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Revier OB: Baranowski-Vorschlag wird diskutiert…Der Westen

Baranowski: Konkurrent für Kraft…RP Online

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Erinnnerung: Vor 75 Jahren ist Erich Mühsam gestorben…Zoom

Gestorben: Detlev Samland ist tot…Ruhr Nachrichten

Die Piraten und die Kinderschänder

Auch wenn es nervt, muss ich noch mal auf die Piratenpartei zurückkommen. Ich hoffe, es wird das letzte Mal sein. Und zwar habe ich jetzt diese unsäglichen Sachen gelesen, die der Bodo Thiesen über die Kinderpornographie geschrieben hat.

Er hat sich zwar von seinen Revisionistischen Ausfälle entschuldigt – damit aber nicht die Probleme der Piraten beseitigt. Wo offenbar jenseits von irgendwelchen Werten Unsinn erzählt werden kann.

Auch in einem zweiten Bereich hat Thiesen in meinen Augen den Blick auf den wertefreien Bullshit eröffnet, der bei den Piraten verzapft wird. Im Wiki der Partei hat Thiesen sich nämlich zu Kinderpornographie eingelassen.

Kurz: er fordert zumindest Teilweise die Freigabe des kriminellen Drecks.

Es fällt mir schwer, mich ernsthaft mit so einer Position auseinanderzusetzen. Aber zum Teil muss man es hier tun. Denn mit dem eingeständigen Kinderpornobesitzer und Ex- oder Noch-Immer-SPDler Tauss hat damit die Piratenpartei den zweiten Mann, der die Nummer mit den kriminellen Bildern nicht auf die Reihe kriegt.

Thiesen schreibt in seinen Forderungen:

Versetzen wir uns mal in einen Pädophilen. Wir wissen ob der Strafbarkeit von Sex mit Kindern und sehen das auch ein (die meisten Pädophilen werden nicht zu sexuellen Straftätern, das passiert nur einer kleinen Randgruppe). Was bleiben uns für Möglichkeiten der sexuellen Befriedigung? Bücher, Zeichnungen usw. die der sexuellen Befriedigung dienen könnten, sind alle verboten – bereits der Besitz davon. Jetzt verlassen wir mal kurz das Rollenspiel und überlegen uns, wie wir uns fühlen würden, wenn wir a) kein Sex mit Freund/Freundin/Ehepartner(in) haben könnten (ohne uns strafbar zu machen), b) keine Pornos, Liebesromane etc. sehen und lesen dürften und c) unsere Phantasien nicht niederschreiben dürfen – nichtmal in ein Tagebuch. Enthaltsamkeit das ganze Leben lang. Wer ist dazu fähig, bitte Hände hoch. Aha. Aber genau das verlangen wir von den Pädophilen. Unter dieser Voraussetzung erstaunt es mich ehrlich gesagt, daß so extrem wenig passiert – geachtet der rund 100 Tausend Pädohilen, die alleine in Deutschland leben – oder aber, die Dunkelziffer ist bedeutend höher, als man sich das eingestehen will.

Hierzu kann man Thiesen nur sagen: Ja verdammt, ich verlange von einem Kinderschänder, dass er sein Leben lang abstinent bleibt. Sonst geht er in den Knast und zwar zu recht.

Weiter schreibt Thiesen:

Ich stelle hiermit die provokante These auf, daß der Verbot Kinderpornographicher Schriften nach §184b tendenziell eher schädlich als nützlich ist.

Daher meine Forderungen:

1. Der sexuelle Mißbrauch von Kindern (§176) bleibt weiterhin strafbar.

2. Die Dokumentation der Handlungen nach §176 werden bedingt unter Strafe gestellt.

3. Alle Straftatbestände nach §184b, die ohne Handlungen mit Kindern stattfinden (Zeichnungen etc) werden bedingungslos gestrichen.

