30 Jahre MARABO

Es gibt Jubiläen, die niemals gefeiert werden: 30 Jahre MARABO ist so eines, und in diesem Monat wäre es fällig gewesen. Das erste Heft erschien im Februar 1978 und im Juli 2005 wurde MARABO endgültig eingestellt. Zumindest für Thomas Meiser und mich war MARABO wichtig: Thomas hat fast 20 Jahre für das MARABO geschrieben. Viele Geschichten von Thomas kann man heute noch auf seiner Homepage finden – und es macht noch immer Spaß, sie zu lesen. Für mich war MARABO der Einstieg in den Beruf, und als ich am 22. Dezember 2003, nach fast zehn Jahren, nach einem knapp fünfminütigem Gespräch von dem damaligen Verleger Frank Dittmann ohne Angabe eines Grundes rausgeworfen wurde, brauchte ich Monate, um mich davon zu erholen. Heute bin ich ihm nicht mehr böse – er hat eine Menge Geld mit dem Heft verloren, ich hätte seine Geduld nicht gehabt. Wie bei fast allen, die für das Heft gearbeitet haben, war es für mich mehr als eine Zeitschrift. MARABO war so etwas wie die erste Liebe. Ein Heft, an dem man ständig zweifelte, an dem man litt, für das man kämpfte und das dann doch nicht überleben sollte. Vielleicht ist jetzt eine ganz gute Gelegenheit, einmal zurück zu schauen.

Stadtmagazine gab es 1978 in ganz Deutschland. Sie waren aus der Studentenbewegung heraus entstanden, berichteten über Politik, Popkultur und das, was man Szene nannte. Ihre Kleinanzeigenseiten waren Basare, auf denen neue Partner, Wohngemeinschaftszimmer und alte Autos gehandelt wurden. Wer wissen wollte, was in seiner Stadt passierte, kam um einen Blick in die Szenemagazine nicht herum. Auch im Ruhrgebiet gab es sie zu Dutzenden. Allein in Dortmund hatten sich in den 70er Jahren mehr als 20 gegründet. Häufig erschienen sie nur ein paar Ausgaben lang, manche kamen auch über die Nullnummer nicht hinaus.

Auch MARABO war eines dieser kleinen Heftchen. Die erste Ausgabe war im DIN A 5 Format und natürlich schwarz-weiß. Die Geschichte des Namens war, als ich 1994 dort zu arbeiten anfing, eigentlich allen peinlich, und es dauerte Monate, bis ich sie erfuhr: Der Name setzte sich aus zwei Elementen zusammen: Aus dem Vogel Marabu, der in Afrika für Weisheit steht und auch das erste Heft zierte und dem Nachsatz BO für Bochum. Das war damals modern. Dass Coolibri sich später nach einem deutlich kleineren Vogel benannte, dem auch niemand sonderliche intellektuelle Fähigkeiten nachsagte, erschien allen beim MARABO passend.

Einer der ersten Autoren war Claude Oliver Rudolf, der später als James Bond Bösewicht bekannt werden sollte, und der dem Heft mit ewigem Hass verbunden bleiben sollte: Dass ein Text von ihm gekürzt wurde, konnte er nicht verkraften. Noch Jahre später sollte er einen MARABO-Filmkritiker aus einer Pressekonferenz rauswerfen lassen.

Ziemlich schnell wurde den beiden Gründern, Christian Hennig und Günter Macho klar, dass es wirtschaftlich keinen Sinn machte, ein Heft nur für Bochum herauszugeben. Vor die Wahl gestellt, das Heft wieder einzustellen oder zu wachsen, entschieden sich die beiden für Letzteres: MARABO wurde ruhrgebietsweit veröffentlicht. Bei der Finanzierung bürgten die Eltern mit für  Darlehen, fertig gestellt wurden die ersten Hefte auf dem Wohnzimmertisch von Christian. Nach dem zweiten Heft gesellte sich Peter Krauskopf dazu, der als Film- und Restaurantkritiker sowie zwei Mal als Chefredakteur das Heft mitprägen sollte. Am Ende hatte er die traurige Aufgabe, das Licht auszumachen.

