Kindheit im Ruhrgebiet: Erzählungen fehlen

 

Rudorf Holtappel, Rollerfahren auf der Henkelmann-Brücke in Oberhausen (um 1960)

Im Ruhrmuseum läuft derzeit die Ausstellung „Kindheit im Ruhrgebiet“. Meine Erwartung anregender Geschichten von unten (oral history) wurde leider enttäuscht. Zu sehen ist Spielzeug, das Menschen aus dem Ruhrgebiet zur Verfügung stellten, deren Erinnerungen an ihren Teddybär oder Spielwürfel uns vorenthalten werden. Tonmurmeln und bunte Heftchen waren nun mal für alle Kinder das gleiche Glück, egal ob in Wanne oder in Garmisch. Leider fehlen die individuellen Geschichten der Leihgeber mit ihrem Spielzeug. Auch die Kinder, deren Lichtbilder, fotografiert von Berufsfotografen, die Wände zieren, kommen selbst nicht zu Wort. Was würden sie uns erzählen von ihren Spielen? Von ihren Abenteuern in verbotenen Zonen jenseits der Bahngeleise oder auf Brachen zwischen Zechensiedlung und Bergwerk, von Hechtsprüngen in den Kanal und von den Kohledeputaten und Brieftauben des Großvaters. Und die Jüngeren? Blieb die Trinkhalle Treffpunkt und Umschlagplatz für getauschte Kostbarkeiten aus der Hosentasche? Aus ihren Erzählungen hätte sich ein Zeitpanorama entfalten können aus der Perspektive der „kleinen Leute“ im Schatten der Halden und in wachsenden Naturarealen.

Corona und Katastrophenschutz: „Die Pandemie wird in den Großstädten entschieden.“

Magnus Memmeler mit Maske Foto: Privat

Seit dem 15. März 2020 unterhalten sich die Ruhrbarone mit Magnus Memmeler.  Bis heute sind 26 Interviews entstanden, die den Katastrophenschutz ins Visier nehmen und auch die Corona-Krise nachzeichnen. Im 27. Interview geht es u.a. um die Kanzlerin, die hohe Zahl an Neuinfektionen, Christstollen im sächsischen Innenministerium und wiedermal um den Katastrophenschutz.

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Tiergeschichten aus dem Ruhrgebiet

Pelzige Mitbewohner: Das Bild passte halt; Foto: Peter Ansmann
Pelzige Mitbewohner: Das Bild passte halt; Foto: Peter Ansmann

Zoo- und Zirkusbesuche waren noch nie so mein Ding. Letztere habe ich sogar, wegen der Clowns, schon als Kind wirklich gehasst. Ich habe auch nur einen Zirkusbesuch in meiner Kindheit in Erinnerung. Ebensowenig mag ich Tierdokumentationen – außer es geht um Katzen oder Raubkatzen. Die schaue ich gemeinsam mit meinen Mitbewohnern (Bild oben). Tierfilme und -geschichten waren, mit Ausnahme des Dschungelbuches und Aristocats – auch nie so meine Welt. Ist halt so.

Ein Video, in dem das Buch Tiergeschichten aus dem Ruhrgebiet – Wo Schweine pfeifen, Ziegen moppern und Tauben an das Gute glauben angepriesen wurde, hat mich trotzdem neugierig genug gemacht um in meiner Stammbuchhandlung dieses Werk zu bestellen.

Trotz des für mich eher ungewohnten Themas: Bereut habe ich den Kauf nicht.

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Sagen und Legenden aus dem Ruhrgebiet

Grubengespenster, Hexen und Werwölfe: Sagen und Legenden aus dem Ruhrgebiet
Grubengespenster, Hexen und Werwölfe: Sagen und Legenden aus dem Ruhrgebiet

Im Februar 2020 habe ich hier im Blog das Buch Dunkle Geschichten aus Duisburg von Dieter Ebels vorgestellt. Jetzt, ganz frisch, in der zweiten überarbeiteten Auflage ist ein Buch mit ähnlicher Thematik erschienen: In Sagen und Legenden aus dem Ruhrgebiet geht es um Grubengespenster, verborgene Schätze, Hexen, hartherzige Damen und Werwölfe.

