Ruhrgebiet Aktuell am Donnerstag

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet und mehr…

WAZ: Post von dpa…Medienmoral NRW

Kommunalwahl: Steht der Termin?…Der Westen

Pleite: Hertie zockt um Miethöhe…Spiegel

Zocken:
Neue Spielepodcast…Patje

Hertie: Marl ist geschockt…Marl Blog

Live: Captain Twang & his Rhythm Cat…unruhr

BVB: Fan sürzte zu Tode…Ruhr Nachrichten

Kultur:
Studenten machen Kurzfilme…Ruhr Nachrichten

Uni WH: Alumni sind optimistisch…Der Westen

MSV:
Neururer auf Punktejagt…RP Online

 

Update: Der Aalhäcksler oder – Viel Spaß mit Greenpeace

Montage: Weserkraftwerk in Betrieb. Links die Turbinen

Ich habe vergangene Woche über das Weserkraftwerk im Staat Bremen berichtet und darüber, dass die Anlage Kritik von Fischforschern heraufbeschwört. Im Kern ging es darum, dass die Kritiker glauben, die Anlage werde die Wanderungen der vom Aussterben bedrohten Aale beeinträchtigen, die durch eine EU-Richtlinie geschützt sind. Dabei kam auch Kritik an Greenpeace auf, da Planer der Greenpeace-Energy-Tochter Planet Energy maßgeblich an dem Projekt beteiligt sind. Es hieß, Greenpeace kümmere sich um Wale, aber nicht um Aale.

Soweit die Vorgeschichte. ich habe die Geschichte in der Welt und auch hier im Blog veröffentlicht.

Danach bekam ich jede Menge Gegenwind. Mir wurde vorgeworfen, ich hätte Fakten falsch dargelegt. Auch hier im Blog. Dazu haben mich auch mehrfach Greenpeace-Sprecher angerufen und zwischen den Blumen bedroht. Ich habe die Greenpeace-Leute gebeten, mir zu sagen, welche Fakten falsch sind, damit ich das schnell ändern kann. Denn ich habe kein Interesse daran, hier im Blog eine falsche Berichterstattung stehen zu lassen. Ich weiß, man kann Fehler machen – man muss nur bereit sein, sie zu korrigieren.

Hier im Blog kann ich das schnell und unkompliziert tun. Bei der Welt ist das anders, da dort die Prozesse länger sind und die Verwantwortlichkeiten anders aussehen. Wie dem auch sei. Bevor überhaupt die Möglichkeit bestand, mit der Welt zu reden, hat Greenpeace einen Rechtsstreit dort vom Zaun gebrochen. Darüber wird an anderer Stelle zu reden und entscheiden sein. Denn ein Rechtsstreit ist wie ein Rechtsstreit zu führen.

Hier geht es allerdings um meinen Beitrag im Blog hier:

Auf meine Bitte, mir mitzuteilen, was daran falsch sein soll, hat mir ein Greenpeace-Sprecher eine Email geschickt, in der er folgende angeblich falsche Fakten auflistet. So soll ich geschrieben haben: 

In Bremen entsteht das größte Wasserkraftwerk der Republik, mitentwickelt von der Öko-Organisation.

Diese Behauptung ist unwahr. Richtig ist hingegen: Es entsteht nicht das größte Kraftwerk der Republik.

Nur, das hatte ich in meinem Blogbeitrag überhaupt nicht geschrieben. Ich hatte geschrieben, das Weserkraftwerk ist das größte Kraftwerk im Land Bremen.

Dann der zweite Fehler nach Meinung von Greenpeace:

An der Entwicklung war nicht die Öko-Organisation, sondern allein der unabhängige Ökostromanbieter Greenpeace-Energy e.G. mittelbar beteiligt.

Diese Argumentation finde ich ziemlich unredlich. Es scheint, als wolle sich Greenpeace hinter Greenpeace Energy verstecken, so als sei das eine völlig fremde Firma.

Deshalb kläre ich hier kurz die Verflechtungen zwischen Greenpeace und dem "unabhängigem" Ökostromanbieter Greenpeace-Energy auf.

