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NRW: Piraten werfen Grünen-Ministerin Sexismus vor

Die Piratenpartei in NRW wirft NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann Sexismus vor.

In dieser Woche stieß NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann eine Diskusson über die Koedukation, den gemeinsamen Unterricht von Jungen und Mädchen an. Die beiden Geschlechter, führte Löhrmann aus, hätten in einigem Fächern verschiedene Herangehensweisen. In der Chemie zum Beispiel, würden Mädchen gerne wissen, wozu man das ganze Wissen überhaupt braucht. Nach Löhrmann sollte ihnen das lebensnah erklärt werden und was für Mädchen lebensnah ist wusste Löhrmann auch: „Wenn sie dann wissen, dass das zum Beispiel für Kosmetik interessant ist, haben sie einen eigenen Zugang.“

Das sieht Klaus Hammer, Koordinator im Arbeitskreis Bildung der Piraten in NRW etwas anders: „Es ist unbestritten, dass in vielen Schulen dem Unterricht gerade in den naturwissenschaftlichen Fächern der Praxisbezug fehlt. Dies kann jedoch nicht dadurch ausgeglichen werden, dass die Schüler nach Geschlechtern unterteilt werden. Die Aussage der Ministerin, dass Mädchen sich eher mit Chemie anfreunden könnten, wenn sie wüssten, dass man damit Kosmetika herstellen kann ist besonders peinlich.“

Der Landesverband NRW der Piratenpartei, sagt Hammer, teile dieses bemerkenswert sexistische Klischee nicht. Es sei gut und sinnvoll, Schülern entsprechend ihrer Interessen und ihrer Vorkenntnisse Bildungsangebote zu machen. Die Geschlechtertrennung löse jedoch nicht die Probleme, die durch fehlende Qualität des Unterrichts entstehen.

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Mao aus Duisburg
Mao aus Duisburg
11 Jahre zuvor

Piraten — ?!?!? Sind das nicht die, die direkt in der ersten Rede im Landtag Vergleich mit den Nazis gebracht haben und Gesetze der Landesregierung als „Ermächtigungsgesetze“ bezeichneten…. Stramme Leistung!

Übrigens: Wo ist das Alternativ-Konzept der Piraten zur WestLB?! Ach, stimmt ja. Es gibt ja noch keine Meinung. Na, dann befragt mal die Mitglieder per LiquidFeedback. Die Kapitalmärkte werden sicherlich warten, bis Ihr soweit seit…. 🙂

Captain Crunch
Captain Crunch
11 Jahre zuvor

@Mao: Grüne?!???! Sind das nicht die, die auch ne eigene Homepage haben? Oder eher die, die mal als progressive Partei galten, mittlerweile aber Ausdruck des konservativen, gutverdienenden oberen Mittelstands sind. Mit Porsche und sechs Mülltonnen vor der Tür (um den Schein zu wahren) und im Biomarkt wird für €6 100gr Schokolade gekauft. Ach so ja, ich glaube die waren es. Und grad die Grünen sollten bei allem was mit braunen Gesocks zu tun hat vielleicht den Ball eher flach halten…

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Sexistisches Klischee! Geht’s noch??
-Streiten soll und muß man über die Thematik,aber……….-!

quef
quef
11 Jahre zuvor

Danke, Piraten! Schön, wenn jemand, der auch gehört wird, in so einem Fall was sagt! Natürlich ist das Sexismus! Ich wäre als Schülerin über Kosmetikprodukte jedenfalls nicht besonders zu motivieren gewesen. Wozu man das ganze Wissen überhaupt braucht, fragen sich glaube ich sehr viele Schüler_innen unabhängig von ihrem Geschlecht!

Spider
Spider
11 Jahre zuvor

@ Mao: Ein Kritikpunkt, der in der oben genannten Rede angesprochen wurde, ist, dass dieses sogenannte „Ermaechtigungsgesetz“ schnell durchgewunken werden soll.

Ohne die Neuwahl waere mehr Zeit gewesen, das Gesetz zu besprechen. Das hat vor der Aufloesung des Landtages dort aber niemanden interessiert.

agtrier
agtrier
11 Jahre zuvor

Was soll man denn noch sagen, wenn sie doch recht haben?

Sorry, aber die Idee: „Mädchen interessieren sich nur für Kosmetik“ ist solchermaßen aus der Mottenkiste dass es inwischen sogar den Konservativen zu peinlich wäre, so was von sich zu geben (na ja, es gibt natürlich Ausnahmen…)

Ich finde es gut, dass die Piraten da ihre Finger in die Wunde legen, und darauf aufmerksam machen. Das ist nämlich genau ihre Aufgabe als Opposition: zu opponieren.

Schade übrigens auch, dass die Möglichkeit des Kommentars hier nicht genutzt wird, um über die Sache zu reden, sondern um Polemiken auszutauschen. Vermutlich die „Generation RTL“, die nie das Diskutieren gelernt hat…

ag.

Fragender
Fragender
11 Jahre zuvor

„Die beiden Geschlechter, führte Löhrmann aus, hätten in einigem Fächern verschiedene Herangehensweisen.“

Dann wären auch wieder Mädchen – und Jungenschulen sinnvoll ?

Unfassbar, da kann man nur hoffen, dass die Piraten 2013 Rot-Grün verhindern !

Knuddelmuff
Knuddelmuff
11 Jahre zuvor

Also wenn in unserem Chemie-Unterricht der Vergleich zu Kosmetika in jeder zweiten Stunde gekommen wär, hätte das auch noch mein letztes verbliebenes Interesse an Chemie gekillt. Sinnvoller Unterricht mit Anwendungsbeispielen gerne, aber doch bitte nicht mit so bescheuerten klischeebehafteten Beispielen.

Harry
Harry
11 Jahre zuvor

Pauschalisierung nach biologischem Geschlecht ist nun mal die Definition von Sexismus, Punkt. Wikipedia sagt dazu:

„Unter Sexismus versteht man die soziale Konstruktion von sexuellen Unterschieden zwischen Menschen und die daraus abgeleiteten Normen und Handlungsweisen“

Von wegen „Mädchen interessieren sich für Kosmetik und lesen Hanni und Nanni, Jungs lesen die wilden Kerle“.