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Rückkehr aus Corona-Risikogebiet: Bananen-Republik Deutschland

Heiko Poerz (Foto: Photodesign Volker Schäffner)
Heiko Poerz (Foto: Photodesign Volker Schäffner)
Rückkehrer aus Corona-Risikogebiet: Heiko Poerz (Foto: Photodesign Volker Schäffner)

Wer aus einem Corona-Risikogebiet nach Deutschland einreist, muss sich einem festgelegten Prozedere unterwerfen. Man denkt, dass Ankömmlinge gründlich untersucht und registriert werden. Schließlich soll ja die Allgemeinheit vor eingeschleppten Sars-CoV-2-Viren geschützt werden. Aber wie sieht es tatsächlich an unseren Flughäfen aus? Nicht gut, sagt ein Reiserückkehrer aus Nordmazedonien, einem der ärmsten und am stärksten betroffenen Länder Europas. Er hätte auch unbeobachtet einreisen können. Ohne Test, ohne Nachverfolgung. Ruhrbarone hat ihn interviewt.

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Waltrops neuer Bürgermeister Marcel Mittelbach: Was kann ein König ohne Reich schon bewirken?

Marcel Mittelbach (SPD) wird neuer Bürgermeister von Waltrop. Foto: Robin Patzwaldt

Am Sonntag nahm einer der kuriosesten Wahlkämpfe, die ich mit meinen inzwischen fast 50 Jahren jemals bewusst miterlebt habe, endlich sein Ende. Großer Sieger des Ringens um das Bürgermeisteramt in Waltrop (Kreis Recklinghausen) war SPD-Herausforderer Marcel Mittelbach, der mir 64 Prozent in der Stichwahl gegenüber seiner Vorgängerin Nicole Moenikes von der CDU (36 Prozent) klar die Oberhand behielt.

Damit endete die sechsjährige Amtszeit der CDU-Frau ähnlich spektakulär, wie der Wahlkampf, der sie 2014 einst ins Amt gespült hatte, mit einer derben Abfuhr für die Amtsinhaberin.

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In nur einem Jahr wurde David Wagner auf Schalke vom gefeierten Volkshelden zum Sündenbock

Bedrohliche Stimmung auf Schalke. Foto: Franz-Christian Müller

Dass Fußball grundsätzlich ein schnelllebiges Geschäft ist, ist inzwischen längst kein Geheimnis mehr. Was gestern noch zum Erfolg geführt hat, muss heute schon längst nichts mehr heißen. Häufig ist der Grat zwischen Triumph und Pleite schmal und auch nur schwer zu erklären.

Auf Schalke erlebt man das gerade wieder einmal besonders schmerzhaft. Innerhalb von nur zwölf Monaten kehrten sich da die Gefühlswelt wieder einmal völlig um.

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Die Dateien hinterm schönen Schein

Thomas Ruff, Motiv aus der Serie Tableaux chinois, Kunstpalast Düsseldorf

Vidiwalls haben längst die Kuriositätenkabinette und Kaiserpanoramen ins Vergessen gedrängt und begeistern heute die Massen wie die Zauberlaternen einst. Und weil der technologische Fortschritt voranstürmt, tut es not, innezuhalten und zurückzuschauen auf „historische Dinge“. Seit zwanzig Jahren erforscht der weltberühmte Fotograf Thomas Ruff die Frühgeschichte seines Metiers und präsentiert derzeit in einer großen Schau der Kunstsammlung NRW Werke, deren Besonderheit in der raffinierten Kombination von anziehenden ästhetischen

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Und plötzlich beginnt eine Schlammschlacht um den Bürgermeisterposten in Waltrop

Amtsinhaberin Nicole Moenikes von der CDU Waltrop. Foto: Robin Patzwaldt

So kann das gehen. Eigentlich hielt ich das Thema ja schon für abgehakt. Nachdem klar wurde, dass SPD-Bürgermeisterkandidat Marcel Mittelbach mit rund 1.500 Stimmen Vorsprung auf Amtsinhaberin Nicole Moenikes (CDU) in die Stichwahl am kommenden Sonntag gehen würde, schien der Drops gelutscht.

Zu träge lief der bisherige Wahlkampf in der Hebewerksstadt um hier ernsthaft noch an eine Wende glauben zu können. Zumal die seit Jahren vor sich hin dümpelndeWaltroper Zeitung‘ sich in Wahlkampfzeiten ruhig wie nie zeigte, aus dem üblichen Trott der Veröffentlichungen von Nichtigkeiten und Pressemeldungen selbst im Wahlkampf zum ersten Mal nicht mehr wirklich herauszufinden schien.

Doch nun stellt sich die Lage in Waltrop (Kreis Recklinghausen) urplötzlich noch einmal ganz anders dar. Zwar sucht man inhaltliche, politische Diskussionen noch immer weitestgehend vergeblich, doch befindet sich der geneigte Beobachter urplötzlich inmitten einer Schlammschlacht. Grund genug das Thema auch hier im Blog noch einmal kurz aufzunehmen.

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