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Arbeitsmarkt: Warum noch für Arbeitskräfte bezahlen, wenn es auch ohne gehen könnte?

Essen_auf_RaedernWer zuletzt selber schon einmal Erfahrungen auf dem aktuellen Arbeitsmarkt sammeln musste, der hat es vielleicht schon am eigenen Leib mitbekommen: Tariflich entlohnte Tätigkeiten, mit denen man ein geregeltes Leben noch finanziert bekommt, sucht man da inzwischen häufig schlicht vergeblich.
Nachdem zuletzt häufig schon schlecht bezahlte Zeitarbeitsjobs auf dem Stellenmarkt auftauchten, die Diskussionen um Mindestlohn und 1-Euro-Jobs seit Jahren die vorherrschenden Stichworte für viele Jobsuchende geworden sind, droht nun offenbar eine neue Eskalationsstufe für schlecht bezahlte Tätigkeiten.
Einige Arbeitgeber versuchen nun offenbar die Entlohnung für bisher bezahlte Tätigkeiten komplett einzusparen, wie u.a. eine kürzlich verbeitete Stellenanzeige aus dem benachbarten Münsterland untermauert (siehe Foto).

 
Keine guten Nachrichten also für die Mitarbeiter die diese Tätigkeiten bisher ausüben. Ihnen droht zukünftig wohl nicht nur Konkurrenz von günstigeren Mitarbeiten in ihren Unternehmen, die die eigene Bezahlung zukünftig noch weiter nach unten drücken drohen, ihnen droht offenbar gleich der komplette Wegfall ihrer hart verdienten Entlohnung.

 
So kann man mit dem Thema Mindestlohn als Arbeitgeber natürlich auch umgehen…

 
Nicht das grundsätzlich etwas gegen unbezahlte, gemeinnützige Arbeit zu sagen wäre, aber Tätigkeiten die etwa früher bei Zivis zumindest noch mit ein paar hundert Euro Entlohnung im Monat vergütet werden mussten, nun häufig von 400-Euro-Jobs abgedeckt werden, zukünftig nun (zumindest teilweise) gar nicht mehr zu entlohnen?

 
Sieht ganz so aus als würde die nächste Runde auf der offenbar nach unten offenbar offenen Werteskala auf dem Arbeitsmarkt gerade eingeleitet!

 
Na, herzlichen Glückwunsch! 🙁

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Stefan Laurin
Admin
9 Jahre zuvor

Früher war das ein klassischer Zivi-Job, jetzt werden ehrenamtliche Kräfte gesucht. Ich sehe da kein Problem.

Stefan Laurin
Admin
9 Jahre zuvor

@Robin Patzwaldt: Kann gut sein, dass der Mindestlohn solche Jobs zu teuer macht. Dann fallen sie nun einmal weg.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

@Robin: Essen auf Rädern wird schon seit vielen Jahren von vielen Verbänden und Einrichtungen ehrenamtlich angeboten, z.B. hier: http://www.caritas-coesfeld.de/engagement/ehrenamt/essenaufraedern/ (im Kreis Coesfeld rund 110 Ehrenamtliche). Und die Pflegeversicherung enthält meines Wissens auch keine Zuschüsse für diese Art der Mahlzeiten-Anlieferung, anstatt das Essen zuhause von bezahlten Pflegekräften zubereiten zu lassen.

Ein sich wirtschaftlich nicht selbst zerfleischender, privater Pflegebetrieb muss diesen Rahmenbedingungen Rechnung tragen oder halt die gesetzlichen Vorgaben ändern. Das hat aber nichts mit „Raubrittertum“ auf dem Arbeitsmarkt zu tun.

Tanja Gwiasda
Tanja Gwiasda
9 Jahre zuvor

Hier bei der „Stellenanzeige“ für Ehrenamtliche ist das Problem, dass die Anzeige durch eine GmbH geschaltet wurde, nicht etwa durch eine gGmbH (Gemeinützige GmbH), was dann völlig Ok wäre, sondern durch einen ganz normale GmbH, sprich ein Unternehmen das wirtschaftlich am Markt agiert mit der Gewinnerzielungsabsicht.
Kommentatoren in der Dülmener Gruppe, wo diese „Stellen“anzeige, schreiben gar dass das Essen auf Rädern seit Jahren durch Ehrenamtler ausgefahren wird, die 8€ pro Tag an Aufwandsentschädigung bekommen.
Bei einem am Markt wirtschaftlich agierenden Unternehmen in Form einer GmbH nutzt hier die Ehrenamtler zur Kostensenkung, so kann man auch Erwerbsarbeitsplätze weglassen….

