Egoismus auf dem Vormarsch – Was ist los mit dieser Gesellschaft?

Fotoquelle: Ruhrbarone.

Es sind Schlagzeilen, die einen erschrecken. Krawall im Freibad, mutwilliges Blockieren einer Autobahn, Aggressionen rund um den/im öffentlichen Nahverkehr. Das Alles gab es hier in der Region über das Wochenende zu beklagen.

Einzeln für sich betrachtet sind diese Meldungen vielleicht nur ein kurzes Stirnrunzeln wert, in ihrer scheinbaren Häufung sind sie aber doch ein Alarmsignal. Häufen sich in unserem Lande gerade egoistische Taten, die uns das Miteinander drastisch erschweren? Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren.

Kaum ein Tag an dem man nicht von verschiedenen Orten hört und liest, an denen sich egoistische Interessen einzelner, gemischt mit einer gehörigen Portion Wut und Aggression in der eigenen Umgebung beobachten lassen.

Als Kind der 1970er-Jahre bin ich in den 1980ern auch gerne und sehr häufig ins örtliche Freibad gegangen. Ich kann mich jedoch nicht an einen einzigen Tag erinnern, an dem ich dort einmal in eine bedrohliche Situation gekommen wäre. Nie hat mich jemand in eine körperliche Auseinandersetzung verwickeln wollen, niemals bin ich in einem Maße bedroht worden, dass ich mich heute noch daran erinnern könnte.

In den 1980er-Jahren bin ich auch viel mit dem Zug gefahren. Gefährliche Situationen? Ich erinnere mich an keine einzige. Wenn mich dann alleine in den letzten Tagen einige Facebook-Freunde darauf aufmerksam machen, dass sie im Umfeld des Öffentlichen Nahverkehrs aktuell Angst haben, dann scheint es auch hier zu einer Verrohung der Sitten gekommen zu sein.

Falschparker gab es immer schon. Doch auch in diesem vergleichbar harmlosen Sektor scheint es jüngst zu einer Verrohung der Sitten gekommen zu sein. Völlig zugeparkte Straßen und Einfahrten, das lässt sich alleine in meiner Nachbarschaft aktuell regelmäßig beobachten. Das Ordnungsamt ist offenkundig überfordert damit. Auch andere Leute in meinem Umfeld und viele Medien berichten von solchen Auswüchsen.

So unterschiedlich dieser Beobachtungen auch sein mögen, eines haben sie alle gemeinsam: Der Egoismus und der Frust in unserer Gesellschaft scheint auf dem Vormarsch zu sein.

Oder wie sonst ist zu erklären, dass Hochzeitsgesellschaften derzeit gerne mal eine Autobahn blockieren um daran ‚ihren Spaß‘ zu haben, indem sie andere behindern und sogar gefährden?

Das Alles hat es immer schon vereinzelt einmal zu beklagen gegeben. Und doch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass unser Miteinander zuletzt deutlich gelitten hat.

Während auf der einen Seite sehr viele Leute für wohltätige Zwecke werben, sich für das Gemeinwohl engagieren, scheinen im Zentrum der Gesellschaft auf der anderen Seite sehr viele Leute aktuell nur noch sich selber, ihre Interessen und ihren Spaß zu kennen. Das zu realisieren ist bitter.

Wie dieses Phänomen wieder zurückgedrängt werden kann? Ein Patentrezept gibt es wohl nicht. Sonst hätten wir diese Tendenzen ja vermutlich nicht zu beklagen.

Vielleicht sollten wir diese Entwicklungen zumindest häufiger mal öffentlich thematisieren, auf sie aufmerksam machen. Was ich hiermit zum Wochenbeginn einmal getan haben möchte.

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Paul Möllers
Paul Möllers
5 Jahre zuvor

Was für ein "Phänomen"! Kann man euch überhaupt noch helfen??

Eine Variation von "Männer":
"viele Leute"…..

"Der Egoismus und der Frust in unserer Gesellschaft scheint [sic] auf dem Vormarsch zu sein."

"In den 1980er-Jahren bin ich auch viel mit dem Zug gefahren. Gefährliche Situationen? Ich erinnere mich an keine einzige. Wenn mich dann alleine in den letzten Tagen einige Facebook-Freunde darauf aufmerksam machen, dass sie im Umfeld des Öffentlichen Nahverkehrs aktuell Angst haben, dann scheint es auch hier zu einer Verrohung der Sitten gekommen zu sein."

Robert
Robert
5 Jahre zuvor

Irgendetwas muss sich in den letzten Jahren verändert haben. Aber was kann das nur sein? Ach egal. Wir schaffen das!

Winfried
5 Jahre zuvor

Der grosse Elefant im Raum

Axel
Axel
5 Jahre zuvor

Wie ganz richtig im Artikel steht:

"Kaum ein Tag an dem man nicht von verschiedenen Orten hört und liest, an denen sich egoistische Interessen einzelner, gemischt mit einer gehörigen Portion Wut und Aggression in der eigenen Umgebung beobachten lassen."