Greenpeace Energy eG wurde auf Initiative des Greenpeace e.V. ins Leben gerufen. In einer Selbstdarstellung zur Gründung heißt es: Kein Energieanbieter könne die Greenpeace-Qualitätskriterien hinsichtlich „Versorgung, Transparenz und Neubau von Anlagen komplett realisieren. Es reift der Entschluss, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und ein eigenes Unternehmen zu gründen, das den hohen Anspruch an eine zukunftsfähige Energieversorgung erfüllt.“

Sowohl der Verein als auch die Genossenschaft verwenden ein und dieselbe Marke. Rechtlich sind sie von einander getrennt. Aber man kann kaum sagen, dass Greenpeace Energy unabhängig von Greenpeace ist. Der Versorger wird nämlich ideologisch und geschäftlich von der Umweltschutzorganisation dominiert. Die Namens- und Logoverwendung durch die e.G. ist vertraglich vereinbart und soll aufzeigen, dass Greenpeace Energy die vom Greenpeace e.V. aufgestellten Qualitätskriterien für „sauberen Strom“ erfüllt. Die entsprechende Verpflichtung zum Abschluss eines Lizenzvertrages mit dem Greenpeace e.V. ist bereits in der Satzung der Genossenschaft unter Paragraph 2 „Zweck und Gegenstand“ der e.G. Absatz 4 definiert. Demnach darf sich die Firma nicht unabhängig von Greenpeace entwickeln, sondern ist den Zielen von Greenpeace verpflichtet.

Als Gründungsmitglied hält der Greenpeace e.V. heute einen symbolischen Anteil von 55 Euro an der Genossenschaft.

Auch personell sind Greenpeace und Greenpeace Energy eng miteinander verflochten.

Operativer Vorstand der Greenpeace Energy ist Robert Werner (*1967). Noch vor dem Studium der Geografie (Dipl.) und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim arbeitete Robert Werner von 1990-1991 als Juniorcampaigner im Energiebereich von Greenpeace e.V. zum Thema Atomkraft. Im Jahr 2000 übernahm Robert Werner bei Greenpeace e.V. als Referent für Ökosteuer und Energiepolitik Aufgaben an den Hauptstadtstandorten Bonn und Berlin. Seit Juli 2001 ist er Vorstandsmitglied bei Greenpeace Energy eG und führt das operative Geschäft. Im Jahr 2002 trat er auch als Mitgeschäftsführer der Leitung von Planet energy GmbH bei und wurde im Jahr 2005 Mitglied der Geschäftsführung der Weserkraftwerk Bremen GmbH.

Der Aufsichtsrat der Greenpeace Energy besteht aus fünf Personen. Die Vorsitzende des Aufsichtsrates ist Brigitte Behrens, zugleich Geschäftführerin von Greenpeace e.V. Ihr Stellvertreter ist Volker Gaßner, zugleich leitet er in Personalunion den Bereich Presse, PR und NewMedia bei Greenpeace.

ich führ die Greenpeace-Argumentation mal fort. Was sollen Konzerne wie E.on oder RWE dazu sagen, wenn Greenpeace dort Müll vor die Tür kippt? Sollen die sagen, wir haben gar kein Kraftwerk? Das gehört einer Kraftwerkstochter von uns? Der Gundremmignen GmbH und CoKG? Das soll einer glauben?

Ich betrachte Greenpeace, Greenpeace Energy und Planet Energy hier schon als Einheit von Mutter, Tochter und Enkel. Und nur so kann das der Leser verstehen. Zumal ich im folgenden Text auch genau aufgeschlüsselt, dass sich die Greenpeace-Energy-Tochter Planet Energy um die Planungen für das Kraftwerk gekümmert hat.

Den nächsten Fehler stellt Greenpeace so dar. Demnach hätte ich im Blog geschrieben:

Hier errichten Planer von Greenpeace zusammen mit dem Stadt-Staat Bremen und mit Partnern aus der Öko-Branche das größte Wasserkraftwerk im Land?

Diese Behauptung ist unwahr. Richtig ist hingegen: Planer von Greenpeace sind ebenso wenig wie der Stadt-Staat Bremen an der Errichtung des Wasserkraftwerks beteiligt.

Die Nummer mit den Planern hatte wir schon. Ansonsten hatte ich im Blog geschrieben:

Hier errichten Planer von Greenpeace unter dem Schutz des Staates Bremen gemeinsam mit Partnern aus der Ökobranche und den kommunalen Stadtwerken das größte Wasserkraftwerk im Land.

Der Schutz des Stadt-Staates ist durch die massive politische Unterstützung gegeben.

Schließlich sagt Greenpeace:

In dem Artikel wird weiter behauptet:

Für das Wasserkraftwerk wurde ein neues Wehr quer durch den Fluss gelegt, damit die Turbinen laufen können. Dadurch wird der Zugang zum Meer versperrt. Kein Fisch kommt vorbei.

