Wäre das Aus für Karstadt der endgültige Gnadenstoß für die kriselnde Innenstadt von Dortmund?

Nicht nur bei Karstadt sieht es in Dortmund aktuell trübe aus. Foto: Robin Patzwaldt

In dieser Woche richtete SPD-Oberbürgermeister Thomas Westphal im Rahmen der WDR-Lokalzeit aus Dortmund einen flammenden Appell für den Erhalt des Dortmunder Karstadt-Hauses an der Kampstraße an die Öffentlichkeit. Hintergrund ist der sich seit Jahren abzeichnende Niedergang des einstigen Konsumtempels, der dem Vernehmen nach schon zum Februar in einer schnellen Schließung des riesigen Geschäfts in der Dortmunder City führen könnte. Galeria Karstadt Kaufhof ist bekanntlich ‚aktuell‘ wieder einmal, oder sagen wir vielleicht besser ‚immer noch‘, in einer existenzbedrohenden Krise.

Nachdem die Anzahl der Standorte und Filialen zuletzt schon deutlich reduziert wurde, befindet sich der Konzern aktuell noch immer in einer existenzbedrohenden Lage. Selbst das vermeintliche Aushängeschild in Dortmund ist von der Schließung bedroht, wie auch Westphal bestätigte. Hierfür ist dem Vernehmen nach die vergleichsweise hohen Ladenmiete am Standort im Herzen der Reviermetropole die Haupt-Ursache. Der OB machte sich im WDR lautstark für eine Fortführung des Karstadt-Standorts stark, was nicht überraschte, ist der Politiker doch von Berufswegen an der vermeintlich bestmöglichen Lösung für die Stadt interessiert. Und, machen wir uns nichts vor, ein Ende von Karstadt in Dortmund, das wäre für die ohnehin schon länger deprimierende Entwicklung der Innenstadt tatsächlich eine echte Katastrophe.

Aufgeschreckt von der Nachricht, dass der Januar 2023 vielleicht schon der letzte Monat des Karstadt-Hauses im Zentrum meiner Geburtsstadt sein könnte, machte ich mich am Donnerstag direkt noch einmal auf nach Dortmund, um mir die Situation vor Ort einmal wieder etwas näher anzuschauen, und vielleicht ein letztes Mal durch ‚mein‘ Karstadt zu tingeln. Was ich dort sah, erschreckte mich aufs Neue.

Der schleichende Niedergang der gesamten Fußgängerzone in Dortmund-City hat sich auch im vergangenen Jahr offenkundig deutlich sichtbar fortgesetzt. Schier unzählige Leerstände am Wegesrand pflasterten meine Rundgang zwischen Osten- und Westenhellweg. Vom traurigen Zustand der Brückstraße hier einmal gar nicht erst zu reden. Vieles, was einen zum regelmäßigen Shopping nach Dortmund ziehen könnte, habe ich im Vergleich zu früheren Jahren nicht mehr gesehen.

Und wenn jetzt auch noch Karstadt schließen würde, was bliebe dann eigentlich noch?

Die von OB Westphal in der Lokalzeit Dortmund geschilderte Dramatik, die große Bedeutung für den Einkaufsstandort Dortmund, der früher neben München einmal als einziger alle großen Kaufhäuser des Landes beherbergte, wird jedermann sofort offensichtlich. Sollte der riesige ‚Klotz‘, in dem sich Zeit meines Lebens das Karstadt-Haupthaus befindet, demnächst auch noch leer stehen, es wäre nicht auszudenken.

Ein Blick durch das aktuelle Angebot des Karstadt-Kaufhauses an der Kampstraße machte jedoch einmal mehr klar, woran es hapert. Ich hatte mich im Vorfeld meines Besuchs extra ein paar Produkte überlegt, die ich aktuell kaufen möchte. In keinem der ausgewählten Bereiche konnte mich Karstadt an diesem Tag zufriedenstellen. Eine arg limitierte Auswahl, kombiniert mit relativ hohen Preisen, das überzeugte mich nicht.

Am Ende meines Besuchs hatte ich bei Karstadt auch diesmal nichts gekauft. Früher war das einmal anders. Nicht nur, dass ich einst insgesamt deutlich häufiger zum Shoppen in Dortmund war, auch und gerade bei Karstadt habe ich früher regelmäßig nennenswerte Teile meines Einkommens ausgegeben. Inzwischen kann ich mich gar nicht daran erinnern, wann ich zuletzt etwas beim Galeria Karstadt Kaufhof-Konzern gekauft hätte. Das muss etliche Jahre her sein. Mein Besuch in dieser Woche hat mir noch einmal ganz aktuell klar gemacht, warum das so ist.

So dramatisch die Situation für die Innenstadtentwicklung für Städte wie Dortmund also auch ist, es gibt keine einfache Lösung für das Problem. Diese Kaufhäuser haben in Zeiten des Internethandels schlicht keine Zukunft mehr. Es ist lediglich ein Sterben auf Raten, das wir hier erleben.

Stadtverwaltungen sollten sich nicht an die verbliebenen großen Kaufhäuser klammern, die ihre Zukunft längst verspielt haben. Es gilt stattdessen schleunigst an frischen Konzepten zu arbeiten, wie unsere Innenstädte auch ohne die ganz großen Kaufhäuser attraktiv bleiben können. Ein Festhalten an der Vergangenheit verzögert nur den großen Knall, der sich auch in Dortmund schon sehr deutlich sichtbar abzeichnet.

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