Werbung

Mama wählt nicht

Auf Mamas Handgelenk ist ein blauer Davidstern tätowiert. Es war ein betrunkenes Tattoo, von einer Freundin gestochen. Kugelschreiber-Mine, Betäubungsmittel. Aber es ist da.

Als ich sechs Jahre alt war, habe ich sie gefragt, warum. Und sie hat gesagt: „Wenn sowas nochmal passiert, sollen sie mich direkt umbringen.“

Ich weiß nicht, ob Mama am Sonntag in NRW zur Wahl geht. Sie hat kein Geld, das sie verteidigen oder vermehren möchte, keinen Job, den sie behalten will. Sie hat keine Angst vor Flüchtlingen, weil sie nichts an sie zu verlieren hat. In den Sozialwohnungsplattenbauten, zwischen rauchvergilbten Vorhängen und Kindern, die einmal im Jahr in Armutsberichten bemitleidet werden, ist genug Platz.

Landtagswahlzettel in NRW (c) Awaya Legends on flickr (flickr.com/awaya/)

 

Mit sieben Jahren bin ich mit Mama auf dem Rad zum Einkaufen gefahren. In einer Unterführung stand eine Gruppe Skinheads mit Sprühdosen. „Scheißnazis“ hat Mama gesagt und ich habe laut nachgefragt: „Was sind Nazis?!“ Sie hat „Pssst“ gesagt und erst erklärt, als wir außer Hörweite waren: „Arschlöcher.“

Mama würde niemals auf die AfD reinfallen, niemals Nazis wählen. Aber ich lese Nachrichten und Parteiprogramme und Hannelore-Reden und Schulz-Pamphlete und frage mich: Was soll sie denn wählen?

Mit 16 habe ich an Sozialdemokratie geglaubt. Daran, dass nur alle einsehen müssten, was richtig ist. SPD wählen oder grün und dann wird alles gut. Grünwählen hieß Gerechtigkeit, konservativ hieß gemeine, alte, reiche Menschen. Dieser kindlich-naive Glaube an Demokratie. Ich verstehe bis heute nicht, woher er kam.

Mama hat mit den Grünen nichts zu tun. Die haben keine Ahnung. Einmal haben wir zusammen eine Dokumentation über Gen-Mais geguckt. Und sie hat gesagt: „Warum denn nicht. Warum denn Mais nicht größer und besser machen, wenn dann weniger Menschen Hunger haben.“ Von unten betrachtet lösen sich so viele Dinge in Albernheit auf.

Mit 18 wollte ich Journalistin werden, um die Welt zu retten. Um zu verändern. Um über Ungerechtigkeit zu schreiben in der Hoffnung, sie könnte dadurch verschwinden.

Mama hat morgens Zeitung gelesen, immer abwechselnd für jeweils ein Jahr die beiden Lokalblätter, die es gab. Sie hat mir Schreiben beigebracht und dann Geschichten-Schreiben. Sie hat Bücher vorgelesen, die zu lang waren und zu schwierig und ich habe das geliebt. Mama wollte immer eine Tochter wie die Rote Zora, frech und wild und mutig. Ich war die meiste Zeit ein Madita-Mädchen, brav, höflich, still. Einmal habe ich an der Supermarktkasse einen Knicks gemacht. Ich glaube, Mama hat sich nie wieder so für mich geschämt wie in diesem Moment.

Mit 20 dachte ich, einen Platz gefunden zu haben, irgendwo zwischen Linksgrünversifftwählen und Kommunismusträumerei. Aber dann haben die Leute in linken Polit-Gruppen ihren Mund aufgemacht in Diskussionen. Sie haben über die Unterschicht gesprochen und über arbeitslose Hartz-IV-Nazis. Ich habe die Klappe gehalten. Wenn das die Menschen sind, die diese Welt verbessern wollen, dachte ich, dann wird das nichts.

Mama ist mit mir wach geblieben. Auch an Schultagen. Ich habe sie vom Hochbett aus angeschaut und wir haben über Politik geredet, bis ich eingeschlafen bin. Sie hat mich all die Dinge sagen lassen, die man sagt, wenn man 13 ist und glaubt, die Welt verstanden zu haben. Sie hat mir beigebracht, dass es nicht egal ist, was ich denke.

