Ein glücklicher BVB-Fan, Weihnachten 1980. Foto: privat
Inzwischen sind vier Tage seit der verpassten Meisterschaft des BVB am Ende der Saison 2022/23 vergangen. Wirklich besser geht es mir bei dem Gedanken an das Geschehen vom vergangenen Samstag aber noch immer nicht.
Nachdem die Borussia es verpasst hatte den FSV Mainz 05 in der heimischen Arena zu besiegen, am Ende nur 2:2 spielte, während der FC Bayern München zeitgleich gegen den 1. FC Köln auswärts mit 2:1 gewann und dadurch seine elfte (!!!) Meisterschaft in direkter Folge einfuhr, ist mir der Spaß am Fußball weitestgehend vergangen. Und ich fürchte, das wird auch erst einmal so bleiben.
Im Stadion des HSV entscheidet sich am Montag die Relegation. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt
Die Relegationsspiele am Ende einer jeden Fußball-Saison sind seit jeher umstritten. In diesem Jahr ganz besonders. Beim Kampf zwischen dem Tabellensechzehnten der 1. Liga, dem VfB Stuttgart, und dem Dritten der 2. Liga, dem Hamburger SV, stehen sich zwei Team gegenüber, deren Anhänger sie vom eigenen Selbstverständnis her als Erstligisten ansehen.
Und egal wer das Kräftemessen in den kommenden Tagen für sich entscheiden kann, die 1. Liga ist ein Verlierer.
Sebastian Kehl muss unangenehme Fragen beantworten. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt
Spielerwechsel gehören im Profifußball zum Geschäft. Auch wenn die große Mehrheit der Fans sich schwer damit tut, wenn ein geliebter Kicker den eigenen Klub verlässt um sich einem Konkurrenten anzuschließen, gilt es diese Entwicklungen als ‚normal‘ zu akzeptieren. Die Angestellten des Vereis sind im Regelfall natürlich weniger emotional mit dem Arbeitgeber verbunden als die Anhänger mit ihren Farben.
Je älter man wird, je besser kommt man als Fan mit solchen Entwicklungen klar. Das ist zumindest meine Erfahrung aus den vergangenen gut 40 Jahren, in denen ich mich mit dem BVB verbunden fühle. Und trotzdem hat mich die Nachricht, dass die Borussia sich nach sieben Jahren in diesem Sommer von Raphaël Guerreiro trennen wird, vor ein paar Tagen mächtig aufgeschreckt.
Das weckt böse Erinnerungen, an die ohnehin schon länger kritikwürdige Personalpolitik des Vizemeisters der vergangenen Jahre. Echte Charakterspieler, die den BVB über weite Phasen ihrer Karriere treu begleiten, sie sind zuletzt sehr rar geworden in Dortmund.
Der BVB hat am Samstagnachmittag die selten günstige Gelegenheit verpasst, die Deutsche Meisterschaft 2023 einzufahren. Am Ende fehlte ein einziger Punkt (oder eine bessere Tordifferenz), um den Serienmeister FC Bayern München an der Spitze der Fußball-Bundesliga abzulösen und die Meisterschale zum ersten Mal seit 2012 wieder an den Borsigplatz zu holen. Im Heimspiel gegen Mainz 05 reichte es für die Schwarzgelben nur zu einem enttäuschenden 2:2, während die Münchener sich beim 1. FC Köln mit 2:1 durchsetzen konnten und so die Tabellenspitze in letzter Sekunde zurückerobern konnten.
Jetzt trägt Dortmund Trauer. Die immense Euphorie, die sich in den vergangenen Tagen in der Stadt breitgemacht hat, ist urplötzlich einer gigantischen Katerstimmung gewichen, wie sie die Stadt wohl seit dem verlorenen Champions League Finale 2013 nicht mehr miterlebt hat.
Dass der FC Bayern München sein Heimspiel gegen RB Leipzig am 33. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit 1:3 verlieren würde, war so sicherlich nicht zu erwarten. Zwar rechneten viele Beobachter im Lande in der Endphase der Saison durchaus noch mit einem ‚Stolperer‘ des Rekordmeisters, waren die Leistungen der Münchener in den vergangenen Wochen doch einfach zu wechselhaft, um eine durchgängige Erfolgsserie zum Saisonende zu glauben. Und Aufgaben gegen Leipzig und Köln gaben für Fans, die sich nach zehn Meisterschaften in direkter Folge der Bayern einmal wieder einen anderen Deutschen Meister wünschen, auch durchaus gute Gründe für Hoffnung. Doch dass es dann tatsächlich eine solch klare Niederlage gegen die Ostdeutschen werden würde, damit rechneten wohl nur die Wenigsten.
Jetzt ist es also tatsächlich da, das große, emotionale Saisonfinale in der Fußball-Bundesliga. Und das ist, unabhängig vom Ausgang, eine sehr gute Nachricht für die Liga und den Profifußball generell in diesem Lande. Endlich haben ‚wir‘ hier wieder einmal das, was früher eher die Regel als die Ausnahme war, einen echten Titelkampf bis zum Schluss.