Auch diese Behauptung ist unwahr. Richtig ist hingegen: Für die geplante Wasserkraftanlage wurde kein neues Wehr quer durch den Fluss gelegt, sondern lediglich ein bereits seit 1906 vorhandenes Wehr genutzt. Der Zugang zum Meer wird nicht versperrt. Fische kommen an dem zukünftigen Kraftwerk und am Wehr vorbei.

Die Aussage von Greenpeace ist nachweislich falsch. Das Anfang des 20. Jahrhunderts gebaute Wehr gibt es nicht mehr. Es wurde vor Jahren abgerissen. Das Weserkraftwerk soll an dem 1993 eröffneten neuen Wehr 200 Meter den Fluss runter gebaut werden.

Allerdings habe ich mich hier tatsächlich mißverständlich ausgedrückt, wie ich bereits in den Kommentaren zum ersten Artikel bestätigt hatte. Ich meinte mit neuen Wehr das neue Wehr von 1993, das das alte Wehr von vor 100 Jahren ersetzt hatte. Am 93-er Wehr sollte damals schon ein Kraftwerk gebaut werden. Dies wird erst jetzt mit der Greenpeace-Energy-Anlage realisiert.

Der Zugang zum Meer wird versperrt, wenn die Stauklappen geschlossen sind, um die Turbinen des Kraftwerkes zu fluten.

Zudem finde ich blöd, dass Greenpeace in seiner Fehlerzusammenfassung das Zitat aus dem Zusammenhang reisst: Denn in dem folgenden Absatz habe ich die Position von Greenpeace zur Sache beschrieben:

 

Die Planer der Greenpeace-Firma Planet Energy haben das Problem erkannt. Gemeinsam mit der Firma Tandem wollen sie ein neues Schutzsystem im Weserkraftwerk installieren. Fische, die vom Meer in den Fluss aufsteigen, sollen über eine so genannte Fischtreppe das Wehr passieren. Arten, die in die See abwandern, sollen über moderne Rechen, Röhren und Abflussrinnen einen Weg an den Turbinen im Kraftwerk vorbei finden. Ein Sprecher von Planet Energy sagt: „Ich glaube, dass dieses Kraftwerk einen beispielhaften Fischschutz für ganz Europa hat.“

Erst danach habe ich die Kritik der Fischforscherin Dr. Adam an dem Projekt ausgeführt.

 

Zum Kern der Geschichte hat Greenpeace keinen Fehler ausgeführt, nur die oben angeführten Kleinigkeiten zu Randaspekten. Besonders ärgerlich finde ich das Versteckspiel, da dies von der Kritik ablenkt.

Ich habe Greenpeace die angeblichen Fehler zurückgeschickt und geschrieben, dass ich die angesprochenen Sachen nicht im Blog geschrieben habe oder keine Faktenfehler erkennen kann. Wenn sie echte Fehler benennen würden, wäre ich bereit diese zu korrigieren.

Als Antwort kam die telefonische Aufforderung, einen Link auf die Greenpeace-Seite zu setzen, mit der Darstellung von Greenpeace oder aber die Stellungnahme von Greenpeace zu meinem Welt-Artikel in einen Kommentar zu setzen.

Ok, das mache ich gerne. Denn ich finde es schade, dass Greenpeace bei so wenig Kritik von Fischforschern barscher mit Vernebeln und Ausweisen reagiert, als manch einer der angeblich bösen Konzerne.

Vielleicht liegt das nervöse Handeln an dem finanziellen Eigeninteresse der Organisation. So will Greenpeace Energy rund 50 Prozent an dem Weserkraftwerk als Bürgeranteile verkaufen. Da kommt die Aal-Kritik vielleicht nicht gut.

Jugend Kultur Zentren 2010 – Teil 2: Das KKC in Essen

Was und warum machen eigentlich all die Kulturzentren im Ruhrgebiet? Im ersten Teil antwortete darauf Rüdiger Jordan vom Dortmunder FZW. Sozusagen wegen vieler Anfragen erfolgt im zweiten Teil ein Kurzbericht über das KKC, einst neben Frankfurt und Berlin wohl das aktivste Studierenden eigene Veranstaltungscafé.
Was ist es heute?