Peter Krauskopf

Das Heft wuchs zusammen mit der Szene über die es berichtete: Ende der 70er Jahre gab es immer mehr Clubs und Veranstaltungen im Ruhrgebiet. Immer häufiger verließ ein vor allem studentisches Publikum seine Heimatorte, um die Abende in den damals angesagten Lokalitäten zu verbringen. Über die Konzerte, über die kleinen Theater, über Filme in den Programmkinos berichteten die Tageszeitungen damals noch nicht. MARABO hatte beinahe ein Informationsmonopol, das es sich gerade einmal mit dem Guckloch teilte. Aus dem wurde später der Prinz.

In den 80er Jahren wurde das Heft immer dicker und auch bunter. Im Ruhrgebiet wurden Häuser besetzt, Clubs wie die Zeche in Bochum und das Arratta in Moers öffneten ihre Türen, Punk und New Wave bestimmten die Musikteile. MARABO war dabei. Autoren wie Peter Erik Hillenbach, Flora Jörgens und der leider am Leben gescheiterte Wolfgang Welt machten einen Musikteil, der den Vergleich mit Spex nicht zu scheuen brauchte. Der spätere Stern-Redakteur Werner Schmitz, Thomas Meiser und Kurt Schrage berichteten über die Abgründe des Ruhrgebiets: Mehrseitige Reportagen wurden zu einem Markenzeichen von MARABO. Morde im Gruftiemilieu, Berichte über einen professionellen Bettler, der es in seinem Beruf zu Wohlstand gebracht hatte und immer wieder ausführliche Musik- und Filmgeschichten. Ganz nebenbei erfand Schmitz dann noch in einer Reportage über den Bochumer Multigastronomen Leo Bauer den Begriff Bermudadreieck. Heute heißt eine U-Bahn Station in Bochum so.

Peter Erik Hillenbach

Rückblickend waren die 80er Jahre wohl die besten im recht langen MARABO-Leben: Der Verlag wuchs, Tochtertitel in Frankfurt (Spot) und Düsseldorf (Düsseldorfer Illustrierte) wurden gegründet und später wieder verkauft. Das Journal Frankfurt hat hier eine seiner Wurzeln. Die Düsseldorfer Illustrierten wurde später vom Überblick übernommen.

Unter Dietmar W. Clausing wurde der Kalender des Heftes zu einer Institution. Als Theaterkritiker kümmerte sich Dietmar nicht nur um die Produktionen von Peymann & Co. Er begleitete ganze Generationen von Kleinkünstlern: Ob die Missfits, Hennes Bender oder Uwe Lyko – Dietmar kannte sie alle, und viele von ihnen hat er mit großer Leidenschaft immer wieder ins Heft gebracht und unterstützt. Ich erinnere mich noch daran, wie er in seinem kleinen Zimmer in der Redaktion der Kronenstraße saß und die Nächte durch an seinen Geschichten und dem Kalender arbeitete. 2002 starb Dietmar überraschend an Krebs. Seine Beerdigung war auch ein Abschiedstreffen, obwohl es noch über drei Jahre mit dem Magazin weiter gehen sollte. MARABO war ohne ihn nicht mehr dasselbe.

In den 90er Jahren erschienen dann Hefte mit über 200 Seiten Umfang, die Jamiri Comics wurden zum Kult, MARABO veranstaltete die ersten Technoparties im Revier, aber eigentlich waren die Zeichen des drohenden Untergangs schon damals nicht zu übersehen: Mit dem Coolibri war ein Gratistitel aufgetaucht, der lange als Konkurrent nicht ernst genommen wurde. Immer mehr Lesern war die Qualität des Heftes, die großen Geschichten auf die wir so stolz waren, egal. Sie sparten sich die vier Mark und griffen nach dem Heft, dessen Name sich an dem eines gefiederten Nektarsaugers anlehnte. Es war, wirtschaft gesehen, das erfolgreichere Konzept. Wir konnten nur noch verlieren, aber das wussten wir damals noch nicht.

Der Verkauf ging zurück. Die Anzeigenverkäufe brachen ein. Ab Mitte der 90er Jahre war die Arbeit immer fast immer ein Überlebenskampf mit dem Rücken zur Wand. Wir gingen ins Internet: Ab 1997 war MARABO im Internet als eines der ersten Hefte seiner Art. Wir hatten den Kalender online und berichteten 1997 live im Internet vom Atomtransport nach Ahaus – damals eine Premiere. Wir machten aufwendige Gastronomie-Sondertitel (Ausgehen im Ruhrgebiet) und gaben ab 1996 einen eigenen Gratistitel heraus: Hotline. Es war ein Scheißheft. Genutzt hat es alles nichts. Und nicht nur das MARABO war damals schon in die Jahre gekommen. Wir auch. Von den hippen, jungen Themen waren wir immer weiter entfernt. Scherzhaft nannten einige in der Redaktion das Heft „unsere kleine, feine Familienzeitschrift“. Nur, so was braucht niemand.