Was dann noch in der weiteren Debatte in diversen Zeitungen kam, z. B. auf https://www.derwesten.de/incoming/getrennter-unterricht-muss-kein-alter-zopf-sein-id6736043.html

„vor allem in der Hauptschule (werden) Mädchen durch Jungs in einem gewissen Alter durchaus im Lernen behindert“

ist sogar bösartiger Sexismus, der Jungs pauschal dafür verantwortlich macht, dass Mädchen behindert werden. Und Löhrmann muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie diese sexistische Debatte angestiftet hat.

crusius
crusius
11 Jahre zuvor

Naja, Frau Löhrmann hat ein Mädchengymnasium besucht. Die eigene Schulzeit wird im Nachhinein gerne glorifiziert. Nach dem Abitur hat sie Deutsch und Englisch studiert. Hätte sie ein wenig Ahnung vom Fach, wüsste sie, dass in den Naturwissenschaften an zugegebenermaßen abstraktem Grundwissen kein Weg vorbeiführt, um komplexere Zusammenhänge verstehen zu können. Chemie der Kosmetik kann man nämlich erst dann betreiben, wenn man verstanden hat, was ein Kohlenwasserstoff ist. Die Qualität naturwissenschaftlichen Unterrichts in der Mittelstufe (und um den kann es ja nur gehen) ist m. E. direkt proportional zum Praxisanteil (Experimente). Das wiederum ist in erster Linie eine Frage der Gruppengröße, weniger ihrer Zusammensetzung. Sechs setzen.

Arnold Voss
11 Jahre zuvor

Am meisten werden Schüler (egal welchen Geschlechtes) beim Lernen durch schlechte Lehrer (egal welchen Geschlechtes) behindert.

der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

Über das unreflektierte Benutzen historisch eindeutig belegter Begriffe, wie in diesem Fall „Ermächtigungsgesetz“, sollten die Piraten sich schon Gedanken machen, wenn sie daran interessiert sind, sich klar gegen rechtspopulistischen Quatsch abzugrenzen. Die Probleme mit braunen Vergleichen haben/hatten aber auch andere Parteien. In diesem Zusammenhang sei an Willi Brand erinnert, der den CDU Politiker Heiner Geißler als schlimmsten Hetzer seit Joseph Goebbels bezeichnete.

Erfreulich ist auf jeden Fall, dass es den Piraten bislang gelungen ist, sich als Oppositionspartei Gehör zu verschaffen, nachdem die Opposition in den beiden Jahren der Minderheitsregierung öffentlich so gut wie gar nicht wahrgenommen wurde, außer, wenn mal eine Partei für eine Mehrheit gebraucht wurde.

In Sachen WestLB und Sparkassen auch das Modell der Pleite als Alternative zur Rettung in betracht zu ziehen, ist sehr mutig von den Piraten und hat seine Berechtigung. In NRW sind die Verhältnisse griechischer, als man wahr haben möchte.

Auch die Kritik an Löhrmann finde ich ok. Das Frauen gegenüber Männern im Berufsleben u.U. Nachteile haben will ich hier nicht bezweifeln. Diesen Konflikt aber auch auf die Schule zu übertragen, indem man so tut, als würde die Leistungsfähigkeit von Mädchen in diversen Fächern durch die Anwesenheit von Jungen erheblich geschwächt werden, finde ich mehr als albern. Schule sortiert nach Jungen und Mädchen hatten wir alles schon gehabt. Je aufgeklärter und selbstbewusster unsere Gesellschaft jedoch wurde, um so überflüssiger haben sich solche getrennten Schulmodelle gemacht.

Ich bin gespannt, was da an Opposition noch alles kommt von den Piraten. Die CDU ist ja derzeit noch mit sich selbst beschäftigt und von der FDP hört man auch nicht wirklich was…

crusius
crusius
11 Jahre zuvor

@12 Gute Lehrpersonen, wie die Schweizer, gleich welchen Geschlechts, sagen, werden aber ebenfalls behindert, und zwar durch überbordende Bürokratisierung und unzureichende Ausstattung gerade in den Naturwissenschaften. Nur sind das die Themen, mit denen man nicht in die Zeitung kommt als Ministerperson.

Ein Tipp für die Piraten, gleich welchen Geschlechts: Macht doch einfach mal ein Lehrerpad auf und fragt, wo im Alltag der bürokratische Schuh drückt und wie das ohne zusätzliche Kosten zu beheben wäre. Ich bin mir sicher, der Server würde in kürzester Zeit zusammenbrechen.

TuxDerPinguin
TuxDerPinguin
11 Jahre zuvor

Man merkt, die Piraten ersetzen die Linken gut.
Immer schön mit Krawallrhetorik, kommt bei politikverdrossenen Wählern, die bei beiden Parteien ja wohl noch den Hauptanteile ausmachen, immer gut an („denen da oben haben sie’s aber gezeigt“)

dient bloß nicht der Sachlichkeit. Und dass gerade die Piraten jemanden wegen Sexismus kritisieren… hat schon eine gewisse Komik…

in der Sache sehe ich nicht, dass ein getrennter Unterricht besser sein sollte. Man muss sich zwar mit gesellschaftlichen Rollenbildern anfreunden und gerade in der Pubertät oder Sexualkunde-Unterricht könnte ich mir vorstellen, dass auch das biologische Geschlecht eine Rolle auf en Unterricht spielt…
aber interessanter wäre es doch in Sozialwissenschaften o.ä. die typischen Geschlechterrollen zu dekonstruieren. Oder in Biologie darauf eingehen, dass es mehr als zwei bipolare Geschlechter gibt usw.

TuxDerPinguin
TuxDerPinguin
11 Jahre zuvor

@13: hat Löhrmann wirklich gesagt, dass Jungen Mädchen im Lernen hemmen? Kann ich irgendwie nicht glauben.

Die Noten von Mädchen sind ja besser, weils in dem Alter noch eher ein Männer/Jungen-Problem gibt…

als ich noch zur Schule ging meinte ein Lehrer mal, er sei für getrennten Unterricht, weil etwa Jungen bei Anwesenheit von Mädchen sich schlechter konzentrieren könnten (zu schöner Anblick) und den Affen spielen müssten. Getrennte Klassen wären ruhiger…

Das hatte er damals so argumentiert.
Deswegen glaube ich nicht, dass Löhrmann so argumentiert hat wie du verstanden hast.

finde es aber nach wie vor nicht überzeugend…

Mao aus Duisburg
Mao aus Duisburg
11 Jahre zuvor

#3 Captain Crunch: Keine Ahnung. Frag mal einen Grünen….

allemachtdendrähten
allemachtdendrähten
11 Jahre zuvor

Die Piraten sind momentan als die einzige Oppositionspartei anzusehen. Von schwarz-gelb kommt Null rüber.

Ben
Ben
11 Jahre zuvor

Gleich mit der Sexismus-Keule um sich zu schlagen ist hier nun wirklich nicht hilfreich für eine sachliche Debatte und wird der Problematik auch überhaupt nicht gerecht.