Viele Erinnerungen schon beim Weg vom Campus die Treppe hinunter und das Gefühl, dass früher eine Art "schmuddelig aber unser" die Einstellung meiner AStA-Generation zu diesem Beton-Vorhof ausgemacht hatte. Dementsprechend auch die verwitterten Plakate an den Fenstern der Studierendenvertretung; später werde ich feststellen dass dort im Schnitt zweimal vier Stunden Anwesenheit pro ReferentIn und Woche auf den Türschildern stehen. Vor 15 Jahren – und vor dem Crash in Essen und den Studiengebühren und Bachelors – waren das noch mehr als Vollzeitjobs. Aber es war auch ständig Krieg zwischen rechts und links und links und links, 2009 wirkt alles recht gelassen, selbst beim Betreten des KKC. Es erstaunen aber sofort wieder die prächtige Theke und die wohl designten Wände.

Es ist Milchkaffeezeit, und alles scheint dezent "Pause" zu flüstern. Nach einiger Recherche stellt sich heraus, dass ein Angestellter quasi für das Tagesgeschäft und die Gastronomie zuständig ist. Dieser ist dem Finanzreferenten des AStA unterstellt, und das Kulturreferat macht im KKC manchmal Veranstaltungen. Oder Fachschaften ihre Parties. "Im Grunde aber funktioniert das KKC hauptsächlich als studentische Caféteria", erklärt Kulturreferentin Tinka Stinnen. "Der große Raum ist eh schon in Raucher- und Nichtraucherbereich unterteilt, und daher machen wir unsere Kulturveranstaltungen auch gerne woanders. Zum Beispiel ist die Atmosphäre für Filme im Hörsaalzentrum einfach viel Kino artiger. Und Lesungen machen wir sogar eher in den AStA-Räumlichkeiten."

Da gibt der Autor zu, dass er da schon ein wenig geschluckt hat und sich gefragt, warum 2009 genau das Gegenteil des 30-Tage-Kulturprogramm-Prinzips von Mitte der Neunziger passiert. Keine AStA-Partyreihe zur Finanzierung von Konzerten und Theater mehr. Wenig auswärtige Künstler. Trennwand, Theke, P.A. und Lichtanlage werden eigentlich gar nicht genutzt. Muss man ja auch nicht immer. Und gut ausschauen tut es ja noch aufgrund der Mühen der Vorgängergenerationen. Cool. Warum nicht? Schließlich gibt es mit dem jährlichen Campusfest und der gelegentlichen EinsLive-Party ja auch ab und zu mal Pop für die Massen.

Also endlich exemplarisch zu dem was passiert gegen Ende des Semesters:
In der Reihe "quergelesen" heißt es am Donnerstag (29.01.) im AStA "Die Rache der Eva H." mit den passenden Werken der Frauen Roche, Herman und Nick und folgendem Text auf dem Flyer: "Für alle die sich emanzipieren von festgelegten Geschlechterrollen und die Thesen von Eva Herman einfach nur lächerlich finden. Dazu einen schönen prickelnden Sekt. Nicht nur trockener, da bei den Beschreibungen einer Tochter der Emanzipation einem oft die Spucke wegbleibt. Dazu die Frage: Ist die Freiheit so ein Buch wie Charlotte Roche zu schreiben eine Folge der Emanzipation?"
Und im Bereich Theater ist nicht nur der Theaterausgehclub zu nennen, eine Kooperation mit dem Theater Oberhausen, das Theaterbesuche zu 4 Euro ermöglicht. Sondern auch dass der für den 6. Februar geplante Theaterabend der studentischen Gruppe wohl verschoben wird, um das neue Stück statt des alten aufzuführen. Und am Freitag (30.1.) ist Comedynight ab 20 Uhr, und zwar mit Ilhan Atasoy (Foto – bekannt von u.a. Nightwash und dem Quatsch Comedy Club) und der Newcomergruppe Avocadomousse mit dem Programm "Yes – we can!".

Kulturetat und KKC haben also nicht mehr viel miteinander gemein, und das Zentrum dient tatsächlich vor allem als Caféteria und finanziert sich gemütlich über die Gastronomie des Tagesgeschäftes plus einiger Vermietungen. Kurz schießt mir durch den Kopf, dass die Studierendenvertretung sich von ihrem selbst geschaffenen Monster re-emanzipiert hat. Ganz selbstverständlich folgt diese Studierendengeneration also eigentlich einem von mir lange geforderten Prinzip für die vielen Hallen des Ruhrgebietes. Nämlich dass man nicht zwanghaft immer alles bespielen soll. Oder auch: Alles kann, nichts muss. Beruhigend. Vielleicht sogar beispielhaft.

