Zelle zu und alle Fragen offen! „Eh‘ Wuàschd“ oder Wie Verlogenheit funktioniert

Uli Hoeneß wird also seine Haft antreten, seine Steuerschulden natürlich in vollem Umfang nachzahlen, todsicher, inkl. Verzugszinsen sind das gut 30 Millionen – die gezahlten 10 Mio. schon abgezogen. Damit ist der designierte Häftling bereits heute designierter Freigänger und kann zudem sicher sein, einen Gutteil seiner Strafe am Tegernsee und anderswo auf Bewährung abbummeln zu dürfen.
Es sei Hoeneß gegönnt, ihm, dem bulligen Mann mit dem angeblich großen Lebenswerk, das vor allem in der Ökonomisierung des deutschen Fußballs bestand, ihm, den der große, der vorbestrafte Karl-Heinz, die „Luxus-Uhr“, Rummenigge in seiner Festrede zum 60. Geburtstag in glücklicheren Tagen den „Vater Teresa vom Tegernsee“ nannte, den „Nelson Mandela von der Säbener Straße“.
Gut g‘launt waren’s halt, die Buam.

Fouls und Instinkt: „Total reines Gewissen“

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Alltagssplitter (17): Schwarmdummheit – systemisch, sibyllinisch

Blinde Seherin
Der Name ‚Sibylle‘ steht bekanntlich für ‚Prophetin‘, ‚Seherin‘ – und am 27.2. habe ich auf meiner Facebook-Seite über Meldungen zu Sibylle Lewitscharoffs Auftritt bei einer Festveranstaltung des Liturgiewissenschaftlichen Instituts der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands in Leipzig geschrieben:
„O Gottogott: Dass auch kluge Leute beim Thema ‚Religion‘ und (fiktiver) ‚Gott‘ so hurtig ihren Geist aufgeben. Nun schwätzt Sibylle Lewitscharoff dumpfes Zeug: ‚Zwar sei die Lehre, dass der Mensch Sünder ist, aggressiv, aber auch zutreffend…‘ usw. usf.
Eine Büchner-Preisträgerin!
Und die ‚Kulturbeauftragte‘ (Jesses!) der EKD, Bahr, setzte laut www.idea.de noch einen drauf: „Die Sprache im Gottesdienst sei häufig ‚kolossale Wortverschwendung‘. Nötig sei mehr Furcht und Erschrecken im Gottesdienst. Bahr: ‚Furcht ist der Anfang der Liturgie.’‘“
Ach was, meine Damen! Furcht ist vor allem der Anfang großer Dummheit.“

Gottloser Hitler und all die anderen Teufel

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Alltagssplitter (16): Carne vale!

Weiber, fast Nacht
Da geht man als Mann besser nicht aus dem Haus, sondern improvisiert ein wenig auf seiner Sektflöte und dem Limoncello zu Jean Sibelius‘ „Valse triste“.

Adabeis: Reinhold B. Lanzner & Co.
Beim Wiener Opernball pöbelt ein alter Glatzkopf, ein Piefke, wider den Johannes B. Kerner (Johannes B.-Kenner): „Schaut ihn Euch an! Schaut ihn Euch an! Sie sind der neue Wulff!“ – und will ihn prügeln. Richard „Mörtel“ Lugner mischt sich kurz ein – an diesem Abend von Kim Kardashian sowieso arg vorgeführt. Auch Oliver Pocher lungert in der Nähe und macht tumbe „Niggas in Vienna“-Witzchen.
Irrsinn heißt: Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. (Matthäus 18,20).
Fehlten nur noch Jörg „Palaver“ Pilawa, Reinhold Blechmann und Kai Pflaume.

