Ruhrtriennale: Black Privilege von Mamela Nyamza

Mamela Nyamza in Black Privilege bei der Ruhrtriennale auf PACT Zollverein (Foto: Chris DeBeer)

Nein, leicht machte es Mamela Nyamza bei der Europapremiere ihrer Performance „Black Privilege“ am 22.8. im Rahmen der Ruhrtriennale auf PACT Zollverein dem Publikum nicht. Dabei lässt das Setting zunächst anderes erwarten. Ein schwarzweißkariertes Viereck als Spielfläche, eingehegt von Messingpollern und rotem Seil, die Tribünen wie in einer Arena darum herum. Dann schiebt ein Mann in aufwendiger afrikanischer Tracht ein hohes, bronzefarbenes Podest mit Treppe auf Rollen herein. Ist er ein Priester, ein Richter, ein Stammesoberhaupt? Wir können seine Tracht nicht lesen. Oben auf dem Podest sitzt Nyamza selbst, den ganzen Körper ebenfalls bronzefarben geschminkt,

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Impulse Theaterfestival eröffnet im Ringlokschuppen Mülheim

„Dorf Theater“ von Corsin Gaudenz beim Impulse Theaterfestival (Foto: Frieda Schneider)

Am 13.6. wurde das Impulse Theaterfestival, das 2018 erstmals unter der künstlerischen Leitung von Haiko Pfost stattfindet, im Ringlokschuppen, Mülheim eröffnet. Während in der Studiobühne, Köln die diesjährige Impulse Akademie ihren Sitz hat und in Düsseldorf mit „Wenn die Häuser Trauer tragen“ ein Stadtprojekt stattfindet, fungiert der Ringlokschuppen als Festivalzentrum, wo beim „Showcase“ international herausragende Produktionen des freien Theaters gezeigt werden.

Am Beginn von „Dorf Theater“ klärt Regisseur Corsin Gaudenz darüber auf, dass bei den Produktionen der Theatervereine, die es in der Schweiz zu hunderten in fast jeder kleinen Ortschaft gibt, stets der Präsident des Vereins

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Tanzhaus NRW: Unlikely Creatures (drei) us hearing voices von Billinger & Schulz

„Unlikely Creatures (drei) us hearing voices“ von Billinger & Schulz am Tanzhaus NRW (Foto: Marina Weigl)

Nur dreißig Zuschauer können die Vorstellung im großen Saal sehen. Grund dafür ist die ungewöhnliche Bühnensituation von „Unlikely Creatures (drei) us hearing voices“, dem dreiteiligen letzten Teil einer Trilogie des Performanceduos Billiger & Schulz. Uraufgeführt wurde das Stück am Mousonturm in Frankfurt, am 17.5. hatte es Premiere in Düsseldorf am Tanzhaus NRW, das neben dem FFT Düsseldorf koproduziert hat.

Die Stühle sind von den Zuschauerrängen abmontiert, das Publikum nimmt in der Mitte des Bühnenraumes auf einem kleinen Podest Platz. Eine außergewöhnliche Rundumspielsituation,

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Tanzplattform2018: Ballet Of Difference und Hauptaktion

Richard Siegals „Ballet Of Difference“ bei der Tanzplattform2018 (Foto: Ray Demski)

Richard Siegel ist ein arschcooler Typ und der König des zeitgenössischen Balletts. Punkt. Bei der Tanzplattform2018 zeigte er jetzt am Musiktheater im Revier die ersten beiden Teile des Gründungsprogramms seiner Compagnie Ballet Of Difference. Den dritten Teil des Programms – Unitxt – konnte er nicht zeigen, weil er bereits vor fünf Jahren kreiert wurde und damit zu alt für das Reglement der Tanzplattform ist, das nur Produktionen der vergangenen zwei Jahre zulässt. Hätte man nicht auch argumentieren können, dass das Gesamtprogramm erst in den vergangenen zwei Jahren entstanden ist?