Trainer Thomas Tuchel bei seiner Vorstellung in Dortmund 2015. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt
Wer an eine ruhige Spielpause in der Fußball-Bundesliga geglaubt hatte, der sah sich bisher getäuscht. Der FC Bayern München füllte das hinter uns liegende spielfreie Wochenende in der Liga mühelos ganz alleine. Durch die verkündete Trennung von Trainer Julian Nagelsmann und die Neuverpflichtung von Ex-BVB-Coach Thomas Tuchel als dessen Nachfolger, bestimmte der Rekordmeister die Schlagzeilen und sorgte bundesweit für lebhafte Diskussionen.
Nach der 25. Runde der Saison 2022/23 hat die Borussia 53 Punkte auf dem Konto, der Rekordmeister von der Isar hingegen nur deren 52. Und das ausgerechnet vor dem direkten Duell der beiden Kontrahenten an der Isar am 1. April, nach der nun anstehenden Länderspielpause. Wer hätte das noch vor wenigen Wochen für möglich gehalten?
Gute Laune auch bei Mats Hummels (re.) in Dortmund. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt
Drei Spiele, neun Punkte! An der Bilanz der ersten drei Pflichtspiele im Kalenderjahr 2023 von Borussia Dortmund lässt sich nicht herummäkeln. Auch wenn die dabei erbrachten Leistungen der Mannschaft bis zum 2:0 bei Bayer 04 Leverkusen vom Sonntag nicht wirklich berauschend waren, an den nackten Ergebnissen gibt es nichts auszusetzen.
Als BVB-Anhänger bleibt zu hoffen, dass Team und Umfeld jetzt nicht sofort wieder abheben. Leider sind erste Anzeichen in diese Richtung schon wieder zu erkennen.
Robert Lewandowski. Quelle: Wikipedia, Foto: Sven Mandel, Lizenz: CC BY-SA 4.0
BVB-Fans mussten sich im Laufe der vergangenen Jahre ja schon schmerzhaft daran gewöhnen, dass immer mehr Spieler ihren Lieblingsverein offenbar lediglich als eine Art Sprungbrett benutzten. Die Liste der Profikicker, die sich aus Dortmund gegen den Willen des Vereins und bei laufenden Verträgen vorzeitig wegbewegten ist lang.
Ousmane Dembele, Pierre-Emerick Aubameyang, Christian Pulisic, Jadon Sancho etc. …. Sie alle hatten irgendwann keine große Lust mehr auf den Klub und drängten auf einen Wechsel, obwohl der Verein grundsätzlich noch gerne mit ihnen weiter zusammengearbeitet hätte und eigentlich auch das Recht dazu hatte, da diese Kicker allesamt noch laufende Verträge in Dortmund hatten.
Sie alle schafften es jedoch, sich frühzeitig aus dem Ruhrgebiet zu Vereinen im Ausland zu verabschieden. Das lief mal mehr und mal weniger zufriedenstellend für beide Seiten ab. Am Ende musste stets Geld den Abschiedsschmerz lindern. Im Kern blieb bei den Schwarzgelben aber in allen Fällen das ungute Gefühl zurück, dass die Spieler bei diesem Poker den deutlich längeren Hebel in der Hand hatten.
Selbst der Abgang von Erling Haaland in diesem Jahr, bei dem der Spieler lediglich eine vereinbarte Vertragsklausel für seinen Wechsel nutzte, hinterließ im Ruhrgebiet die bittere Erkenntnis, dass die große Liebe zum Verein Seitens des Spieler wohl nicht da war, die Borussia von Spielerseite aus bei nüchterner Betrachtung nur dazu genutzt wurde um aus dessen Sicht die nächste Karriere/Finanz-Ebene zu erklimmen.
Jetzt aber scheinen sich diese extremen Auswüchse des modernen Profifußballs sogar auf den Rekordmeister, den FC Bayern München, ausgedehnt zu haben, was den Klub von der Isar aktuell in eine dort bisher ungewohnte Defensive in Personalfragen drängt.
Dunkle Wolken über dem Stadion in München. Foto: Robin Patzwaldt
Dass der FC Bayern München sich durch einen 3:1 (2:0)-Erfolg gegen Borussia Dortmund die zehnte (!!!) Deutsche Meisterschaft in Serie gesichert hat, ist für sich genommen weder überraschend noch sonderlich aufregend. Die Dominanz des Rekordmeisters verstärkt sich gefühlt seit Jahren. Da juckt es in Deutschland natürlich kaum noch jemanden, wenn die Münchener drei Spieltage vor Saisonende einmal mehr die Meisterschaft vorzeitig sicher haben. Geschenkt!
So anerkennenswert die sich dahinter verbergende Leistung aller Beteiligten natürlich trotz der Seriensiege noch immer ist, so langweilig ist das Schauspiel der jubelnden Bayern-Spieler inzwischen für Fußballdeutschland. Selbst in München begeistert ein solcher Titel inzwischen kaum noch einen. Das ist traurig, wenn man dabei bedenkt, welch große Fußballfeiertage diese Titelentscheidungen noch vor wenigen Jahren landesweit ausgelöst haben.
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