Es ist egal, was Mama denkt. Es gibt keine Partei, von der sie sich ernst genommen fühlen kann. Es gibt keine linke Debatte, in die sie hineinrufen könnte. Ihre Probleme interessieren niemanden. Aber sie wird schuld sein, wenn die AfD in NRW in den Landtag einzieht. Sie wird die Nichtwählerin sein, der Unterschichts-Nazi, die Abgehängte, der weiße Müll. Links sind WählerInnen immer egal bis zum Wahltag. Schließlich ist man zum Linkswählen moralisch verpflichtet. Rechts tut man wenigstens so, als würde man sich für die Leute interessieren.

Mit 22 habe ich meine Illusionen aufgegeben. An dem Tag, als Donald Trump Präsident der USA wurde, habe ich verstanden, dass Texte nichts verändern. Es ist mir egal.

Mamas größter Feind sind Generalismen, sogar, wenn sie harmlos sind. Wenn ich als Kind von „den Jungs“ gesprochen habe, habe ich Anschiss bekommen, was besonders war, weil ich sonst nie für irgendwas bestraft wurde. „Sind ja nicht alle Jungs gleich“, hat sie dann gesagt. Die Türken, die Russen, die Nutten, die Penner, die Jungs, die VerkäuferInnen beim Lidl – verbotene Satzanfänge. Pauschalisieren war schlimmer als zu-spät-nach-hause-kommen, schlimmer als Zimmer-nicht-aufräumen. Mama hätte mich lieber wegen Diebstahls vom Polizeirevier abgeholt, als mich einen Satz sagen zu hören, der mit „Diebe sind…“ beginnt.

Inzwischen schreibe ich, auch wenn es nichts verändert. Über Belanglosigkeiten, über Lächerlichkeiten, über schöne Sachen. Und manchmal, weil ich den naiven Glauben nicht losgeworden bin, dass Texte gegen Generalismen helfen.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
32 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Jens Koenig
Jens Koenig
6 Jahre zuvor

"An dem Tag, als Donald Trump Präsident der USA wurde, habe ich verstanden, dass Texte nichts verändern"
Ist eine Generalisierung.
An dem Tag, an dem die USA Trump loswerden, wird man evtl die Wirkung beispielsweise einer Washington Post verstehen.

Arnold Voss
6 Jahre zuvor

Trotzdem ein schöner Text. Danke dafür.

Gastritis
Gastritis
6 Jahre zuvor

Vielen Dank für diesen sehr schön geschriebenen Beitrag.

Ke
Ke
6 Jahre zuvor

Wann fangen Generalismen an?
Die Grünen, die Afd ….
Auch Parteien haben viele Richtungen.

Es ist ein interessanter Text. Die Weltverbesser-Phase gehört wohl zur Entwicklung dazu. Wie viele wollen EntwicklungshelferInnen werden. Wenn ich mir dann vorstelle, wie sie ohne Erfahrung in der Wüste stehen und dann Einheimischen erklären wollen, was richtig ist.
Aber es reden auch viele selbst heute noch vom Kampf der Arbeiter, ohne jemals eine Schüppe in der Hand gehabt zu haben.

Vielleicht ist diese Ahnungslosigkeit auch gut, sonst würde man zu schnell merken, dass die Realität nicht mit der Theorie übereinstimmt.

Volker Wilke
Volker Wilke
6 Jahre zuvor

Mal ein andere Perspektive. Ein Text wie italienischer Neorealismus.

David
David
6 Jahre zuvor

Dass auch von linker Seite manchmal abfällig auf die Unterschicht geschaut wird, ist traurige Wahrheit. Dazu empfehle ich das Buch „Proleten, Pöbel, Parasiten“ von Christian Baron.

Wenn nicht alle Lohnabhängigen zusammen aufbegehren, um an ihrer Situation etwas zu verändern, wird der neoliberale Durchmarsch auch weiterhin stattfinden. Es wäre ein realistischer Gedanke, wenn Lohnabhängigkeit nicht ein zeitaufwändiger, psychologisch zermürbender Zustand wäre.

Mario
Mario
6 Jahre zuvor

Tja… Texte verändern doch die Welt, denn all die die Trump gewählt haben, haben irgendwo Texte gelesen oder gehört, das gilt auch für alle die AfD wählen.
Ob dies die richtigen Texte sind, darüber haben wir Meinungen und eventuell analysiert dies irgendwann die Geschichtswissenschaft.
Aber eins ist Fakt, Texte verändern die Welt. Denn nichts andere passiert gerade.