Stichworte "hören" und "lesen": Die heutige mediale Verarbeitung und Verbreitung kann nicht mit den vergleichsweise behäbigen Medien der 1980er – Zeitung, Radio, TV – verglichen werden. So gesehen wäre eine alternative Denk- und Lesart: Wir haben vor 30 bis 40 Jahren einfach nicht so viel mitbekommen. Möglicherweise auch deshalb, weil über eine Rangelei, die in Düsseldorf geschah, nicht gleich von der Wasserkante bis ins Alpenvorland berichtet wurde.

Dass aber "übertrieben gut gelaunte" Jugendlicht ein neuzeitliches Phänomen seien, glaube ich tatsächlich nicht. Was gab es nicht alles in den 1980er-Jahren: Hooligans und Fankrawalle, Rocker, die ganzen Randerscheinungen rund um Demos und Proteste …

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
5 Jahre zuvor

"…dass Hochzeitsgesellschaften derzeit gerne mal eine Autobahn blockieren um daran ‚ihren Spaß‘ zu haben, indem sie andere behindern und sogar gefährden?"

"Vorbild" Medien, Unterhaltungsindustrie, Glotze, der Zero-Content-Konsument vorm Monitor, Fratzenbuch… also Nachäfferei menschlichen Fehlverhaltens oder auch nur von Fiktionen desselben, weil dumme Menschen glauben, dadurch würde man selbst berühmt.

Daniel
Daniel
5 Jahre zuvor

Ach Klaus, du wirst die Realität in deinem Leben wohl nicht mehr akzeptieren können.
Wie erklärst du dir denn, dass es nur sehr eingegrenztengruppen gibt, die dieses Verhalten zeigen?
Bin sehr gespannt auf die Antwort!

Bochumer
Bochumer
5 Jahre zuvor

Meine Schwester ist Anfang der 90er mehrfach in der S-Bahn sexuell belästigt worden. Die Zahl von Nasenbrüchen an Schulen ist deutlich rückläufig. Die Gesamtzahl der Straftaten geht zurück. Wir leben in einem der sichersten Länder. Der Trend stimmt halt nicht. Es geht gibt aber natürlich auch kritische Entwicklungen, auf die wir reagieren müssen. Die Panik ist aber völlig übertrieben und den Medien zuzuschreiben. Irgendwie muss man ja noch Aufmerksamkeit bekommen.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
5 Jahre zuvor

Ach Daniel, im Gegensatz zu Dir sehe ich im Leben nicht nur das, was ich sehen will und zur Zementierung irgendwelcher Vorurteile benötige. Deine "eingegrenztengruppen" sind im Falle dieser Hochzeitstruppen sehr einfach ausweitbar auf z.B. Abiturfeiern und Schulabschluss-Events, die gern mal auch bei Bioteutschen komplett aus dem Ruder laufen. Von Fußball-Hools oder Youtube-Flashmobs aller Coleur gar nicht zu reden…

Daniel
Daniel
5 Jahre zuvor

Du hast also keine Antwort, was zu erwarten war. Was ein „YouTube-Flashmob“ mit dem Thema zu tun haben soll, kann ich auch nicht so richtig nachvollziehen. Ansonsten bleibt es bei dir wohl bei and hominem-„Argumenten“ und Projektion. Ich hoffe, das hört bald auf. 😉

ke
ke
5 Jahre zuvor

Panik ist aktuell überall und zu jeder Zeit. Kleine Kinder heulen, wenn sie eine Plastiktüte in der Tiefsee sehen, weil sie beigebracht bekommen, dass der Planet dank Plastik stirbt, Omas haben Angst aus dem Haus zu gehen …
Die Sensationspresse mit den Handy-Fotos, die jeden Kleinkram dokumentieren, führt natürlich zu einer Angst-Situation.

Dass die Rücksichtslosigkeit steigt, entspricht meiner Wahrnehmung. Dies gilt insbesondere für den Straßenverkehr, wo heute nahezu überall geparkt wird, um auch nur einen Umweg von 30 Metern zu vermeiden. Auch Radfahrer meinen, ihr Recht auf den Hauptverkehrsstraßen durchsetzen zu müssen, statt dass sie einfach eine Parallelstrasse für Anwohner nutzen.

Sorgen bereiten mir die häufigen Messerstechereien und die oft fehlende Unterstützung von Einsatzkräften. Hier muss die Gesellschaft eine klare Botschaft zeigen, wenn so etwas vorkommt und die Helfer unterstützen.

Johannes
Johannes
5 Jahre zuvor

Gestern abend bin ich noch etwas geradelt und musste Platz machen, weil mir eine Schafsherde entgegen kam. Ein Bild wie auf einer Motivationspostkarte. Einfach niedlich.

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