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Von der Schwierigkeit Polit-PR im Internet…

… günstig und wahrheitsgemäß und authentisch zu verbreiten, haben wir ja hier schon einmal, zweimal, dreimal, viermal berichtet. Nun hat der neue Oppositionsführer im hessischen Landtag, Thorsten Schäfer-Gümbel (TSG) sich ein Glaubwürdigkeitsproblem eingefangen. Wie Tilla Pe hier berichtet, ließ sich mal eben schnell feststellen, dass TSG nicht immer gleich TSG ist.

Und diesmal ist es nicht die Titanic-Redaktion die für TSG twittert, sondern es soll diese auf Polit-PR spezialisierte Agentur sein, die sich zumindest für diesen einen Beitrag verantwortlich zeichnet. Und deren Geschäftsfeld es erstaunlicherweise ist, sich mit neuen Medien und dem Wahlkampf darin auszukennen. Netzpolitik.org hat sich auch schon mit dem Fall beschäftigt und merkt dabei noch an, wie problematisch es sei, dass die Suchfunktion twitters bereits gelöschte Nachrichten noch anzeigt. Besonders problematisch jetzt für TSG und seine Agentur.

EDIT: Und wohl auch problematisch für die Glaubwürdigkeit der SPD. Hier urteilt der Landesvorsitzende der SPD Schleswig-Holstein, Ralf Stegner, über TSGs PR-Problem doch ziemlich bitter.

EDIT2: Ich wurde von einem Kommunikationsberater im weiter unten geposteten Kommentar darauf aufmerksam gemacht, doch bitte die Reaktion eines Beteiligten zu erwähnen. Dort soll erklärt werden, wie es denn zu der "Verwechslung" kam. Ich poste hier mal den Link direkt zum Diskussionsbeitrag, da der Kollege das da unten nicht gemacht hat. Somit kann man jetzt auch sehen, worauf sich Ralf Stegner mit seinem Twit bezog.

Warum es jetzt aber so dringend war, einen der neueren TSG-Follower zum Essen einzuladen, sodass das alles nicht von TSG selbst, sondern direkt vor dem Abflug eines seiner Kommunikationsberater von eben demselben erledigt werden musste, sodass dieser Fauxpas passiert ist, dazu würde ich die Erklärungsversuche dann doch gerne in unseren Kommentaren lesen…

 

Anmerkung: Bitte hier nicht mehr zu den oben verlinkten Grünen-Blog-Artikeln kommentieren/spammen/schimpfen. Der Autor dieses Textes hat dazu eine ganz entspannte Meinung…

Eine neue Welt

Vor 15 Jahren war ich das erste Mal online. Es war alles ein wenig anders als heute…

Modems. Foto: lus

Im Winter 93/94 stand ich vor einer großen Investition: Ich wollte ein Modem kaufen. Die hießen damals Fax-Modems, aber faxen zu machen interessierte mich nicht. Das war nicht ganz einfach: Bis auf wenige, sehr teure Geräte, die man bei der Post kaufen musste, waren alle anderen Modems illegal. Ich kaufte meines, mit 1200 Baud, ein Mittelklassemodell, per Versand – legal durfte ich es nur im Ausland betreiben.

Mein Ziel waren die Mailboxen, das Newsnet. Ich hatte darüber in ein paar Büchern gelesen und einmal bei einem Freund – stolzer Besitzer eines Akustikkopplers – einen eher enttäuschenden Blick in die neue digitale Welt geworfen. In irgendeinem dieser Bücher las ich das Wort „Internet“. Genauer erklärt wurde es nicht, und so hatte ich keine Idee, um was es sich bei diesem Interdings handelte. Und dann kam der Tag, an dem an der Uni ein Seminar ausfiel und ich niemanden in der Cafeteria traf, den ich kannte. Also machte ich mich auf zum Hochschulrechenzentrum der Uni Essen – vielleicht konnten die mir ja erklären, was dieses Interdings eigentlich ist.
Eine freundliche junge Dame ließ mich ein. Ich fragte sie, ob mir jemand erklären könne, was es mit diesem Internet auf sich hätte. Sie konterte mit Gegenfragen: Matrikelnummer, Fachbereich, warum ich das überhaupt wissen will, und als ich alle Fragen beantwortet hatte, gab sie mir einen Zettel mit ein paar Zahlen und einem Passwort: „Das ist ihr Internetzugang, und ein Zimmer weiter erklärt ihnen ein Kollege, um was es überhaupt geht.“
Super – ich war drin. Nur wo ich drin war, wusste ich nicht.