Aus meiner Sicht sind es die falschen Texte, weil die Zeiten wo man arm und links war, sich leider geändert haben und die Linken es im Gegensatz zu den Rechten verlernt haben, das was sie wollen richtig zu vermitteln. Weil man als Linker heute kein Arbeiter mehr ist, sondern ein Intellektueller und damit Bestandteil des Systems. Und hier und da hängt man fundamentalistisch auch in Ideologien des 19. Jahrhunderts fest, was besonders für die Westlinken gilt.

Max Trauzettel
Max Trauzettel
6 Jahre zuvor

Ist ein Arbeiter nicht Bestandteil des Systems?

julie
julie
6 Jahre zuvor

Texte verändern sehr wohl etwas! Ich habe ihn gelesen und mich angesprochen gefühlt. Wir reden hier gerade darüber, wie Du unser grundlegendes gesellschaftliches und politisches Problem aus deiner Biografie heraus beschreibst, ihm Namen und Gefühl verleihst und es somit sehr viel zugänglicher machst als irgendein Kommentar eines Fachmanns. Das hier können Leute verstehen.
Etwas zu tun bringt immer was. Nur aufgeben bringt nichts. Danke für den schönen & anregenden Text!

boioioing
boioioing
6 Jahre zuvor

"Sie hat keine Angst vor Flüchtlingen, weil sie nichts an sie zu verlieren hat. "
Jo…sehen wir ja nach der Wahl.
Schäuble fragte doch bereits, ob D sich diesen Sozialstatt noch leisten will..
Also ich würde mich als HArtz4ler so hart verarscht vorkommen…

jswa
jswa
6 Jahre zuvor

Schöner Text. Fürchterliche Kommentarue drunter, wie immer.

Gregor
Gregor
6 Jahre zuvor

Eine sehr schöne Reflektion, die mich in meine eigene Kindheit und Jugend zurück brachte. "Jugend ist immer Links und glaubt an den Kommunismus" musste ich oft hören. Als ob es ein Virus wäre, von dem man sich im Laufe der Jahre selbst befreit, um dann irgendwann CDU zu wählen und mit Volksmusik im Abendprogramm seine finale Bestimmung findet.

Nein, ich glaube immer noch an das Gute im Menschen. Aber nicht mehr an die Demokratie in diesen Zeiten. Zu sehr sehnt sich ein großer Teil der Gesellschaft nach Führung und folgen den Narzissten, während ein anderer Teil sich in Gleichgültigkeit verliert, so lange es ihm wirtschaftlich nicht schlechter geht. Und ja, da gehört auch meine Hartz-4-Mutter mit dazu. Man hat sich über die Jahrzehnte eingerichtet.

Donald Trump hat es uns nur gezeigt, wie es geht. Die große Gefahr geht von denen aus, die seine Botschaft verstanden haben und sich nun auf den Weg nach oben machen.

Texte helfen tatsächlich wenig in Zeiten wo Bilder und Videos in sozialen Netzwerken Stimmung machen. Trotzdem sehr schön, wenn man hier sieht, das es sie noch gibt. Danke!

MBH
MBH
6 Jahre zuvor

Dieser Text, liebe Autorin, ist der beste, den ich seit Jahren Internetlesen gesehen habe. Und ich bin mal kein Blogger, der zu allem und jedem seinen Kommentar absondert.

Danke dafür und Gruss an die Mutter. Sie hat ihre Wahrheiten. Sehr gut.

Freddy
Freddy
6 Jahre zuvor

An sich finde ich den text sehr schön… vieles wahres dran und vieles was zum denken anregt..

Was ich nicht so gut finde: Meiner Meinung nach versucht der Text bis zu einem gewissen Punkt das Verhalten der Nichtwähler zu entschuldigen.

Ein guter Freund sagte einmal: "wer nicht zur Wahl geht der gibt damit eigentlich auch sein Recht ab sich über Missstände zu beschwehren!"… auch da ist was wahres dran

Die Toten von 1848 und 1918 würden sich im Grab umdrehen…. Menschen wie du und ich… die endlich eine Wahl haben wollten!

