Ruhr Nachrichten-Lokalchef Philipp Ostrop: „Mehr beta für den Journalismus!“

Philipp Ostrop

Die Ruhr-Nachrichten binden seit wenigen Tagen Blogs und Twitter in ihre Dortmunder Online-Berichterstattung ein. Wir sprachen mit dem Ruhr-Nachrichten Lokalchef Philipp Ostrop über die Gründe der Öffnung und die weiteren Pläne des Verlags im Internet.

Ruhrbarone: Vielen Dank, Kollege Ostrop. Jetzt schicken Sie uns auch noch Leser. Sollten Sie als Lokalchef nicht alles tun, um Leser auf den Ruhr Nachrichten zu halten anstatt sie weiter zu reichen?

Philipp Ostrop: „Ach, die Leser schicken wir doch gerne rüber. Könnten wir uns vielleicht im Gegenzug eure Anzeigenerlöse teilen? Im Ernst: Jeder Internet-Nutzer weiß doch, dass es mehr als ein Angebot gibt. Und wir geben uns zwar alle Mühe, aber können nicht alle Inhalte, die irgendjemanden auf der Welt interessieren, auf unserer eigenen Webseite haben. Also verlinken wir lieber auf Interessantes. Wenn wir jemanden wegschicken, kommt er sicherlich wieder, wenn wir ihm einen guten interessanten Link angeboten haben. Die Vernetzung ist ja schließlich das Wesen des Internets. Und überhaupt: Journalisten werden zukünftig sowieso mehr aggregieren und kuratieren müssen – dann können wir auch heute schon mal damit anfangen und etwas ausprobieren.“

War es schwierig, diese Idee im Verlag durchzusetzen? Dieses neue Denken steht ja schon im Widerspruch zu den klassischen Verlagsstrategien. Die Zeiten, wo sich die Medien im Ruhrgebiet noch nicht einmal erwähnten sind ja noch nicht so lange her.

Ostrop: „Vorweg: Es ist für uns immer noch ein Experiment. Rund um die BVB-Meisterfeier haben wir bereits zweimal mit Storify die Web-Reaktionen abgebildet. Das Ergebnis fanden wir ganz spannend. Und deshalb wollen wir nun jeden Tag das eine oder andere interessante Dortmunder Fundstück aggregieren. Dahinter steht keine große Strategie-Entscheidung, es ist eher ein Beta-Test. Wir im

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Investigative Investitionen

Foto: Investigativ

1) Bodo Hombach ist nicht nur Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe, er ist auch ein Freund des investigativem Journalismus. Soll man gar nicht meinen, behauptet er aber – und verweist auf eigene Erfahrungen: So habe er damals als Mülheimer Häuslebauer nicht aufgrund moralischer Werte auf vergünstigte Zinsen verzichtet, sondern aus Angst, es könne herauskommen. Die Medien, meint Hombach heute, seien das einzige Gegengewicht in der Demokratie. Und darum ärgert er sich über Lokalredaktionen, die den Polizeichef persönlich kennen, aber von Terrorzellen vor der Haustür erst aus der Süddeutschen erfahren. Nun soll in dem Zeitungshaus ein Rechercheteam eingerichtet werden, ein pensionierter Spiegeljournalist wird der WAZ-SEK helfen.
2) Investigativ, die zweite: Die Ruhrpressekonferenz hat einen Recherchepreis ausgelobt. Gesucht werden Journalist/inn/en, die einem Thema hartnäckig nachgehen wollen. Aus den Ideen wird dann eine mit Profiwühlern besetzte Jury, die stärkste Story auswählen. Für die gibt es 1.000 Euro vom Verein, Unterstützung durch Jury und einen Mentor sowie Hilfe bei der Veröffentlichung. mehr
3) Apropos Medium: Wie man hört, möchte die WAZ noch in diesem Jahr mit Lokalfernsehen loslegen, am liebsten ohne das Center TV, klein anfangen mit Lokalnachrichten vorm WAZ-Logo und drumherum ein Mantelprogramm laufen lassen, gekauft von einem noch geheimen Anbieter. Die Online-Kooperation mit dem WDR habe damit nichts zu tun, heißt es in Essen, da gehe es bloß um den Ankauf einiger regionaler Einspielfilme für das Internetportal des Verlags.
4) Die WAZ ist sehr zufrieden mit Katharina Borchert (Foto) und dem Online-Portal. Nach technischen Startschwierigkeiten würden die Werbeeinnahmen hoch schnellen und auch die Einschaltquote sei zuletzt um 62 Prozent gestiegen. Besonders gut würden Bilderstrecken laufen, etwa im Karneval. Für die Macher des Portals soll der Verlag eine Prämie ausgelobt haben, sollten sie bis Ende des Jahres den Online-Marktführer der Regionalpresse, die Rheinische Post, hinter sich gelassen haben.

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