Zunächst zur Begrifflichkeit: Kinderpornografie ist Kinderpornografie ist Kinderpornografie. Diese Verniedlichung mit „Dokumentation der Handlungen nach §176“ ist erbärmlich. Das Fotografieren und Abfilmen der Vergewaltigung eines Kindes ist ein mieses Verbrechen für das die Typen in den Knast gehören. Wer solche Vergewaltigungen besitzt, gehört genauso in den Knast. Wer die Vergewaltigungen in dreckigen Geschichten verherrlicht, gehört in den Knast.

Manchmal ist das so einfach. Das ist gesellschaftlicher Konsens. Nicht nur hier – überall.

Die Polizei dokumentiert Verbrechen. In Schulen werden Vergehen auf weißen Blättern dokumentiert, aber nicht wenn Kinder von geilen Säcken mit und ohne Kamera vergewaltigt werden. Die Vergewaltiger dokumentieren nichts, die vergewaltigen.

Die Piratenpartei hat das auf ihren Seiten stehen, da wo über die Forderungen der Partei diskutiert werden soll. Und nennt das Meinungsfreiheit. Bitte.

Das passt ja gut zu Tauss, der Kinderpornos gekauft und besessen hat, und bei den Piraten eingetreten ist.

Vielleicht plaudern die beiden über die Freiheit für Kinderpornos mal am Tresen bei einer Piratenversammlung.

Da fällt mir noch was auf. Wir haben hier bei den Ruhrbaronen schon öfter über Kinderpornographie und die Piraten geschrieben. Dabei waren etliche Kommentare dabei die Kinderpornografie mit dieser noch erbärmlicheren Abkürzung „Kipo“ verniedlicht haben. Und es gab Kommentare in denen von der „Dokumentation von Kindesmissbrauch“ die Rede war. Daraus schließe ich mal einfach, dass dieses Thema in Reihen der Piraten durchaus gängig ist.

Ich hoffe nicht, dass die Piraten unter dem Deckmantel des Kampfes um die Meinungsfreiheit zum Sammelbecken der Kinderschänder in Deutschland werden. Ich hoffe es echt nicht. Die Gefahr aber sehe ich.

Es geht weiter mit der nächsten absurden Forderung des Piraten Thiesen. Er will Kinderpornografie zumindest teilweise legalisieren. Und zwar sollen die Vergewaltigungsopfer- wenn sie 18 sind – die Filme und Fotos ihrer Erniedrigung, ihrer Zerstörung, ihres Missbrauchs, ihrer seelischen und körperlichen Folter freiwillig freigeben "der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden". Damit andere Vergewaltiger sich daran aufgeilen können. Das fordert Thiesen:

Es sollte Entscheidung des Mißbrauchsopfers sein, ob diese Dokumentationen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden dürfen oder nicht. Zu diesem Zwecke kann sich das Mißbrauchsopfer ab dem 18 Lebensjahr persönlich bei einer Polizeibehörde melden um die Freigabe der entsprechenden Dokumentationen zu beantragen. Als Urheber im Sinne des Urhebergesetzes gilt in diesem Falle das Mißbrauchsopfer selbst. Diese Einverständniserklärung kann nur vom Mißbrauchsopfer selbst, nicht jedoch von Erziehungsberechtigten oder anderen gegeben werden. Die Behörden haben zu diesem Zwecke solche Dokumentation bis zum 28 Lebensjahr des Opfers aufzubewahren. Willigt das Opfer innerhalb dieser sich daraus ergebenden 10 Jahre nicht ein, so sind alle Kopien dieser Dokumente zu vernichten.

Thiesen weiß auch, was nicht passieren soll. Auf jeden Fall soll nämlich der Staat die Füße ob der Vergewaltigungen still halten. Thiesen schreibt:

In der Zwischenzeit dürfen diese (Kinderpornos . d.A.) auch nicht von Strafverfolgungsbehörden z.B. zum Zwecke der Ermittlungen in Umlauf gebracht werden.