Beim Latenighttalk nennt Siegal als Impuls für die Gründung des Ballet Of Difference die Frage,

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Tanzplattform2018: Cocoondance, Grupo De Rua, Sasha Waltz

„Momentum“ von Cocoondance bei der Tanzplattform 2018 (Foto: Fa-Hsuan Chen)

Cocoondance ist die einzige Compagnie aus NRW, die eine Einladung zur Tanzplattform 2018 in Essen erhielt, sieht man einmal von Richard Siegals Ballet Of Difference ab, das in München und Köln angesiedelt ist.

In der kleinen Spielstätte von PACT hängt ein Raster von Scheinwerfern flächendeckend auf 2,50 Metern Höhe, der Saal ist nicht bestuhlt, die Zuschauer sind angewiesen, während der Vorstellung zu stehen. Bereits beim Einlass wummern subsonische Bässe, auf dem Boden liegen die drei Tänzer, die Gesichter und Köpfe mit schwarzen Tüchern umwickelt. Eher leblose Materie als tote Körper. In einer Ecke des Raumes DJ Franco Mento, der den pumpenden

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Uraufführung auf PACT: Deep Etude von Alma Söderberg

Alma Söderberg in „Deep Etude“ (Foto: Pol Matthé)

Am 26.1. eröffnete PACT Zollverein seine neue Saison. Der Titel „Deep Etude“ kommt beiläufig und unaufgeregt daher. Eine Fingerübung, eine Auslotung von Möglichkeiten, die Beschäftigung mit einem Detail. Tatsächlich ist Alma Söderbergs Arbeit eine Tanz-Peformance die den Charme des Beiläufigen, fast Entspannten mit allergrößter Präzision und technischer Perfektion verbindet.

Söderberg betritt die leere Bühne, schwarze Leggins, ein graues Unterkleid, beiges Hemd, setzt sich in die vordere rechte Ecke des sanft ausgeleuchteten Bühnenrechtecks, Blick ins Publikum. Es ist dieser Blick, mit dem Söderberg den Kontakt zum Publikum immer wieder aufnimmt, der viel von der Faszination dieses Abends ausmacht. Ein interessierter Blick, der nicht aufdringlich ist, der machmal auch etwas gelangweilt, dann wieder spöttisch oder herausfordernd wirkt,

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Uraufführung im Tanzhaus NRW: In noT von hartmannmüller

In noT von hartmannmüller im Tanzhaus NRW (Foto: Dennis Yenmez)

Am 19.12. zeigte das Tanz- und Performanceduo hartmannmüller im Tanzhaus NRW in Düsseldorf die Uraufführung seines neuen Stückes „In noT“. So depressiv wie der Titel auf den ersten Blick klingt, ist es jedoch keinesfalls. Und wer das umfangreiche virale Marketing von hartmannmüller im Vorfeld mitverfolgte, weiß, dass es ohne einen subtilen, schrägen Humor bei den beiden Folkwang-Absolventen ganz sicher nicht über die Bühne geht. Nicht zufällig unterlegten sie die Trailer für das neue Stück mit der Titelmusik

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Uraufführung auf PACT: Monument 0.5 – The Valeska Gert Monument

 

Eszter Salamon in „Valeska Gert Monument“ (Foto: Ursula Kaufmann)

