demokraten in Esens wurde Overbecks Antrag einstimmig vom Tisch gefegt.
Und sogar der SPD-Kommunalpolitiker und Vorsitzende des Esenser ökumenischen Arbeitskreises Juden und Christen, Jens Ritter, Sohn von Wolfgang Ritter, deckte und deckt bis heute Petersen mit Aussagen wie: „Hans-Christian Petersen ist kein Neonazi“, „Ich halte die Vorwürfe für absurd“, „Nach 1993 hat Hans-Christian Petersen nicht mehr in rechtsextremen Verlagen veröffentlicht“, „Hans-Christian Petersen ist gar nicht der Herausgeber. Er steht nur vorne auf dem Umschlag. Herausgeber ist Alain de Benoist.“ – „Selbst eine Veröffentlichung im Grabertverlag ist kein Verweis auf Rechtsextremismus.“
Der Grabertverlag wird vom Verfassungsschutz Baden-Württemberg als organisationsunabhängiger, rechtsextremer Verlagskomplex bezeichnet, der für Antisemitismus, Verunglimpfung Verstorbener, Verherrlichung und Verharmlosung des Nationalsozialismus, Holocaustleugnung und Propagieren für die Abschaffung des Systems der freiheitlich-demokratischen Bundesrepublik Deutschland steht. Ebenso kam es zur rechtskräftigen Verurteilung des Dr. Pierre Krebs, Gründer des Thuleseminars mit Alain de Benoist, wegen Volksverhetzung und Hitlerverehrung. Der Verfassungsschutz bezeichnet das Thuleseminar wie den Grabertverlag als rechtsextreme Ideenschmiede.
Auch der Esenser Ratsherr Dave Münster, der wie Jens Ritter als Lehrer verbeamtet ist, behauptete: „Da hat Overbeck ein Bild gemalt, das nicht nachvollziehbar ist. Ich halte Hans-Christian Petersen nicht für einen Neonazi.“ Und: „Selbst das Inserieren auf der Galeria Thule ist kein Verweis auf Rechtsextremismus.“ Über diese politische Auseinandersetzung berichteten 2019 viele regionale und überregionale Medien wie Der Spiegel, FAZ, Süddeutsche, Rheinische Post, WAZ, auch Deutsche Welle – mehrsprachig. Die Aufklärung über Petersen griffen sogar US-amerikanische Medien auf.
Auf dringendes Anraten der Polizei verließ Overbeck 2020 seine geliebte norddeutsche Meeresheimat. Denn die Polizei hatte ihm erklärt: „Wir können Sie da oben nicht schützen.“ Er ging zurück nach Duisburg in sein Stamm-Atelier, der denkmalgeschützten „Brotfabrik Overbeck 1904“ auf der Arnold-Overbeck-Straße im Stadtteil Beeck, einem der Orte des Widerstands gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft.
Zweiter Akt des Polit-Dramas: Nachdem Cyrus Overbeck in circa 60 Mails mit einem großen Verteiler darüber aufgeklärt hatte, dass die Esenser Ratsleute Petersen decken mit Aussagen wie: „Selbst eine Veröffentlichung im Grabertverlag ist kein Verweis auf Rechtsextremismus“, zeigten ihn die Esenser Ratsleute Ritter und Münster an – wegen übler Nachrede und Verleumdung. Und das, obwohl ihre Aussagen, mit denen sie ihn decken, durch Zeugen belegt sind.
Bemerkenswert: Die Auricher (Ostfriesland) und Duisburger Justiz verfolgen seit 2020 nicht Petersen und die, die ihn decken, sondern den international renommierten Künstler Cyrus Overbeck, der ein rechtes Netz aufgedeckt hat.

Danke für diesen hoch-spannenden, akribisch recherchierten Beitrag – man kann kaum glauben, dass so eine Story im Deutschland des Jahres 2025 noch möglich ist. Möge sich Geschichte NICHT wiederholen -ich wünsche Herrn Overbeck viel Kraft, Zuversicht und Glück!
[…] aus boshaftem Antisemitismus erfunden, wie Passagiere aus dem Flieger bezeugen.Deutschland:– Aurich/Duisburg: Gegen einen renommierten Künstler wird ermittelt; wegen übler Nachrede. Weil er ein (Neo-) […]