Ich möchte hier mit dem letzten Thiesen-Satz schließen:

Für die Moral ist die Kirche zuständig, nicht der Gesetzgeber.

Grüne greifen Baranowski wegen Ruhrstadt an

Gestern hat sich der Chef der Ruhr SPD, Frank Baranowski – gleichzeitig Oberbürgermeister von Gelsenkirchen – dafür ausgesprochen, ein Ruhrparlament zu wählen, das den Namen auch verdient. Gleichzeitig will Baranowski einen direkt gewählten Ruhrstadt-Chef durchsetzen. Eigentlich löblich, oder? Ein Weg raus aus der Kleinstaaterei hin zur Ruhrstadt. Nein, findet Börje Wichert, Chef des Grünen Bezirks Ruhr, das ist nicht löblich. Deswegen hat er folgenden Gastbeitrag geschickt:

Willkommen im Club – Der scheinbare Politikwechsel der SPD im Revier

Der Laie staunt und der Experte reibt sich verwundert die Augen. Überfliegt er auf "ruhrbarone" und "der westen", was Ruhr-SPD-Vorsitzender Baranowski zur Zukunft des Ruhrgebiets von sich gibt.

Baranowski adaptiert nämlich lediglich Versatzstücke grüner Programmatik, die dort schon seit 1996 Beschlusslage sind und die auch der langjährige Ruhr-CDU-Chef Lammert vertreten hat. Die Direktwahl eines Ruhr-OB und eines Ruhrparlaments sowie Nahverkehr aus einem Guss und nicht von 26 Nahverkehrsunternehmen mehr schlecht als recht verwaltet, um hier nur drei Dinge zu nennen.

Nun neige ich bei solch späten Erkenntnis in der Regel nicht dazu, dafür Schelte zu verteilen, denn späte Erkenntnis ist besser als gar keine. Hier allerdings kann ich mir nicht mehr auf die Zunge beißen, Reden und Handeln der SPD stehen nämlich in massiven Widerspruch.

Die SPD hat verhindert, dass ihr visionärer Ex-Städtebauminister Zöpel RVR-Chef wurde. Stattdessen kam mit Heinz-Dieter Klink der Kämmerer einer mittelgroßen Kommune, der möglicherweise etwas von Bürokratie versteht, von politischen Aushandlungsprozessen allerdings weniger.

Die SPD war im RVR in der zu Ende gehenden Legislaturperiode zumindest arithmetisch in der Lage, gemeinsam mit dem grünen Koalitionspartner und einer in diesen Fragen partiell aufgeschlossenen Landesregierung mehr Kompetenzen für den RVR zu beschließen. Erwähnt sei hier nur der Bereich Kultur. Die SPD wollte ihn nicht, jetzt – einige Wochen vor der Wahl, fordert Frank Baranowski ihn plötzlich.

Die Ruhr-SPD hat das Zeitfenster der letzten Jahre nicht genutzt. Das wird sich auf jeden Fall finanziell rächen. Wäre der Nahverkehr gemeinsam verwaltet worden, würden jetzt schon massiv Overhead-Kosten eingespart. Auch eine frühzeitige Reduktion der AGR auf ihr Kerngeschäft hätte einiges an Geld gespart. Weitere Punkte will ich an dieser Stelle nicht aufzählen.

Nun sollte man aber die Chancen von Baranowskis Vorstoß nicht ausschlagen. Machtzentren bestehen in der SPD nur noch bei den einzelnen OBs, was nicht zum Vorteil des ganzen Ruhrgebiets ist. Hier endlich wieder zu klaren, übergeordneten Strukturen und Kompetenzen zu kommen, ist nicht die Aufgabe des Koalitionspartners, wäre aber auch für ihn und das ganze Revier von Vorteil. Vielleicht bietet der Abgang manch alter Haudegen dafür eine Chance.

