Buchtipp: ‚Der Dortmund-Ems-Kanal‘

Foto: www.dietermenne.de

Verzweifelt durch weihnachtlich-kitschig illuminierte Geschäfte auf der Suche nach einem Geschenk irren? Das muss nicht sein. Gerne hilft unser Gastautor Thomas Weigle mit einem Tipp aus.

Auf den ersten Blick sind Kanäle langweilige Veranstaltungen. Die meist grade und sanft geschwungene Linienführungen können mit abwechslungsreichen Flussläufen, die gerne auch mit Untiefen und anderen Hindernissen aufwarten, nicht mithalten, denn so heißt es im vorliegenden Werk: „Der Dortmund-Ems-Kanal verläuft zwischen 7 und 8 Grad östlicher Länge von Nord nach Süd…“

Für den Transportverkehr sicher optimal… Auch bei Mythen und Legenden, verführerischen Nixen und  sangeskräftigen Schönheiten wie bspw. bei „Vater Rhein“, die den braven Schiffer in ein nasses Grab lockten: Fehlanzeige. Von versenkten Schätzen auf dem Grund eines Kanals liest und hört man ebenfalls eher wenig bis nichts.

Kanäle sind auf Grund ihrer Funktion als Verkehrswege für Massengüter auch heute  unverzichtbar, wie man dem just erschienenen Band „DER DORTMUND EMS KANAL, 256 Kilometer Wasserstraße von A-Z“ entnehmen kann.

So erfährt man, dass der D-E-K ein sehr wichtiger Bestandteil des bundesdeutschen Kanalsystems ist, welches Rhein,Ems, Elbe und Oder verbindet. Sie sind aber nicht nur unverzichtbar für Verkehrszwecke, sie sind wie der D-E-K auch Stätten vielfacher Freizeitaktivitäten. Vom sommerlichen Badevergnügen bis zum Schippern mit dem eigenen Wasserfahrzeug bietet der DEK auch  in seinem südlichen Abschnitt vom NASSEN DREIECK an, eine Menge Abwechslung für den vom Alltagsstreß geplagten Kanalanrainer.

Bild: Bernd Ellerbrock

Warum die Sieben Weltmeere befahren, wo doch das „Dattelner Meer“ vor der Haustür liegt und u.a. jährlich mit einem sommerlichen Kanalfestival aufzuwarten weiß? Das Waltroper Kanalmuseum ist ganzjährig geöffnet und das Schiffshebewerk Henrichenburg, zu dessen Einweihung der unselige Wilhelm zwo anreiste, ist eine weit über die engeren Grenzen des Ruhrgebiets bekannte Attraktion deutscher Kanalbauarchitektur.

Aber das Schiffshebewerk ist nur eines von den 1899 fertiggestellten 484 Kanalbauwerken auf den 265 Kanalkilometern, deren wichtigste im Buch aufgeführt werden. Dass sich der Kanal seither und noch für einige(n) Jahre(n) im Umbau befindet, um größeren Schiffen freie Fahrt zu gewähren, lässt vergessen, dass in den Anfangsjahren des Kanalverkehrs viele Kähne von Menschen oder Tieren getreidelt wurden.

Weiter erfahren wir, dass Fische im Kanal kein ruhiges Leben haben, weil ein Heer von Anglern ihnen ungestraft, aber pachtpflichtig nachstellen darf, während das Springen von Brücken ebenso verboten ist wie das Entern von Schiffen durch wagemutige Jugendliche, die durch solches Tun meist Skipper und Bordhund in helle Aufregung versetzten. Das wird am Kanal nicht anders als am Main gewesen sein, wo ein den Ruhrbaronen nicht ganz unbekannter Hesse  diesem „Sport“ in jungen Jahren hin und wieder nachging.

Der vorliegende Band aus dem DGEG-Verlag stellt auf knapp 280 Seiten den Dortmund-Ems-Kanal in 85 Stichworten vor, von Abgabe bis „Wassereisenbahn“(!!!) und Werften. Die Seitenkanäle, von denen sich drei am Dattelner Meer mit dem D-E-K verbinden, werden ebenfalls vorgestellt, dito das NASSE DREIECK, der montane „Wasserbahnhof“ in Dortmund und wirklich vieles andere mehr.. So fehlt auch nicht eine Zeittafel, die u.a. zeigt, wie sehr der Kanal mit den Höhe-und Tiefpunkten deutscher (Kriegs)Geschichte verbunden ist, sowie Karten, die die  Planungen von ab ca.1700 herum zeigen und den letzendlichen Verlauf des Wasserweges dokumentieren.

