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‚World of Malls‘: Ein Überblick zur Entstehung und Entwicklung von Malls

Das CentrO in Oberhausen. Foto: © Thomas Mayer
Das CentrO in Oberhausen. Foto: © Thomas Mayer

Bei einem so klassischen ‚Ruhrbarone-Thema‘ wird man natürlich sofort stutzig, wenn eine Neuerscheinung aus diesem Bereich auf den Buchmarkt kommt. Und daher darf eine kurze Vorstellung von ‚World of Malls‘ in dieser Woche hier im Blog natürlich auch nicht fehlen.

World of Malls Cover (460x600)Es ist sicher eines der heißdiskutiertesten Themen der vergangenen Jahre hier: Werden sich die im Ruhrgebiet zuletzt neu errichteten Einkaufzentren, wie etwa das ‚Palais Vest‘ in Recklinghausen, am Ende positiv oder negativ auf die Stadtentwicklung auswirken. Werden sie zur Wohltat, oder doch eher zum ‚Citykiller‘ mutieren?

Die neue Hatje-Cantz-Publikation ‚World of Malls. Architekturen des Konsums‘ widmet sich genau diesem kontroversen Thema. Das Werk behandelt die Entstehung sowie Entwicklung von Einkaufszentren und stellt gleichzeitig architektonische sowie gesellschaftspolitische Aspekte in den Fokus, anhand von zahlreiche Fallstudien und Essays von Stadtplanern, Ökonomen sowie Architekturhistorikern. Spannend!

Ob auf der grünen Wiese oder im urbanen Raum errichtet, Shopping Malls polarisieren seit jeher. Bereits seit den 1950er-Jahren diskutierten Politiker, Stadtplaner, Soziologen, Bürgerinitiativen und Betreiber über mögliche Auswirkungen auf Einzelhandel, Stadtentwicklung und Gesellschaft.  Denn mit der Entstehung von Shopping Malls wurden grundlegende Elemente urbaner Einkaufsstrukturen unbestritten neu definiert.

Ob Ladenstraße, Bazar, Passage oder Kaufhaus, all diese bekannten architektonischen Typologien des Kommerzes waren hierzulande ursprünglich stets mit dem Zentrum einer Stadt verknüpft und für die Erreichbarkeit von Fußgängern konzipiert.  Die massenhafte Motorisierung des 20. Jahrhunderts löste, wie man auch hier lernen kann, jedoch einen radikalen Umbau der Städte aus und führte zu einer starken Suburbanisierung.  Und das Wachsen der Vorstädte und die damit einhergehende Entvölkerung der bekannten klassischen Stadtzentren waren dann ein direkter Auslöser für das Entstehen der ersten Shopping Malls.

Dies Alles begann ursprünglich in den 1950er-Jahren in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA). Im Laufe der folgenden Jahrzehnte avancierten Shopping Malls dann aber weltweit zu urbanen Erlebnisräumen.

In der jüngsten Vergangenheit wurden sie dann auch zunehmend innerstädtisch populär und sind heute zweifelsfrei ein fester Bestandteil des öffentlichen Raumes.

Doch wohin geht ihre Entwicklung?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich nun dieses in der Vorwoche erschienene Buch.

Denn auf der einen Seite gibt es weiterhin spektakuläre Neueröffnungen, andererseits stehen inzwischen aber eben auch viele ‚Shopping Malls‘ bereits komplett leer, werden umgebaut oder auch neu genutzt.

Eine objektive Betrachtung aus neutraler Perspektive erscheint nahezu unmöglich, denn die Widersprüche zwischen den von Natur aus völlig unterschiedlichen Interessen der Betreiber, der Stadtbewohner und der lokalen Politik sind grundsätzlich so nicht vollständig auflösbar.

Ob die Shopping Mall nun den Tod einer Stadt bedeutet oder eher ihre Wiederbelebung fördert, ist nur im Einzelfall zu klären. Das ist ein Fazit dieses Buches, in dem Stadtplaner, Ökonomen und Architekturhistoriker Fragestellungen in diesem Zusammenhang analysieren.

Auf den frisch aufgelegten gut 250 Seiten werden hier nun anhand von unterschiedlichen Beispielen die verschiedenen weltweiten Auswirkungen von ‚Malls‘ auf den Stadtkontext beleuchtet.

Auch für interessierte Laien, so wie mich, ein zwar recht komplexes Buch, aber sehr spannend!

Die Fotos zeigen wir hier natürlich, wie immer, mit ausdrücklicher, freundlicher Genehmigung des Verlages.

Begleitend zum Buch gibt es aktuell übrigens noch bis zum 22. Oktober 2016 eine Ausstellung im Architekturmuseum der TU München.

 

Taschenbuch: 256 Seiten

Verlag: Hatje Cantz Verlag

ISBN-13: 978-3775741385

Preis: 49,80

Foto: Seph Lawless
Foto: Seph Lawless
Foto: Jon Jerde
Foto: Jon Jerde

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Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Robin,

"irgendwo " habe ich "irgend wann " gelesen, daß in den USA Malls für den Handel -und für die Stadtplane Auslaufmodelle sind.
Stattdessen, so der Bericht, sei man dabei, kleinere Geschäfte mit einem kleinteiligen Sortiment in "kleinen Fußgängerzonen" zu planen, zu bauen und zu betreiben. Das würde bedeuten, daß in den USA das Gegenteil von dem "in ist" was derzeit in unseren Städten favorisiert wird.