hataibu
hataibu
6 Jahre zuvor

Vielen Dank für diesen guten, wichtigen Beitrag!
Derzeit wähle ich selbst auch nur noch, um mir nicht eingestehen zu müssen, dass meine Vorstellung von Demokratie im Grunde eine Illusion ist.
Als Mensch mit links-liberaler Weltanschauung (auch so ein Klischee) habe ich in meiner Jugend mehrmals versucht, mich in entsprechenden Gruppen politisch zu engagieren. Leider musste ich immer wieder feststellen, dass die ideologische Selbstabgrenzung immer wichtiger war, als die pragmatische Bündelung von Kräften. Irgendwie erinnert mich das Ganze immer an die "Volksfront von Judäa" aus dem Monty Python Film "Das Leben des Brian".
In diesem Sinne: "Spalter!"
~hataibu

Heinz
Heinz
6 Jahre zuvor

Es ist ein Blick ins Herz, und in die Seele eines abgehängten Teils der Menschen weltweit. Des Teiles welcher der Demokratie zum Opfer fiel. Demokrat war einmal eine Mehrheitsentscheidung. Bis sie ein paar wenige durch Macht und Geld instrumentalisierten.
Ein Aufschrei bringt nichts, weil die Masse betäubt, blind, und dumm ist. Gezüchtet zur Egomanie.
Danke für den Beitrag.

Markus Heitkamp
Markus Heitkamp
6 Jahre zuvor

Sorry, ist zu simpel. Es ist mit den Wahlen in der Demokratie eben oft weniger die Frage was verändert sondern verhindert werden kann. Oder zumindest in der Wucht abgemildert. Gut dass es genug Menschen in Frankreich gab die das so sahen. Der Anspruch in unserem Land mit einer Wahl gleich Veränderungen zu erreichen ist einfach zu hoch, dafür sind alle anderen in Entscheidungen mit eingreifenden parallel wirkenden nicht demokratisch legitimierten Systeme zu dominant. das Konstrukt ist nach dem Krieg ja aus gutem Grund so geschaffen worden, denn diesem Volk hätte ich auch nur bedingt vertraut, das dritte Reich ist schließlich demokratisch an die Macht gekommen.
Generalismen sind hilfreich beim schnellen sortieren, wenn man sie unter dem Aspekt kleinster gemeinsamer Nenner begreift. Die Franzosen behandeln das Thema Essen eben anders als die Deutschen, und die Russen haben zumeist eine andere Sicht auf die Welt als die Amerikaner. Es macht Sinn, diversen Menschen und Situationen zwar offen, aber mit einer gelernten und auf Erfahrungen basierenden Voreinschätzung gegenüberzutreten in der die vorhandenen Informationen bereits berücksichtig sind. Das beschleunigt es ungemein Erfolg in der Kommunikation zu haben! DIE Generalismen generalistisch abzulehnen ist also auch keine Hilfe.
Es würde vermutlich nicht besser wenn wir von weniger informierten und geringer spezialisierten Personen "aus dem Volk" direkter regiert würden. Bis auf weiteres ist diese Demokratie eben die Staatsform mit den geringsten schädlichen Nebenwirkungen.

helga Krüger
helga Krüger
6 Jahre zuvor

Warum hat die Mutter nichts gelernt?

Generic
Generic
6 Jahre zuvor

Als jemand der zwischen ALGI, ALGII und Callcenter oszilliert: Danke. Ich wäre gerne eine Soze, oder ich würde gerne den Durchmarsch des Kommunismus (Nicht Stalinismus oder Marxismus, kein Linksfaschismus) erleben. Stattdessen sehe ich unsere alltägliche innerliche Korruption und kann mich nur schütteln und hoffen dass es bald vorbei ist, auch wenn ich irgendwo naiv doch noch auf eine utopische, gutmenschliche Zukunft hoffe. Ich bin zu müde und habe zu viele Gedanken aber zu wenig Wert um ernstgenommen und gehört zu werden. Was bleibt ist dass ich nicht will dass es einem andren schlechter gehen muss als mir, egal ob von hier oder dahergelaufen, ob Blümchenpflücker, Nazi, Teppichklopfer, dem Emre von nebenan der grade sein ABI macht und die türkische Staatsbürgerschaft ablegt um Volldeutscher zu sein, die Hannah die Scheissdeutschland an die Wände schmiert. Es ist ermüdend zu sehen wie man auseinandertreibt anstatt sich festzuhalten und gemeinsam etwas zu verbessern, es ist ermüdend dass jedes Fussbalderby lauter ist als jeder politischer Willensausdruck und Wille für alle etwas zu verbessern, auch unter eigenen Opfern.