Die Grünen reichen für die notwendigen Umstrukturierungen die ausgestreckte Hand. Ganz klar ist aber, dass es handlungsfähige Kommunen und einen handlungsfähigen RVR braucht. Dafür ist eine sinnvolle Kompetenzabgrenzug notwendig. Die Fragen heißen: "Was macht eine Stadt oder ein Kreis am besten selbst? Welche Aufgabe hat Netzwerkcharakter und erhebliche Auswirkungen auf andere Kommunen?" Danach ist zu entscheiden, wie Aufgaben aufgeteilt werden. Es wäre dagegen ganz und gar kontraproduktiv, das Schlechteste aus der EU zu importieren, was sie zu bieten hat, nämlich das Vetorecht in der zweiten Kammer. Das ist geradezu eine Einladung zur Obstruktuktionspolitik für Profilneurotiker. Ein Oberbürgermeister allein könnte die Entwicklung des ganzen Ruhrgebietes blockieren.

Es ist schade, dass Frank Baranowski erst in der schlimmsten Krise, die die Kommunen hart trifft, die Wirtschaftskrise, darauf kommt, dass einem eng vernetzten Revier mit gestärkten demokratischen Elementen die Zukunft gehört. Erfreulich ist dagegen, dass es nun einflussreiche Kräfte in der SPD zu geben scheint, die im politischen Diskurs im Ruhrgebiet Anschluss finden wollen.

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E.ON: Klage gegen Milliardenstrafe…Der Westen

Bahn: Kein Zug in Castrop…Ruhr Nachrichten

WAZ-Gruppe: Westfalenpost Reloaded…Zoom

Schweinegrippe: NRW will weniger Kontrollen…Der Westen

Opel: Union fordert neue Verhandlungen…Welt

Interview: Baranowski will Kümmerer…Der Westen

Schülerfreizeit: Kein Ballern in Bochum…Ruhr Nachrichten

NRW: Der Möchtegern-Minister…Merkur

Ruhrgebiet: Die Wiege der Stars…Bild

Kunst: Gerhard Richter in Duisburg…Revier Magazin

 

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Bodo Thiesen/Distanzierung

Im Piratenwiki hat sich Bodo Thiesen von seinen früheren Äußerungen distanziert, wie es aussieht.

Da das Wiki zur Zeit etwas zu lahmen scheint, hier mal komplett als Zitat:

Liebe Piraten

Hiermit erkläre ich in Übereinstimmung mit der Satzung der Piratenpartei
Deutschland, daß ich faschistische Bestrebungen jeder Art entschieden
ablehne. Weiterhin erkläre ich, daß ich den Holocaust weder leugne noch
geleugnet habe und auch nicht gedenke, dies in Zukunft zu tun. Ich habe
keinen Zweifel daran, daß im Zuge dieses durch das nationalsozialistische
Deutschland begangene Verbrechen über 6 Millionen Menschen umgebracht
worden sind, die meisten von ihnen Juden. Ich bin ebenfalls davon
überzeugt, daß Adolf Hitler den Krieg bewusst und willentlich durch den
Angriff auf Polen gestartet hat. Ich habe tiefstes Mitgefühl für die Opfer
dieser Verbrechen und ihre Angehörigen. Ich werde in Zukunft jegliche
Äußerungen unterlassen, die an dieser, meiner Meinung Zweifel aufkommen
lassen könnten.

Abschließend möchte ich mich bei allen Beteiligten für die Turbulenzen der
vergangenen Tage entschuldigen, die durch meine früheren, mißverständlichen
Aussagen ausgelöst wurden. Weiterhin möchte ich mich für den Rückhalt
bedanken, den ich in der Partei von vielen, insbesondere jenen, die mich
persönlich kennen, erhalten habe.

Mit piratigen Grüßen

Bodo Thiesen

Ob das den aufgeschreckten Beobachtern reichen wird, werden wir sehen. Die Einträge anderer Piraten in ihrem Forum in puncto 3. Reich und Holocaust und versuchter Relativierung der früheren Aussagen Thiesens geben vermutlich weiter zu denken.

