In Essen zeigt sich, dass es auf absehbare Zeit keine Lösung des Clan-Problems geben wird

Markierungen von Patronenhülsen der Polizei in Duisburg nach einer Clanschießerei Foto: Laurin

Weder Integration noch Repression waren bislang im Kampf gegen die Clans erfolgreich.

Essen ist neben Bremen und Berlin eine der drei Städte, in denen sich in Deutschland Clans besonders wohl fühlen. Vorfälle wie am Freitag, bei denen in Essen bewaffnete Libanesen und Syrer aufeinander losgingen und eine zuvor in Castrop-Rauxel begonnene Fehde auskämpften, sind keine Seltenheit im Ruhrgebiet: In Essen-Altendorf kam es im vergangenen Jahr zu Massenschlägereien zwischen verfeindeten Familien, auf dem Hamborner-Markt in Duisburg im letzten Sommer zu einer Schießerei und Silvester randalierten sie im Bermudadreieck in Bochum. Der Mob in Bochum, berichten Augenzeugen, sei vor allem durch das beherzte und tatkräftige Eingreifen türkischer Restaurantbesitzer gestoppt worden sein.

Die Familienverbände waren nach einem 2022 vom Innenministerium veröffentlichten Lagebild in NRW 2021 für 5462 Straftaten verantwortlich. Wie die Zahlen für das Jahr 2022 aussehen, bleibt abzuwarten. 2021 schränkte die Corona-Pandemie das öffentliche Leben noch stark ein. 2022 kehrte das Land weitgehend zurück in die Normalität.

Innenminister Hebert Reul (CDU) setzt im Kampf gegen die Clans auf eine Strategie der „1000 Nadelstiche“: Immer wieder gibt es Razzien gegen einschlägige Treffpunkte der Szene. Aber Reul will auch den Dialog und Hilfen bei der Integration. Viel mehr bleibt ihm auch nicht: Syrer und die oft staatenlosen sogenannten „Libanesen“, die eigentlich aus dem Grenzgebiet zwischen der Türkei, Syrien und dem Irak stammen, können praktisch nicht abgeschoben werden. Zudem haben viele mittlerweile auch längst die deutsche Staatsangehörigkeit. Für die „Libanesen“, sagen Experten wie Ralph Ghadban, sei Deutschland ohnehin längst ihre Heimat: Hier sind sie zu Wohlstand gekommen, Staat und Polizei lassen sie weitgehend gewähren und wenn sie mal unter Druck geraten, finden sich genug Politiker aus Reihen der Linken und Grünen, die sich vor sie stellen und erklären, schon die Verwendung des Begriffs Clans sei rassistisch.  Der Essener Grünen-Ratsherr Ahmad Omeirat, bis heute für Integration und ethnische Ökonomie zuständig, verglich einen CDU-Politiker, der ein härteres Vorgehen gehen Clans forderte, mit Hitler und Goebbels. Die Neuköllner Stadträtin Sarah Nagel (Linke) wurde von Clans als „Ehrenfrau“ gefeiert, weil sie gegen Razzien in Shisha-Bars war. Dass Linke und Grüne so ein autoritäres, patriarchalisches und kriminelles System stützen, dessen Opfer zu einem großen Teil Migranten sind, stört sie offenbar wenig. Warum soll man sich schöne Ideologien auch von der Wirklichkeit kaputtmachen lassen? Wer kann, zieht aus den betroffenen Stadtteilen weg und verachtet die Polizei und den Staat für seine Schwäche. Ein Türke sagte nach den Krawallen in Altendorf im vergangenen Jahr: „Ich bin hier geboren, unten an der Hamborner Straße. Damals war Altendorf ein ganz normaler Stadtteil. Wir Türken und die Deutschen lebten in Ruhe zusammen, es gab noch deutsche Geschäfte hier.“ Familien hätten hier spazieren gehen können. Es sei friedlich gewesen. Das sei vorbei. Heute würden sich die Araber hier breitmachen. „Deutschland ist dumm. Es lässt jeden rein und schmeißt niemanden raus.“

In Essen wusste man früh, dass es aus rechtlichen Gründen nur in Einzelfällen gelingt, Clan-Mitglieder abzuschieben. Die Stadt setzt bis heute deswegen auch stark auf Integration: Die Polizei kooperierte zeitweise mit islamischen Richtern, um Konflikte zu vermeiden. Die Stadt stand im Dialog mit einem Verein, in dem sich die Clans zusammengefunden haben. Später wurde aus dessen Umfeld heraus der Autor Ralph Ghadban bedroht, nachdem er ein Buch über das Milieu geschrieben hatte.

Noch im vergangenen Jahr ging das Jugendamt auf „libanesische“ Jugendliche zu und wollte ihnen dabei helfen, die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen. Ihr rechtlich oft unsicherer Status gilt allgemein als großes Integrationshinderniss. Der Erfolg war überschaubar: Nur 12,4 Prozent der Angesprochenen wollten an den Maßnahmen der Stadt teilnehmen.

Repression, Dialog und Integrationsmaßnahmen – egal welchen Weg der Staat bislang einschlug, erfolgreich war er mit der Bekämpfung der Clan-Kriminalität nicht. Das zeigt das Beispiel Essen. Im Gegenteil: Aus Syrien und Südosteuropa wanderten in den vergangenen Jahren weitere Clans zu, die nun mit den alteingesessenen „Libanesen“ um Marktanteile kämpfen.

Auf absehbare Zeit wird es keine Lösung des Clan-Problems geben.

 

 

 

 

 

 

 

 

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Anna
Anna
1 Jahr zuvor

Solange Leute wie Ferda Ataman an dem Problem der Clan-Kriminalität das Wort „Clan“ für schlimmer halten als die Kriminalität, wird sich nichts ändern.

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