Peter Neuenkämpfer
Peter Neuenkämpfer
9 Jahre zuvor

Das Problem könnte man mit einer einfachen Gesetzesänderung schnell lösen, indem man im Rahmen der Pflegeversicherung nur die Personalkosten erstattet, die auch tatsächlich anfallen. Wer ehrenamtlich pflegen lässt, bekommt dafür natürlich auch keine Erstattung durch die Pflegeversicherung.

Ziel ist es doch offensichtlich, den Mindestlohn zu umgehen, um Hartz IV Empfänger so weiter auszunutzen, indem man ihnen 175 EURO für die angeblich ehrenamtliche Tätigkeit zahlt, die auf ihre ALG-Leistungen nicht angerechnet werden (§ 11b Abs. 2 SGB II). Tatsächlich kostet den Steuerzahler diese „ehrenamtliche“ Tätigkeit dann 175 Euro plus die ALG-Leistungen. Auf deutsch gesagt, sind das Subventionen an die Pflegebetriebe, die nichts mit der Idee eines freien Marktes zu tun haben. Es wundert mich daher, dass Herr Laurin das Problem nicht sieht. Es ist auch ziemlich naiv zu glauben, dass die Arbeitsplätze wegen des Mindestlohns wegfallen, denn der Pflegebedarf bleibt ja gleich. Entweder sinken dann die Gewinne der Pflegebetriebe oder die Pflegebetriebe machen Druck, dass ihnen von der Pflege- oder Krankenversicherung auch mehr gezahlt wird. Oder es wird – wie so häufig in dieser Branche – versucht zu tricksen, Möglichkeiten gibt es da leider zu sehr viele.

Spannend finde ich auch diese wirtschaftswissenschaftlich sehr fundierte These von Herrn Laurin, dass es eine Größe geben soll, die man mit „Zivi-Job“ beschreiben könnte. Richtig ist, dass eigentlich Zivildienstleistende so einzusetzen waren, dass sie arbeitsmarktpolitisch neutral sein sollten. Tatsächlich waren es die meisten aber nie, da sie mit den zu Pflegenden nämlich nicht hauptsächlich geredet und ihnen die Zeitung vorgelesen haben, sonder originäre Pflegetätigkeiten ausgeübt haben, wie Waschen, Anziehen etc. Die wenigsten Zivis ebenso wie die 1-Euro-Jobber waren aber arbeitsmatmarktpolitisch neutral. Sie dienten lediglich dazu, entweder staatliche Leistungen billiger zu machen (Zivis) oder aber Arbeitskraft von Leuten, denen man eh den Lebensunterhalt bezahlte, nicht ganz brach liegen zu lassen (1-Euro-Jobber). Dass davon dann noch private Unternehmen profitiert haben würde den alten Adam Smith im Grab rotieren lassen.

Rainer Möller
Rainer Möller
9 Jahre zuvor

Die Beiträge 1,3,und 5 helfen der von Robin Patzwaldt angesprochenen alleinerziehenden Mutter nicht wirklich weiter.
Arbeitslosigkeit und Arbeitsplatzmangel sind real existierende menschliche Probleme. Nachdem die soziale Marktwirtschaft trotz schöner Anfangserfolge eben doch an diesem Problem gescheitert ist, brauchen wir ein verfassungsmäßiges „Recht auf Arbeit“ .

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

@#6 und #7: Kann mir von Ihnen mal Jemand erklären, wieso private Dienste ihre Fahrer generell bezahlen sollten, wenn die direkte Konkurrenz von Caritas, Awo und wie die „Großen“ in öffentlicher bzw. in kirchlicher Hand alle heißen, dies schon immer von Ehrenamtlichen erledigen lässt?

