Laschets Brücke ins Aus

Brücken-Lockdown (Symbolbild) Foto: W. Bulach Lizenz: CC BY-SA 4.0

Armin Laschet will mit einem „Brücken-Lockdown“ die Zeit überbrücken, bis viele Menschen geimpft seien. Doch das kann länger dauern, als der CDU-Vorsitzende vorgibt zu glauben. Wegen Impfstoffmangel, Bürokratie und EU-Abhängigkeit ist eine Ende der Corona-Krise in Deutschland nicht in Sicht.

Zugegeben, die Vorstellung hat Charme: Noch einmal ganz feste zusammenreißen und dann hat man es geschafft: Ein paar Wochen harter Lockdown, dann haben wir das Schlimmste der Corona-Pandemie hinter uns. Laschet sagt, was viele jetzt gerne hören wollen. Und er sagt es, um so zu tun, als ob ein harter Lockdown noch seine Entscheidung wäre. Das ist er nicht. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat klar gemacht, dass sie sich auch ohne Rücksprache mit den Ministerpräsidenten nicht anschauen wird, wie die Infektionszahlen weiter steigen. Und Innenminister Horst Seehofer erklärte, die dafür notwendigen Gesetzesänderungen schnell auf den Weg bringen zu können. Was Armin Laschet will, interessiert niemanden mehr. Nicht nur, weil er seine Meinung ständig ändert – mal ist er der strenge Armin, dann wieder der Lockerlaschet. Dabei ist die Lage viel zu ernst, um noch auf einen Landespolitiker wie ihn zu hören, der seit einem Jahr vor allem Wahlkampf in eigener Sache macht – und für den die Bekämpfung der Pandemie nie mehr als eine Nebensache war.

Mag sein, dass Laschet gefallen hat, was Jens Spahn, sein Sozius auf der Tour ins Karriereaus, gestern verkündete: Ende April, gab der Immobilienspezialist und  Gesundheitsminister bekannt, sollen 20 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Na und? 20 Prozent der Bevölkerung hatte Israel am 10. Januar geimpft. Die ersten Lockerungen traten dann zwei Monate später in Kraft. Da waren 85 Prozent der über 60jährigen und 30 Prozent der 20-30jährigen geimpft. Lockerungen gab es vor allem in Regionen mit niedrigen Infektionszahlen und für Menschen, die bereits geimpft waren. In Deutschland ist so etwas – frühestens – im Spätsommer zu erwarten. Realistischer ist, dass wir uns dann auf die vierte Welle einrichten.

Laschet ist wie Spahn ein Zombie, ein politischer Untoter. Das tragische ist, dass die beiden es noch nicht realisiert haben. Merkel und von der Leyen haben ihre Karrieren mit dem Impfdesaster ruiniert – und die beiden haben es sich gefallen lassen. Die Bürger waren Spahn und Laschet egal, alles wurde der Bundestagswahl und der Kanzlerschaft untergeordnet. Laschet hoffe, so schrieb Robin Alexander in der Welt, Corona und die Impfungen seien bis zur Wahl kein Thema mehr. Man muss sich Armin Laschet also als jemanden vorstellen, der betrübt am Ostersonntag auf den Rasen seines Hauses schaut und vergebens auf den Osterhasen wartet. Denn wer an einen schnellen Impferfolg in Deutschland glaubt, glaubt auch an Hoppelhasen, die Eier bringen.

Den Lockdwon, den Laschet will, wird er bekommen. Weil die Kanzlerin ihn will. Und am Ende der Brücke wartet auf ihn nicht das Kanzleramt, sondern das Ende seiner Karriere.