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Alltagssplitter (15): Seelenverkäufer

Einkünfte durch ‚Zukünfte
Das Ruhrgebiet hat eine große Zukunft längst hinter sich und ehrgeizig-pompöse Inszenierungen seines Wir(r)-Gefühls kamen die Region oft teuer zu stehen. Erinnern Sie sich? Griffige Slogans (‚Claims‘) sollten her, koste es, was es wolle.
Ruhrn TeamworkCapital“ war nur einer davon. Dafür sollen mehrere Hunderttausend Euro gezahlt worden sein. So nahe können ‚Dachmarke‘ und Dachschaden also beieinanderliegen.

Und die Unternehmen an der Ruhr können’s nicht besser als die Politik. Das „VORWEG GEHEN“ von RWE muss einem Texter eingefallen sein, der nach zu viel Buchstabensuppe mit Durchfall kämpfte. Es hätte aber schlimmer kommen können: mit einem „VERWEGEN VORWEG“ oder gar mit einem perwekt-innovativen „QUERWELDEIN GEHEN“ – immer rein in die roten Zahlen (s. WAZ von heute).

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„Mich mangeln die Wörter“ (12): „Noch“ einmal alles Gute für das nächste Jahr!

Nicht zuletzt der IKEA-Slogan „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ verspottet gezielt Konsumgehemmte, die allzu langsam up to date leben, als reif für die Reste-Rampe. Während das Adverb „schon“ frühstreife Karriere-Mitläufer, Finanz-Söldner und sogar schraubwillige Kreative in Kauflaune versetzen sollte, enerviert mich dagegen zunehmend das Wörtchen „noch“.
Frauen wissen’s sowieso: „Für Ihr Alter sehen Sie aber noch gut aus!“  Das kommt als abgestandenes Kompliment daher und ist doch nichts als hinterhältig unverfroren. Der Subtext heißt natürlich: Angesichts der Tatsache, dass Frau an Jugend, Fruchtbarkeit und Attraktivität verloren hat, könnte sie „aber noch“ schlimmer ausschauen, als sie es in den Augen des jovialen Schmeichlers längst tut.
Mir welken männlichen Blüte (einem sog. „Mann im besten Alter“) sagt man seit einigen Jahren, man sähe mir die 58, 59, 60 Jahre gar nicht an, also wirklich nicht. Ich hätte mich „noch gut gehalten“. Ja, sicher, klar, etwa so wie ein tiefgefrorenes Haschee, das man zur Not „noch“  auftauen könnte, wenn’s denn nach einer Jahrhundert-Missernte gar nichts anderes gäbe.

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Mit den Augen der Menschen sehen – Christoph Ransmayrs „Atlas eines ängstlichen Mannes“ macht Mut zur Fremde

Atlas eines ängstlichen Mannes Es ist nie zu spät, Christoph Ransmayr zu lesen oder seine Bücher zu Weihnachten zu verschenken. Ransmayr könnte man von seinen Anfängen als Reisereporter kennen, aber auch als Theaterautor, als Prosaschriftsteller oder Essayisten, als experimentellen Sprachforscher aus seiner Reihe zu Spielformen des Erzählens. Seine in über 30 Sprachen übersetzten Texte spannen sich weit über Zeiten und Räume – von der Suche nach Ovid bis heute, vom exotisch klingenden Surabaya oder Rapa Nui bis zum prosaischen Berlin.

Mitreise-Gelegenheit
Zwischen vier und 18 Seiten sind sie lang, die 70 Episoden aus seinem letzten, 2012 bei S. Fischer erschienenen Buch, dem „Atlas eines ängstlichen Mannes“. Allesamt beginnen sie mit den magischen Worten „Ich sah…“ und jedes Mal wird man durch diesen Anfang in eine Geschichte hineingezogen, die von inneren Reisen ebenso handelt wie von denen in die äußere Ferne und Nähe.

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Alltagssplitter (14): Popolismus – oder so

Nicht auszudenken
Stell dir vor, es ist Krieg
und… keinen geht’s an.