Nochmal: Dieser Essens- und Fahrdienst wird per se nicht von der gesetzlichen Pflegeversicherung bezahlt, also gibt es da auch keine Gelegenheit für die Privaten, irgendetwas zu „dumpen“ oder über Ehrenamt-Zuschüsse zu umgehen.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

@Robin: Bei dieser Anzeige handelt es sich nicht rein zufällig um die „VICA Die ambulante Pflege GmbH“ aus Coesfeld mit ihrem „Warmen Essen auf Rädern“? Soweit man ergoogeln kann, sind dort die Christophorus-Kliniken GmbH und der Caritasverband für den Kreis Coesfeld e.V., Stift Tilbeck, die Träger, also meine oben erwähnte kirchliche „Konkurrenz“, die das eben seit vielen Jahren schon so macht (http://www.kreis-coesfeld.de/anwendungen/gusadress/output/wegweiserthemenalterangebotsformmahlzeitendienstessenaufraedernadr.htm).

Man kann ernsthaft diskutieren, ob solche Jobs für Ehrenamtler verboten werden sollten, was dann wieder andere Diskussionen innerhalb der Ehrenamt-Verbände auslösen würde. Aber ein plötzlicher Wechsel wegen dem Mindestlohn ist das keinesfalls.

Tanja Gwiasda
Tanja Gwiasda
9 Jahre zuvor

Laut des Users, der es in die Gruppe reingesetzt hat, handelt es sich um die VICA Die ambulante Pflege GmbH.
Die ist irgendwie mit der Caritas verbandelt, aber ist trotzdem eine normale GmbH und nicht eine gGmbH.
Somit ein am Markt wirtschaftlich agierendes Unternehmen….

Peter Neuenkämpfer
Peter Neuenkämpfer
9 Jahre zuvor

@ Klaus Lohmann

Aus meinem Beitrag ergibt sich bereits, dass ich der Meinung bin, dass öffentliche oder gemeinnützige Einrichtungen, die am Markt tätig sind, Menschen, die für sie arbeiten, weniger als den Mindestlohn zahlen. Diese ganze „Scheingemeinnützigkeit“ wie beim ADAC, oder auch bei vielen Kliniken, sollte abgeschafft werden. Früher, als in einem katholischen Krankenhaus noch Heerscharen von Nonnen unentgeltlich gearbeitet haben, mag das noch seine Berechtigung gehabt haben, heute generieren die Kirchen über diese eigentlich rein privatwirtschaftlichen Betriebe Kapital, der in viel zu geringem Umfang aus meiner Sicht, der Gemeinschaft zugute kommt.

Nach meiner Meinung müsste das alles entflochten werden. Das hieße für Bochum z. B., dass es auf der einen Seite eine privatwirtschaftliche katholische Klinik gibt, die wie alle anderen Kliniken in Deutschland gleich steuerlich gleich behandelt wird. Und für den verschwindend geringen Anteil an gemeinnützigen Diensten, die in den Kliniken erbracht wird, kann dann eine gemeinnützige Service GmbH gegründet werden. Da das aber so verschwindend gering ist, würde sich das wahrscheinlich gar nicht lohnen.

Eine Möglichkeit Ehrenamt von „Scheinehrenamt“ zu trennen wäre, dass man gesetzlich regelt, dass für den „freien Markt“ geleistete Arbeit die „ehrenamtlich“ erbrachten Leistungen vom Arbeitgeber zunächst mit dem Mindestlohn entlohnt werden und die Zahlungen zunächst auf ein Sperrkonto geparkt werden und der Mitarbeiter nach dem Ausscheiden entscheidet, ob er tatsächlich ehrenamtlich gearbeitet hat oder ob er doch lieber das Geld haben möchte. So würde sich schnell die Spreu vom Weizen scheiden.

Peter Neuenkämpfer
Peter Neuenkämpfer
9 Jahre zuvor

Richtig muss es natürlich heißen:

Aus meinem Beitrag ergibt sich bereits, dass ich der Meinung bin, dass öffentliche oder gemeinnützige Einrichtungen, die am Markt tätig sind, Menschen, die für sie arbeiten, nicht weniger als den Mindestlohn zahlen dürfen.