Ich habe mal meine persönlichen Schul-Erfahrungen hierzu gebloggt und meine Sicht der Dinge als Grünes Basismitglied aufgeschrieben:

https://benelja.wordpress.com/2012/06/08/sylvia-lohrmann-und-die-reflexive-koedukation-2/

erlhammer reuth
erlhammer reuth
11 Jahre zuvor

tolle sache, das mit der kosmetik und den mädels

…wenn man so überlegt.

mit entsprechender chemie lässt sich auch prima lsd herstellen.
Evtl. könnten so die schüler, die sich aufgrund ihrer drogenkarriere von einer regelmäßigen teilnahme am schulunterricht entfernt haben, wieder motiviert und für das fach chemie begeistert werden.
praktischer nutzen „unterrichtsstunde chemie“ …sagt auch die ministerin….

man könnte auch das thema sprengstoff und dessen effizienten einsatz zum thema machen.
ja, chemie ist toll! man muss nur durch vorurteile und dummdoofpolitik menschen in diverse gruppen ur-teilen, sie negativ belegen und dann den richtigen zugang finden.

Mao aus Duisburg
Mao aus Duisburg
11 Jahre zuvor

#18 | allemachtdendrähten: Also, wenn die Piraten die einzig wirklich Oppositionellen sind, dann gute Nacht Deutschland. Das sind mit 10.000 Euro bezahlte Polit-Azubis. Der normale Azubi-Lohn liegt bei irgendwo zwischen 500 und 800 Euro. Das würde ich mir gefallen lassen. Aber nicht für 10.000 Euro – und dann wir ein geschichtsloser Nerd auftreten, Fakten und Daten durcheinander bringen und mal eben in die Nazi-Kiste greifen.
Entweder der Mann hat kein Geschichtsbewusstsein (was bei einer Vielzahl der Piraten der Fall ist), dann gehört er nicht in den Landtag. Oder der Mann hat das bewusst gebracht, dann gehört er auch nicht ins Parlament. Und das Schlimmste ist dann sein Post-Nazi-Vergleich-Verhalten: Anstatt sich schnell zu entschuldigen und seinen Patzer einzugestehen (was zugleich ein Patzer beim Einstand der Piraten im NRW-Landtag ist), verweigert er sich auch noch.

Das hat nichts mit dem Abgeordneten-Status (…für das Land und das Volk) zu tun. Das ist ein Charakterzug des Sozialautismus – soll ja bei den Piraten als Internet-Nerds oft vorkommen.

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

@Ben #19
Entschuldigung, aber die indirekte Behauptung, Mädchen interessierten sich nur für Chemie, wenns was mit Kosmetik zu tun hat, ist unverdünnter Sexismus.
Statt hier über die „Sexismuskeule“ zu jammern könnten Sie sich als Basismitglied der Grünen gelegentlich mal fragen, ob Sie sich nicht in Grund und Boden schämen müssen, wenn eine grüne Politikerin so strunzdumm argumentiert, daß ausgerechnet ein Pirat ihr – zurecht! – Sexismus vorwerfen kann.

Was kommt wohl als nächstes? Interessieren wir Mädchen für Physik, indem wir ihnen erklären, daß das Balancieren auf High Heels was mit Gleichgewicht zu tun hat? Regen wir ihr Interesse an Mathe an, indem wir erklären, daß mathematische Fähigkeiten vonnöten sind, um die Angabe der Kalorien je 100g auf der Pizzapackung auf den ganzen 600g-Fladen umzurechnen?

Wie es aussieht, haben Mädchen in der Schule die besseren Noten und selbst im Studium liegen sie noch vorn.
Offenbar ganz ohne Anregung durch „praktische geschlechtsspezifische Anwendung“.
Nur wenns dann beruflich zur Sache geht – muß ich Ihnen nochmal Zahlen nennen?
Nein, die kennen Sie, da gehe ich jede Wette ein.
Und die – auch da verwette ich meinen Schädel drauf – beklagen Sie sicher genau so lautstark wie die „Sexismuskeule“ gegen Frau Löhrmann.
Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob die von Frau Löhrmann transportieren Vorurteile womöglich Anteil an der Situation haben.
Aber warum sollten Sie?
Können Sie sich doch ausgezeichnet profilieren, indem Sie Frau Löhrmanns These von der „spezifisch weiblichen“ Sicht der Dinge gegen die „Sexismuskeule“ verteidigen – was wahnsinnig progressiv klingt – und gleichzeitig den Status Quo mit Scheinobjektivität verkleistern, die Ihnen, lieber BEN, im Zweifel recht nützlich sein könnte.
Es ist also ein ziemlich dünnes Brett, daß Sie anbohren.

Erdgeruch
Erdgeruch
11 Jahre zuvor

Tatsächlich wird in der Wissenschaft ein solches Modell einer teilweisen Trennung im MINT-Bereich in der Mittelstufe diskutiert – auch übrigens im Sinne der Jungen. Problematisch ist allerdings die Finanzierbarkeit von flächendeckenden Modellversuchen, wenn man dann eben auch doppelt so viele Lehrer braucht.

Natürlich ist das Beispiel der Ministerin dumm gewählt, aber auch der Kommentar der Piraten ist es. Beide führen dann in der Folge eine dumme Debatte am Thema vorbei. Sie ist auch nicht einmal populistisch. Dann hätten die Piraten beispielsweise fragen müssen, wieviele Chemiestunden pro Jahr ausfallen, um dann sagen zu können: Die Ministerin soll erst einmal zusehen, dass alle genug Unterricht haben.

Aber gut, der Populismus kommt sicher noch.

Jenner
Jenner
11 Jahre zuvor

@#21 | Mao aus Duisburg:

Nicht jeder Begriff aus dem letzten Jahrhundert ist schon Nazi!

Einfach mal nachdenken, was Ermächtigungs-Gesetz denn bedeutet!

Ben
Ben
11 Jahre zuvor

@ Puck #22

Ich muss mich nicht schämen, auch nicht in Grund und Boden, nur weil ich ein Grüner bin und hier anderer Meinung bin und kann diese guten Gewissens weiterhin vertreten.
Ich habe hierzu ausführlich argumentiert und meine Sicht dargelegt, warum ich es für keinen Sexismus halte, den Sie indirekt sehen möchten und „Mädchen interessierten sich nur für Chemie, wenns was mit Kosmetik zu tun hat“ ist schon ganz schön weit von Sylvia Löhrmanns Aussage entfernt.

Meine Erfahrungen zum Chemieunterricht lassen Sylvia Löhrmanns Aussagen vernünftig klingen und für mich ist es kein Sexismus, sondern leider immer noch Realität, dass Mädchen und Jungen tendenziell unterschiedliche Interessen haben, für die sie sich begeistern können. Das war bei mir bei den praktischen Anwendungen in Chemie mehr als eindeutig. Wir leben leider in keiner Postgender-Idealwelt, wo die geschlechtsspezifischen Stereotypen nicht mehr auf Wahlmöglichkeiten und Gruppenbildungen in der Schule einwirken würden und ich halte es für wichtig auch Lerngruppen nach den Interessen der SchülerInnen zu bilden und damit der individuellen Förderung Rechnung zu tragen. Das Interesse und die Begeisterung der SchülerInnen ist für den Unterricht und den Bildungserfolg wichtig und leider gibt es hier genderspezifische Unterschiede, die nicht dadurch verschwinden, dass mensch sie leugnet oder ignorieren versucht. Zuzugeben, dass Gender in der Schule und bei Wahlmöglichkeiten und Interessen wirkungsmächtig existiert, ist kein Sexismus.