2001 war dann erst einmal Schluss. Christian verließ den Verlag, MARABO wurde von Frank Dittmann gekauft, erschien ein paar Monate im Andromeda Verlag und später bei Nordis. Anfang 2001 zogen wir von Bochum nach Essen. Wir waren das Problemkind in einem Verlag geworden, der sich vor allem mit Publikationen über Skandinavienreisen beschäftigte. Es war demütigend. Als wir umzogen, waren wir noch vier Redakteure und drei Grafiker. Das Jahr 2001 hatten über 70 % der Belegschaft nicht überlebt. Der Rest war Qual. Die Kollegen in Essen hatten uns gut aufgenommen – heimisch wurde wir dort trotzdem nie. Wir machten kein cooles Heft mehr, sondern waren eine Belastung. Die Verluste, die wir einfuhren, belasteten den ganzen Verlag. Niemand ließ uns das spüren – aber wir wussten es, und das reichte. Bald darauf war Schluss für mich, ich habe es ja schon beschrieben. Ich konnte monatelang danach an kaum etwas anderes denken. Es war ein Trennungsschmerz wie nach dem Aus einer langen Liebesbeziehung: Es tat weh, es blockierte den Kopf, es war eine Erschütterung der eigenen Identität.

Das Ende bekam ich nur noch aus der Ferne mit: Das Heft blieb im steilen Sinkflug. Als es Dittmann 2005 endgültig einstellte, war es wohl auch für die verbliebenen beiden Kollegen eine Erlösung. Ich bin stolz darauf, dass in diesem letzten Heft noch einen kleiner Artikel von mir zu lesen war. Blöd, nicht? Peter Krauskopf hatte ihn reingeschmuggelt. Christoph Schurian schrieb damals in der taz einen, wie ich auch heute noch finde, sehr schönen Nachruf. Hier ist er:

Zum Geleit

Das Ruhrgebiet steht Pate für ein Januswort, das einerseits soziale Einschnitte verniedlicht, andererseits viel verspricht: Mit Strukturwandel wird seit fünfzig Jahren ein Vorgang umschrieben, der das Montangebiet immer leerer, ärmer und arbeitsloser macht, zugleich aber auch grüner, bunter und lebenswerter. Dass die positiven und negativen Effekte in einem Spannungsverhältnis stehen, sich bisweilen ausschließen, beweist dieser Tage die Medienlandschaft Ruhrgebiet.

Mit der Julinummer stellt das Ruhrgebietsmagazin Marabo sein Erscheinen ein. Wie die taz Ende der 1970er Jahre gegründet, erblühte das Ruhrstadtblatt in den Achtzigern. Hatte im Guckloch, dem späteren Prinz, Konkurrenz, genauso in der WAZ. Ein dauerhaft zu geringer Anzeigenumsatz hat dem Traditionsmagazin nun endgültig den Garaus gemacht. Kein Einzelfall.

Denn auch die taz ruhr erscheint heute das letzte Mal, auch das eine Zäsur einer fast ebenso langen Mediengeschichte, gespeist aus ähnlichen Motiven, wie denen des Szenemagazins: Der großen abwechslungsreichen Stadtlandschaft Ruhrgebiet einen alternativen, unabhängigen, medialen Ausdruck zu geben.

Doch im Gegensatz zum Marabo steht die taz ruhr immerhin vor einer Wandlung: Ab Montag erscheint eine taz nrw fürs ganze Bundesland. Den Strukturwandel wird die taz also weiter beäugen. Auch wenn der in der Ruhrgebiets-Medienlandschaft gerade seine Kinder verspeist.

