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Klavierfestival Ruhr. Seltsame Abrechnungen

Das Klavierfestival Ruhr bekam auch ohne Existenzbedrohende Verluste Fördergeld von einer landeseigenen Stiftung

Es gibt Themen, die drohen unterzugehen – gerade bei dem schönen Wetter. Etwa die seltsamen Abrechnungen des Klavierfestivals Ruhr mit der Kunststiftung NRW, über die die WAZ heute berichtet hat.

Das Klavierfestival hat seinen Ursprung im Initiativkreis Ruhr. Das ist der Verband der 70 großen Ruhrunternehmen. Noch immer fördert der Initiativkreis die Konzerte mit rund 1 Millionen Euro. Der ehemalige Geschäftsführer des Inititativkreises Peter Lampe sagte mal in einem Interview mit Stefan Laurin für das Wirtschaftsmagazin Ruhr ganz stolz: „Wir fördern und werden nicht gefördert“.

So ganz stimmt das heute nicht mehr. Das Klavierfestival wurde als Kind vom Initiativkreis abgenabelt. Und schon buhlt der Festivalchef Franz Xaver Ohnesorg um Fördermittel. Bei der Kunststiftung NRW. 400.000 Euro hat er bis jetzt bekommen. Für das nächste Jahr steht eine Entscheidung über weitere 200.000 Euro bald an.

David Schraven hat drüben im WAZRechercheblog im klein-klein aufgedröselt, wie für diese Förderung aus einem gewaltigen Überschuss des Klavierfestivals ein Minus gerechnet wurde. Dazu hat David alle notwendigen Dokumente online gestellt.

Das Fazit: Eigentlich darf die Kunststiftung nur Verluste ausgleichen.  Das Klavierfestival hat keine Verluste gemacht. Um Trotzdem die Förderkohle abzugreifen, hat das Klavierfestival Einnahmen in seinen Abrechnungen mit der Kunststiftung weggelassen, um so einen förderfähigen Verlust darzustellen. Das irre daran, die Kunststiftung scheint bei diesem Behumse mitgemacht zu haben.

Gibt es dafür einen besonderen Grund? Nun ja, vielleicht. Immerhin haben die Verantwortlichen immer wieder Karten für die Konzerte von von Festivalchef Ohnesorg angeboten bekommen. Der zuständige Fachbereichsleiter hat auch schriftlich angenommen – und sich „zwei Karten“ zurücklegen lassen. Eine Karte kann aquch schon mal über 100 Euro kosten.

Ich frage mich jetzt: Ist das ein Fall für die Staatsanwaltschaft? Wurde hier das Recht gebrochen, um passend zu machen, was nicht passen kann? Was sagt die Staatsanwaltschaft dazu?

Was sagen die Moderatoren des Initiativkreis Ruhr? Müssen sie nicht die Finanzen ihrer Abnabelung kontrollieren? Und was ist das für eine komische Doppelrolle, die Nationalbank-Chef Thomas Lange spielt? Als Aufseher über das Klavierfestival und als Treuhänder des Initiativkreises? Darf der das überhaupt unter Compliance-Gesichtspunkten?

Was sagt der Landesrechnungshof dazu, wie bei der Kunststiftung NRW mit öffentlichem Geld umgegangen wird? Muss der Landesrechnungshof die Vergaben dort nicht mal kontrollieren?  Was sagt der neue Stiftungschef Fritz Behrens zu der Nummer? Ist diese Art der Geldvergabe normal bei der Kunststiftung? Wurde in anderen Fällen genauso Geld verteilt – auf Basis von mündlichen Absprachen schriftlich fixierte Verträge erweitert?

Können die alle jetzt schweigen?

Ich bin gespannt, was kommt. Auf jeden Fall sollte das Thema, bei allen anderen Themen, die es noch gibt im Ruhrgebiet, auch weiter beobachtet werden.

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Pecunia Nonolet
11 Jahre zuvor

Das eigentlich Erschreckende scheint mir, dass Ohnesorg auch noch im Kuratorium der Kunststiftung NRW saß und niemand im Kuratorium Bedenken anmeldete. Wenn die Fakten der Berichterstattung stimmen und ich alles richtig verstanden habe, dann konnte Ohnesorg nicht nur einen Antrag auf Förderung bei der Kunststiftung stellen, sondern auch lobbyistisch in eigener Sache den Beratungs- und Bewilligungsprozess als Kuratoriumsmitglied bei der Kunststiftung beeinflussen (auch wenn er jovial-kurzfristig bei der Beratung über sein Projekt den Raum verließ). Der Mann hat also letztlich ‚irgendwie‘ bei sich selbst beantragt, sich selbst was bewilligt (bewilligen lassen) und dann anscheinend auch noch die Abrechnung der Fördergelder – sagen wir mal – ‚abzustimmen‘ versucht?
Wahnsinn. Solche Leute gelten heute als kunstsinnige und clevere Kulturmanager?
Hätte nicht jede integre Persönlichkeit ihre Kuratoriums-Mitgliedschaft abgeben müssen, lange bevor sie selbst für ihren Laden von der Kunststiftung Fördergelder hätte haben wollen?

Mehr bei David Schravens ‚derwesten-rechereblog‘ unter https://www.derwesten-recherche.org/2012/07/3984/:
„Als im Dezember 2010 die Kunststiftung NRW über die Förderung des Klavierfestivals entschied, war Ohnesorg noch Mitglied im Kuratorium der Stiftung. (…) Bei der Beratung des Kunstiftungs-Kuratoriums über sein Festival verlies Ohnesorg allerdings den Raum – um die Aussprache nicht zu stören.“

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