Das Ende von Lützerath – Grüne Hybris & linkes Vehikel

„Lützi“ bleibt Demonstration 2022 in Berlin Foto: Leonhard Lenz Lizenz: CC0 1.0 Universal

Lützi geht, das ist spätestens seit Beginn des Polizeieinsatzes Anfang Januar eine Gewissheit. Dass Lützerath ein Ende als dampfturbinenbetreibendes Feuer in einem Braunkohlekraftwerk finden wird, ist eigentlich völlig unnötig. Landschaften abzubaggern, um mit ineffizienter Braunkohle die deutsche Industrie zu versorgen, ist technologisch gesehen absurd rückschrittig und im Prinzip für ein Land wie Deutschland unwürdig. Die moderne Alternative aber, Kernkraft, die hinzu in ausreichender Leistung zur Verfügung stand, wurde aus rein ideologischen Gründen abgeschaltet. Die Konsequenz dieser technologischen Verweigerungshaltung ist, dass Lützerath ins Feuer muss. Es ist Ausdruck völliger Hybris, dass der Ausstieg aus der Kernkraft von ebenjener Partei gefordert und vorangetrieben wurde, die jetzt, in Regierungsverantwortung, das Ende von Lützerath verantworten muss. Strom kommt eben nicht aus der Steckdose, dieser physikalischen Realität müssen sich auch die Grünen beugen.

Öffentlichkeitswirksam und mit großer Geste posten Mitglieder der Grünen bei Social Media nun Fotos aus Lützerath und profilieren sich als Pseudo-Revoluzzer, um irgendwie die Illusion aufrecht zu erhalten, man habe ja nichts mit nichts zu tun. Und wie mittlerweile schon üblich bilden sie dabei, ob gewollt oder nicht, eine unheilvolle Allianz mit linksradikalen Berufsverwirrten, die in Lützerath ein weiteres Vehikel gefunden haben, um einfach dagegen zu sein und Krawall zu machen. Es ist ein schönes Bild, im Kampf für den Klimaschutz posieren grüne Klimaverteidiger, während im Hintergrund Barrikaden aus Autoreifen brennen. Überhaupt gewinnt man den Eindruck, dass für Linke das Anzünden von Dingen förderlich für den Klimaschutz zu sein scheint – solange es eben nicht Kohle ist. Dass es den Berufsaktivisten von Anfang an nur um weiteres System Change-Vehikel ging, zeigen zahlreiche Tweets, Videos und Fotos, die bei Social Media mit Leichtigkeit zu finden sind. Es kursieren an Verschwörungstheorien erinnernde Behauptungen, die Polizei eskaliere die Situation oder schränke die Pressefreiheit ein. Dass Lützerath Privatbesitz ist und RWE als Hausherr damit jederzeit festlegen kann, wie lange die Zirkusveranstaltet geduldet wird, geht im Rauschen unter. Für den Wandel ist eben jedes Mittel recht und während in epischer Breite die monumentale Tragweite des Protests, bis hin zum Kampf gegen den Hunger in der Welt, in viel zu vielen Worten ausgebreitet wird, flogen heute nach Informationen der Ruhrbarone Lebensmittel auf die Polizei. Es ist Ausdruck der professionellen Ausbildung bei der deutschen Polizei, dass diese die Provokationen an sich abprallen lassen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Ein spannender Umgang für Politiker, die sich selbst zum demokratischen Spektrum der Bundesrepublik zählen. Dass linksextreme Gruppen auch die Grünen längst zum Ziel erklärt haben, da sie sich zumindest der immanenten Hybris des Handelns bewusst sind, scheint nicht großartig zu interessieren. Über der Roten Flora in Hamburg prangt dieser Tage ein Banner: „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten. Wer war mit dabei? Die Grüne Partei“. Egal. Alles für Lützi.

Die Rote Flora, im Januar 2023. Foto: Daniel Bleich

Der Widerspruch wird jedoch zunehmend, auch im Zuge der immer stärkeren Radikalisierung der „Letzten Generation“, hörbarer. Wie wichtig Klimaschutz für die Menschheit ist, hat der intelligenzgesegnete Teil der Bevölkerung längst verstanden. Ebenso aber besteht Einigkeit, dass Prozesse in einer Demokratie im Parlament und auf Basis von Mehrheitsentscheidungen ablaufen und nicht im Fahrwasser von Schreihälsen geformt werden. Dass ein solches merkfreies Handeln Konsequenzen hat, am Ende beispielsweise in Form von absurden Strompreisen und einer kaum noch abzufedernden Inflation auch für die ganze Gesellschaft, wird genau diesen Widerstand zunehmend verfestigen.

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CTemt
1 Jahr zuvor

Mario BuchingerProfil von Mario Buchinger anzeigen • 2.

Kernkraft, ich darf Mario Buchinger (Ökonomie-)Physiker (Dr. rer. nat.), Spezialist für Veränderungen, zitieren:

Wer noch immer glaubt, Kernenergie sei günstig, sollte nach Frankreich schauen. Dort gehen wegen dieser verantwortungslosen Hochrisikotechnologie gerade die Preise durch die Decke. Und die wahren (externalisierten) Kosten sind da nicht mal eingerechnet.
Auch die hohen Strompreise in Deutschland sind in großen Teilen auf den Stromimport Frankreichs aus deutschen Gaskraftwerken zurückzuführen.

Kernenergie ist keine Option. Diese Energieform ist ein gefährlicher Irrweg, der nicht nur teurer ist, sondern auch gefährlich und sehr umweltschädlich. Die THG-Emissionen liegen exklusive Entsorgung bei 55g/kWh (Gemis 5.0) und auch im Normalbetrieb wird die Umwelt konstant kontaminiert. Dazu kommt die nach wie vor ungeklärte Frage der Entsorgung.

All diese Erkenntnisse sind nicht, so wie einige ständig behaupten, Ideologie, sondern evidente Tatsachen. Es wäre gut, aus Fehlern der Vergangenheit endlich zu lernen. Die Energiewende zu 100% erneuerbare Energien ist technisch längst möglich. Wir müssen es nur machen anstatt Zeit und Geld für veraltete Irrtümer zu investieren.

Stefan Laurin
Admin
1 Jahr zuvor
Reply to  CTemt

: Am doitschen Wesen wird auch dieses Mal nicht die Welt genesen.

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
1 Jahr zuvor

Energie ist nicht billig, sie ist es nie gewesen und wird nur von Holz über Kohle über Öl über Gas über Kernkraft über Photovoltaik zu Wind langsam preiswerter.

Der Herr Buchinger, hat einen interessanten Umgang mit Zahlen und Quellen.
Natürlich ist Kernkraft genausowenig wie Solar- oder Windstrom CO2-frei. Die Erhebung der Emissionen bei Gewinnung und (unklarer) Entsorgung ist schwierig. Die Werte schwanken zwischen 3,7 und 110g/KWh je CO2-Äquivalent. Das sind im arithmetischen Mittel etwa 55g (Gemis) oder 12g im Median (IPCC)
Mit 12g liegt Atomstrom deutlich unter allen fossilen Brennstoffen mit einigen hundert Gramm je KWh unter Photovoltaik (40-60g) und etwa bei Wind mit 10g. Ein Wert wie er bei einer industriellen Anlage ohne besondere eigene CO2-Emissionen zu erwarten ist.

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