Werbung

Let it snow!

Schnee (Foto: privat)

Der Schnee und ich. Unser Beziehungstatus wäre: es ist kompliziert. Klar, als Kind war ich gerne im Schnee, Schneeballschlachten, Schneemann bauen und sowas. Und auch die Skiurlaube als Kind und Jugendlicher waren eine gute Sache, auch die schulische Skifreizeit, im Übergang zur Pubertät habe ich gemocht. Aber irgendwann änderte sich mein Verhältnis zu dem Weiß. Schnee ist kalt, Schnee ist naß, beides mag ich nicht so sehr.

Als wir früher in Polen waren, gab es sehr viel Schnee, in meiner Erinnerung bis zu einem Meter – wahrscheinlich waren es in Wirklichkeit nur 50 cm – und die Kälte drang durch die Türritzen. Ich erinnere mich daran, wie einmal das Haustürschloss vereiste, und es schwierig war, überhaupt aus dem Haus heraus zu kommen. Seit längerer Zeit schaue ich mir Schnee, wenn er denn da ist, gerne aus der Wohnung an, aus der Wärme des Heims, mit einem Kaffee in der Hand.

Doch dieses Jahr habe ich ein anderes Verhältnis zum Schnee. Ich freue mich über ihn. Freue mich über all die Fotos auf den Sozialen Medien, die Schnee zeigen, Tiere im Schnee, Menschen im Schnee. Ich habe den Eindruck, der Schnee verschafft uns eine Corona-Atempause, die Möglichkeit einmal durchzuatmen, und auf etwas anderes als auf die Pandemie zu fokussieren. Ja, klar, Corona ist weiter da, die Mutanten gehen ihren Weg, der Lockdown hält an, das Homeschooling, das Homeoffice, das Fehlen enger menschlicher Kontakte. Und doch, es geht nicht andauernd darum.

Meinem Gefühl nach schauen die Menschen da draußen, zumindest dort wo es geschneit hat, ein wenig versöhnlicher auf die gesamte Situation, die Bewegungs- und Kontakteinschränkungen durch den Schnee sind irgendwie leichter zu ertragen als diejenigen durch die Covid-Pandemie. Vielleicht weil es einfach eine Abwechslung ist, man sich morgens sagen kann „Es hat ja geschneit, deswegen geht das alles nicht“ – und man einen Moment gefühlt Normalität und Erinnerungen an ein besseres Früher leben kann. Bei mir läuft entspanntere Musik, viel Acoustic, und The Who.

Selbstredend, auch jetzt gibt es diejenigen, die sich am Schnee abarbeiten wollen und geradezu müssen. Sie schimpfen darüber, dass „das bissken Schnee“ dazu führt, dass das öffentliche Leben lahm gelegt wird, und darüber, dass sich die Anderen so über den Schnee freuen. Aber auch sie haben eine Auszeit – vom Schimpfen auf das Impfchaos, auf die unheitlichen und halbherzigen Corona-Beschlüsse, auf die Unverantwortlichkeit des Handelns der Anderen.

Und so finden der Schnee und ich in diesem Jahr – wahrscheinlich zeitweise – zu einem anderen Verhältnis zueinander. Nicht zuletzt die Freude meiner Kinder über den Schnee, den sie das erste Mal direkt und unmittelbar erleben, führt dazu. Und wenn sie dann warmer Kakao erfreut, denke ich mir: Let it snow!

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
1 Kommentar
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Angelika, die usw.
Angelika, die usw.
3 Jahre zuvor

Trefflich beschrieben!!

Was anderes zu tun… Die Mutationen (Mistviecher!) sind da, sind bedrohlich, aber…

An unseren Rollladen war Eis (an ungeschützten Seiten des Hauses) und die gingen nicht mehr richtig runter, Lamellen in leichter Schrägstellung. Hilfe! Fenster auf, Zimmerwärme löst Eis, Eimer, Papiertücher, Bad etc. versaut (macht nix, wat zu tun…, siehe Artikel oben,…Rolllade is ja nich kaputt, komm wir machen weiter Eis ab…….hihi…wie in der Arktis…).

Und Kakao hatten (haben) wir auch.
Und gerade scheint die Sonne, und der Schnee glitzert…

Werbung