Meine Erfahrungen hierzu habe ich im Blog ausführlich beschrieben. Schauen Sie in die Praxis oder lesen Sie meine persönlichen Erfahrungen hierzu, aber wenn Sie das ganze schon von vorne herein als „strunzdumme Argumentation“ und „unverdünnter Sexismus“ abtun und überhaupt nicht auf meine Argumentation eingehen, dann bringt mich so eine Diskussion, die Sie sowieso schon versuchen ins persönliche zu tragen, nicht weiter. Ein konstruktiver Gedankenaustausch sieht anders aus.

Mao aus Duisburg
Mao aus Duisburg
11 Jahre zuvor

@Jenner: Willst Du mich jetzt veraeppeln…..?!!? Oder bist Du auch ein Pirat und hast im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst?

Mimi Müller
Mimi Müller
11 Jahre zuvor

@Puck#22

Bravo! Bravo ! Das Geistreichste und Witziste, das ich seit langer Zeit hier las.
Ich schmeiss mal einen Strauss Blumen auf die Bühne…

ruhrgeorg
ruhrgeorg
11 Jahre zuvor

at #19 Ben
als grünes Basismitglied würde ich mir wirklich mal eher Gedanken machen, wo Ihre Partei hinsteuert.

Man kann schon an eine Politikerin und Schulministerin Maßstäbe ansetzen, dass sie ihre Formulierungen überlegt. Sie hat als oberste Vorgesetzte aller Lehrer und – Lehrerinnen, (die übrigens auch mit daran beteiligt sind, dass in Deutschland die Technikerinnen fehlen) – auch eine Vorbildfunktion.

Jedes Schulbuch wird heutzutage dahingehend überprüft, ob die Charakterzuweisungen an darin vorkommende Personen evtl. zu geschlechtsdiskriminierend ist.

Dieser Vorbildfunktion wird Löhrmann auf jeden Fall mit der Art und Weise, wie sie die stereotypen Zuschreibungen an Geschlechterrollen rezitiert, nicht gerecht.

Nun ja, auch ich musste jetzt wohl endgültig dank der Ruhrbarone mein Urteil über die Grünen überdenken. Sie steuern immer mehr auf einen Platz rechts neben der CDU in den Parlamenten zu. Sie werden immer mehr zu einen kleinbürgerlichen konservativen Verein mit katholischem gesellschaftsverständnis gemäß Löhrmann.

Ulrich
Ulrich
11 Jahre zuvor

Geht es nicht auch fünf Nummern kleiner? „Sexismus“, „Ermächtigungsgesetz“, etc.? Da wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Was macht man falls man es irgend wann tatsächlich mit einem echten, großen Skandal zu tun hat?

Jenner
Jenner
11 Jahre zuvor

@#26 | Mao aus Duisburg:

„Ermächtigungsgesetze“ hatte es bereits vor 1933 gegeben, und in ihrem banalen Wortsinn wird es auch zukünftig welche geben.

Mao aus Duisburg
Mao aus Duisburg
11 Jahre zuvor

@30 Jenner: Ah. Interessant. Jetzt werden die Piraten auch noch als die Intelektuellen dargestellt, weil sie Gesetze aus dem hellenistischen Zeitalter natürlich meinten oder gar das „Ermächtigungsgesetz“ von Pharao Tutanchamun zum Bau von Abu Simbel (geschichtlich nicht gar korrekt!)
Oder welche Ermächtigungsgesetze meinte #Jenner denn? Welche denn? Oder müssen Sie erst googeln?! 🙂

Punk aus Ehingen
Punk aus Ehingen
11 Jahre zuvor

@ #29 | Ulrich

Genau gleich reagieren und die ganze Zeit Skandal brüllen und skandalisieren! So ist Politik, that’s live!
Echte Skandale und vermeintliche Skandale, wer will das schon auseinander halten? Hauptsache die Empörungsmaschine läuft wie geschmiert. Dem Bürger macht es oft großen Spaß sich zu empören der Empörung wegen. Und über die verhassten Politiker und Parteien geht das eben besonders gut.

trackback

[…] geschlechterübergreifend, dafür aber insgesamt eben differenzierter vornehmen würde. #qbi NRW: Piraten werfen Grünen-Ministerin Sexismus vor | Ruhrbarone Die Piratenpartei in NRW wirft NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann Sexismus vor. In dieser Woche […]

Irene
11 Jahre zuvor

Und was ist denn nun der ideologische Hintergrund dieser Äußerung? Die feministische Koedukations-Debatte aus den Achtzigern, die auf der konkrete Beobachtung beruhte, dass Geschlechtertrennung bestimmte Effekte hat (Mädchenschulen brachten besonders viele Mathe- und Ingenieurstudentinnen hervor)? Oder Differenzfeminismus? Oder irgendwas gut Gemeintes und wenig Durchdachtes?

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

@Ben #25

Es geht hier nicht um Ihre persönlichen Erfahrungen aus dem Chemieunterricht und nicht um meine.
Es geht hier darum, daß Frau Löhrmann behauptet, um Mädchen für Chemie zu interessieren müßte man das über den Umweg „Kosmetik“ tun, was impliziert, daß Mädchen sich nur für Kosmetik interessieren und für nichts anderes, z. B. Chemie.

Wie wäre es, wenn Sie mal auf meine Argumente eingehen würden? Das Hauptargument war: Mädchen sind in der Schule besser als Jungs. Es ist neuerdings die Rede davon, besonders bei sogenannten Maskulisten, daß Mädchen „bevorzugt“ werden, was natürlich nonsense ist. Mädchen werden nur nicht mehr systematisch benachteiligt.
Darum ist hart gekämpft worden.
Diese Tatsachen spiegeln sich allerdings später nicht in der beruflichen Laufbahn von Frauen.
Maskulisten freut das. Damit die Bastion des gehobenen Managements nicht auch noch fällt, wollen die inzwischen eine besondere, geschlechtspezifische Förderung für Jungs durchsetzen.

Natürlich sind Sie als Basis-Grüner kein Maskulist.
Nur: auf die „softe“ Tour mit einer „genderspezifischen“ Förderung von Mädchen die zumindest im schulischen Bereich erzielten Erfolge aufzuweichen, kommt aufs Gleiche heraus. Mit so einer „genderspezifischen“ eins in Chemie („Haben Sie da Cremes angerührt? Hahaha…“) kann man Frauen nämlich noch viel besser einen Job verweigern.
Nur daß sich „genderspezifische Förderung von Mädchen“ irgendwie freundlicher anhört.