Hauptattraktion des Werkes aber sind die ungefähr 500 historischen und aktuellen Bilder, die mich immer wieder zum interessierten Blättern veranlassen. Man entdeckt doch immer wieder Neues. Ein wirklich gelungenes Werk, das nicht nur dem verkehrsgeschichtlich interessierten  Leser Vergnügen bereitet, sondern sicherlich auch bei einigen Usern Erinnerungen an „canale“ jugendliche Abenteuer wieder lebendig werden lässt.

Die Fotos verwenden wir hier natürlich mit freundlicher Genehmigung der genannten Urheber.

 

Bernd Ellerbrock – DER DORTMUND EMS KANAL – 265 Kilometer Wasserstraße von A bis Z, DGEG Medien, Hövelhof 2017, Preis: 34,80 Euro

  • Gebundene Ausgabe: 276 Seiten
  • ISBN-13: 978-3946594116

 

In gleicher Aufmachung auch DER MITTELLANDKANAL – 325 Kilometer Wasserstraße von A bis Z für 29,80 Euro.

 

  • Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
  • ISBN-13: 978-3937189529

 

Bild: Bernd Ellerbrock

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Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

ThomasWeigle,
konnte mich erst jetzt mit Deinem Hinweis auf die Neuerscheinung "Dortmund-Ems-Kanal-" befassen.
Danke für den Hinweis.
Mich verbindet mit dem "DEK" so Manches.
U.a.
Die Kanalseitenwege des DEK auf dem Gebiet der Stadt Waltrop von DO/DO-Mengede bis zum sog. Schleusenpark Henrichenburg in Waltrop -südliche Stadtgrenze-sind meine regelmäßigen Spazierwege, dann und wann einhergehend mit Kurzfaufenthalten im Gelände des sog. Schleusenparkes Henrichenburg, wo im übrigen der Rhein-Herne-Kanal auf den DEK trifft.
Ich habe zudem jeden Tag die Chance, 'mal nicht am DEK spazieren zu gehen, sondern am Datteln-Hamm-Kanal -nördlicher Stadtrand meiner Heimatstadt Waltrop. Dieser Datteln-Hamm-Kanal ist am nördlichen Stadtrand Waltrops auf dem Gebiet der Stadt Datteln mit dem DEK verbunden, und das geschieht "im Schatten" des 18o m hohen Kühlturmes des neuen Kohle-Großkraftwerkes, das EON am DEK gebaut hat und über das wir hier bei den Ruhrbaronen mehrfach kontrovers diskutiert haben.
Und damit ist der Hauptzweck des DEK angesprochen, nämlich der Wirtschaft im östlichen Ruhrgebiet zu dienen. Seine Naherholungsfunktion -sh. Spaziergänge/Fahrradtouren auf den Kanalseitenwegen- ist selbstverständlich nur von zweitrangiger Bedeutung.
Jedenfalls wird der DEK noch mehr als bisher als Transportweg für sog.Massengüter -in diesem Falle für Import-Kohle- genutzt werden , wenn das neue Kohlekraftwerk in Betrieb geht -Ende 2018?
Kohletransporte vor allem von Rotterdam über den Rhein, den Wesel-Datteln-Kanal bis zum Kraftwerk-Hafen am DEK auf dem Gebiet der Stadt Datteln.

Zudem habe ich mich mit dem DEK intensiv während eines nebenberuflichen Studiums an der damaligen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Westfalen in Hagen befaßt. Aufgrund einer Anregung von Prof.P.H. Seraphim -Uni Bochum- habe ich 1963 meine Diplom-Arbeit über das Thema "Die wirtschaftliche Bedeutung des DEK unter kurzer Berücksichtigung auch seiner kommunalwirtschaftlichen Bedeutung" verfaßt.

ThomasWeigel,
insofern bin ich besonders gespannt auf die Neuerscheinung, die Du hier vorgestellt hast.

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