Am letzten Freitag in GE-Buer
Dass die Werbung aller Parteien heruntergekommen ist, weiß jeder. Aber gelegentlich erschreckt sie einen doch, wenn man ihr in der Nachbarschaft begegnet. Auf der Hochstraße in Buer hat die SPD eine Bühne, Holzbänke und -Tische aufgebaut. Joachim Poß wird kommen, Gabriel auch. Jetzt aber stehen da nur Uniformierte und – auffällig-unauffällig – Bodyguards/Beamte in Zivil herum. Man weiß ja nie. Ein paar versprengte Bürger sitzen gottverlassen auf den Bänken, trinken SPD-Kaffee und werden von Gaffern bestaunt. Allwetterzoo. Parteisoldaten basteln emsig an einem Gartenzelt, ein Partymusiker orgelt Schlager von der Bühne und blökt dazu. Ich gehe vorbei, um vergessene Brötchen nachzukaufen. Danach ein kleiner Plausch mit dem Mann von der Obdachlosenzeitung fiftyfifty. Da kommt eine SPD-Dame (Typ hübschere Nahles-Ausgabe), auf uns zu und fragt allein mich:
„Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen.“

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Alltagssplitter (13): Das Blech vom Tage

Ganz im Gegenteil
„Von jeder Wahrheit ist das Gegenteil ebenso wahr.“ (Hermann Hesse)
Allein, das Gegenteil davon ist eben auch wahr.
Aber was wäre hier eigentlich das Gegenteil?

Von der Wiege auf die Bahre
Nicht nur die Revolution frisst ihre Kinder, die Reaktion tat’s immer schon.
Die asoziale Marktwirtschaft etwa mästet nicht einmal mehr die Kunden, die sie auszunehmen und zu fressen gedenkt.

Desertierendes Lesen
„Ich bin für ein Lesen, das den Frieden stört“, notierte Raymond Federman.
Mich allerdings würde eines, das den Krieg störte, auch glücklich machen.

NSA
Will alles über alle wissen. Weiß aber von nichts.

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Vorkriegs-Notizen (8): Weg mit der ‚Kultur für alle‘! Nieder mit Kulturhäusern!

Schröpfen und schrumpfen
Überall werden jetzt systematisch so lange Gelder gekürzt, bis die maroden Kultureinrichtungen sich vollkommen „gesund geschrumpft“ haben und ihnen jede Lobby für einen Bürgerprotest abhanden gekommen sein dürfte. Darauf hofft Politik: Wo kein Bürger, da kein Kläger.
Hinter den Eventfassaden kaum noch ein bewohnbares Kunst-Haus.

Sterbehilfe
In diesen Zeiten der schrittweisen Abwicklung vieler Kunst- und Kultureinrichtungen verlässt die meisten Betroffenen endgültig ein Mut, den sie nie hatten.

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„Mich mangeln die Wörter“ (13): Bildungs-Fernweh

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Promotionsferner Ex-Minister

Manchmal ärgern mich nicht nur Phrasendrescher, sondern ich zürne auch der Sprachspreu, die sie ausscheiden. Deshalb würde ich heute nur zu gern einmal dem Wort „bildungsfern“ ordentlich die Silben polieren, diesem aufgeblasenen Adjektiv, das es zu Unrecht längst in den Duden geschafft hat. Kein Wunder: Adjektiv, das kann man aus dem Lateinischen auch mit „das Drangeworfene“ übersetzen und so ein promiskes Adjektiv schmeißt sich wirklich an jeden ran. Die, die es mit ihm öffentlich treiben, können dieses Strichwort für den traurigen Abstieg des gezielt verdooften Menschen in die vollkommene Dummheit sogar noch steigern: bildungsferner, am bildungsfernsten.

Ein Wort, das erst im Duden steht, gewinnt sogleich Realität.
Politiker, die sich gern volksnah, ja am volxnächsten geben, sprechen heute also nicht mehr gern über „Bildungsbenachteiligung“ und deren Ursachen, sondern lieber über „Bildungsferne“ – das hört sich doch gleich ganz weit weg und ganz anders an.

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