
Klar, es ist Gauck geworden. Nach einem Schlecht- und einem Flachredner bekommen wir nun einen hoch begabten und zugleich gnadenlosen Vielredner zum Präsidenten. Andauernd oszillierend zwischen bildungsversierter Altersweisheit und oberlehrerhafter Geschwätzigkeit. Das kann noch heiter werden. Aber er lässt einen wenigstens, und das hoffentlich bald, den Mann vergessen, der den Begriff des Ehrensoldes endgültig ad absurdum geführt hat. (Wofür man wiederum Wulff in gewisser Weise auch dankbar sein muss.)
Nein Leute, mein Präsident muss keineswegs meiner politischen Meinung sein, geschweige denn meinen kulturellen und sozialen Wertekanon vertreten. Er muss mir, mit einem Wort, nicht in mein Weltbild passen. Aber er sollte doch in der Lage sein, auch das meinige zu akzeptieren. Er sollte mir die gleiche Toleranz erweisen wie ich ihm gegenüber.
Joachim Gauck, wird das aber nicht können. Nicht aus Dummheit oder Unwillen sondern aus Prinzip. Er ist nämlich Pastor der evangelischen Kirche. Dazu einer, der sich für eben diese in extremer und durchaus achtenswerter Art politisch engagiert hat, d.h. ihr in besonderer Weise auch persönlich verbunden ist.
Dieses Engagement, das sich gegen eine Diktatur wandte, verdient meine Hochachtung. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Kirche, in deren Rahmen das geschah, ein Wesen in den Mittelpunkt stellt, an das ich, und mit mir gut ein Drittel der deutschen Bevölkerung, keine Veranlassung sehen, zu glauben: an einen allmächtigen und ewigen Gott.