Das sollte sich bald ändern. Ein Mitarbeiter des Hochschulrechenzentrums nahm sich meiner an. Er sollte es bald bereuen, denn meine Neugier ging einher mit einem tiefen, technischen Unverständnis. Mit wurde das damals brandneue World Wide Web gezeigt und erklärt, dass es alles verändern würde. Bald würde es, so war sich mein Mentor sicher, kaum noch Geschäftsflüge geben, denn über das WWW könnten endlich auch günstig Videokonferenzen realisiert werden. Musik, Filme – alles könnte man sich bald online anschauen – nur noch nicht heute – die Bandbreiten, damals galt ISDN als schnell, würden noch nicht ausreichen.

Doch das WWW war damals noch den Dozenten vorbehalten (die daran wenig Interesse hatten: Ich gehörte zu den ersten 200 Internetusern der Uni Essen) – ich bekam einen Zugang zu den Diensten Mail, News und Gopher. Dafür musste ich auf meinen LC II ein Terminalprogramm installieren, das aus dem kleinen, bunten Mac eine schnöde Eingabestation eines IBM Großrechners der mittleren Generation machte – über einen solchen ging ich via Modem online. Es war eine Zeitreise in die Computersteinzeit: Gegen das obskure IBM-Betriebssystem war DOS intuitiv zu bedienen.

Allein sich ins das Internet einzuwählen, war kompliziert. Die meisten an der Uni-Essen gingen damals über das hochschulinterne Netz online und wählten sich nicht von zu Hause aus. Ich verbrachte Stunden damit, zu verstehen wie es geht, und eine Menge Leute haben dabei geholfen. Für alle war es absolutes Neuland. Dann, es war ein Dienstag, klappte es schließlich. Die Einwahlprozedur funktionierte ohne einen Tippfehler (dann musste man wieder von vorne beginnen), ich gelang auf die Gopher-Suchmaschine Veronika und von da aus auf den Server von The WELL, damals wohl mit Abstand die wichtigste Community im Internet. Und das war wirklich überwältigend. Ich saß in einer Zechenwohnung in Gladbeck-Butendorf an einem Computer und hatte direkten Zugriff auf den Computer, auf dem die Texte von Howard Rheingold und vieler anderer Ureinwohner des digitalen Kontinents lagen. Ab diesem Augenblick erschienen mir Computer ohne Internetzugang wie Autos ohne Motoren.

Und nun, genau das war das Gefühl, hatte ich auch diesen Kontinent betreten. Es änderte alles, obwohl die Benutzung sperrig und langsam war und Gopher  an  eine altmodische DOS-Oberfläche ernnerte.
Das wichtigste Thema im Internet war damals das Internet selbst – ein wenig erinnert mich die heutige „Blogosphäre“ mit ihrer ausgeprägten Selbstreferentialität an diese Zeit. Da war etwas – relativ – Neues und nun diskutierte man ausgiebig darüber, was man denn damit anfangen sollte. Durfte es kommerziell werden? Sollte der Staat sich raushalten? Viele – auch ich – waren dafür, und lange hing die Unabhängigkeitserklärung von Perry Barlow neben meinem Schreibtisch: Regierungen der industriellen Welt, Ihr müden Giganten aus Fleisch und Stahl, ich komme aus dem Cyberspace, der neuen Heimat des Geistes. Im Namen der Zukunft bitte ich Euch, Vertreter einer vergangenen Zeit: Laßt uns in Ruhe! Ihr seid bei uns nicht willkommen. Wo wir uns versammeln, besitzt Ihr keine Macht mehr.
Es war eine ungemein spannende Zeit, und sie spaltete meinen Bekanntenkreis: Wir, die online waren, diskutierten fieberhaft über all die neuen Möglichkeiten, die sich nun bieten würden, Und jene, die offline waren, hielten uns für durchgeknallte Irre.
Das Internet würde eine  Möglichkeit zur demokratisierung der Gesellschaft bieten, Wissen allen zugänglich machen und Menschen über weiter Entfernungen zusammen rücken lassen. Die Welt, sie würde zu einem globalen Dorf werden. Wir wissen heute dass sich nicht all diese Träuem erfüllt haben, aber doch verdammt viele. Und irgendwie wurde einem auch sehr schnell klar, dass die Zeitung so wie man sie bis dahin  kannte sich ändern musste. Ich erinnere mich noch an ein Gespräch mit einer WAZ-Redakteurin der ich erklärte, dass sich die WAZ morgen abbestellen würde, wenn ich  zielgerichtet nur die Informationen bekommen könnte, die ich benötige – und dafür auch Geld zahlen würde. Die WAZ habe ich längst abbestellt – das mit dem Zahlen hat sich irgendwie nicht ergeben. 🙂 

