
MTV zeigt ab 2026 keine Videos mehr. Als der Sender am 1. August 1981 in den USA an den Start ging, war das erste Video eine klare Kampfansage: Video Killed the Radio Star von The Buggles gab den Startschuss zu einer neuen Medienära.
Diese Ära ist nun endgültig vorbei. Seit Jahrzehnten gibt es Musikvideos auf YouTube, Streamingdienste bieten jederzeit die Auswahl aus Millionen Songs. Niemand braucht mehr ein lineares TV-Programm, das Videos präsentiert. Internet killed the TV star.
MTV war zu seiner Zeit eine Revolution: Musik 24/7, Moderatoren, die mit ihrer Coolness Maßstäbe setzten, bösartiger Humor in Formaten wie Beavis and Butt-Head und Jackass, eine Ästhetik der schnellen Schnitte, Musikvideos als neue Kunstform – und mit Viva zeitweise sogar einen deutschen Ableger, der schon vor sieben Jahren das Zeitliche segnete. Doch MTV war auch immer eine Enttäuschungsmaschine. Oft musste man Stunden warten, bis endlich das Video einer Band lief, die man liebte. Dazwischen die Ödnis eines linearen Programms, das keine Auswahl zuließ. Häufig lief der Sender bei mir wie ein Radio im Hintergrund.
Erst YouTube und Spotify – später dann Netflix fürs Bewegtbild – ermöglichten, zu hören und zu sehen, was man will und wann man es will. Das war die Befreiung vom Geschmack anderer Leute. Eine Entwicklung, die MTV überflüssig machte. Und eigentlich auch andere lineare Sender – auch wenn die Macht der Gewohnheit offenbar noch groß ist. Ich selbst habe schon lange keinen TV-Anschluss mehr.