Am 13.10. fand auf PACT Zollverein die Uraufführung des neuen Stückes von Eszter Salamon statt. Die ungarisch-deutsche Tänzerin, Performern und Choreographin beschäftigt sich im fünften Teil ihrer großabgelegten Monument-Reihe mit Valeska Gert. Gert avancierte im Berlin der 1920er Jahre schnell zu einer Ikone des modernen Tanzes. Ausgehend vom Ausdruckstanz einer Isadora Duncan und Mary Wigman entwickelte Valeska Gert eine eigene Form des Grotesktanzes, den sie mit experimentellen Elementen des Kabaretts und Varietés verband. Dabei waren ihre Themen meist provokant und explizit erotisch. Ihre Beschäftigung mit weiblicher Sexualität macht sie auch zu einer Vorreiterin der Emanzipation und sexuellen Befreiung der Frau. Mit dem Erstarken des Nazionalsozialismus wurden ihre Auftrittsmöglichkeit schnell geringer. Sie wurde als entartete Künstlerin eingestuft und war zudem Jüdin. 1933 emigrierte Gert in die USA. Zwar fand sie dort unter Künstlern Förderer – zum Beispiel Tennessee Williams – konnte allerdings nicht recht Fuß fassen. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs kehrte Gert nach Deutschland zurück und eröffnete zunächst in Berlin, später aus Sylt Nachtklubs, in denen sie nicht mehr selbst auftrat, sondern die Kellnerinnen und Kellner auch als Showacts agierten. Unter anderen entdeckte sie den jungen Klaus Kinski. An die Bedeutung, die sie vor dem Krieg hatte, konnte Gert aber nie wieder anknüpfen und geriet fast in Vergessenheit, bis in den 1970ern langsam eine Wiederentdeckung einsetzte. Verantwortlich dafür ist auch Gerts Mitwirken in Filmen von Fellini und Volker Schlöndorff, der ihr mit einem Dokumentarfilm ein frühes Denkmal setzte.

Eszter Salamon zeigt in ihrer Performance in einer episodischen Aneinanderreihung einzelne Aspekte des Lebens und Werkes von Valeska Gert,

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„Proyecto Pregunta – Projekt Frage“ startet im Essener Stadtgebiet

Proyecto Pregunta (Foto: MIL M2)

Ab Dienstag, dem 20.6., residiert das chilenische Künstlerkollektiv MIL M2 bis zum 8.7. auf Einladung von PACT Zollverein unweit des Katernberger Marktes in einer ehemaligen Apotheke in der Viktoriastraße 5. Von dort aus werden die Künstler in das Essener Stadtgebiet mit ihrem „Proyecto Pregunta“ ziehen. Die Idee ist, dass Fragen der Bürger in Installationen an verschiedenen Orten gestellt werden – Fragen zu ganz alltäglichen Belangen, Fragen an die Stadt, aber auch Fragen an Europa. Wer eine brennende Frage hat, kann einfach im Katernberger Projektbüro vorbei gehen und Kontakt mit dem Kollektiv aufnehmen. Dort werden während der Laufzeit des Zeitraumes auch zusätzliche Veranstaltungen stattfinden. Spanisch muss man dafür nicht können, denn Mitarbeiter von PACT helfen bei der Überwindung etwaiger Sprachbarrieren. MIL M2 realisierten „Proyecto Pregunta“ bereits in ihrer Heimat und in Dresden. Prinzip der Performance ist, dass sie sich erst während der Laufzeit konkretisiert und für die Gegebenheiten der Stadt offen bleibt, sicher ist jedoch bereits, dass am 20.6. vormittags auf dem Katernberger Markt die erste Frage gestellt wird. Der Eintritt ist  frei.

20.6-8.7., gesamtes Stadtgebiet Essen: www.pact-zollverein.de

Premiere auf PACT Zollverein: „Unannounced“ von Fieldworks

„Unannounced“ von Fieldworks

Es beginnt bereits im Foyer: Plötzlich sind da Menschen unter den Besuchern, die Postkarten auf den Tischen verteilen. Kleine, mal mehr mal weniger kryptische Zeichnungen sind darauf. Zunächst werden die Karten fast beiläufig auf den Tischen neben den wartenden Besuchern abgelegt, dann mit wachsender Akribie arrangiert, ein Performer kriecht unter einen Tisch, um eine der Karten an ein Stuhlbein zu lehnen, eine andere Performerin nimmt bereits ausgelegte Karten auf und arrangiert sie um. Es ergeben sich Muster zwischen den einzelnen Motiven, Zusammenhänge, Ähnlichkeiten. Dann drängen die Performer einzelne Besucher zu den Aufgängen, jede versammelt eine kleine Gruppe um sich, die Gruppen werden getrennt. 

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