ThyssenKrupp-Betriebsrat auf den Barrikaden

Wieder mal Ärger im Haus ThyssenKrupp. Die chinesische Citic-Gruppe bekommt den Bau der Kokerei in Brasilien nicht hin. Umfangreiche Nacharbeiten sind nun fällig. Und das ärgert die Betriebsräte.

Denn die hatten schon bei der Auftragsvergabe getobt. Statt Citic hätte besser Uhde mit dem Bau beauftragt werden sollen, sagt ein Arbeitnehmervertreter. Die Thyssen-Tochter baut nämlich ebenfalls Kokereien, wenn auch zu einem höheren Preis als die Chinesen. Die Kokerei ist Teil der Hüttenanlage, die der Konzern in Brasilien erricht.

Wegen der mangelhaften Leistung wird sich die Fertigstellung der Anlage verzögern, was auch den Anlauf der Hochöfen nach hinter verschieben könnte. Da sei mal wieder an der falschen Stelle gespart worden, sagt der Betriebsrat. Ursprünglich sollten Hochöfen und Kokerei in diesem Jahr ihren Dienst aufnehmen. Einen neuen Starttermin gibt es noch nicht.

Die Großprojekte in Brasilien und den USA gelten als die größten Probleme von ThyssenKrupp. Neben Verzögerungen ärgern sich viele im Konzern über die Kostenexplosion. Alleine die Hütte in Brasilien kostet 4,5 Milliarden Euro – ursprünglich waren 1,3 Milliarden Euro angesetzt worden. Um die Kosten nun die senken, prüft das Unternehmen, ob das Edelstahlwerk in Brasilien verkleinert werden könnte. Auf der Kippe steht Elektrostahlofen, der rund 600 Millionen Euro kostet.

Baranowski will Revier-Oberbürgermeister

Frank Baranowski, der Chef der Ruhrgebiets-SPD und OB von Gelsenkirchen fordert einen Ruhrgebiets OB und ein direkt gewähltes Ruhrgebiets-Parlament.

Seit Mitte der 90er Jahre beschäftige ich mich mit dem Thema Ruhrgebiet (- und ein paar andere von uns hier im Blog). Wir haben in Artikeln ein Zusammenwachsen des Ruhrgebiets gefordert, bis uns die Finger blutig wurden. Wir wollten einen Revier OB, ein direkt gewähltes Parlament und mehr Kompetenzen für den RVR.

Wir waren nicht allein: Die CDU hatte die gleichen Forderungen, die FDP auch und mit den Grünen waren wir uns in diesen Fragen auch immer einig. Nur eine Partei war gegen eine engere Zusammenarbeit im Ruhrgebiet, beharrte auf den alten Strukturen und war höchstens zu Formelkompromissen bereit: Die SPD.

Das ist seit heute anders. Was bei der derWesten zu lesen ist, ist eine Zäsur der sozialdemokratischen Ruhrgebiets-Politik: Frank Baranowski, der Gelsenkirchener OB und Chef der Ruhrgebiets SPD hat bei einem Redaktionsbesuch die gesamte SPD-Politik zuum Thema Revier über den Haufen geworfen. Baranowski will mehr Zusammenarbeit auf den Feldern Verkehrsinfrastruktur, Nahverkehr, Kultur, Exzellenz-Initiativen und Flächenentwicklung, ein direkt gewähltes Ruhrparlament, einen Revier-OB und einen reformierten RVR, der diese Aufgaben auch bewältigen kann.

Der Schritt von Baranowski ist richtig, aber er ist auch mutig. Ich weiß nicht, ob er sich mit seinen Kollegen in den anderen Rathäusern abgesprochen hat – aber auch wenn nicht: Es gibt keine vernünftigen Argumente gegen Baranowski. Mit den bei einem Redaktionsbesuch bei der WAZ gemachten Aussagen hat er das Tor für Reformen im Revier weit aufgestossen.