Ich bin habe seinerzeit zum Inhalt dieses Bericht nicht recherchiert, insofern gebe ich das Ganze nur mit Vorbehalt wieder.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
7 Jahre zuvor

@Walter Stach: Ist evt. dieser Trend gemeint: http://www.welt.de/kultur/kunst-und-architektur/article121766045/Amerikas-Malls-sehen-jetzt-aus-wie-Europas-Staedte.html ?

Das wäre zwar die Rückkehr zum kleinteiligen "Parterre"-Sortiment unter der Vorspielgelung von Einzelhandel, aber als Disneyland-artige Ausprägung in einer völlig neuen Kunstwelt – wobei die Eigentumswohnungen schon integriert sind.

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Klaus Lohmann,
1.
ja, danke für den Hinweis.Dass war wohl der Artikel, an dessen Inhalt ich mich erinnert habe.

Abgesehen von möglichen US-typischen Besonderheiten könnte ein solcher Trend zumindest den hiesigen Stadtplanern und (Einzel-)Händlern zu denken geben, wenn sie über ihre Zukunft und über die ihrer Stadt diskutieren.

Ich meine ganz konkret bezogen auf meine Heimatsstadt Waltrop, aber auch mit Blick auf mittelgroßen Nachbarstädte – u.a.Castrop-Rauxel, Lünen -, daß sich die Leerstände in ehemals von kleinem und von mittelgroßem Einzelhandeln bewirtschafteten Immobilien weiter erhöhen werden, auch wenn es keine zusätzlichen Malls in den benachbarten Großstädten geben wird.

Der Einkauf via Internet wird weiter wachsen und viele Waltroper, die es sich leisten können, nutzen -weiterhin mit Tendenz "nach Oben"- die Angebote -hochklassige- in DO, in Münster-. Und viele Auspendler nach DO, GE, Essen, Düsseldorf- kaufen dort ein wo sie arbeiten. Zudem wird es in Waltrop mittel- und langfristig zu einer weiteren Reduzierung der Einwohnerzahl kommen, auch wenn derzeit aufgrund des Zuzuges geflüchteter Menschen ein kleiner Anstieg zu verzeichnen ist.

Leider scheinen Politik und Immobilienbesitzer nicht bereit zu sein, sich dieser Realität zu stellen.
"Man" ignoriert sie nach meiner Wahrnehmung, "man" scheint nicht einmal bereit zu sein, darüber öffentlich und offen zu diskutieren.

Ich gehe jedoch davon aus, daß völlig unabhängig vom politischen Willen und ggfls. auch gegen den Willen der Immobilienbesitzer in den kleinen Innenstädten von Waltrop, Datteln, Oer-Erkenschwick, aber auch in den Mittelstädten wie CAS-R, Lünen pp. zunehmend anstelle kleinerer und mittelgroßer Geschäfte wieder Miet- und Eigentumswohnungen zu finden sein werden. Letzteres she ich durchaus positiv , und zwar a.)im Interessen der Menschen, z.B. auch der älteren, die zunehmend in der Innenstadt wohnen können -neben ihrem Bäcker, ihrem Friseur, ihrem Arzt, ihrer Kneipe, ihrem kleinen Buchladen, ihrem Kiosk , aber auch der jungen Familien und b.) im Interesse einer "lebendigen Innenstadt – nicht nur während der Geschäftsöffnungszeiten.

2.
Klaus Lohmann,
ich schreibe das nicht, weil ich meine, daß das ohne jeden Zweifel so ist bzw . daß das ohne jeden Zweifel so kommen wird, sondern nur deshalb, weil ich verwundert darüber bin, daß "man" sich dieser Problematik -ergebnisoffen-nicht zu stellen scheint -jedenfalls nicht offen und öffentlich.

Wenn stattdessen die Stadt Waltrop (!!) durch den Umbau/Anbau ihrer (!!) Stadthalle zusätzliche Flächen für den innerstädtischen Einzelhandel schafft bei unübersehbaren Leerständen in unmittelbarer Nachbarschaft, dann bin ich nicht in der Lage, dafür vernünftige Argumente zu finden.
Ob der Versuch der Stadt und des größten innerstädtischen Immobilienbesitzers, mit dem Bau eines neuen EDEKA-Ladens gegenüber dem Markt im Eingangsbereich zum Stadtpark und damit am Rande der Fußgängerzone nennenswert zur "Optimierung des Einzelhandels in der Fußgängerzone" beitragen zu können, Erfolg haben wird, weiß ich nicht. Ich habe erhebliche Zweifel, u.a. deshalb, weil meine ganz persönliche Erfahrung mit Einkäufen bei EDEKA. REWE u.a. darauf schließen lassen, daß man diese Einkäufe regelmäßig nicht verbindet mit einem "Einkaufsbummel und einem Einkauf" in der umliegenden, der naheliegenden Fußgängerzone.
Mir scheinen der "Umbauj/Anbau" Stadthalel und der Neubau "EDEKA-Markt" ein Beleg dafür zu sein, was ich unter -1- beschrieben habe.
Will man nicht die Realitäten erkennen?
Weigert man sich, eine innerstädtischen Planung zu diskutieren, die nicht mehr auf Sicherung oder gar auf den Ausbau des innerstädtischen Einzelhandels setzt, sondern die für Alternativen offen ist?

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