Mike
Mike
6 Jahre zuvor

Wäre dieser Artikel nicht auch bei Spiegel online erschienen, ….hätte ich einen erlebten ,und sehr schön formulierten Beitrag versäumt 😉
Dieser kindlich-naive Glaube an Demokratie und Gerechtigkeit ist erstaunlicherweise noch weit verbreitet, ….und flammte dank Schulz wie ein Strohfeuer kurz auf 😉
Gruß aus Kiel
Mike

Thomas
Thomas
6 Jahre zuvor

Als ich 18 war, fiel die Mauer. Als Ossi dachte ich damals, dass Menschen etwas bewegen können. Und das war auch so. Dass sich später Politprofis die neue Freiheit als Beute unter sich aufgeteilt hatten, gehört auch zur Geschichte. Deswegen ist mir das Gefühl, was Du in deinem sehr treffend schilderst, so schmerzlich bekannt. Und trotzdem gebe ich dir Hoffnung nicht auf, dass von Zeit zu Zeit doch Veränderungen möglich sind. Als die alten Herren damals im Osten abtreten mussten, dachte das ein Jahr vorher auch niemand. Und schließlich hat auch Deine Mutter Anteil daran, dass Du heute einen solchen wunderbaren Text schreibst. Der verändert vielleicht doch etwas.

Holger
Holger
6 Jahre zuvor

"Von unten betrachtet lösen sich so viele Dinge in Albernheit auf."

Genau so ist es! Es gibt nicht DIE (eine) Wahrheit, immer nur Perspektiven, persönliche Wahrnehmungen und Standpunkte… stell dich woanders hin, und die Welt sieht anders aus – wie auch immer noch gilt: JEDER ist Ausländer, fast überall…!

Liebe Anna, vielen Dank für deinen Text!

Franz Goldmann
Franz Goldmann
6 Jahre zuvor

Heute Morgen beim Bäcker: Die afrikanische Verkäuferin sagt, sie geht nicht wählen, weil die ein generelles Einreiseverbot für Somalier erlassen haben und fragt, warum man so was nicht für den komischen Mann mit der Brille auf den Plakaten einführen kann, die andere Verkäuferin sagt darauf, nicht wählen zu gehen heißt immer, die kleinen Parteien zu wählen, sie verstehe das allerdings nicht und deswegen gehe sie auch nicht….

G. Schönemann
G. Schönemann
6 Jahre zuvor

Dieter Hildebrandt
Vor 2­0 Jahre­n w­immelte es in den Kabinetten noch vor Personen. Heute wimmelt es vor Funktionären – abgeflacht wie Kieselsteine durch das lange Hin- und Herschwimmen”.

Deswegen werde auch ich die Wahl ignorieren.

Nicht vergessen:
Nicht zu wählen ist nicht notwendigerweise ein Zeichen von Faulheit oder mangelndem Bürgersinn. Es kann auch eine Meinungsäußerung sein. Und als solche verdient sie den Respekt, den man der Stimme für den Kandidaten zubilligt.”
Sir Peter Ustinov
We must accept the truth: french, british, russian and german people wanted peace and never war! Only the wrong leadership, generals, admirals, politcains and monarchs of both sides wanted this "world war" whatever cost may be and they did also nothing to stop this war! And who had to pay the price – always young soldiers and their families! WW1 was no war – WW1 was only slaugther and butcher!

Christian
Christian
6 Jahre zuvor

Generalismen, da stimme ich Markus Heitkamp zu, sind notwendig um Dinge zu kategorisieren. Das man damit nicht Pauschalverurteilungen machen soll ist klar. Ich spreche ja auch von Äpfeln und Birnen.
Auch das Gentechnikproblem als "Problem von oben" zu betrachten ist etwas naiv. Es geht nicht darum, dass nur größere Maiskörner entwickelt werden sonder darum, welche Auswirkungen gentechnik manipuliertes Saatgut für alle hat. Zum Beispiel auch für die Bauern, die sich ihr Saatgut selbst aus ihren Pflanzen ziehen. Da wird das alles ganz schnell ein Problem von unten. Es ist ärgerlich, wenn pauschal alle grünen Themen als Probleme der Besserverdienenden abgetan werden. Keine schöne Generaliserung. Trotzdem hat mich der Artikel bewegt, aufgrund der resignativen Stimmung, die er gut rüberbringt ohne sie direkt erklären zu wollen.

Lothar Junker
Lothar Junker
6 Jahre zuvor

Lese gerade das Buch – DIE HEBEL DER MACHT von Hans Herbert von Arnim. Hier ist der Frust vorgezeichnet über unsere Parteienlandschaft. Man könnte heulen. Da hat mir der Artikel Mama wählt nicht – von Anna Mayr sehr, sehr gut getan.