Daß Mädchen teilweise andere Interessen haben, will ich gar nicht bestreiten. Aber – das ist Ihnen womöglich neu – man kann sich für Mascara interessieren und gleichzeitig für Chemie, Physik, Mathe, Astronomie, Umweltschutz, Politik oder Medizin.
Sogar wenn man sehr viele Pferdebücher im Regal stehen hat.

Mao aus Duisburg
Mao aus Duisburg
11 Jahre zuvor

Irene. Das sind zu viele Fakten, Fremdwoerter und ein geschichtlicher Kontext. Damit ueberforderst Du die Politazubis von den Piraten, deren Geschichtsverstaendnis irgendwo ab Erfindung des C64 beginnt… 🙂

Unwichtig
Unwichtig
11 Jahre zuvor

@#31 | Mao aus Duisburg:

Fragen Sie doch den Piraten selber, wenn es Sie wirklich interessiert.

Ben
Ben
11 Jahre zuvor

@ #35 | Puck

Sie interpretieren mir da zuviel rein und ich verstehe Sylvias Äußerungen eben deutlich anders. Meine persönlichen Erfahrungen stellen dabei gerade zum Teil die „gelebte“ reflexive Koedukationserfahrungen dar, da diese hier in weiten Teilen verwirklicht wurde. Der Praxis-Check ist bei solchen Modellen immer sehr aufschlussreich.

Sylvia Löhrmann sprach davon, dass wir den Anspruch individueller Förderung von SchülerInnen gerecht werden müssen.

Sie hat sich dabei ausdrücklich gegen einen vollkommen Trennung, wie bei der Mono-Edukation ausgesprochen. Sie will hier auch kein starres Einheitsmuster einer festen oder vorgeschriebenen, sondern Flexibilität.

Möglich seien dafür zeitweilige getrennte Gruppen in einer Klasse zur Bearbeitung bestimmter Themen – auch unter verschiedenen Aufgabenstellungen. Diese Themen sollen nach den individuellen Interessen der Schüler entstehen, um einen lebensnahen Zugang zu den Fächern zu ermöglichen.

Jetzt kommt es darauf an, dass wir den unterschiedlichen Interessen für den Zugang von Jungen und Mädchen zum Lernen gerecht werden und dabei können dann auch geschlechtshomogene Gruppen entstehen.
Jetzt kommt das zugegebenermaßen so verkürzt und herunter gebrochen sehr unglückliche Kosmetikbeispiel (das muss jetzt aber wirklich auch nicht gleich so groß skandalisiert werden und die Sexismus-Keule geschwungen werden).

Jungen und Mädchen sind bei den Interessen tendenziell durchaus unterschiedlich. Bei den Neigungen ist es natürlich immer eine große Diskussion, was angeboren und was anerzogen ist und was den größeren Einfluss hat. Dass es kulturell bedingt in Deutschland so ist, dass sich Frauen traditionell schminken und Männer eigentlich nicht (ändert sich momentan auch etwas) hat viel mit dieser Neigung zu tun. Es gibt durchaus afrikanische Kulturen, bei denen sich die Männer schminken und bemalen und das ist dort eine sehr “männliche” Neigung. Diese unterschiedlichen Neigungen gibt es und wenn wir dem Anspruch individueller Förderung von SchülerInnen gerecht werden wollen, dann müssen wir das berücksichtigen.

Ich kann die Interpretation nicht nachvollziehen, dass die Feststellung der tendenziell mädchenhaften Interessen für Kosmetik impliziert, dass Mädchen sich nur für Kosmetik interessieren und für nichts anderes, z. B. Chemie. Das wäre natürlich sexistisch, aber das vertrete ich und auch Sylvia bestimmt nicht und wollen Sie aus den Aussagen heraus gelesen haben.
Ich verstehe auch gar nicht, warum wir unterstellt bekommen zu denken, dass sich Mädchen ja nur für Mascara interessieren und es gleichzeitig für möglich halten sollen, dass sie sich auch gleichzeitig für Chemie, Physik, Mathe, Astronomie, Umweltschutz, Politik oder Medizin interessieren könnten. Das halte ich für absurd und spekulativ und kann Ihnen versichern, dass es nicht stimmt.

Bei der verkürzten Darstellung ihrer Zitate in der WELT konnte allerdings zugegebenermaßen hier leicht ein falscher Eindruck entstehen und das war so kurz und stark runter gebrochen mit dem Kosmetikbeispiel bestimmt ungeschickt. Kontextualisiert finde die Äußerungen aber unproblematisch. Gerade da sie im Zusammenhang mit der von ihr begrüßten Abschaffung der Monoedukation ihrer alten traditionsreichen Ordensschule gefallen sind und sie sich hier zur Geschlechtertrennung geäußert hat.

Die Unterschiede, gerade bei einer inklusiven & integrativen „Schule für alle Kinder“ muss Chancengerechtigkeit für ALLE Kinder ermöglicht, egal ob Mädchen, Junge, Queer, Trans, Migrationshintergrund, Beeinträchtig etc. und das geht auch nur, wenn wir die Unterschiede akzeptieren und nicht ignorieren oder gar über Gleichmacherei “wegerziehen” wollen.
Es darf keine zwangsweise abgekapselten Gruppen nach Geschlecht oder sozialer Herkunft etc. geben. Auch wenn bei Arbeitsgruppen geschlechtshomogene Gruppen entstehen darf hier keine Türe zum gemeinsamen Unterricht zugeschlagen werden, aber es ist so, dass es unterschiedliche Neigungen gibt und hier geschlechtshomogene Gruppen zumindest stark tendenziell entstehen können, da es hier geschlechtlich unterschiedliche Neigungen gibt (also eine temporäre Geschlechtertrennung). Ähnlich sieht es bei den Kindern aus bildungsfernen/-nahen Schichten aus. Hier gibt es verschiedene Vorkenntnisse und Leistungsniveaus, die bei der individuellen Förderung berücksichtigt werden müssen und dann kann es hier bei Gruppenarbeiten mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen innerhalb des Klassenverbundes auch mal zu einer temporären Trennung kommen und dies sinnvoll sein.
Ich glaube, genau diese Anforderungen an den Umgang mit den Unterschieden der Kinder wird beim Konzept der “reflexiven Koedukation” verwirklicht und Rechnung getragen und dass Sylvia Löhrmann aus diesem Kontext sich auf eine solche temporäre Geschlechtertrennung in ihren Aussagen bezogen hat. Denn nur so macht es beim Konzept der “reflexiven Koedukation” für mich Sinn und auf dieses hat sie sich ausdrücklich bezogen. Hier gibt es dies nur temporär und flexibel, wenn es Sinn macht und es entsprechende (geschlechtsspezifische o.ä.) Interessens-/Leisungsunterschiede auch wirklich gibt und im Unterricht zutage treten.
Es geht für mich um eine effektive Chancengleichheit. Da kann eine temporäre Trennung deutlich geschlechtshomogene Gruppen teils sogar sinnvoll sein, auch wenn ein grundsätzlich gemeinsamer Unterricht propagiert wird. Eine Trennung, wie bei der Monoedukation wird dabei abgelehnt.