In meinen Hausarbeiten benutzte ich von da an Internetseiten als Quellen und musste mich mit meinen Dozenten über die Regeln des Zitierens einigen. Mir standen auf einen Schlag Informationen zur Verfügung, an die keiner rankam, der sich nur auf die Bibliothek verlies. Irgendwann im Sommer 1994 kam zum Internet noch ein Compuserve-Zugang. Damals zwar kein billiger Spaß, aber über Compuserve konnte ich auf Zeitschriftendatenbanken wie Magazin Database Plus zugreifen und erlebte die ersten Schritte des Spiegels im Online-Bereich. Später kam dann noch ein Webzugang über Compuserve dazu bis schließlich 1995 mit Netsurf ein günstiges Angebot für den Webzugang kam: Für 29,90 DM konnte man ins Internet. Nur die Telefongebühren kamen noch dazu – bei mir lagen die schnell bei 300 – 400 Mark im Monat. Also fing ich an, Zeitschriften Artikel über das Internet anzubieten, um die Kosten dieses teuren Hobby wieder rein zu bekommen. Marabo griff zu, ich wurde Redakteur und hatte so ganz nebenbei einen Beruf gefunden.

Ruhrgebiet Aktuell am Mittwoch

Nachrichten aus dem Ruhrgebiet und mehr.

Hertie: Kaufhäuser schließen auch im Revier…FAZ

Auszeichnung: Goldener Schlagstock für Schalke...Der Westen

Obama: Das Präsi-Schnitzel…Buer en blog

Verwertung: Auf ein VG Wort…Pottblog

Ausstellung: HAP Grieshaber…Hometown Glory

Ruhr2010: Haniel wird Hauptsponsor…RP Online

Nazis: Pantförder fordert NPD-Verbot…RZ

Sparkommissar: Bajohr wirft fin…Der Westen

D für dauert länger

Ruhr3D will das ganze Ruhrgebiet online 3D darstellen. Bis man was sehen kann, wird noch einige Zeit vergehen.

Vor fast einem Jahr hat sich Thomas Meiser hier mit einem Projekt beschäftigt, dass zu schön war, als dass es ohne Probleme hätte gelingen können: Ruhr3.de.
Das gesamte Ruhrgebiet 3D, über zwei Millionen Gebäude, alles online – mit Schnittstelle zu Google. Super.  Eine schöne Idee. Um  so trister  Meisers Fazit: "Man kriegt nix zu sehen."
Und daran hat sich bis heute auch nix geändert. Noch immer sind die Daten nicht öffentlich zugänglich, was nach Auskunft von Dr. Wolfgang Beckröge, Leiter des Referates Regionalinformation beim RVR, zwei Gründe hat:  Es gibt noch gar nicht so viel zu sehen  und schon für das, was da ist,  reicht die technische Bandbreite kaum aus. "Wir wollen ja keine grauen Kästen veröffentlichen, sondern die 3D-Modelle der Häuser mit sehr genauen Texturen." Und diese Präzision koste nach wie vor extrem viel Bandbreite. Man kennt das von Google. Dazu kommt: Während Städte wie Dortmund, Gelsenkirchen, Bochum und Essen mit der 3D-Modellierung ihrer Städte recht weit sind, tun sich finanziell klamme Städte  wie Oberhausen schwer, die notwendigen Mittel für das Projekt bereit zu stellen. Und sie wollen ihhre Daten auch nicht ohne weiteres Google zur Verfügung stellen – wissen aber gleichzeitig dass nur die Anbindung an Google eine große Verbreitung garantiert.  Aber die Zeit läuft: Zur Kulturhauptstadt im kommenden Jahr sollen zumindest die touristisch relevanten Quartiere wie Zollverein, Nordstern oder auch das CentrO online zu bewandern sein.

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Grimme-Online-Award startet

Am 1. Februar startet der Grimme-Online-Award.

Der Grimme-Online-Award hat einen ganz großen Vorteil: Im Gegensatz zum Grimme-Preis, bei dem TV-Sendungen prämiert werden, können die Preisträger  sogar die Party genießen, denn die Preisverleihung findet NICHT in Marl statt, sondern in Köln. 
Ansonsten gilt: Man kann sich ab dem 1. Februar bewerben oder jemanden finden, der einen für den Preis vorschlägt. Preise gibt es für Internetprojekte in den Kategorien  Information,  Bildung, Unterhaltung und Spezial. Dazu kommt ein Publikumspreis. Zu den früheren Preisträgern gehörten Ehrensenf, Spreeblick und Stefan Niggemeier. Fast zur Tradition gehört es auch, dass der Preisträger vorher schon online bekannt ist oder irgendwas mit der Jury schief läuft.  Wer sich ein Bild von der Preisverleihung machen will: Im vergangenen Jahr hat Lukas von Coffee & TV einen kleinen Film über die Preisverlehung veröffentlicht. 