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
9 Jahre zuvor

Das grundlegende Problem ist doch, daß die Pflege und Betreuung von Kindern und Senioren unterfinanziert ist.
Wir müssen hier in Witten eine dringend benötigte KiTa schließen, weil die Anforderungen an die Einrichtungen immer höher werden, die Finanzierung aber bereits zu 90% von den SCHLECHT bezahlten Mitarbeitern in Anspruch genommen wird. Da bleibt kein Geld für Infrastruktur übrig. (Da freut sich dann paradoxer Weise auch die AWO-Leitung, daß der Erzieherinnenstreik nicht so flächendeckend war, das er wirklich störte. Da merkt man mal wie das Denken der Leute in der Branche schon verbogen ist. Als Benedikt XVI eine Entweltlichung forderte, fand ich das eine Verkirchlichung dringend nötig wäre, eine Verkirchlichung, die sich auch traut der Sozialpolitik den Marsch zu blasen.)
Was bei Kindern und Senioren läuft, heißt bei mir inzwischen Homelandisierung: die arbeitsfähige Bevölkerung wird von der Familie segregiert, deren betreuungsbedürfte Mitglieder werden dafür mit Ach und Krach in Satt-und-trocken-Sonderareas verbracht.
Kaufmännisch und volkswirtschaftlich gibt es für die arbeitende Bevölkerung, die keine spezielle Qualifikation vorweisen kann, dazu auch gar keine bessere Alternative. In der U3-Betreuung ist eine zuverlässige Betreuung im 1/3-Schlüssel bei entsprechender Qualifikation der Erzieherinnen Soll. Was ein Altenpflegeplatz heute bereits kostet, dürfte in der Größenordnung auch bekannt sein.
Das werden jeweils Beträge fällig, die durchschnittlich qualifizierte Leute unmöglich erwirtschaften können.

Rainer Möller
Rainer Möller
9 Jahre zuvor

Man kann immer wieder feststellen: Die Nachkriegsperiode mit ihren zunehmend wohlhabenden und selbstbewussten Arbeitern und Angestellten war kein logisches Ergebnis einer überragenden „kapitalistischen Demokratie“, sondern ein versehentlicher historischer Ausrutscher.

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

Wolfram Obermanns,
losgelösst von der hier diskutierten Problematik, nutze ich die Gelegenheit, mich ‚mal wieder als Wutbürger zu äußern:

Wenn in einem der reichsten Staaten der Welt mit einem der niedrigsten Spitzensteuersäzte, mit einer Erbsschftssteuer, die z.B. im Vergleich zu den USA, diese Bezeichnung nicht verdient, wenn in enem Staat mit……
es
1.
immer noch nicht erreicht wurde, daß Bildung für alle von der KITA bis zur Uni kostenlos ist (in der Kita, in den Schulen zudem mit einem Ganztagsangebot und entgeltfreiem Mittagessen) un d wenn in einem Staat mti…..
es
2.
stets aufs Neue eine erbärmliche Plegeversorung für die sozial Schwachen in diesem Lande zu beklagen ist, z..B. deshalb, weil zahlreiche Pflegeeinrichtung professionell und entsprechend leistungsgerecht bezahltes Pflegepersonal nicht finanzieren können,

dann ist das für den Sozialstaat Bundesrepublik Deutschland erbärmlich!

Statt die Zielsetzung des Sozialstaates Bundesrepublik Deutschland auf diese beiden Problembereiche zu konzentrieren, verzetteln und verlieren wir uns mit den sozialstaatlichen Leistungen in allen möglichen Bereichen, deren förderungswürdig ich nciht bestreite, die aber zweitrangig zu sein haben.

Und wenn ich als Sozialdemokrat bezogen auf den Sozialsstaat in diesem Zusammenhang von „erbärmlich“ spreche, dann schließt das selbstverständlcih darauf bezogen auch das Tund/das Unterlassen meiner Partei mit ein.

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
9 Jahre zuvor

#18 W. Stach

Meine Lösung des Problems wäre eine allgemeine Sozialversicherung für Jedermann ohne Deckelung der Beiträge.
Durchsetzbar wäre die allerdings m. E. nur mit einer Positivliste der Leistungen. Luxus wäre dann immer noch anders, aber der mit „erbärmlich“ ganz richtig beschriebene Zustand wäre schon mal behoben.