In Memoriam Dietmar W. Clausing 

Zuwachs: Heiligenhaus ist Ruhrgebiet

 

Während ambitionierte Dorfpolitiker wied der CDU-Landtagsabgeordnete Josef Hovenjürgen aus Orten wir Bergkamen, Haltern oder Dorsten lieber heute als morgen das Ruhrgebiet verlassen möchten, um eine ganz große Nummer in den Weiten der westfälischen Wüste zu werden, gibt es  auch einen Gegentrend: Heiligenhaus, gelegen im Kreis Mettmann, sieht  sich neuerdings als Teil des Ruhrgebiets und will bei der Kulturhauptstadt mitmachen: „Die Stadt will im Jahr 2010 dabei sein, wenn es heißt: „Ruhrgebiet – Kulturhauptstadt 2010“. Im Vorfeld konnten die Essener Macher davon überzeugt werden, dass es sich bei der Stadt Heiligenhaus durchaus um ein Stück Ruhrgebiet handelt. Konkret bemüht sich ein Team des Stadtmarketing-Arbeitskreises „Kultur und Gesellschaft“ um die Teilnahme an dem Projekt „Twins 2010“.“ berichtet die Rheinische Post. Wenn das Ruhrgebiet erfolgreich ist kann es anscheinend sogar noch wachsen.

Westdeutscher Allgemeiner Rundfunk

 

WDR-Reporter. Foto: Flickr/Florian Seiffert

NRW-Minsterpräsident Rüttgers zeigt medienpolitisches Profil: Im unermüdlichen Kampf gegen öffentlich finanzierte Monopole und für mehr Meinungsvielfalt im Land kann Rüttgers einen ersten, großen Erfolg vorweisen: Die wohl auf seine Initiative zu Stande gekommene Kooperation von WAZ-Mediengruppe und WDR im Internet scheint kurz vor der Verwirklichung zu stehen. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers sagte nicht: „Es ist ein großer Schritt in Richtung unserer Politik nach dem Motto „Privat vor Staat“, wenn die durch die  Gebühren aller Bürger finanzierten Inhalte des WDRs exklusiv einer Verlagsgruppe zu Gute kommen. Das ist ein guter Tag für Nordrhein Westfalen und die Medienvielfalt in diesem Land.“
Die WAZ wird künftig die Qualitätsprodukte des WDR (Die Anrheiner, Live-Übertragung des Neusser Schützenzuges, Narrentausch – Der Ernstfall für zwei Karnevalisten, Talk mit  Domian: Thema: Ich hatte Sex mit 50 Kilogramm Hackfleisch) zumindest teilweise in ihr im vergangenem Jahr gegründetes Online-Angebot Der Westen integrieren und den Erfolg des WAZ-Online-Portals weiter steigern.

Schartau hat geschlafen

Foto: nrw.de

Harald Schartau, einstmals "Liebling der Partei", hat bei der Kontrolle der von Nokia im Gegenzug zu den gewährten Subventionen zugesichrten Arbeitsplätze offensichtlich geschlafen. Der einstige Wirtschaftsminister Nordrhein-Westfalens, unser Foto zeigt den Sozialdemokraten zusammen mit einer Unternehmerin aus dem Schokoladengeschäft, hat laut Focus mehrfach Hinweise auf ein unkorrektes Verhalten Nokias geflissentlich ignoriert.

Das tut die Staatsanwaltschaft Bochum nicht. Die für ihre Humorlosigkeit bekannte Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität, in Recklinghausen haben die Jungs mal einen Stadtdirektor während einer Pressekonferenz festgenommen,  hat Ermittlungen gegen Nokia aufgenommen. Es besteht der Verdacht auf Subventionsbetrug.

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Wir und Usbekistan

Der Fall von Marcus Bensmann erschütterte viele unserer Leser. Gestern lief auf Monitor ein Bericht von Marcus Bensmann und Monika Wagner über die Verhältnisse in Usbekistan – und die engen Beziehungen der Bundesrepublik zu der mittelasiatischen Despotie. Am Ende des Beitrages wird auch über den Anschlag auf Marcus Bensmann  berichtet.

