
Vor einger Zeit habe ich drüber berichtet, dass die Grünen zu ihrem Landesparteitag in Dortmund am kommenden Wochenende wieder Blogger gegen Kost, Fahrt und Logis billig einkaufen wollen. Nun hat die Debatte, die beim ersten versuchten Bloggerkauf anfing, die ersten Auswirkungen. Zum neuen Auftritt hat sich einer der Blogger entschieden, auf die Zahlungen der Grünen zu verzichten. Achim Meißner sagt, da "ich gewisse ‚Argumentationsketten‘ der Blogosphäre mittlerweile kenne, zahle ich lieber selbst. Auch wenn ich mich sicherlich von bezahlter Anreise und Übernachtung nicht beeindrucken lassen würde."
Die anderen Teilnehmer haben sich entschieden, die geldwerten Vorteile anzunehmen. Dazu kann man zum Beispiel den Tagesschaum oder Bastian Tietz anklicken. Dort erklären die einngeshoppten Blogger, warum sie sich von den grünen PR-Strategen buttern lassen wollen.
Zunächst muss ich sagen, dass ich die Entscheidung von Achim Meißner sehr gut finde und großen Respekt vor ihr habe.
Er schrieb, dass er sich nicht mit der Frage nach der versuchten Bloggerkaufe befasst hatte, als er sich bei den Grünen um das so genannte Blogger-Stipendium bewarb.
Dass er sich jetzt nach Durchsicht der Argumente gegen die Fremdfinanzierung entschieden hat, finde ich sehr stark.
Es ist einfach, den geschmierten Weg zu gehen. Der gerade Weg ist unbequem – und kostet dann auch noch Geld. Dafür aber erhält man die echte Unabhängigkeit.
Ich will mal einen hinkenden Vergleich heranziehen. Die Oberbürgermeister und Gemeinderäte, die sich als Aufsichtsräte der Energieversorger-Töchter zu Lustreisen haben einladen lassen, fanden das auch nicht schlimm. Sie hatten Spaß in Italien und sonstwo. Es war einfach. Außerdem haben alle das gemacht.
Nur ganz wenige haben sich dem Gruppendruck verweigert.
Bitte diesen hinkenden Vergleich nicht falsch verstehen. Ich weiß, hier geht um etwas völlig anderes, möglicherweise sogar strafbares.
Ich will nur den einen Punkt betrachten, der durchaus vergleichbar ist. Und zwar haben sich sowohl die eingekauften Blogger als auch die geschmierten Aufsichtsräte im moralischen Recht gesehen, die Geschenke anzunehmen – es ging ja nicht um Bargeld.
Alle sagen, die Kommunalpolitiker vor Gericht und die Blogger, die die geldwerten Vorteile annehmen: Es dürfe doch wohl niemand glauben, dass man sich von so einer Kleinigkeit wie Übernachtung und Reise in seiner Unabhängigkeit bestechen lasse. Da kenne man einen aber schlecht, die Unabhängigkeit könne man auch nachweisen. Und sowieso sind die Vorwürfe lächerlich.
Achim Meißner hat dieses Argumentationskette durchbrochen. Dafür zolle ich ihm Respekt. Es ist nämlich durchaus gewöhnlich, sich hintereinander zu verstecken und zu versichern, dass alles OK ist – selbst wenn es nicht OK ist.
Spannend finde ich noch, dass die Grünen diesmal wohl direkt zumindest ein Parteimitglied als gesponsorte Blogger geholt haben. Korbis schreibt in seiner Bewerbung: Er versuche die Parteiführung davon zu überzeugen, dass er als Parteimitglied helfen könne, "die Grüne Partei in der Bloggerszene zu verwurzeln."
Das letzte fasse ich mal so zusammen. Die Grünen bezahlen ein Parteimitglied, damit dieses als unabhängiger Blogger Werbung für die Partei in der Blogosphäre macht.
Gegen diese Art von offener und gleichzeitig verdeckter PR kann sogar ich nichts mehr haben.
Wen einer offen erklärt, dass er Parteimitglied ist und Werbung machen will für seine Truppe, dann ist das OK. Es bleibt auch OK, wenn dieser Blogger als unabhängiger Berichterstatter auftreten will, um die Grünen in der Blogosphäre zu verankern.
Da Korbis offen kommuniziert, dass er Grüner ist, kann sich jeder einen Reim auf seine Blogeinträge machen. Und es ist natürlich OK, für PR Geld zu kassieren.
Nur ich würde mich fragen, was die Arbeit von Korbis substantiell von den Presseseiten der Grünen unterscheiden soll? Zumal ja seine Blogbeiträge auch auf den Seiten der Grünen erscheinen sollen.
Naja, ich muss ja nicht alles verstehen.
