Mit Karl Theodor zu Guttenberg hat ein Liebling der Massen das Kabinett verlassen. Gescheitert ist er an seiner Verachtung gegenüber den bürgerlichen Konventionen.
Ein herausragendes Merkmal des Adels ist, dass ihm das Leistungsprinzip weitgehend unbekannt ist. Man ist was man ist und hat was man braucht. Und was man nicht hat und trotzdem braucht, nimmt man sich eben. Zum Beispiel einen Doktortitel.
Die Verachtung des Leistungsprinzips klingt irgendwie ein wenig nach Linkspartei und tatsächlich: In der gemeinsamen Verachtung der Leistungskultur sind sich Adel und Kader erstaunlich nahe.
Jemand der dem bürgerlichen Pendant zum Adelstitel mit so viel Verachtung gegenüber tritt wie Guttenberg dem Doktortitel konnte in einer Koalition, deren Anhänger sich zum größten Teil als zum Bürgertum gehörend definieren nicht überleben. Franz Walter hatte das gestern auf Spiegel.de schön beschrieben:
Nun dämmert den akademisch-arrivierten Mittelschichten mit Hochschulzertifikaten, dass die Nonchalance der CDU-Granden und Guttenberg-Apologeten – „was sind schon Fußnoten“; „scheiß was auf den Doktor“ – ihre Berechtigungsausweise für berufliche Erfolge und gesellschaftliche Statuspositionen gefährdet.
Ein solches Statustdenken kommt jemanden wie Guttenberg wahrscheinlich ziemlich piefig vor. Er bekam alles zur Geburt geschenkt – Kontakte, Reputation und Geld. Erarbeiten musste sich so einer nie irgendwas. Wie sollte er Achtung vor der Leistung anderer entwickeln? Die Verachtung des bürgerlichen Leistungsprinzips wurde ihm zum Verhängnis. Und das ist gut so – denn Leistung muss sich wieder lohnen.