„Das Ruhrgebiet endlich als Stadt betrachten“

Foto: Flickr/Gavchen

Die Hagener SPD will auf ihrem Parteitag den Austritt aus dem Ruhrgebiet vorbereiten und zusammen mit dem Märkischen Kreis und dem Ennepe-Ruhr-Kreis eine eigene Region bilden, deren Zentrum dann – genau – Hagen wäre. Angeblich seien die Verflechtungen mit diesen beiden Kreise schon heute besonders stark, wie die SPD betont, was natürlich Unfug ist: Große Teile des Ennepe-Ruhr Kreises sind viel enger mit Bochum und Dortmund verbunden als mit Hagen. Sowohl verwaltungstechnisch (Polizeibezirk Herne/Witten/Bochum), als auch wirtschaftlich, wohnen doch viele, die in Dortmund oder Bochum arbeiten in Wetter, Witten oder Hattingen. Hagen kann es drehen und wenden wie es will: Die Stadt wird niemals Zentrum von irgendwas sein, sondern sollte schauen, seine Randlage innerhalb eines 5,5 Millionen Ballungsraums zu nutzen, denn schöne Ecken gibt es in Hagen schon – aber leider nicht viele Kommunalpolitiker, welche die Vorteile zu schätzen wissen. Anstatt sich für Hagen auch im RVR einzusetzen und die Vorteile  der Randlage zu nutzen, waren die in den letzten Jahren vor allem damit beschäftigt, das Geld der Steuerzahler bei riskanten Spekulationsgeschäften zu verzocken. Nun fehlen der Stadt schlappe 50 Millionen. Hallo Hagen: Ein Zentrum ist auch immer wirtschaftlich stark  – es sei denn es heißt Berlin und ist Hauptstadt.   

Doch es gibt auch Zeichen der Hoffnung, Politiker, die sich nicht am allgemeinen Ruhrgebietsbashing beteiligen. Uli Paetzel (SPD) zum Beispiel, der Bürgermeister aus Herten. Der weiß, dass seine Stadt schnell einmal übersehen wird. Aber anstatt jetzt auf ein Groß-Herten zu setzen und den Austritt aus dem RVR zu fordern, will Paetzel, dass das Ruhrgebiet als eine Stadt gesehen wird – und Herten dann davon profitiert, dass es Teil einer starken Region ist. Paetzel scheint sich lieber um seine Stadt zu kümmern, als an der Börse zu zocken – als Steuerzahler finde ich das durchaus sympathisch.

Die Dicksten im Westen


Übergewicht: Sport ist auch nicht immer eine Lösung. Foto: Flickr/statico

Nordrhein-Westfalen ist ganz weit vorne – wenn es um das Gewicht seiner Bürger geht. Das ist das Ergebnis der Nationalen Verzehrstudie, die gestern veröffentlich wurde. Bei den Frauen liegt NRW auf einem souveränen vierten Platz. Nur die Ossimädels aus  Thüringen und Sachsen sind dicker – und natürlich die Saarländerinnen, aber das sind so wenige, dass sie kaum zählen und ausserdem sind das eigentlich Französinnen.

Bei den Männern sieht es ein wenig besser aus: Die Fettesten leben in Schlewsig-Holstein, NRW ist auf Platz fünf – bei den richtig Fetten sind wir aber auf Platz zwei. Ummdas Stigma vollkommen zu machen, arbeitete die Studie auch noch präzise heraus, das Pummel schlecht verdienen und eigentlich auch dumm sind. Ich habe ja nicht geahnt, wie schlecht Helmut Kohl in seiner Zeit als Kanzler bezahlt wurde. Da bekommt das Wort Diäten ja gleich eine ganz andere Bedeutung. Besserung ist nicht in Sicht: Die um sich greifenden Rauchverbote werden wohl zu einer massiven Gewichtssteigerung in der NRW-Population führen. Vielleicht sind aber auch viele schon zu dick, um sich zur Bude zu schleppen, um Fluppen zu kaufen. Oje, und ich hätte heute so gerne mal eine gute Nachricht geschrieben, von denen wir ja bei den Ruhrbaronen viel zu wenige haben!

Wer regiert das Revier?