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ke
ke
3 Jahre zuvor

Treffend beschrieben.
Laschet ist Ministerpräsident, der ungefähr alle Mittel, die er jetzt ankündigt, bekämpft hat. Das Ergebnis muss NRW erleiden.
Wenn er wollte, könnte er im Zombie Club mit der NRW FDP das Ruder schnell in Richtung vereinbarter Bremse drehen. Er ist ist immerhin Ministerpräsident. Selbst dazu fehlt ihm das Interesse. Es wird weiter verschoben, obwohl jeder wissen sollte, dass jeder verlorene Tag zu 2 Tagen Lockdown führt. Die nächste Baustelle ist die Grenze zu den Niederlanden. Auch da wird es keine harten Kontrollen geben.

Es geht nur um die eigene Karriere und um glückliche Ereignisse, die dazu führen können, dass er wie so oft den Moment erwischt, um dann Wahlen zu gewinnen. Hoffen wir, dass dies nie wieder passiert.

Die CDU hat es versemmelt. Hoffentlich gehen viele Posten verloren.

Robert Müser
Robert Müser
3 Jahre zuvor

Es wird ihn hinwegfegen und dies zurecht!

Seit Monaten ist er Gefangener seiner 1-Mann-Mehrheit-Koalition mit seinem Partner FDP, die als Partei außer purer Ideologie: Öffnen, Öffnen, Öffnen keine vernünftige Strategie anzubieten hat.

Wie war das nochmal mit den Angriffen von Laschet und Co im NRW-Landtag gegen die Städte, die wg. steigender Fallzahlen die Schulen und Kindergärten schließen wollten? – Könnten diese Städte vielleicht eher als die Landesregierung die Dynamik einer Pandemie verstanden haben?

Magnus Memmeler hat vielmals hier auf die diversen Probleme hingewiesen, die Laumann und Co. nicht angegangen sind.

Die Schulministerin fällt nur noch durch das totale Chaos auf, hat aber keine Maßregelung durch den MP zu befürchten. (siehe oben: 1 Mann-Mehrheit)

Weiter hat Laschet seit Monaten auf der Jagd nach der Kanzleramt das Regieren in seinem Bundesland vergessen. Das entstandende Chaos ist mittlerweiler allerorten zu besichtigen …

Auch sein Co-Partner Spahn entwickelt sich immer mehr zur Belastung als zu einem Pluspunkt für ihn …

Tja dumm gelaufen, aber manchmal ist es so – selber schuld!

ccarlton
ccarlton
3 Jahre zuvor

Laschet's Panik kommt dabei raus, wenn man wie das Kaninchen auf die Schlange nur auf die seit Mitte Februar steigenden Infektionszahlen* starrt, statt auch mal auf die Zahl derer zu gucken, die an/mit Covid sterben und völlig verdrängt, daß die am stärksten gefährdeten Altersgruppen geimpft sind bzw es aktuell werden.

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*Die wahrscheinlich nicht mal WHO-konform erhoben werden. Was der Politik auch früher oder später auf die Füße fallen wird.

Ke
Ke
3 Jahre zuvor

#3 ccarlton
Die Quote der Ü80 geimpften ist immer noch niedrig.
Dann haben wir viele Personen mit Risikofaktoren und Long Covid Gefahr.
Aktuell ist die Inzidenz weiter der wichtigste Faktor.
Die Intensivstationen sind auch schon wieder gefüllt. Jüngere Menschen halten meistens länger durch, d.h. sie nutzen länger Betten.

DAVBUB
DAVBUB
3 Jahre zuvor

@3:"…,daß die am stärksten gefährdeten Altersgruppen geimpft sind bzw. es aktuell werden."
Das ist so nicht richtig. Die Ü 80 haben fast alle ein Impfangebot erhalten, das wird dann vom PMK als "geimpft" verkauft. So sind z.B. alle im betreuten Wohne durchs Raster gefallen; das im Januar versprochene schriftliche Angebot ist bei meine Mutter nie eingetroffen. Bei vielen anderen weiß ich, daß es ebenso ist. Ich vermute, daß es bei zehntausenden so sein wird.
Der Knaller war eine Dame im WDR 5 Tagesgespräch: Sie, 83J. schwer sehbehindert und ihr Mann, 88J. hatten je einen Impftermin am 20.April. Natürlich zeitversetzt um drei Stunden. Exakt vier Monate nach Zulassung des Impfstoffes.

