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Nichts Halbes und nichts Ganzes – Gefangen im Corona-Chaos

Foto: Robin Patzwaldt

Ich gebe zu, auch ich bin inzwischen völlig verwirrt. Also, nicht grundsätzlich, sondern aufgrund der jüngsten politischen Beschlüsse in Berlin und auf Landesebene. 😉 Fand ich die Corona-Politik der Bundesregierung und der Ministerpräsidenten in 2020 noch weitestgehend überraschend gut gelungen (und zudem recht erfolgreich), bin auch ich inzwischen ziemlich wütend über die aktuelle Lage und die diversen, nicht mehr wirklich nachvollziehbaren Entscheidungen der Politik.

Die am Mittwoch beschlossene weitere Vorgehensweise lässt eigentlich nur einen Schluss zu: Die Regierenden sind inzwischen genauso ratlos bezüglich der Pandemie wie viele Bürger in diesem Lande.

Dass es in Sachen Corona keine Patentlösungen gibt ist sicherlich normal. Schließlich mussten wir uns in den vergangenen rund 100 Jahren nicht mit einer solchen Pandemie auseinandersetzen. Und seither hat sich in unserem Alltag viel verändert. Die Welt ist in fast allen Bereichen rasant zusammengewachsen, was sich in diesem Fall als nachteilig herausgestellt hat.

Dass die Verantwortlichen in dieser Zeit Fehler machen, auch gravierende, finde ich grundsätzlich verständlich. Galt ich ansonsten über Jahre hinweg als großer Kritiker, gar Nörgler in Bezug auf unsere Politiker, hatte, und habe ich noch immer, in Sachen Corona ein deutlich größeres Verständnis für Minderleister.

Auch ist es aus meiner Sicht grundsätzlich erst einmal verständlich, dass breite Teile der Gesellschaft ‚die Schnauze voll‘ haben, langsam ungeduldig und genervt reagieren. Schließlich geht es für viele ja auch um die eigene wirtschaftliche Existenz. Logisch daher auch, dass der Druck diverses Interessenvertreter auf die Politik wächst. Lösungen sollen her. Möglichst schnell.

Das Problem: Allen kann man es in unserer Lage halt nicht recht machen. Wir haben schlicht noch zu wenig geimpft um jetzt schon entscheidend lockern zu können. Das muss allen klar sein.

Vor diesem Hintergrund ist es jetzt umso ärgerlicher, dass zuletzt in Sachen Impfstoff- und Schnelltestbeschaffung offenbar grobe Fehler gemacht wurden. Beides ist nicht in den Umfängen verfüg- bzw. nutzbar, wie es wünschenswert wäre.

Jetzt in diesen vorhandenen Mangel hinein viele Bereiche scheinbar schon unkoordiniert zu öffnen, wie es jetzt vorgesehen ist, das ist natürlich kein nachvollziehbares und logisches Vorgehen.

Wenn es dumm läuft, dann haben wir in wenigen Wochen ein riesiges Problem, müssen die Maßnahmen dann wieder verschärfen, obwohl wir dann endlich die ‚bessere Jahreszeit‘ erreicht hätten. Dann wäre das öffentliche Geheule darüber noch deutlich größer.

Wenn die Politik jetzt nur noch etwas mehr Rückgrat gehabt hätte die Lockerungen auf nach Ostern zu verschieben, wäre die Wahrscheinlichkeit für einen entspannteren Sommer deutlich größer.

Dass jetzt aber alle Stellschrauben nahezu gleichzeitig wieder etwas gelockert werden, ohne dass wir dadurch wirklich unseren früheren Alltag zurückbekommen werden, ist ein schon für den interessierten Laien erkennbarer grober Fehler, den wir schon bald bedauern dürften.

Schade, dass die Regierenden dem Druck der vielen Interessengruppen, die gerade an ihnen herumzerren, zu früh nachgeben. Das werden wir noch bitter bereuen, fürchte ich.

 

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Susanne Scheidle
Susanne Scheidle
3 Jahre zuvor

Herr Laschet nennt das Perspektivwechsel!
Also zu lockern, obwohl alle Zeichen dagegen sprechen.
Das muss man sich merken.
Wenn ich demnächst ein Bild oder eine Zeichnung total verkacke, dann sage ich einfach: Das ist ein Perspektivwechsel!

Walter Stach
Walter Stach
3 Jahre zuvor

Robin,
was ist denn in " unserem Waltrop" los?

Ich lese so eben -online- in der Waltroper-Zeitung, daß der sog. Inzidenzwert hier bei uns 27, 3 beträgt.
Überdurchschnittlich hohe Impfquote? Nee, kann nicht sein. Andere Gründe? Leben wir hier besnders "regelkonform" oder…
Die 27,3 reduzieren jedenfalls bei mir ein wenig den Groll bzw. die Wut auf ………….

Und das "unser" BVB das Pokalhalbfinale erreicht hat, kann ja auch helfen, vorherrschenden Frust zu reduzieren.

Zudem haben mich heute Erinnerungen an den gestern (?) gestorbenen Chris Barber dazu gebracht, über "Jazz in den 195oer Jahren" nachzudenken und darüber mit Freunden zu reden, u.a. über schöne Zeiten mit Freunden, Freundinnen in Jazz-Kellern. Ganz sentimental z. B. beim Wit-Cat-Blus oder bei Petit-Fleur. Robin, es gibt noch ein Leben "neben Corona", auch in Erinnerungen an längst vergangene, aber schöne Zeiten. Leider, leider, aber verständlich, scheint es heute kaum noch jemanden zu geben, der wie ich Fan von Chris Barber war und weiterhin im Gedenken an ihn sein wird.

Walter Stach
Walter Stach
3 Jahre zuvor

Robin,
auch ich hatte seinerzeit das Bedürfnis nach Erklärungen, warum plötzlich der Inzidenzwert in Waltrop zu den höchsten im Kreis RE zählte. Das frage ich mich auch heute noch und eben auch, warum "wir" derzeit den extrem positiven Wert von 27,3 zu verzeichnen haben.

"Brav und folgsam"? Ja, es scheint so, daß es in Waltrop zumindest keinen großen "Ausraster" gibt, wenn es darum geht, die "Corona-Regeln" einzuhalten.

Robin, ich wünsche Dir -und Deiner Familie- ebenfalls beste Gesundheit und uns BVB-Fans, daß wir am Samstagabend nicht vom "Bayern-Virus" in die Knie gezwungen werden, zumindest nicht allzu heftig.

Walter Stach
Walter Stach
3 Jahre zuvor

20, 4…..
Robin,
mutet beinahe unheimlich an, dieser sog. Inzidenzwert von heute für Waltrop.

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