Emanzipatorisch bedeutet für mich Teilhabe für alle zu organisieren und kann nicht nur Freiheit von Diskriminierung heißen, sondern Inklusion. „Inklusion“ wird zur Zeit als bildungspolitischer Begriff zu eng geführt. Es geht auch um Inklusion von bspw. MigrantInnen in unsere Gesellschaft. Dem „post-gender“-Backlash, dass es keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern geben dürfe und was nicht sein darf, kann es auch nicht geben, halte ich für falsch. Die Kategorie „Geschlecht“ ist immer noch eine der stärksten Ordnungskategorien unserer Gesellschaft und gerade in der Identitätsfindungsphase von Kindern/Jugendlichen extrem bedeutsam und verschwindet nicht, wenn wir diese Kategorie ignorieren versuchen und behaupten, so sei sie zu überwinden und dann wäre geschlechtliche Diskriminierung obsolet und das sei Emanzipation. Das ist eine Illusion und falsch verstandene Emanzipation.
Es gibt Unterschiede zwischen Mädchen, Jungen, Intersexuell, Queer, Beeinträchtigt, aus bildungsferner Schicht, mit Migrationshintergrund etc. und im Kontext dieser Unterschiede muss Chancengerechtigkeit für ALLE Kinder ermöglicht werden. In in diesem Kontext halte ich das Modell der „reflexiven Koedukation“ für sehr interessant. Dazu gehören dann die Fragen nach den Auswirkungen sozialer Herkunft, aber auch die Frage nach Auswirkungen von Migrationsgeschichte und Behinderung auf den Bildungserfolg. Und nicht zuletzt ist das Geschlecht eine prägende Komponente. Die Kategorie „Geschlecht“ ist nunmal nach wie vor eine der wichtigsten Ordnungskategorien unserer Gesellschaft. Das muss Auswirkungen auf die Schule bzw. unser Bildungssystem im Ganzen haben.
Unterschiede ignorieren lässt Unterschiede nicht weniger wirkungsmächtig sein und die Problematik so nur vertuscht und ein kritischer Umgang verhindert. Durch ignorieren und Augenzumachen wird da nichts gelöst.
Vielmehr müssen alle Elemente der pädagogischen Praxis daraufhin überprüft werden, ob sie die bestehenden Geschlechterverhältnisse stabilisieren, oder ob sie zu einer kritischen Auseinandersetzung und zu ihrer Veränderung beitragen. Das ist eine Sache des Umgangs und bei der „reflexiven Koedukation“ steht die Trennung ja nicht allein, vielmehr ist sie ein kleiner Nebenaspekt der entstehen kann.
Die kritische Auseinandersetzung ist hierbei ja das zentrale des Konzepts:

„“Mit dem Modell der reflexiven Koedukation soll die koedukative Praxis reflektiert, weiterentwickelt und neu gestaltet werden. Zielsetzung ist:

ein gleichberechtigtes Zusammenleben und -lernen beider Geschlechter zu erreichen
geschlechtsstereotype Rollenzuweisungen aufzulösen und alle notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen zu fördern
ein positives Verständnis von männlicher und weiblicher Identität zu ermöglichen und Unterschiede ohne Benachteiligung erlebbar zu machen, d.h. die unterschiedlichen Erfahrungen, Verhaltensweisen, Einstellungen und Vorlieben von Jungen und Mädchen zu respektieren
für beide Geschlechter ein breit orientiertes Berufsinteresse zu entwickeln, sie auf ein Leben in Beruf und Familie vorzubereiten, um einengenden Lebens- und Berufsentwürfen entgegenzuwirken

Reflexive Koedukation nimmt die Genderperspektive ein und berücksichtigt, dass Jungen und Mädchen unterschiedlich lernen und unterschiedliche Interessen und Voraussetzungen mitbringen.“
-aus „Gender und Schule“

Existierende Unterschiede müssen dabei beachtet und thematisiert werden, wie die tendenziell geschlechtlich unterschiedlichen Neigungen bei chemischen Anwendungen (Emulisonen -> Cremes etc.), und nicht ignoriert oder verhindert werden, sonst ist eine kritische Auseinandersetzung gar nicht möglich. Diese Interessen und Neigungen müssen berücksichtigt werden, da sonst der unterschiedliche Zugang von Jungen und Mädchen zum Lernen nicht berücksichtigt werden kann. Gerade bei den möglichen Arbeitsgruppen nach den Interessen der SchüerInnen zu den Anwendungsbeispielen, selbst wenn dies temporär zu einer geschlechtshomogenen Gruppe führt, denn sonst ist eine kritische Auseinandersetzung unmöglich.

Skepsis, wenn das sehr negativ konnotierte Wort „Geschlechtertrennung“ fällt, halte ich für verständlich. Auch bei diesem Modell bin ich selbst noch skeptisch, aber direkt diese reflexhaften Sexismus-Vorwürfe werden der eigentlichen Thematik nicht gerecht.
Ich verstehe Ihre Skepsis, dass auch dieses Modell nur bestehenden Geschlechterverhältnisse stabilisieren wird, halte es aber bei genauerer Betrachtung des Modells für nicht zwingend, da gerade reflektiet werden soll und gerade die kritischen Auseinandersetzung gesucht wird um zur Veränderung der bestehenden Geschlechterverhältnisse konstruktiv beizutragen.

Irene
11 Jahre zuvor

Dass sich Mädchen „traditionell“ schminken, musste aber auch erst erkämpft werden. Vor 50 Jahren hieß das noch, so angemalt gehst du mir nicht aus dem Haus, du bist ja keine Hure. (Und was ist, wenn ein Junge in die gendersensible Kosmetik-Arbeitsgruppe will und anschließend als schwul gemobbt wird? Hat Frau Löhrmann da auch schon eine Lösung?)

Ben: Die Unterschiede, gerade bei einer inklusiven & integrativen “Schule für alle Kinder” muss Chancengerechtigkeit für ALLE Kinder ermöglicht, egal ob Mädchen, Junge, Queer, Trans, Migrationshintergrund, Beeinträchtig etc. und das geht auch nur, wenn wir die Unterschiede akzeptieren und nicht ignorieren oder gar über Gleichmacherei “wegerziehen” wollen.