RWE lässt bloggen

RWE startet den zweiten Blog: Neben einem Blog über die gesellschaftliche Verantwortung des Energieunternehmens gibt es jetzt einen Kulturblog.

Unter dem Namen Energiekulturruhr lässt RWE die PR-Agentur Pleon über Kultur bloggen.  Zu sehen gibt es attraktive Fotostrecken zu Kulturveranstaltungen sowie Terminhinweise. Laut RWE-Pressemitteilung startete das Blog zur Extraschicht. RWE hofft auf viele Kommentare: "Jeder Leser ist eingeladen, Beiträge zu kommentieren – denn so wächst das Online Tagebuch und fördert den Dialog zwischen unseren Partnern und den Bürgern. Für uns hat die Kulturhauptstadt schon jetzt begonnen und auch Sie können schon jetzt dabei sein mit einem Klick auf EnergieKulturRuhr.de." RWE gehört zu den Hauptsposoren der Kulturhauptstadt 2010. 

Mehr zu dem Thema:

RWE bloggt seit Monaten

Pleon soll Nokias Ruf retten

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Woodstock 40 Jahre – DJ Zebra macht Bootstock

Au Backe, was sollen die Alt-68er da bloß sagen? Woodstock ist just 40 Jahre her. Dachte sich auch DJ Zebra aus Frankreich und mixte für eine Radio-Show sein gelungenes Bootstock Mash Up.

Die Woodstock dreifach LP gehörte zu meinen ersten zehn Platten und entsprechend habe ich sie geliebt und bestimmt ist sie die meistgespielte Platte meiner Sammlung. Bootstock bietet eine klasse Transformation der Songs ins hier und jetzt.

Da klingt Ritchie Havens Schrei "Freedom" plötzlich nach Yahoo auf Acid Disco. Womit er ja nicht so weit daneben liegt. MC Solaar begleitet Country Joe McDonald bei seinem Ausflug aufs Land. Die Science Fiction Story der Flucht auf den Wooden Ships von Crosby, Stills & Nash landet bei einer hochgepitcheden Reise auf den Mond mit Police. Der berühmte Rain Chant kriegt einen groovigen Drive duch Daft Punk. Fat Boy Slim zeigt Sly & The Family Stone wie aus Getting Higher ein Fucking Higher wird.
Genug der Worte; selber hören:

Download der Songs im 192 KB-Qualität auf den Seiten von DJ Zebra (extrem langsam, aber es lohnt sich)

 

 

 

No One Could Fight For His Right To Party

Mit dem Abriss der alten Thier-Brauerei hat Dortmund  große Teile seiner Club- und Kneipenszene verloren. Die Jusos sammeln im Internet Unterschriften für ein neues Kneipenviertel – nach fast zwei Wochen haben sie keine 50 Unterstützer zusammen bekommen.

Die Beschreibung ist präzise und beschreibt das Elend Dortmunds: "Bedeutende Anlaufpunkte des Dortmunder Nachtlebens sterben aus. Soundgarden: Seit Jahren geschlossen 
Livestation: Dem neuen Bahnhof gewichen Thier-Gelände: Machte einem neuen Shopping-Center Platz. Wenn die Stadt attraktiv für junge Menschen sein will, ist Ersatz bitter nötig. Denn: Wir wollen in Dortmund feiern und nicht nach Bochum oder Essen tingeln. 
Wir brauchen ein neues Discoviertel in Dortmund. Gerade der Hafen mit seinem einzigartigen Ambiente bietet sich als neues Kneipen- und Discoviertel an. 
Wir fordern von der Dortmunder Politik, die Wünsche der jungen Menschen ernst zu nehmen. So wie eine Großstadt Einkaufszentren und Parkplätze benötigt, braucht sie auch Kneipen und Discos.  Die Stadt Dortmund muss hier am Ball bleiben und private Investoren bei ihren Bemühungen eine neue Szene-Location aufzubauen aktiv unterstützen. "