 

3 FÜR 7 – Ausgehtipps, immer noch wöchentlich

"Live" ist das große Ding, heißt es. Warum auch nicht. Nur ist "live" halt auch oft einfach "von der Kanzel predigen", und dem gegenüber lassen sich manche Filme, Bilder oder Installationen doch wesentlich anmutiger an. Vor allem wenn es quasi um großes Kino geht: Filme, Jim Rakete, Sonic Youth.

Bereits seit dem 18. Januar hängen in der Ludwiggalerie des Schlosses Oberhausen unter dem Titel "1/8 sec. – Vertraute Fremde" Fotografien von Jim Rakete. Das Schloss in der Nachbarschaft von Autobahnkreuz, Konsumhausen Mitte und McD, genau. Also erstmal irgendwie eine stimmige Veranstaltung: großen Pop gegen großes Übel setzen. Gezeigt werden nicht nur die erwartbaren Schwarzweiß-Portraits von (ihm) bekannten Prominenten, sondern auch eine Studioinstallation und ein recht frischer Film über den Schröder-Freund und Digital-Feind. Wir Besucher können also gleichzeitig über Promis quatschen, Filze checken und Raketes Aesthetik hinterfragen. Und mal wieder den Weg nach Oberhausen finden.

Ebenfalls in dieser Stadt, aber auch in fast jeder anderen des Ruhrgebietes finden ab dem 29. Januar die SchulKinoWochen NRW statt. Dies erlaubt an dieser Stelle nicht nur den Hinweis auf den neuen Blog vom Kollegen Krogull, sondern gibt dem Autoren dieser Zeilen ebenso die Gelegenheit mal seiner Auffassung zur Erziehung zu Medienkompetenz Ausdruck zu geben. Denn ist aus jedem Stück Popkultur irgendein Sinn herauslesbar? Ja. Sollte mensch sich deshalb pausenlos damit abgeben? Nein. Soweit dazu. Auch hier übrigens Semi-Prominente aus dem Kino- und TV-Wesen und sogar Informationen über mögliche Karrieren in diesem Bereich der Unterhaltungsindustrie. Aber natürlich gibt es auch "Die Welle" etc. mit didaktisch wertvollem Material dazu für das Lehrpersonal. Auch dies sicherlich eine spannende Veranstaltung.

Na, und dann halt noch Sonic Youth ziemlich präsent in Düsseldorf. Das (bereits ausverkaufte) Konzert erst im April, aber die Ausstellungseröffnung in der Kunsthalle schon diesen Freitag um 19 Uhr. Mehr als viele andere hat diese Band (inklusive der Solo- und Seitenprojekte, Labels und sonstiger Aktivitäten) so einem gewissen Bild von "ordentlichen New Yorkern" entsprochen. Überall Querverweise auf die Menschen hinter der Promi-Fassade, Manson hier, Karen Carpenter da, Monroe natürlich, Queer Culture, Hardcore usw. Manchmal hat man den Eindruck man darf in NYC nicht aus dem Haus gehen ohne von SY auf Songintegrations-Kompatibilität abgecheckt zu werden. Und so auch direkt zum ersten Major-Album zu jedem Song ein Video, bei jedem Cover das Exponieren eines Künstlers oder einer Künstlerin, ständiges Dokumentieren von Kollaborationen. Fast als wenn Punk zurück in ProgRock überführt worden wäre, inklusive Verweigerungshaltung beibehalten irgendwie, natürlich. Kurz: Ein respektables Lebenswerk für eine Gitarren orientierte Band der letzten 30 Jahre, die gleichzeitig auch immer eine kleine soziale Bewegung war. Oder ein Teil davon? Es ist egal, aber…

Im Überblick:
Jim Raketes Fotografien noch bis zum 10. Mai täglich außer Montags von 11 bis 18 Uhr im Schloss Oberhausen.
SchulKinoWochen NRW vom 29. Januar bis 18. Februar in diversen Kinos diverser Städte in NRW.
"Sonic Youth etc.: Sensational Fix" bis zum 10. Mai in der Kunsthalle Düsseldorf.