Vorsitzender des Regionalrates Münster,
Engelbert Rauen. Foto: Bezreg-MS

Die Mitglieder der Regionalräte haben sich gegen die geplanten Strukturreformen des Landes ausgesprochen. Nicht nur, dass sie die Neuaufteilung des Landes in drei statt bislang fünf Regierungsbezirke ihre Pöstchen kosten wird, erzürnt sie. Auch dass der RVR schon bald für das Ruhrgebiet planen soll, bereitet ihnen Kopfzerbrechen. Sie möchten weiterhin bestimmen, wo sich im Ruhrgebiet Unternehmen ansiedeln sollen, wo ein Einkaufszentrum entsteht oder wo eine U-Bahn-Linie gebaut werden darf.
Wahrlich ein Grund für Kopfzerbrechen – aber weniger in den Regionalräten als im Ruhrgebiet, denn kaum jemand ahnt, wer da über das Ruhrgebiet entscheidet. Nicht nur, dass zahlreiche Regionalratsmitglieder aus Städten wie Düsseldorf und Münster kommen, die von der politischen Schwäche des Ruhrgebiets profitieren und mit dem Revier im Wettbewerb stehen. Bei vielen Mitgliedern muss auch die Frage erlaubt sein, ob sie sich überhaupt ein Bild von den Problemen der Region machen können.
Da ist zum Beispiel Engelbert Rauen, der Vorsitzende des Regionalrates in Münster. Herr Rauen ist zweifelsohne ein honoriger Kommunalpolitiker – aber er kommt aus der schönen Gemeinde Wettringen mit gerade einmal 8.177 Einwohnern. Wie soll sich Rauen in die Verkehrsprobleme eines Ballungsgebietes mit mehr als fünf Millionen Einwohner hineindenken?
Gleiches gilt für seinen Kollegen aus dem Regionalrat Düsseldorf, Hans-Hugo Papen, aus dem Örtlein Rheurdt mit gerade 6.651 Seelen. Im Ruhrgebiet gibt es zahlreiche Sportvereine, die mehr Mitglieder haben als Rheurdt Bürger.
Auch ob sich Eva-Maria Buderus aus Balve (12.544 Einwohner, Regionalrat Arnsberg) oder Hermann-Josef Droege aus Wilnsdorf in die Probleme des Reviers hineinversetzen können, darf bezweifelt werden. Wilnsdorf liegt im Kreis Siegen-Wittgenstein, direkt an der hessisch-rheinland-pfälzischen Grenze.
Keinem der genannten soll abgesprochen werden, dass sie sich für die Probleme des Ruhrgebiets einsetzen – aber ob die Kompetenz vorhanden ist, darf bezweifelt werden. Genauso gut könnten sich die Herren und Damen auch mit den Problemen des Robbenfangs auf Grönland auseinandersetzen oder versuchen, das NASA-Marsprogramm zu optimieren..
Es wird Zeit, dass das Ruhrgebiet für sich selbst plant und für sich selbst verantwortlich ist – und ambitionierte Dorfpolitiker sich weiterhin um die Probleme ihrer sicherlich ambitionierten Gemeinden kümmern, aber sich nicht länger mit den Problemen des viertgrößten europäischen Ballungsraums beschäftigen. Oder kann sich jemand ernsthaft vorstellen, dass die Strassenführung in Paris von einem Landwirt aus dem Zentralmassiv mitentschieden wird?
Stefan Laurin

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Nokia schützt das Klima

Nokia ist dem  WWF Klimaschutzprogramm beigetreten. Das Unternehmen will bis 2010 50 % des  Stroms für seine Standorte aus erneuerbaren Energien gewinnen und insgesamt bis 2012 6 % Energie einsparen.

Das ist finnischer Sadismus:  Erst nehmen sie den Leuten die Jobs und dann gönnen sie ihnen noch nicht einmal milde Winter und knackige Sommer.

651 Zeichen Nichts

Nokia Chef Olli-Pekka Kallasvuo; Foto: Nokia

NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben traf heute Nokiakonzern-Chef Olli-Pekka Kallasvuo.  Am Ende des Gesprächs veröffentlichten sie das Ergebnis ihrer Unterhaltung – in einer 651 Zeichen langen gemeinsamen Erklärung:

1. Die Gesprächsteilnehmer sehen in dem heutigen Treffen ein wich­tiges Gespräch zwischen Land, Bund und Nokia-Unternehmens­leitung, dem weitere folgen müssen.
2. Bundes- und Landesregierung legen großen Wert darauf, dass die Unternehmensleitung kurzfristig in ausführliche Gespräche mit dem Betriebsrat eintritt und bereit ist, auch dessen Vorstellungen für den Standort zu erörtern.
3. Die Nokia-Unternehmensleitung und die Landesregierung verab­reden, sofort ein Arbeitsteam einzusetzen, das den Auftrag hat, in­novative Lösungen für die Zukunft des Nokia-Standortes Bochum zu suchen.
4. Bundes- und Landesregierung werden den gesamten Prozess und die Suche nach einer positiven Lösung für Nokia und die Mitarbeiter weiterhin konstruktiv begleiten.