Am 26. Juni begannen die Dortmunder Jusos auf der Internetseite The Petitionsite mit diesem Text Unterschriften zu sammeln. Bis heute 14.00 Uhr haben sie ganze 48 zusammen bekommen. Es scheint, als ob das Thema in Dortmund keinen interessiert, was ich nach Gesprächen mit Dortmunder Freunden nicht glaube, oder aber, das niemand von der Stadt Hilfe erwartet. Und dafür gibt es gute Gründe: Als vor zwei Jahren längst klar war, dass der Abriss der Thier-Brauerei das Aus für zahlreiche Clubs und Kneipen bedeuten würdem  versicherterten mir Dortmunder Stadtplaner und Wirtschaftsförderer, dass sie das Problem erkannt haben und an einer Lösung arbeiten würden, die schon bald bekannt gegeben werden würde. Jetzt ist die Thier-Brauerei abgerissen und eine Lösung hat es nicht gegeben.

Und mit den Forderungen der Jusos, so niedlich-naiv sie mit ihrem Vertrauen in die Möglichkeiten der Stadt auch sind, wird es nicht gehen. Fakt ist: Eine Stadtverwaltung hat  wunderbare Möglichkeiten ein Szene- oder Kneipenqaurtier innerhalb kürzester Zeit dem Boden gleich zu machen. Das geht, wie in Dortmund, ganz einfach mit Planierraupen und Abrissbaggern, aber auch das Ordnungsamt  bietet zahlreiche Möglichkeiten, das Nachtleben lange vor Sonnenuntergang zu auszulöschen.

So einfach wie kaputtmachen geht so schwierig ist der Aufbau eines solchen Quartiers, auch wenn Stadtplaner es  im Rahmen von Gentrifizierungsträumen gerne könnten. Ein lebendiges Szeneviertel mit Kneipen, Clubs und Cafés, ein paar Galerien, Agenturen und Buchhandlungen ist der Traum jedes Immobilienexperten, wenn es darum geht, ein heruntergekommenes Viertel für den Immobilienmarkt wieder interessant zu machen. Klar, später sollen dann die ganzen wuseligen Kneipen gefälligst edlen Restaurants und stramm geführten Gastroketten Platz machen, aber dann sind ja auch schon die Immobilienpreise gestiegen und die alten Mieter  in ein anderes Schrottquartier weiter gezogen.

Doch was auf dem Papier so einfach klingt – Handyläden und Spielhöllen raus, Szene rein, und später Immobilienpreis rauf, ist ein schwieriger Prozess, den Städte nur begleiten, aber kaum initiieren können. Ein paar Kneipen machen noch keine Szeneviertel  aus und die  Investoren, die mit der Wirtschaftsförderung sprechen, sind die letzten, denen es gelingt, ein solches Qaurier auf die Beine zu stellen. Die verzweifelten und erfolglosen Bemühungen Essen in den 90er Jahren mit Hilfe der Bochumer Logos-Gruppe in Essen das Bermudadreieck zu kopieren  sind ein guter Beleg dafür.

Wird  in Dortmund etwas Neues entstehen? Vielleicht. Mit Hilfe der Wirtschaftsförderung? Garantiert nicht. Und deshalb gibt es gute Gründe auf der Juso-Site nicht zu unterschreiben. Das Kind ist mit dem Abriss des Thier-Geländes längst in den Brunnen gefallen.  Die Dortmunder Jusos konnten es nicht verhindern – anscheinend spielen sie inerhalb der dortigen SPD keine große Rolle und werden nur in Wahlkampfzeiten als  Klakeure  benötigt.  Die Dortmunder müssen nun die  Konsequenzen tragen und die Parteien fragen, warum sie einem sterilen Einkaufszentrum, dass auch noch den Handel in der Innenstadt gefährdet, den Vorzug gegeben haben.

Mehr zu diesem Thema:

Jusos können nicht tanzen