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
9 Jahre zuvor

Wenn wir einen All inclusive Staat aufbauen, der Menschen von der Krippe zu Uni und dann von der Frühpensionierung bis zum Tod versorgen soll, werden wir schnell merken, dass das schwierig und kaum finanzierbar ist.

Die Gesellschaft muss sich entscheiden, was sie finanzieren will und was nicht. Natürlich kann der Spitzensteuersatz (heute gehört der Soli dazu) erhöht werden…
Nur Menschen, die diese Sätze zahlen sollen und insbesondere Fachkräfte, die ins Land kommen sollen, werden sich durchaus vor der Steuer drücken und für sie attraktivere Gegenden finden.

Die aktuelle staatliche Rundumversorgung ist für mich nicht zukunftsfähig. Ich rechne eher mit Mini-Dörfern/-Gemeinschaften, in denen sich Menschen gegenseitig in familienähnlichen Strukturen helfen. Also mit viel ehrenamtlicher Arbeit.

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

KeineEigenverantwortung -20-
„staatliche Rundumversorung“………

1.
Die Chancengleicheit -Gleichheit in den Ausgangsbedingungen ( selbstverständlich nicht die Gleichheit im Ziel) für alle Kinder und für alle Jugendliche in Deutschland hat nichts, gar nichts, mit „Rundumversorgung“ zu tun. Sie ist für mich d i e Voraussetzung dafür, daß alle Menschen für sich je nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen eine Chance haben, ihr Leben eigenverantwortlich gestalten zu können, so daß sie in ihrem Leben als „Erwachsene“ nur im Ausnahmefall staatlicher Hifle bedürfen.

Im übrigen muß jede Volkswirtschaft ein unbedingtes Interesse daran haben, alle Fähigkeiten -alle Ressourcen an Wissen und Verstand- der Menschen für sich nutzen zu können. Das setzt eben voraus, daß jedem die Chance geboten wird, seine Fähigkeiten in der Schule -und ggfls. bis
bis hin zur Uni-ausschöpfen zu können. Daß diese Chancengleichheit „in den den Startbedingungen“ nicht in Widerspruch steht zum Leistungsprinzip, will ich nicht unerwähnt lassen.

2.
Wenn ich mir die alltägliche Pflege bedürftiger Menschen zu Hause, in Pflegeinrichtungen ansehe, die
pflegende Betreuung von sozial-/einkommensschwachen Alten und Kranken, und wenn ich mir vorstelle, diesen Menschen sagen zu müssen, ihre z.T. menschenunwürdigen“ Rundumversorgung“ sei für Staat und Gesellschaft eine Zumutung (für einen Sozialstaat (!!), jedenfalls nach dessen Verfassung), dann ist das für mich nicht nur aus humanitären Gründen eine Zumutung, sondern auch mit meinem Verfassungsverständnis von einem demokratisch-rechtstaatlichen S o z i a l s t a a t absolut unvereinbar.
-19-Wolfram Obermanns-
Ja, und eine solche Versicherung , die eine menschenwürdige Grundpflege für alle garantieren würde, wäre eine Möglichkeit, die derzeitigen Problematik in ausreichender Weise zu lösen. Und die wäre finanzierbar, ohne Gefahr für die öffentlichen Haushalte bzw. für die Haushalte der Versicherungen, wenn „man“ das politisch will,aber das will man eben nicht!
Und deswegen wird „man“ weiterhin für die sozial-schwachen Pflegebedürftigen in oftmals unzumutarer Weise für deren Betreuung zu sorgen haben durch unzureichend aus- und fortgebildetes Personal, durch Personal, das nicht leistungsgerecht bezahlt wird,das in einem viel zu engem Zeitkorridor zu arbeiten hat,
und durch Hilfen vieler ehrenamtlcih tätiger Menschen.
Letztere wären für die Plegebedürftigen auch weiterhin von großem Nutzen, wenn die professionell zu erledigenden Arbeit von leistungsgerecht aus- und fortgebildeten und bezahlten Profis geleistet würde. Das tägliche Gespräch, das Vorlesen, das gemeinsame Singen u.ä. mehr könneten weiterhin durch Ehrenamtliche geführt und praktiziert werden -auch zur persönlichen Befriedigung der Ehrenamtlichen!

