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Fotografische Momentaufnahmen

Doppelete Ansicht mit Schlafzimmerspiegel / Foto: Rosanna D’Ortona

Ab kommenden Sonntag (15.09.) präsentiert der Projektraum Fotografie im Dortmunder Unionviertel Arbeiten der Kölner Fotografinnen Rosanna D’Ortona, Francesca Magistro und Luisa Zanzani zum Thema ihrer gemeinsamen italienischen Herkunft. Im Rahmen zur Ausstellung ist ein aufwendiger Katalog mit vielen Bildern und Texten entstanden. Es geht bei diesen Arbeiten um die Sehnsucht nach Heimat, Migration und das Unspektakuläre in der Alltäglichkeit.

„Ausgehend von ihren eigenen Beziehungen zu Italien und ihren jeweiligen Migrationsgeschichten“, so schreibt die Kunsthistorikerin Aurora Rodonò in einem Begleittext zu dieser Ausstellung, „die sich zwischen Deutschland und Italien abspielen, arbeiten die drei Fotografinnen Francesca Magistro, Rosanna D’Ortona und Luisa Zanzani sehr motivisch. Sie legen jene kleinen, leisen und zauberhaft kargen Italienbilder übereinander, die sie in den kollektiven Gedächtnissen ihrer Familien aufspüren.“ Diese fotografierten Momentaufnahmen sind Inneneinsichten, berührende „unspektakuläre“ Meditationen und zeiehen den Betrachter tief in die Bilder hinein.

So erfolgt eine Spurensuche zwischen Nähe und Distanz, zwischen Sehnsucht und Abwehr, sowie ein Aufsuchen der eigenen Verfasstheit, ausgehend von der Erfahrung der Migration. In den weiblichen Blick eingelassene Erinnerungsbilder scheinen auf, innerhalb derer sich verschiedene Zeitlichkeiten und Räumlichkeiten zwischen Italien und Deutschland ineinander blenden, und die einen dritten Raum aufmachen, während sie das Unspektakuläre des Alltags mit der Kamera befragen. Es entstehen poetische Miniaturen, die weit über eine autobiografische Archäologie hinausreichen und das Transzendentale einer jeden Existenz umspielen.

Alle drei Fotografinnen haben italienische Wurzeln. Rosanna D’Ortona gehört zur ersten Generation der so genannten Gastarbeiter-Kinder. Das Herkunftsland der Eltern kennt sie nur idealisiert und nostalgisch aus Fotografien, Urlauben und Erzählungen. So hatte sie auch ihre dort lebende Großmutter kennengelernt. Kurz nach dem Tod der „Nonna“ wird deren bäuerlich klischeehafte Liebe zu Stoffen und Kleidung.

Eine Spurensuche zwischen Nähe und Distanz / Foto: Rosanna D’Ortona

Die Geschichte von Francesca Magistro ist mit einem schrecklichen Schlüsselmoment verbunden. Als sie elf Jahre alt war, erkrankte ihre Großmutter, die für sie in den ersten Lebensjahren die Mutterrolle übernommen hatte, an einem Hirntumor. Als Francescas Mutter auf die Diagnose der Ärzte wartete, schrieb sie ihrer Tochter einen Brief, in dem es um Verantwortung, Liebe und Ängste, übers Erwachsenwerden genauso wie übers Älterwerden geht.

Als Elfjährige verstand Magistro den Inhalt des Briefes nicht, doch als sie schließlich selbst Mutter wurde, beschäftigte sie sich wieder mit dem Brief und der Frage, welche Rollen diese drei Frauen als Töchter, Mütter und Großmütter eingenommen haben. Sie fragt, wie Erinnerungen funktionieren und welche Funktion die Fotografie dabei haben kann.

Luisa Zanzanis Arbeit widmet sich ihrer Herkunftsregion Emilia-Romagna, die sie vor über 10 Jahren verlassen hat und nun, aufgrund der zeitlichen und räumlichen Distanz, neu entdeckt. Die emotionale Annäherung unterwandert sie subtil durch ihre sachliche, zeitlose Bildsprache. Alle drei Künstlerinnen sind Teil des Fotoraum Köln e.V. und Teil der freien Kunstszene Köln seit dem Jahr 2002.

Die Vernissage beginnt am Sonntag (15.09.) um 15 Uhr, der Eintritt ist frei.

Projektraum Fotografie
Im Union Gerwerbehof
Huckarderstraße 10-12
44147 Dortmund

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