##### Update: In einem Kommentar zu einem Beitrag von "Wir sind im Garten", der das Bloggershopping verteidigt, schreibt Achim Meißner etwas, das ich sehr richtig und wichtig finde. Deswegen zitiere ich den Weltherrscher hier: "Ich löhne viele dinge selbst, weil ich mir so durchaus meine eigene unabhängigkeit aufrecht erhalte. damit meine ich nicht irgendeine von aussen motivierte abhängigkeit, sondern schlicht meine einstellung zu vielen dingen. zahlen andere für mich, fühle ich mich auch verpflichtet, schon aus höflichkeit. zahle ich selbst, kann ich immer zu jeder zeit hinter allem stehen, eben auch, wenn ich früher abzischen würde, weil man z.b. als blogger bei so einem parteitag irgendwo in die ecke gestellt wird."
Ich möchte noch darauf hinweisen, dass Achim Meißner natürlich nicht kein Zelot ist, der anderen seine Meinung aufdrücken will – zumindest war der Ton in seinen Beiträgen nicht so – nur damit das keiner in den falschen Hals kriegt. Ich finde nur seine Begründung in dem Kommentar sehr gut, warum er die Nummer selbst bezahlen will. Deswegen dokumentiere ich sie hier.
##### Update2: Gerade hat der zweite der fünf vier Sponsorblogger bekannt gemacht, dass er Grüner ist. Beim schon zitierten Beitrag in "Wir sind im Garten" schreibt Bastian Dietz in den Kommentaren: "Erstens bin ich auch Grüner und werde wegen der Berichterstattung auch nicht austreten. Zweitens glaube ich, dass ich wegen des Zugtickets und der Ü-Kosten weder zu Hasstiraden noch zu Liebeshymnen ansetzen werde, sondern einfach ausgewogen Berichte." In seinem eigenemn Beitrag schreibt Bastian Dietz noch einen interessanten Punkt auf, warum er pro Blogger-Finanzierung ist: "Ich kämpfe seit Jahren dafür, in der Jugendarbeit die Aufwandsentschädigungen für Ehrenamtliche zu erhöhen, um damit zumindest die finanziellen Lasten des Engagements zu senken und Partizipationsmöglichkeiten für finanziell Schwächere zu erhöhen."
Zusammengefasst heißt das: Der Grüne Basisparteimann sieht in dem geldwerten Vorteil für die PR-Arbeit für seine Partei eine ehrenamtliche Aufwandentschädigung.
Ach so. Dagegen habe ich wirklich nichts. Nur was hat das mit der Förderung unabhängiger Blogger zu tun, denen die Berichterstattung vom Parteitag der Grünen ermöglicht werden soll.
Haben die Grünen nicht genug unabhängige Blogger gefunden, so dass sie jetzt die Reihen mit Parteisoldaten füllen müssen?
Im Moment zähle ich: einen wahrhaft unabhängigen, zwei kostenerstattete Blogger und zwei PR-Grüne.
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Yasin, so wie er wollten viele der Demonstranten sein. Ein tapferer Kämpfer gegen Israel und den Imperialismus, der selbst angesichts des Todes nicht zurückwich. „Wir alle sind potentielle Scheich Yasins“ stand auf dem Plakat, und die gut 200 Hamas-Anhänger dominierten teilweise die Demonstration. Kleine Kinder hielten blutige Puppen hoch und versuchten sofort traurig zu schauen wenn die Kameras liefen, Männer mit grünen Stirnbändern schrieen und weinten in die Kameras wie man es seit Jahrzehnten aus dem Fernsehen kennt, und im Regen wehten die Hamas-Fahnen gleich im Dutzend. Die Polizei ließ die Anhänger der in Deutschland verbotenen Terrorgruppe gewähren – „Deeskalation“, erklärte Duisburgs Polizeisprecher Roland van der Maat. Man werde eingreifen, wenn die Demonstration außer Kontrolle gerät.
Zeichen des Friedens geworfen zu werden. Da konnten sie Yasin sein – mehrere hundert gegen fünf. Vergessen der Ruf, dass Israel ja feige sei, weil die Palästinenser ja so schwach wären. An der eigenen Stärke berauschte man sich willig, und die erste Reihe der Polizisten drohte unter dem Ansturm zu reißen.
Und dann war da die Demonstration auf dem Dellplatz, in dem Viertel in dem Duisburg ein wenig Urbanität ausstrahlt, in dem es Kneipen und Kultureinrichtungen und schöne Altbauten gibt. Gut 150 Menschen waren zusammen gekommen um für Israel zu demonstrieren. Sie taten es leise, fast fröhlich mit vielen israelischen und ein paar US-Flaggen und selbst gebastelten Schildern. Drei Redner bekam ich mit, bevor wir nach Hochfeld weiter zogen, und eine Rede war differenzierter als die andere. Die Hamas solle aufhören, die Palästinenser als Geiseln zu nehmen, auch die Menschen in Nahost sollten sich von der religiösen Vorherrschaft befreien und selbst bestimmt leben, sie sollten Demokratie erfahren. Die Hamas solle aufhören sich als Vertreter aller Palästinenser aufzuspielen, die Palästinenser ließen sich nicht über einen Kamm scheren. Sie hätten ein Recht darauf frei zu leben. Kritisiert wurden die deutschen Politiker, die sich mit radikalen Muslimen an einen Tisch setzen und sie so noch stärker aufwerten. Vor den Rechten wurde gewarnt: 