Beim Stichwort „Migrationshintergrund“ lauern schon die nächsten Klischees, denn damit sind mittlerweile nur noch traditionell lebende Muslime gemeint. Die Taz illustriert Artikel über Türken in Deutschland meistens mit Frauen, die Kopftuch tragen. Und „kultursensibel“ ist oft ein Euphemismus dafür, dass eben die Regeln der Scharia akzeptiert werden müssen, z. B. die Geschlechtertrennung.

Wie sieht denn der grüne Rückhalt für türkische Mädchen aus, die am (womöglich gemischten) Schwimmunterricht teilnehmen wollen, und zwar im Badeanzug? Müssen die sich den Brüdern und Vätern fügen und sich vom Schwimmen befreien lassen oder einen nicht wirklich schwimmtauglichen Burkini tragen, weil das ja *deren* Kultur ist, die die Grünen so schön bunt finden?

(Vive la France.)

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

@Ben #35

Meine Frage haben Sie leider immer noch nicht beantwortet:
Warum müssen Mädchen in Schule „genderspezifisch gefördert“ werden, wenn sie in Schule und Studium die Nase vorn haben und Probleme erst im Berufsleben auftauchen?
Statt dessen mengen Sie jetzt noch den sozialen bzw. einen evtl. vorhandenen Migrationshintergrund mit in die Diskussion – was eine völlig andere Baustelle ist – und erklären ganz nebenbei noch, was die wahre Emanzipation ist.

Fazit: Sie haben sich mit ihrem sehr langen Beitrag sehr viel Mühe gegeben nach Politikerart Dinge zu erklären, die am Thema vorbei gehen und nur Fragen zu beantworden, die keiner gestellt hat.

Irene
11 Jahre zuvor

@ Puck: Womöglich aus traditionellen und biographischen Gründen. Bei den Grünen macht die Generation Ü50 Politik, und die wurde auch durch das Thema Feminismus und Mädchenbildung politisiert, das vor einigen Jahrzehnten noch eine andere Bedeutung hatte als jetzt. Das Thema soziale Herkunft und Bildung betrifft die Grünen nur insofern, als die allermeisten privilegiert sind.

Die Zahnarzttochter Claudia Roth ist total betroffen, dass Bildung von der Herkunft abhängt, obwohl sie ohne diesen Umstand wohl kaum in ihrer jetzigen Position wäre. In der bayerischen Landespolitik fordert man aber, dass Noten in der Grundschule abgeschafft werden und nur die Eltern entscheiden, wer aufs Gymnasium geht. Objektive Kriterien soll es überhaupt nicht mehr geben – wem das am meisten nutzen würde, kann man sich denken. Meine Wahlempfehlung für Bayern 2013: Was anderes ankreuzen.

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

@Irene #41
Na ja, zur Generation 50+ gehöre ich inzwischen auch und das Thema Feminismus und Mädchenbildung ist durchaus meins. Aber m. E. bestehen die Differenzen in der Schule, wie Sie auch andeuten, eben inzwischen nicht mehr zwischen Mädchen und Jungs sondern haben soziale Gründe.
Es ist tatsächlich eine Schande, daß in Deutschland noch immer die soziale Herkunft über die Bildungs-Chancen entscheidet, daß sich also der soziale Status quasi „vererbt“. Dabei spielt es aber keine Rolle, ob das Kind nun ein Mädchen oder Junge ist, also vielleicht eher Interesse an Barbie hat oder an Bat-Man.
Die Diskussion über „Gender“-Fragen geht m. E. also am Thema vorbei.

Das gilt, wie gesagt, für Schulzeit und Studium.
Anders sieht es im Beruf aus, wie ich bereits schrieb.

Ich halte nicht besonders viel von der These, daß Frauen die Dinge des Lebens grundlegend anders sehen als Männer – aber sehr viel spricht für die Vermutung, daß es die Frauen sind, die noch immer anders wahrgenommen werden.
Nur so kommt man nämlich auf die Idee, daß man Mädchen erkären müßte, daß Kosmetik was mit Chemie zu tun hat – aber eben nicht JUngs den Zusammenhang zwischen Automotoren und Physik…

Irene
11 Jahre zuvor

Es ist tatsächlich eine Schande, daß in Deutschland noch immer die soziale Herkunft über die Bildungs-Chancen entscheidet, daß sich also der soziale Status quasi “vererbt”.

Sag ich doch. Mein Punkt war, dass die Grünen kein Interesse haben, das zu ändern, weil es ihren eigenen Kindern nutzt.

Ich halte nicht besonders viel von der These, daß Frauen die Dinge des Lebens grundlegend anders sehen als Männer – aber sehr viel spricht für die Vermutung, daß es die Frauen sind, die noch immer anders wahrgenommen werden.
Nur so kommt man nämlich auf die Idee, daß man Mädchen erkären müßte, daß Kosmetik was mit Chemie zu tun hat – aber eben nicht JUngs den Zusammenhang zwischen Automotoren und Physik…

Mir ist immer noch unklar, mit welchem Weltbild wir es bei Löhrmann tasächlich zu tun haben. In so einen einzelnen Spruch kann man ja viel reindeuten.

„Lässt du dich beraten, oder bist du selbst so?“ (Andreas Rebers)

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

@Irene #43

Zitat:
Mein Punkt war, dass die Grünen kein Interesse haben, das zu ändern, weil es ihren eigenen Kindern nutzt. .. Zitat Ende

Würd ich so allgemein nicht unterschreiben.
Die großen Bewahrer des Status Quo sehe ich eher bei CDU und FDP.
Die kämpfen noch immer am verbissendsten um das überkommene Schulsystem mit frühem Aussortieren.

Allerdings: Erinnert sei an die Abstimmung vor eingen Jahren in Hamburg, als eine Schar von „Gucci-Eltern“ ein immerhin fortschrittlicheres Schulmodell kippen konnten – weil die Eltern der Kinder, denen es zugute gekommen wäre, nicht den Hintern hoch gekriegt haben und nicht zur Abstimmung gegangen sind.
Das ist eine Sache, die ich auch nicht verstehe.

Irene
11 Jahre zuvor

Für mich ist relevant, was die Grünen hier im Land wollen. (Bayern hat außerdem eine ganz andere Sozialstruktur als Hamburg, hier gibt es mehr Kleinbürgertum und weniger Schnöseltum, aber auch weniger Sozis.)

Die kämpfen noch immer am verbissendsten um das überkommene Schulsystem mit frühem Aussortieren.

Ein Teil der Linken sparen aber auch nicht mit Ideologie. Es gibt ja immer noch welche, die bestreiten, dass es sowas wie Intelligenz gibt, und meinen, dass Förderung nur den Schwachen zusteht, weil gute Schüler nur privilegiert sein können. Verbohrtheit ist keine gute Basis für Reformen, das gilt für beide Lager.

