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Das traurige Ende eines modernen Fußballmärchens in Nürnberg

Kein Trainer wie jeder andere: Michael Köllner. Quelle: Wikipedia, Foto: Silesia711, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Eigentlich ist es ja nicht unbedingt die Kernaufgabe der Ruhrbarone eine Trainerentlassung beim 1. FC Nürnberg zu kommentieren. Wenn mit der Entlassung von Coach Michael Köllner dort jedoch zugleich ein modernes Fußballmärchen unschön zu Ende geht, dann ist uns das auch hier im Blog durchaus schon einmal ein paar Zeilen wert.

Dass der ‚Club‘, wie die Anhänger der Franken ihren Verein liebevoll nennen, aufgrund der vergleichsweise geringen Wirtschaftskraft nach seinem überraschenden Aufstieg im Vorjahr Schwierigkeiten haben dürfte die Klasse im Fußballoberhaus zu halten, das war eigentlich jedermann schon vor Saisonstart klar.

Der zuvor einer größeren Öffentlichkeit völlig unbekannte Trainer Köllner führte die häufig recht bieder auftretende Truppe mit seiner, nun nennen wir es mal ‚bodenständigen Art‘ nach Jahren der Zweitklassigkeit erfolgreich zurück in die Eliteliga des Deutschen Fußballs.

Dass das so überhaupt noch möglich war, in Zeiten in denen Kommerz und ‚die große Show‘ immer mehr die Oberhand gewinnen, in denen Vereine wie RB Leipzig und die TSG Hoffenheim zu festen Kräften im deutschen Spitzenfußball geworden sind, das ähnelte durchaus einem kleinen aber feinen Fußballmärchen. Diese in den Augen vieler Fußballfreunde erfreulich nostalgisch und altmodisch daherkommende Geschichte endete am heutigen Dienstag jedoch vorzeitig und leider ziemlich unschön.

Nach der Trennung von Sportvorstand Andreas Bornemann in der vergangenen Nacht, hat der 1. FC Nürnberg am Dienstag wie erwartet nämlich auch das Aus von Aufstiegstrainer Köllner bestätigt.

Am Sonntagnachmittag hatte sich der Aufsichtsrat des Vereins nach dem enttäuschenden 0:2 im Kellerduell bei Hannover 96, durch das Nürnberg auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht war, erstmals zu einer Dringlichkeitssitzung getroffen.

Bornemann wollte ’seinen‘ Übungsleiter Köllner unbedingt halten. Im von den Mitgliedern gewählten Kontrollgremium dagegen wurden die Zweifel an der sportlichen Führung immer größer. Nun erfolgte der radikale Schnitt. Bornemann und Köllner sind nicht länger im Amt!

Der 49-jährige Köllner wurde im März 2017 zum Cheftrainer des 1. FC Nürnberg befördert. Zuvor hatte sich der gelernte Zahnarzthelfer aus Fuchsmühl schon um den Club-Nachwuchs gekümmert.

Wer Köllner im Laufe der letzten Jahre in Stellungnahmen rund um die Spiele seiner Mannschaft erlebt hat, der konnte es vielfach zunächst kaum glauben, dass dieser vergleichsweise extrem bodenständige und mit starkem Akzent sprechende Trainer überhaupt mit Erfolg eine Bundesligamannschaft führen kann. Zu provinziell kam sein Auftreten auf den ersten Blick daher, zu wenig Ausstrahlung schien er so auf häufig international beheimatete Profikicker in seinem Kader ausüben zu können.

Doch wer nur auf diese ersten Eindrücke achtete, der sah sich in seinem Falle schnell getäuscht. Hinter Köllner steckte offenbar viel mehr als es der erste Eindruck zu suggerieren vermochte, wie unter anderem ein wirklich beeindruckender Auftritt in der Fußballtalkshow ‚Sky90‘ im Herbst deutschlandweit offenbarte.

Der Trainer entpuppte sich als eine ganz außergewöhnliche Persönlichkeit mit viel sympathischer Weltsicht und beeindruckendem Fachwissen. Ungewöhnlich auch, dass Köllner in einem Fernsehinterview mit ‚Sky Sport News HD‘ kurz nach dem Aufstieg von sich aus Zweifel daran einräumte, ob er den Verein denn überhaupt in Liga eins begleiten wolle, oder ob er nicht lieber wieder in der Nachwuchsarbeit tätig werden wolle, da er fürchtete schon nach einigen Niederlagen in Liga 1 ‚vom Hof gejagt‘ werden würde.

Der Coach, der zunächst wohl von vielen ungerechter Weise total unterschätzt wurde (auch von mir ganz persönlich übrigens), zog im Laufe der Monate immer mehr Sportfreunde, auch außerhalb Nürnbergs, in seinen Bann.

Seit heute ist klar, sein kleines Märchen mit dem ‚Club‘ endet leider traurig. Köllner wird es nicht länger vergönnt sein, seinen Verein weiterhin auf der ganz großen Bühne zu repräsentieren.

Desillusionierend für Leute, die noch immer an diese modernen Sportromanzen glauben wollen. Ein weiteres Original, ein ungewöhnlicher Typ verschwindet aus den Schlagzeilen, und das vermutlich dauerhaft. Schade!

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Bochumer
Bochumer
5 Jahre zuvor

Das ist völlig normal im Fußballgeschäft. Wenn er was kann, wird er bald woanders anheuern. Das Nürnberg da steht, wo es steht, liegt an der Verteilung des Fernsehgelds. Ebenso wie Platz 1 und 2 in Liga zwo. Wobei Köln und der HSV ja ins Oberhaus gehören, im Gegensatz zu den Spekulationsobjekten Leipzig und Hoppenheim. Fußballballromamtik? Da muss man schon ganz schön besoffen sein, wenn man die noch hat.

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