U. Sauer
U. Sauer
6 Jahre zuvor

Natürlich kann man jetzt akribisch diesen Text hin auf Generalismen untersuchen. Und wird auch welch in Abhängigkeit der selbst gewählten Kriterien finden.
Trotzdem bleibt einer der Grundaussagen, die nur herzlichst unterstützen kann, bestehen. Vereinfachungen und Kategorisierungen, umgangssprachlich auch Schubladen, vereinfachen Sachverhalte in unserem Denken, in Diskussion und der schriftlichen Wiedergabe. Aber sie Gehen immer mit einem Verlust von Informationen und Details einher. Das kürzt die Auseinandersetzung mit Sachverhalten ab und gestaltet sie leichter verständlich. Aber immer bleibt die die Gefahr der unvollständigen oder falschen Beurteilung.
Die Bereitschaft sich mit komplexen Problemen differenziert und tiefgreifend auseinander zu setzten ist prinzipiell nicht allein eine intellektuelle Frage, viel mehr eine Frage wer bereit ist, sich diese Mühe zu geben. Die Mühe, sich auch mit Andersdenkenden oder Andersartigen undifferenziert und respektvoll auseinander zu setzen. Pluralismus ist anstrengend, aber Faulheit in dieser Angelegenheit ist moralisch nicht akzeptabel.

David Siegers
David Siegers
6 Jahre zuvor

Ich verstehe immer noch nicht, warum Deine Mama nicht wählt. Passt doch gar nicht zu Ihrem Anspruch einer differenzierten Betrachtungsweise. Bei aller Politikverdrossenheit "sind ja nicht alle" Parteien und Politiker "gleich". Und auch wenn man sie alle für unwählbar hält, so sind sie doch sicherlich nicht gleichermaßen unwählbar. Und selbst wenn man findet, dass die Unterschiede so marginal sind, dass die Wahlen nur noch eine Farce sind, auch dann macht es, wie ich finde, einen Unterschied, ob man den Glauben an die Demokratie und an die eigene Stimme aufgibt, oder die eigene Meinung umso entschiedener einzubringen versucht, mit allen demokratischen Mitteln, die zur Verfügung stehen, und da ist die Wahlstimme eben eines von vielen.

Karl-Heinz Müller
Karl-Heinz Müller
6 Jahre zuvor

Das Mama ein linkes (humanistisches) Verständnis hat finde ich prima und der abgeklärte Umgang mit den realen Fragen des Lebens bewundernswert. Das Dogma, nie !! zu generalisieren ist für mich der Schlüssel zum Funktionieren einer Demokratie und das Mama dies der Autorin mit gegeben hat ein Glück für die Autorin.
Schade ist dann aber, das beim Mitmachen in der Demokratie dann doch "die Parteien" allesamt nicht wählbar sein sollen. Demokratie heißt auch sich der Mühe zu unterziehen die Qual der Wahl "auszuhalten" und sich dann (auch wenn man Bauchweh hat) für die zweitbeste Lösung zu entscheiden, wenn es keine optimale Lösung gibt.

Michaela
Michaela
6 Jahre zuvor

Liebe Anna,
Mach weiter so, du bist auf dem richtigen Pfad. Deine Mutter hat viel geleistet, mit dem was sie dir auf deinen Lebensweg mitgegeben hat. Eine tolle Mutter, du kannst stolz auf sie sein. Und sie auf dich. Hat mich sehr berührt.
Vielen Dank für deine Offenheit und diesen wundervollen Text. (Der erste, den ich wert erachte , zu kommentieren)

Bettina
Bettina
6 Jahre zuvor

Ich schließe mich Michaela an, und lieben Dank an Michaela, denn wenn mich der Mut verlässt, wenn ich die ganzen – ungenial daneben Kommentare – lese, von den Menschen, die nichts merken, wenn jemand 13 x das Wort Mama schreibt… dann hast Du Michaela mich gerettet im Sinne von Anna und insbesondere Annas Mama <3 … und dann passt wieder alles gut zusammen <3

trackback

[…] Mayr weiß es. Die heutige Zeit-Redakteurin, die einige ihrer Texte vor Jahren auch in diesem Blog veröffentlichte , wuchs im Ruhrgebiet in einer der für die Region […]

Werbung