AfD-Erfolge im Herbst des Aufschwungs

Andreas Kalbitz Foto: Professusductus Lizenz: CC BY-SA 40.

23,5 Prozent und ein Zuwachs von 11.3 Prozentpunkten in Brandenburg, 27.5 Prozent in Sachsen und ein Zugewinn von 17,8 Prozent – nur weil es zweitweise so aussah, als ob die AfD stärkste Partei werden könnte, fällt die Erschütterung über diese Zahlen noch verhältnismäßig modert aus. Diese Erfolge machen die AfD in den beiden Ländern zur Volkspartei.  Auch ohne mitzuregieren wird sie die Politik treiben können.

Die Erfolge der Rechtsradikalen sind umso besorgniserregender, die Wahlen, wie die noch im Oktober kommende  in Thüringen, im Herbst des langen Aufschwungs stattfanden. Noch ist die Rezession nur ein drohendes Gewitter jenseits der Horizonts, dessen Grollen kaum vernehmbar ist. Die Arbeitslosenzahlen sind nich gut, der beginnende Abschwung hat noch nicht durchgeschlagen. Vielen, wenn auch nicht allen Menschen, geht es gut. In den Medien ist noch der Klimawandel das bestimmende Thema. Er hat sogar die Migration von ihrem Spitzenplatz verdrängt.  In Sachsen sorgte die AfD mit Unregelmässigkeiten bei der Listenaufstellung für Schlagzeilen, ihr Spitzenkandidat in Brandenburg, Andreas Kalbitz, ist ein  Rechtsradikaler, der nicht einmal mehr versucht, sich einen bürgerlichen Anstrich zu geben – beides schadete der AfD kaum.

Nun stellt sich die Frage, wie stark die AfD erst werden wird, wenn die Stimmung in weiten Teilen der Bevölkerung kippt. Wenn die hunderttausende Beschäftigten in der Automobilindustrie ihre Jobs verlieren oder um ihre Zukunft bangen, wenn die Krise des Maschinenbaus durchschlägt, wenn die Kurzarbeiterzahlen weiter steigen und die Menschen sich um ihre Existenz sorgen.

In der Lausitz, dem Braunkohlerevier Brandenburg, wo es der Umwelthilfe vor Gericht gelang, einen Tagebau stillzulegen, wurde die AfD gestern stärkste Partei: Sie holte sieben von zehn Direktmandaten und ließ die SPD zum Teil deutlich hinter sich.

Was heute die Lausitz ist, können morgen schon Wolfsburg, Ingolstadt, Salzgitter oder die deindustrialisierten und armen Quartiere des Ruhrgebiets sein. Der Gewinner der kommenden Krise könnte die AfD werden. Zeit für die Politik sich weniger mit Plastikstrohhalmen und Bienen und mehr mit Wirtschaft und Infrastruktur zu beschäftigen. Sonst droht ein böses Erwachen.

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Nina
Nina
5 Jahre zuvor

Ich denke nicht, dass die Arbeitslosigkeit AfD-Wähler hervorbringt. Es heisst doch immer, dass das zu großen Teilen wirtschaftlich gefestigte Wähler sind.
Ganz offensichtlich neigen insb. Ost-Deutsche zu der Partei und frustrierte Rechtsextreme.
Diese Partei ist keine Partei der Arbeitslosen und wirtschaftlich Schwachen.

Thommy
Thommy
5 Jahre zuvor

Ich kann bei genauerer Betrachtung keinen Widerspruch zwischen der Beschäftigung mit Wirtschaft und Infrastruktur und der Beschäftigung mit "Plastikstrohhalmen und Bienen " erkennen.

Ihre "Analyse " liest sich zwar in Teilen launig, ist aber -wie so oft- viel zu kurz gegriffen und von persönlichen Aversionen gegen die Ökologiebewegung fehlgeleitet.

PS:
Wenn die verpennte deutsche Automobilbranche am Boden liegt, dann doch vor allem deshalb, weil ihr droht, international den Anschluß und damit den Wettbewerb zu verlieren . Das Vertrauen der Konsumenten haben sie doch seit geraumer Zeit selbst verspielt.

thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

Die Ökologie und die Ökos sind schuld. So sieht die einfache und sehr überschaubare Welt des @ Stefan Laurin aus. Es ist das altbekannte "Haltet den Dieb." Nix Neues also aus BO.

Marylou Monroe
Marylou Monroe
5 Jahre zuvor

Viele Jobs werden in Zukunft so oder so wegfallen. Schuld wird dann aber nicht die Beschäftigung mit Strohhalmen oder Bienen sein, sondern die Digitalisierung.
Wenn man sich den derzeitgen Stand der Roboterentwicklung anschaut weiß, daß der Industriearbeiter bald überflüssig sein wird wie die Diskette.
Braunkohle ist nicht nur ein schmutziger, sondern auch ein drittklassiger Energieträger, also auch kein Faktor, der in Zukunft von Bedeutung ist, zumal die Windenergie bereits drei mal.mehr Menschen beschäftigt.
Im Ruhrgebiet war es doch das Beharren auf den Kohleabbau, der einen früheren Wandel verhinderte und so zu den Problemen führte, die noch heute nachwirken.
Die AFD ist eine Partei der Schwätzer, die den Neid und den Ingrimm seiner Wähler kennt und ihre Politik darauf zuschneidet.
Helfen tut da nur gute Politik, wenn man genau wüßte welche Politik genau hilft.