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
9 Jahre zuvor

@21:
Ich fange jetzt nicht die x-te-Diskussion bzgl. Chancengleichheit an.

Warum sollen Studenten, die hinterher im Regelfall viel Geld verdienen ihre Ausbildung über Jahre von den einkommensschwachen finanzieren lassen? Hier ist ein System, auf Kreditbasis sicherlich aus meiner Sicht nicht unsozial.

Bildung kann auch im Elternhaus vermittelt werden. Hier haben wir richtig große Chancen, wenn die Erziehung nicht zu oft ausgelagert würde und deshalb der Staat als Gegenreflex alle Kinder kostenintensiv tagsüber versorgt.

Bzgl. Pflege:
Meine Wahrnehmung ist, dass einkommensschwache Menschen eher im Pflegeheim etc. untergebracht werden. Ich habe den Eindruck, dass es auch daran liegt, dass Familien mit Geld selber aktiv werden um eigenes Vermögen oder ein evtl. Erbe zu schützen. Was für die betroffenen besser ist, hängt vom Einzelfall ab.

Wo sind denn die super ausgebildeten Pflegekräfte? Wir haben viele Arbeitslose, aber selbst den oft mit viel Familienpraxis ausgestatteten Drogeriemarktarbeitslosen wurde ja nicht zugetraut, im Kindergarten bzw.in der Pflege zu arbeiten. Das ist ja heute ein Job, für den man mind. ein Studium haben sollte.

Heute gab es erst wieder eine Statistik, dass es immer mehr Menschen mit Vollzeitjobs gibt, die armutsgefährdet sind. Diese Erfahrung mache ich in Dortmund auch. Wer unter globalem Konkurrenzdruck in der Zukunftsbranche Logistik arbeitet, hat insbesondere als Leiharbeiter kaum finanzielle Möglichkeiten. Wie sollen da auf Dauer die allumfassenden Sozialleistungen finanziert werden?
Wir müssen selber aktiv werden. Also auch mal vor der Haustür fegen etc.

Hel Zand
Hel Zand
9 Jahre zuvor

Irgendwie gehen nach meiner Meinung zumindest die letzten Kommentare an der Intention des Artikels vorbei. Es ging doch darum, ob mit dem Ansinnen der zur Diskussion gestellten Anzeige 1. versucht wird, das Ehrenamt – zumindest dort, wo ein Konkurrenzkampf privater Pflegedienste – kichlich „verbrämte“ Pflegedienste besteht, zu Gunsten der Kirche auszuhebeln. Und zwar dadurch, dass ein Teil der Pflegedienstleistungen (hier: Zustellung der täglichen Mahlzeiten) auf ehrenamtliche Mitarbeiter abgewälzt wird. Privaten Pflegediensten ist das nicht möglich und – verdammt nochmal – das ist auch eine Verhöhnung der ehrenamtlichen Tätigkeit! 2. Im Beitrag wird die Gefahr gesehen, dass diese Art, ehrenamtliche Tätigkeit (nicht) zu entlohnen, auch auf weitere Bereiche übergreifen könnte. Als Beispiel meinerseits: Friedhofsgärtner sind auch für die Allgemeinheit tätig, Büroboten in Behörden ebenfalls. Welche Tricks Unternehmen bez. Einsparungen anwenden, und wie eine momentan aktuelle von Kommunen unterstützte Welle bez. des Ehrenamts die dafür prädestinierten Kandidaten (meist Rentner, die etwas „Gutes“ tun wollen) ausnutzt, darum geht es hier doch!

Rainer Möller
Rainer Möller
9 Jahre zuvor

# keine Eigenverantwortung

Ich simme Dir im Prinzip völlig zu: Für eine wachsende Zahl an Menschen wird es am sinnvollsten sein, grundsätzlich aus dem Markt/Staat-Komplex auszusteigen und sich kollektiv selbst zu versorgen – aber natürlich gelegentlich/partiell in den Markt zurückzukehren, wenn dieser mal zufällig grade „aufnahmefähig“ ist.

