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Antisemitismus und Ignoranz

Purer Antisemitismus: DIE RECHTE am 20.4.2019 in Wuppertal; Foto: Twitter, @Infozentrale
Purer Antisemitismus: DIE RECHTE am 20.4.2019 in Wuppertal; Foto: Twitter, @Infozentrale


Von unserer Gastautorin Anastasia Iosseliani

Geehrte Leser!
Es ist wieder so weit, ich muss wieder über dieses Thema schreiben. Was mich dazu inspiriert hat, ist Folgendes: Eine belgische Universität veröffentlichte ein Video über Gebärdensprache, bei der das Wort für «Jude» eine Hakennase ist. Belgien ist bekannt für einige Dinge, unter anderem für Schokolade und den Serienmörder Marc Dutroux. Belgien erlangte auch traurige Berühmtheit dafür, dass nunmehr aufgrund des Antisemitismus dort,Synagogen und andere jüdische Einrichtungen vom Militär bewacht werden müssen. In dieser Atmosphäre behauptet der Autor Dimitri Verhulst, dass wir Juden «hässliche Nasen» hätten, indem er ein ironisches Zitat des grossen Serge Gainsbourg verhunzt und nun giesst eine Universität Öl ins Feuer und antisemitische Stereotype propagiert.

Nachdem ich den Link zu dem Artikel über die Universität, die Antisemitismus befördert auf meinem Facebook-Account gepostet habe, mit dem Hinweis darauf, das aufgrund von solchen antisemitischen Stereotypen und Ressentiments mir von Nicht-Juden unterstellt wird eine  «jüdische Nase» zu haben, liess einer meiner Bekannten in den Kommentaren die Bombe platzen: Dieser nicht-jüdische Bekannte erdreistete sich zu schreiben, dass seine nicht-jüdische Mutter stolz auf ihre vermeintlich jüdische Hakennase gewesen sei. D.h. er bekräftigte ein Stereotyp, in einer Welt, in der Antisemitismus wieder ein immer grösseres Problem für uns Juden wird. Dass ich deshalb nicht geschrien habe, lag nur daran, dass es sinnlos ist, einen Computer anzuschreien. Am Ende war Hopfen und Malz verloren, denn der Mann hat mir die Freundschaft gekündigt.

Dies kann nur geschehen, weil rasenden Antisemiten von der Mehrheitsgesellschaft oft nur eine klischeehafte, mit Ressentiments und Stereotypen beladene Karikatur eines jiddelnden, hakennasigen Juden entgegenstellt wird, in der Hoffnung, dass mit diesem Klischee eines Klezmer-Musikanten aus dem Schtetl der Antisemitismus aufgehalten werden könne. Der Antisemitismus wird so allerdings weiter angetrieben, angefeuert mit einer Mischung aus Ignoranz, antisemitischen Ressentiments und Stereotypen, denn wie oft gesagt wird: Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert. Darum ist es so problematisch, Juden als hakennasig oder Charedim zu porträtieren. Nicht nur wird man so der porträtierten Personengruppe nicht gerecht, man befeuert auch Antisemitismus, dies in einer Welt, in der, ich muss mich wiederholen, Soldaten mit Maschinengewehren, vor jüdischen Einrichtungen Wache stehen müssen.

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Gerd
Gerd
4 Jahre zuvor

"Antisemitismus dort, Synagogen und andere jüdische Einrichtungen vom Militär bewacht werden müssen."

Erstens ist das in anderen europäischen Ländern auch nicht viel anders und zweitens hat das nichts mit Belgien zu tun.

AntiAndi
AntiAndi
4 Jahre zuvor

Zur Info: Das angesprochene Video ist von 1990 und entstammt einem Wörterbuch der flämischen Gebärdensprache. Hier im Artikel wird der Eindruck vermittelt es sei ein aktuelles Video. Mag sein, dass dieser Eindruck nur ein Missverständnis meinerseits ist, wie ich auch sonst im Artikel etliche Bezüge nicht nach zu vollziehen mag (z.B. dieser Ausflug zu Verhulst und Serge Gainsbourg), da wäre es schön, wenn die Autorin sich etwas mehr bemühen würde, an Leser zu denken, die nicht total tief im Thema sind.
Die Flamen machen übrigens nur ca. 60% der Belgier aus.

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