Arnold Voss
Arnold Voss
5 Jahre zuvor

Egal ob ÖKobashing oder nicht. Es entwickelt sich eine neue Mehrheit rechts der Mitte mit starken extremistischen Anteilen. Die CDU wir dieser potentiellen Mehrheit auf Dauer nicht widerstehen. Erst recht, wenn jetzt in der AFD Stimmen laut werden, die glauben ohne Leute wie Höcke und Kalbitz noch mehr Stimmen zu bekommen, und diese sich auch noch durchsetzen. Aber auch so ist diese braun angefärbte Merheit rechts der Mitte im "Osten" schon Fakt.

Und die CDU wird sich auch auf Bundesebene in Zukunft, spätestens nach Merkel, selber wieder mehr nach rechts begeben. Während SPD und Linke weiter an Stimmern verlieren werden und die FDP kein stabiles Bein auf die politische Erde bekommt. Da brau(n)t sich was zusammen, dass mit der Verschlechterung der ökonomischen und sozialen Lage einen weiteren Schub erhalten könnte. Da liegt der Artikel völlig richtig.

Helmut Junge
5 Jahre zuvor

Arnold, Wenn ich die Bilder von Merkel und Trump von 2019 und 2017 vergleiche, finde ich die Vermutung "spätestens nach Merkel" verwirrend. Mein Gefühl sagt "stimmt nicht", es müßte heißen "spätestens mit Merkel". Merkel ist der vollste Vollprofi in der Politik überhaupt. Wer hätte denn vor 2 Jahren gedacht, daß sie heute quasi unanfechtbar auf dem Thron sitzen würde?

Walter Stach
Walter Stach
5 Jahre zuvor

Arnold,
einverstanden.

Was mich an allen Analysen der Wahlergebnisse, egal ob ich sie für begründet halte oder nicht, irritiert und was mich vor allem bei den darauf gestützten Prognosen über die mögliche kurzfristige, mittel- und langfristige Folgen der Wahlergebnisse für die (Parteien-) Demokratie in Deutschland irritiert, ist das Nichterwähnen , folglich auch das Nichtkommentieren des Wahlergebnisses mit Blick auf die 72, 5 % (!!) der WählerInnen-Stimmen in Sachsen und der 76, 5 % (!!)der WählerInnen-Stimmen in Brandburg, die für demokratisch-rechtstaatliche Parteni und damit gegen die AFD abgegeben worden sind – und das in den vorgeblichen Hochburgen der AFD in "Ost-Deutschland".

Ist das symptomatisch für eine seit längerer Zeit zu beobachtende Fixierung der medialen Öffentlichkeit auf die AFD, die erklärbar ist, aber eben, wie auch jetzt feststellbar, dazu führt, daß Fakten gänzlich ausgeblendet werden, deren Erwähnung und deren Bedenken dazu führten könnten, Analysen und Prognosen "anders" anzugehen als das derzeit der Fall ist?

Arnold,
ansonsten …………

Ich habe seit einigen Monaten , wie Du festgestellt haben wirst, "keine Lust" mehr, mich in Meinungsstreitigkeiten hier bei den Ruhrbaronen einzubringen, auch nicht aktuell die Wahlergebnisse vom Sonntag betreffend, schon gar nicht wenn es dabei auch um "meine" SPD geht.

Das gilt auch

-Robin Patzwaldt-

wenn es um "unseren" BVB geht.

Robin Patzwaldt
Editor
5 Jahre zuvor

Schade, Walter! Aber schön zu wissen, dass es Dir soweit offenbar gut geht! 🙂

thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

@ Walter Stach Anfangs dachte ich in Bezug auf die, die nicht die AfD wählen, ähnlich wie Du. Jetzt nicht mehr, denn 27,5% können eine ziemliche Sogwirkung entfalten. Viele wollen gerne bei den Gewinnern sein. Die AfD ist ein ziemlicher Gewinner.
Ansonsten schließe ich mich Robin#8 an.

Thies Stein
Thies Stein
5 Jahre zuvor

Ich denke es ist falsch den Erfolg der AFD bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen einzig und allein auf das "Abgehängtsein" zu reduziern. Die unfähre Berichterstattung, mediale Hetze, Dämonisierung, Empörungstalkshows, sowie eine ideologisch fanatische Dialogverweigerung der sog. Zivilgesellschaft (mit Nazis redet man nicht) erzeugt ein Gefühl der Ohnmacht. Ein "Jetzt erst recht" ist die Folge und das Stellen der AFD auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben.

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