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Christian Steiffen macht Dortmund zum Schlager-Olymp

Im Rüschenhemd, im Scheinwerferlicht, im FZW: Christian Steiffen. Foto: Johannes Hülstrung

Die „Ferien vom Rock ’n’ Roll“ sind lange vorbei. Und der einstige „Arbeiter der Liebe“ ist inzwischen zum „Gott of Schlager“ geworden. Für ein ganzes Wochenende steigt Christian Steiffen alias Hardy Schwetter von seinem Olymp und landet in Dortmund. Die zwei Konzerte im ausverkauften FZW sind eine amüsante Rückkehr in ein 70er-Jahre-Paralleluniversum. Von unserem Gastautor Johannes Hülstrung.

Christian Steiffen ist Schlager für alle, die Schlager blöd finden. Und besonders für Christian Steiffen persönlich, den man auch deshalb so mag, weil er sich selbst so mag. „Jetzt bin ich hier und hier ist Party, auch wenn hier keiner ist“, beschreibt das ganz gut. Aber da ist ja jemand, ziemlich viele sogar. Jeweils 1.300 Fans im ausverkauften FZW am Freitag- und Samstagabend.

Und „hier“, wo die „Party“ ist, ist eins auf keinen Fall: politische Korrektheit. Schließlich kann sich ein Steiffen einfach alles erlauben. Immerhin scheint er ja aus einer Zeit zu kommen, in der alles noch nicht so ernst war. Egal, ob er der eigens für den Song „Du und ich“ auf die Bühne geholten Dame ein bisschen zu lange an den von goldfarbenen Hotpants umhüllten Po fasst. Oder einen jungen Mann fragt, ob er einen Schlaganfall hat, weil er nicht wie alle anderen die Arme im Takt der Musik mitschwingen lässt. Alles egal.

Dr. Martin Haseland (l.) ist Christian Steiffens Sidekick. Foto: Johannes Hülstrung

Vom Himmel hat dieser Mann, nein, dieses Ungetüm aus pinkem Rüschenhemd, Jeansjacke und Schlaghose ganz viel Unbescheidenheit mitgebracht. So formen unter dem riesigen „Christian Steiffen“-Schriftzug kleine, leuchtende Neonröhren das Wort „Gott“. Damit auch gleich jeder weiß, was unbedingt zusammengehört.

 

Christian Steiffen (langsam und genüsslich aussprechen), der eigentlich Hardy Schwetter heißt (am besten gar nicht aussprechen), muss entweder per Zeitreise aus den 70er-Jahren oder aus einem Paralleluniversum nach Dortmund gereist sein. Oder beides. Und das alles nur, um seine One-Man-Show abzuziehen. Eigentlich ist es eine Two-Men-Show mit Dr. Martin Haseland alias Co-Songwriter Martin Schmeing. Oder eine Two-and-a-half-Men-Show, zählt man den jungen Geiger dazu, der sie bei einigen Songs unterstützt. „Nebenbei schreibt er hinter der Bühne seine Masterarbeit. Ich verstehe kein Wort davon“, witzelt Steiffen.

Christian Steiffen auf dem Weg zum Bad in der Menschenmenge. Foto: Johannes Hülstrung

Konzerte von Christian Steiffen sind eine eigene Welt. Fröhlich, bunt, ein bisschen derb. Sie ist sicherlich keine Welt für alle. Diese Welt hat ihre einstudierten Rituale, die nicht jeder versteht. Dazu zählen etwa die gespielten Streitigkeiten zwischen dem Sänger und seinem Pianisten. Von den Fans begeistert mit „Haseland“-Rufen angefeuert, wozu Steiffen eine Schnute zieht.

Zum guten Ton gehört auch, schon vor der Show und nach jedem Lied „Zugabe“ zu brüllen. Steiffen greift das gerne auf, sagt selbst an, wie viele Songs noch bis zu den Zugaben anstehen. Und verschwindet nach dem Ende des regulären Konzertes gar nicht komplett von der Bühne, um die Zuschauer wenigstens eine Minute zittern zu lassen, ob der Künstler noch einmal zurückkommt. Das hat ein Christian Steiffen nicht nötig.

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Philip
Admin
4 Jahre zuvor

Ich war am Samstag im FZW und muss sagen: der gute Mann hat es hinter sich.
Beleidigte Leberwurst, die in den ersten 15min 4x mit Konzertabbruch droht. Habe ihn in den letzten Jahren sicher 5-6x gesehen, vielleicht lag es an Dortmund oder er hatte einen schlechten Tag. Ich hätte mehr Professionalität (aushalten-können statt Stimmung kaputtmachen) oder Selbstreflexion (kürzere Tour-Abschnitte) von ihm erwartet, er macht das ja nicht erst seit gestern.

Absolut keine Empfehlung. Schade.

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