ccarlton
ccarlton
3 Jahre zuvor

#4:

Geklaut: "Obwohl Deutschland sich an der Inzidenz gemessen in der siebten Woche der dritten Welle befindet, sinken die Todeszahlen kontinuierlich weiter – obwohl sie den Infektionszahlen eigentlich in einem Abstand von etwa drei Wochen folgen müssten." Wegen Impfungen und Schnelltests.

Und nein, die Intensivstationen sind nicht voll! Sie sind deutlich weniger voll als im Dezember/Januar, wo sie nicht überlastet waren. Weiterhin stirbt kaum einer unter 60 an Corona.

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Yilmaz
Yilmaz
3 Jahre zuvor

Unwählbar der Typ. Schon wieder zwei bis drei Wochen Lockdown, das ist doch eine freche Lüge, danach darf dann das Erreichte nicht gefährdet werden , ein neuer Mutant wird entdeckt oder die Bürger waren nicht gehorsam genug. Also weiter dann bis zum Sanktnimmerleinstag, denn vorher schaffen es diese Superexperten um den neureichen Immobilienbesitzer ja nicht zu impfen oder andere Konzepte zu entwickeln.

Helmut Junge
3 Jahre zuvor

Sein “Brücken-Lockdown” ist ein Lockdown auf unbestimmte Zeit, der weit über den Termin der Bundestagswahl hinausgehen kann. Denn er hängt von der Zahl einer ausreichenden Impfquote ab.
Die wird aber selbst von Berufsoptimisten der Regierung erst im Sommer erreicht sein.
Laschet wollte sich doch über die Ostertage Zeit zum Nachdenken nehmen. Hätte er mal tun sollen.

Mawa
Mawa
3 Jahre zuvor

Die haben nichts unternommen, um die Situation im Gesundheitssystem zu entschärfen. Ein Jahr lang.
Mit dem Geld hätte man vieles verbessern können. Nichts ist passiert. Statt dessen immer noch nur Lockdown obwohl der Effekt fragwürdig ist. Es ist unfassbar was die Deutschen sich bieten lassen.
Das ist eine reine Machtdemonstration von Merkel. Laschet ist auch nur einer ihrer dilettierenden Vasallen. Ganz besondere Versager sind auch überwiegend die Künstler. So leise und brav die sind, keiner wird die mehr brauchen….

Arnold Voss
Arnold Voss
3 Jahre zuvor

Für die, die sich für die Belastung der Intensivstationen über die letzten Monate interessieren.

https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/zeitreihen

Als Zusatzinfo aus der Zeitung "Die Zeit":

Aktuell macht die Covid Intensivbetten Belegung 16% der Gesamtbettenzahl ohne Notfallreserve aus.

Björn Wilmsmann
Björn Wilmsmann
3 Jahre zuvor

Vielleicht hatte der Lustige Armin ja jene alte Weise aus dem Land der Bekloppten im Sinn, als er diese Metapher ersann:

“Über sieben Brücken musst du gehen
Sieben dunkle Jahre überstehen.”

Denn jene letzte Zeile deutet vielleicht auf den Zeitraum hin, den die Pandemie in Deutschland noch dauern wird: Optimistisch geschätzt werden in diesem Land erst 2022 alle geimpft sein, die sich impfen lassen wollen – alles ordentlich dokumentiert, dreifach ausgefertigt und gestempelt, versteht sich ..,

Angelika, die usw.
Angelika, die usw.
3 Jahre zuvor

#12 Es geht um die Belegung der Intensivbetten und um mehr, u.a. Long-Covid.