Es geht in den nächsten 50 Jahren darum, diesen Weg aus dem Markt/Staat-Komplex in die Selbstversorgungsökonomie durchzuplanen, so dass er so einfach und unkompliziert wie möglich wird. Also z.B. durch Dinge wie 3-D-Drucker, die es erlauben, Gebrauchsgegenstände unabhängig vom Markt selbst herzustellen. Durch eine unsentimentale Landwirtschaft, die auf größtmöglichen Ertrag bei kleinstem Aufwand abzielt. Usw.

Alreech
Alreech
9 Jahre zuvor

Selbstversorgungsökonomie ?
Eine unsentimentale Landwirtschaft, die auf größtmöglichen Ertrag bei kleinsten Aufwand abzielt ?
3-D-Drucker die es erlauben Gebrauchsgegenstände unabhängig vom Markt selber herzustellen ?

Das ist IMHO ziemlicher Bullshit.
Eine unsentimentale Landwirtschaft die auf größtmöglichen Ertrag bei kleinsten Aufwand abzielt haben wir schon. Die Zusammenlegung von kleinen Agrarflächen zu großen, die Mechanisierung der Landwirtschaft und die Verwendung von Kunstdünger und Pestiziden haben dafür gesorgt.
Der Trend wird eher dazu gehen mit großen Aufwand im eigenen Schrebergarten einen ausreichenden Ertrag zu erzielen. Ganz ohne Kunstdünger und Pestizide (und „ohne Gentechnik“), dafür mit mehr manueller Arbeit beim Hacken, Umgraben, Säen, Jäten, Ungeziefer einsammeln und Ernten. Nicht zu vergessen später beim Einlagern der Ernte und dem Einkochen von Früchten.

Was den 3-D Drucker angeht: Viel Spaß beim Ausdrucken von Klopapier, Waschmitteln, Rasierklingen ect… Die wenigsten Gebrauchsgegenstände müssen so häufig angeschafft werden, das sich ein 3D Drucker lohnt.
Im Gegenteil, in den meisten Haushalten sammelt sich über die Jahre jede Menge ungenutzter aber hochwertiger Krempel an. Der Gang zum Flohmarkt ist da meist sinnvoller, als die Anschaffung eines 3D Druckers.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

@Hel Zand: Ich hatte weiter oben geschrieben, dass die Caritas im betroffenen Kreis schon länger und zahlreich Ehrenamtliche zum Ausfahren der Mahlzeiten aufbietet. Insofern ist die Anzeige kein „Versuch“ mehr, sondern hat Tradition – wie in vielen anderen Bereichen der Dienstleistungs-Gesellschaft.

Wirte und deren Angestellte, fahrende Händler beschweren sich seit vielen Jahren, dass auf deren Hauptarbeitsplätzen – den vielen Stadt- und Straßenfesten – viel zu viele örtliche Vereine und deren ehrenamtliche Helfer die Preise verderben. So stirbt langsam ein ganzes Gewerbe aus, während wir das auch noch über unsere Steuern und den Steuervorteil der Vereine finanzieren.

Diese Diskussion über Ehrenamt versus berufliche Tätigkeiten ist aber schon wesentlich älter und lässt sich nicht einfach beenden, wenn z.B. Ehrenamtler sich überhaupt nicht ausgenutzt fühlen, sondern gern ein paar Stunden Arbeit für Andere opfern.

Rainer Möller
Rainer Möller
9 Jahre zuvor

Alreech,
ich bin mir schon klar, dass die Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft am größten ist, wenn man großflächig für den Weltmarkt anbauen darf.
Aber es wird eben mehr und mehr Menschen geben, die am Weltmarkt nicht gebraucht werden. Und es geht darum, für diese überflüssige Menschen (zu denen auch wir jederzeit gehören können) Existenzmöglichkeiten diesseits der Marktwirtschaft zu planen – ohne sich dabei in „alternative“ Romantik zu verlieren.
(Dem 3-D-Drucken sage ich aber eine große Zukunft voraus – sogar beim Klopapier!)

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