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

@Irene #45

Zitat: Es gibt ja immer noch welche, die bestreiten, dass es sowas wie Intelligenz gibt,… Zitat Ende.

Liebe Irene, ich glaube, hier sind Sie ein wenig verlogen. Was Sie meinen ist, daß einige bestreiten, daß es sowas wie Dummheit gibt – nur das möchten Sie so nicht sagen, weil das vielleicht auch ein wenig schnöselig klingt.

Es gibt tatsächlich Menschen, die etwas dümmer sind.
Das ist aber gewiß auch in Finnland so und in allen anderen europäischen Ländern, die bei Pisa besser abgeschnitten haben, und das waren ziemlich viele.
Auffallend ist ferner, daß in allen Ländern, die besonders gut abgeschnitten haben, die Kinder sehr viel länger gemeinsam unterrichtet werden als in Deutschland, wo sich im zarten Alter von 10 entscheidet, wie der Rest des Lebens so aussieht.

Ben
Ben
11 Jahre zuvor

@ #40 | Puck

„Meine Frage haben Sie leider immer noch nicht beantwortet:
Warum müssen Mädchen in Schule “genderspezifisch gefördert” werden, wenn sie in Schule und Studium die Nase vorn haben und Probleme erst im Berufsleben auftauchen?
[…]
Fazit: Sie haben sich mit ihrem sehr langen Beitrag sehr viel Mühe gegeben nach Politikerart Dinge zu erklären, die am Thema vorbei gehen und nur Fragen zu beantworden, die keiner gestellt hat.“

Ich dachte eigentlich, dass ich mit diesen Dingen gerade die Frage beantwortet hätte und meine Denkweise verdeutlichen wollte und dies etwas komplexer wurde. Ich studiere als Nebenfach Politikwissenschaft und es tut mir Leid, wenn Sie meine „Politikerart“ hier stört. Ich bin Ü20 und erst seit wenigen Monaten überhaupt bei den Grünen und strebe bestimmt keine Karriere als Berufspolitiker an. Meine Art Dinge erklären zu wollen muss Ihnen ja auch nicht passen. Ich habe mich nur intensiv mit vielen Fragen hierzu beschäftigt, die hier auch rein spielen und ich für sehr wichtig halte. Ohne dies erklären zu wollen, kann ich dem Thema nicht gerecht werden. Für mich gehen diese Dinge gerade nicht am Thema vorbei, aber da könnten wir wieder eine andere Wahrnehmung haben und muss ich wohl akzeptieren.

Sylvia sprach allerdings explizit davon, dass von der reflexiven Koedukation mit der gendersensiblen Pädagogik „aber auch Jungen profitieren“.
Eine genderbewusste Pädagogik ist nicht einfach als spezifische „Mädchenförderung“ zu verstehen, sondern es geht hier weiter und ist nicht einseitig. Mir geht es um die individuelle Förderung ALLER Kinder und um Teilhabe an sich und damit um Emanzipation. Deswegen musste ich auch kurz darauf eingehen, dass sich das nicht nur auf das Geschlecht beschränkt, sondern deutlich breiter ist. Wahrscheinlich ist mir das nicht kurz genug gelungen und ich konnte nicht verdeutlichen, was ich damit aussagen und beantworten wollte und meine Gedanken und Argumentation verdeutlichen. Verzeihung, wenn Sie das gestört hat und Sie vieles lesen mussten, das für sie nichts mit dem Thema zu tun hatte.

Es stimmt ja, dass sehr viele Probleme erst in der Berufswelt auftreten, aber das wiederum ist für mich eine andere Baustelle, bei der die Grünen auch aktiv sind und sehr kontrovers diskutiert wird (Herdprämie, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Gläserne Decke, eingeschränkten Aufstiegschancen und Diskriminierung von Minderheiten mit fremdklingenden Namen o.ä., Quoten in der Wirtschaft etc.). Das Ganze hat hier sofort einen endlosen Rattenschwanz…

Ich bin weiterhin dafür, die Schwächen des koedukativen Unterrichts zu untersuchen und verbessern zu versuchen. Das Modell der reflexiven Koedukation ist ja auch kein ganz neues Modell, sondern wurde von Ministerin Gabriele Behler (SPD) in NRW in den 90er Jahren aufbauend auf feministischer Kritik der 80er Jahre (Emma: „Koedukation macht Mädchen dumm“) und von Behlers eingeleiteten Studien zu den Schwächen des koedukativen Unterrichts entwickelt.

Ich habe hier eben eine andere Meinung und bin nicht so skeptisch, was die reflexive Koedukation angeht. Ist ja auch gut für den Meinungspluralismus und es reicht ja, wenn wir uns einig sind, dass wir hier eben uneins sind.

Meine Sicht der Dinge habe ich wohl ausführlich (wenn nicht zu ausführlich) dargelegt und falls meine Sicht als Grüner von Interesse ist, dann hoffe ich, dass sie nachvollzogen werden kann.
Diese Skandalisierung halte ich weiterhin für dem Thema nicht gerecht werdend, aber wenn das dringende Bedürfnis besteht sich über die Grünen aufzuregen, dann sei es diesen Leuten auch ein Stück weit gegönnt. Ich finde ja auch nicht alles bei den Grünen super und richtig und bin hier oft solidarisch-kritisch.

Gute Diskussionen sind für die politische Meinungsbildung und wichtig, auch wenn es dann längere Posts werden um die Gegenpositionen nachvollziehbar zu machen. Gerade die substanziellen Gegenpositionen bieten mir immer gute Orientierung und lassen mich meine Positionen selbstkritisch hinterfragen.
Es darf ruhig auch kontroverse Auseinandersetzungen geben, nur hoffe ich, dass wir dabei zu einem solidarisch streitenden Miteinander finden. Deswegen hoffe ich, dass bei so etwas nicht immer gleich die Sexismus-Keule gezückt wird und extremeres, die der Sache nicht gerecht wird und sich Leute mit anderer Meinung reflexhaft weg ducken. So wird die andere Meinung nicht mehr wirklich erfahrbar und ein Gedankenaustausch findet nicht mehr vernünftig statt. Mir wurde in den letzten Tagen im Netz unterstellt, weit sexistischer zu sein, als Sylvia Löhrmann, rechts der CDU zu stehen, ewig Gestrig zu sein, Gedankengut der NPD zu vertreten etc. und ich wurde wiederholt völlig irrational in die rechtsextreme Ecke gestellt.
Nächstes mal werde ich mir wohl auch überlegen, ob ich mich bei solchen Themen auch ducken sollte, oder meine Überzeugungen wie jetzt aufrecht zu vertreten, nicht nur privat im persönlichen Umfeld oder innerparteilich. Schade fände ich es auf jeden Fall, wenn ich mich hier ändern würde.

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