Interessant zum Thema Long-Covid Berichte aus Großbritannien, wo mindestens 122 000 NHS-Mitarbeiter mit Long-Covid-Belastung zu tun haben. Mehr als die Lehrer, und da sind es immerhin 114 000. Von eingeschränkter Arbeitsfähigkeit ist die Rede, von Schmerzen, von Erschöpfung usw.. Eine sehr hohe Zahl der Krankschreibungen (Long Covid) im NHS, mit Folgen, die man sich denken kann (es geht eben nicht nur um Betten, es müssen Fachkräfte da sein).

https://www.theguardian.com/society/2021/apr/03/nhs-feels-strain-tens-thousands-staff-long-covid?CMP=share_btn_tw

Berthold Grabe
Berthold Grabe
3 Jahre zuvor

Der Brückenlogdown erinnert mich an den Film Robin Hood mit Kevin Costner als der Vetter des Sheriffs von Nottingham vorschlägt , man könne ja schlimme Beinamen erfinden für Robin Hood, wie etwa der "Schlächter" etc. um dem Volk weiszumachen es wäre anders als es ist.
Begriffe aber veränderr keine Realitäten und so primitiv sind wir nun wirklich nicht, das reine Rhetorik vor harten Fakten eine andere Sichtweise erzeugen kann.
das mag funktionieren bei Fakten die nicht unmittelbar spürbar sind, aber hier?
Ein sehr beleidigender Vorschlag.

Ali Mente
Ali Mente
3 Jahre zuvor

"Noch einmal ganz feste zusammenreißen und dann hat man es geschafft: Ein paar Wochen harter Lockdown, dann haben wir das Schlimmste der Corona-Pandemie hinter uns"

Diese Durchhalteparolen kommen mir irgendwie bekannt vor. Es fehlt eigentlich nur noch "mit eisernen Willen". Ich fürchte nur, der "Endsieg" kommt heute genauso wenig wie damals.

Peter Mohr
Peter Mohr
3 Jahre zuvor

#16 Ihr rechtsextreme Geschreibsel "ich fürchte nur, der "Endsieg" kommt heute genauso wenig wie damals" ist absolut unpassend. Merkwürdig, dass der Beitrag veröffentlicht wird und bisher niemand reagiert hat.

Emscher-Lippizianer
Emscher-Lippizianer
3 Jahre zuvor

Der Begriff "Brücken-Lockdown" birgt schon eine gewisse Ironie. Denn viele Brücken in NRW befinden sich bereits im Lockdown. Zwar kann man das nicht in Gänze unserer rheinischen Frohnatur anlasten, aber aus den Fehlern der vielen Vorgänger-Regierungen hat er und sein zweifelhaft qualifizierter Verkehrsminister auch nicht gelernt. Erst für die Leverkusener Rheinbrücke China-Stahl bestellen und sich danach wundern, daß man Schrott geliefert bekommt? Und bei der Duisburger Rheinbrücke ist genau dieses Drama in Sichtweite des TKS-Werkes absehbar.

Ruhr Reisen
Ruhr Reisen
3 Jahre zuvor

Offensichtlich haben einige Politiker/innen die Vorschläge von PR-Beratungsagenturen, Kompliziertes mit einfachen Begriffen neu zu belegen überinterpretiert. Aber lassen wir das.
Ob Back-Factory oder Brücklockdown: Ersteres wird wohl im Wortschatz hängen bleiben.
Aber das, was viele Bundesländer ausserhalb von NRW schon seit Monaten im Lockdown durchleben als neue Idee verkaufen zu wollen,nur weil Laschet eine Brücke dran hängt, ist schon ziemlich dämlich.

Emscher-Lippizianer
Emscher-Lippizianer
3 Jahre zuvor

Und wieder geht eine Brücke im Ruhrgebiet in den Lock-Down:

https://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/a43-bruecke-bei-herne-wird-fuer-lkw-gesperrt-100.html

Danke an alle Bundes- und Landesregierungen, die die Infrastruktur für Gedöns haben verrotten lassen.

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