Die Borderline Prozession am Theater Dortmund

Foto: Maximilian Steffan
Foto: Maximilian Steffan

Es ist völlig unmöglich, über die „Borderline Prozession“, die der Intendant des Dortmunder Schauspiels Kay Voges im Megastore inszeniert hat, zu schreiben. Es ist allein deshalb unmöglich, weil niemand in diesem Totaltheater auch nur annähernd alles sieht und hört – und schon gar nicht versteht. Letzteres zumindest muss man auch nicht, da dankenswerterweise bereits vor Beginn darauf hingewiesen wird, dass es nichts zu verstehen gibt (Gibt es natürlich trotzdem). Eine weitere Entlastung des Zuschauers wie Kritikers liefert Gilles Deleuze recht zu Beginn des rund dreistündigen Abends, wenn er in einem Text darauf

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Neues Album von Lee Perry mit Doublestandart

Lee Perry gehört wie Sun Ra und George Clinton zu den drei schwarzen Musikern, die in der Musikgeschichte eine über alle anderen herausragende Stellung einnehmen. Was Sun Ra für den Jazz war und George Clinton für den Funk und die Black Music hat Lee „Scratch“ Perry für den Reggae geleistet. Mit 73 jahren ist er nun Gastmusiker auf dem 11. Album von Doublestandart aus Wien.

Lee „Scratch“ Perry war in den 60er Jahren unter anderem Produzent eines Trios bestehend aus Bob Marley, Peter Tosh und Bunny Wailer, d e n Wailers. Bis Ende der 70er Jahre produzierte er in seinen Black Ark Studios legendäre Reggae Alben. „Heart of the Congos“ von den Congos von 1977 gilt bis heute als d i e Reggaeproduktion.
Wenn es etwas wie s e i n Kennzeichen gibt, dann ist dies sein frei improvisierter Gesang und seine exzentrische Erscheinung. Perry tritt bei Konzerten gerne in über und über mit CDs behängten Fantasiekostümen auf. Dass ihn dabei auch noch ein Marihuana Plänzchen im Pflanztopf begleitet, tut der Exzentrik keinen Abbruch. Der Dubderwisch gilt neben King Tubby, der die Technik des „Dubbings“ mit seinen Tapeschleifen bis zum Exzess getrieben hat, als zweiter Urvater des Dubs, der für die eher verrückt verspielte Seite des Ganzen steht.

Aktuell ist er auf dem Album „Return From Planet Dub“der Wiener Formation Doublestandart vertreten. Die ersten acht Songs der Doppel-CD entstanden gemeinsam mit Perry, den sie auch als Backingband bei seinen Konzerten begleiten. Wobei Doublestandart auch ihre eigene Geschichte als Dubband in der Tradition von Lee Perry und Adrian Sherwood haben. Am besten gefallen mir die drei Neubearbeitungen des alter Klassiker „Chase The Devil“. Ursprünglich in den 60ern von Perry für den Sänger Max Romeo aufgenommen und als Coverversion von Prodigy seinerzeit deren erster Hit, macht sich der Perry noch einmal an den Song. Und auf der zweiten CD befinden sich zwei sogar noch extremere Dub-Mixe von G-Corp sowie von Perry selber. Doublestandart machen sich jedoch unter dem Titel „Chrome Optimism“ auch an eine neue Fassung von Jean-Michel Jarres Oxygen Pt.4. Kein geringerer als ihr größter Fan aus den USA, der Regisseur David Lynch singt bzw. spricht dazu gemeinsam mit Perry den Text. Absoluter Höhepunkt der 25 Tracks ist jedoch der letzte. Doublestandart verfremden Lovemachine von Supermaxx, dermaßen, das es kaum mehr zu erkennen ist. Geniales Teil. Läuft bei mir als der Summertrack ohne Ende auf dem Ei.
Das ganze Album dabei klingt für mich wie eine gelungene Fortführung dessen, was Adrian Sherwood bspw. mit Bands wie Audio Active leistete.

Doublestandart und Lee „Scratch“ Perry live und in Farbe im Youtube Video und zum Anfassen am 19.07.09 beim Summerstage im Central Park in New York.

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