Werbung

Wieso denn die Radfahrer?

Also, das verstehe ich beim besten Willen nicht. Das Buch ist jetzt seit einem Jahr auf dem Markt; aber so ein blödsinniger Titel: „An allem sind die Juden und die Radfahrer schuld“. Das kriege ich einfach nicht in meinen Kopf. Wieso denn die Radfahrer?

Das ist doch Humbug. Nicht, dass ich Gott weiß was für Radfahrer übrig hätte. Nein, ganz im Gegenteil. Auch die können einem manchmal ganz schön auf die Nerven gehen. Machen alles, was Gott verboten hat – und dabei ständig dieses Opfergehabe. Sind ja die Schwächeren – im Vergleich zu Autofahrern. Aber was die sich alles Fußgängern gegenüber erlauben, da spricht kein Mensch drüber. Man darf ja nichts sagen. Radfahrer, auch so ein auserwähltes Volk Gottes. Von Grund auf gut usw. usf., diese Typen, die nicht nach links und nicht nach rechts gucken, rücksichtslos auf ihren Vorteil bedacht sind und mit dieser Gutmenschen-Opfer-Masche die ganze Politik in ihrer Hand haben. Auf lange Sicht kriegen die doch sowieso jeden Radfahrweg, den sie haben wollen. Egal. Ich sage nichts.

Nur: dass die jetzt an allem Schuld sein sollen, diese Radfahrer, das ist nun wirklich Unsinn. Da müssen irgendwelche Vorurteile mit hineinspielen. Anders kann ich mir das wirklich nicht erklären. „An allem sind die Juden und die Radfahrer schuld“. Geschrieben haben das Buch Avi Primor und Christiane von Korff. So, und die beiden halten morgen, also am Sonntag, den 3. April, in Duisburg auf dem 5. Fest des Jüdischen Buches eine Lesung – genau aus diesem Buch. Vielleicht werde ich da mal fragen, ob nicht schon allein der Titel ihres Buches als radfahrerfeindlich zu bezeichnen ist. Falls ich mich traue … – Sie wissen: Avi Primor war von 1993 bis 1999 israelischer Botschafter in Deutschland. Da will man nicht unbedingt im jüdischen Gemeindezentrum unangenehm auffallen. Die Frau von Korff, immerhin Kulturjournalistin u.a. für Zeit, Spiegel und Brigitte, würde ich mich schon eher trauen zu fragen. Aber wahrscheinlich hängt die da ständig mit diesem Primor rum.

Na egal. Da findet ja auch sonst noch so einiges statt – auf diesem 5. Fest des Jüdischen Buches. Allerdings, wie der Name schon sagt, nur Jüdisches. Den ganzen Tag lang. Nun ja. Die Juden mag man ja auch nicht so, und genau wie bei den Radfahrern hat auch dies seine Gründe. Wie gesagt: Vorurteile, Pauschalurteile gar – da läuft bei mir gar nichts. Berechtigte Kritik sollte allerdings möglich sein. Selbstverständlich auch an Juden – oder halten Sie Radfahrer per se für schlechtere Menschen?! Sehen Sie: dass Juden vielfach nicht gemocht werden, schreibt selbst die jüdische Autorin Ramona Ambs, „hat nämlich nichts mit den Dingen zu tun, die wir haben … Geld und Intelligenz, einen zu ausgeprägten Sexualtrieb und krumme Nasen. Nein, das ist es alles nicht.“ Obwohl: Geld und Intelligenz stünden mir eigentlich auch ganz gut zu Gesicht. Die krummen Nasen können sie behalten. Wie auch immer: daran liegen sie nicht, diese hin und wieder anzutreffenden Vorurteile gegen den einen oder die andere mosaischen Glaubens.

Es liegt an etwas ganz Anderem, meint jedenfalls Frau Ambs – und auf Zack ist er ja, der Jude oder, wie in diesem Fall: die Jüdin. Ambs schreibt: „Aber – und das scheint unser größtes Manko: wir haben kein weißes Fell. Gar keins. Kein bißchen. Und ich persönlich kenne auch keinen einzigen Juden mit einer schwarzen feuchten Nase. Das alles fehlt uns. Und deshalb mag man uns auch nicht ganz so gerne. Würden unsere Kinder Knut und Flocke heißen, hätten sie weißes Fell und eine schwarze feuchte Nase, dann würde man sie nicht nur mögen, sondern sogar richtig ganz doll lieb haben.“ Na, das ist doch einmal eine These! Ein neues innovatives Konzept, muss man neidlos anerkennen. Jawohl, schließlich gibt es immer einen guten Grund, neidlos zu sein. Vor allem bei Radfahrern.

Nein, Ramona Ambs kommt morgen nicht. Dafür aber viele andere jüdische Autoren. Schauen Sie ruhig mal ins Programm! Ich komme auch; aber – wie gesagt – ich will da nicht unangenehm auffallen. Und wenn Sie auch kommen: es ist so, dass Sie da auf gar keinen Fall direkt vor der Synagoge parken dürfen. Da steht immer ein Polizeiauto davor, mit Polizeibeamten darin – und die scheuchen Sie sofort weg, wenn Sie da parken wollen. Ich nehme an wegen der Vorurteile oder so. Nein, nicht gegen Polizisten. Das Beste wäre, falls Sie aus der Umgebung kommen, Sie nehmen das Fahrrad. Wenn das Wetter mitspielt. Wenn nicht – Sie wissen ja, wer schuld dran ist.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
8 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
P.
P.
12 Jahre zuvor

hier die antwort. primors buch-titel spielt auf einen alten witz an:

Dreißiger Jahre, ein alter Jude fährt Fahrrad, ein paar Nazi-Schergen hauen ihn vom Rad und fragen ihn:

„Na, sag mal: Wer ist denn an allem schuld?“

„An allem“, sagt der alte Jude, „sind die Juden und die Radfahrer schuld.“ –

„Warum denn die Radfahrer“, fragen die Nazis.

„Und warum die Juden?“, antwortet der Jude.

p.s. primor wird leider nicht vor ort in duisburg sein können, es wird aber eine live-schalte mit ihm geben.

trackback

[…] Wieso denn die Radfahrer? „An allem sind die Juden und die Radfahrer schuld“. Das kriege ich einfach nicht in meinen Kopf. Wieso denn die Radfahrer? … ruhrbarone […]

Katharina
Katharina
12 Jahre zuvor

Also mal kurz gesagt:

Im städtischen Verkehr sind immer die Radfahrer schuld.
Fahren sie auf der Straße, stören sie den Autofahrer.
Wollen sie auf dem Ragweg fahren, ist dieser kaputt oder Autos parken drauf.
Weichen sie auf den Bürgersteig aus!!!
Irgendwo muß man ja fahren können.
Auf dem Bürgersteig stören sie die Fußgänger.

WOHIN ?????

Übrigens, der Radfahrer tut sehr viel für die Umwelt, keine Abgase, braucht keinen BIO- oder anderen Sprit. Fährt mit körpereigener Energie. KLASSE!!!
Und nimmt nicht soviel Raum ein, wie all´die Autos.
Wir haben mehr Parkplätze für Autos als Kinderspielplätze oder Bolzplätze für Kinder. Hat das mal jemand ausgerechnet, wieviel qm das Auto braucht?

Bin wahrscheinlich vollkommen am Thema vorbei, fiel mir nur grad so ein!

Einen schönen Sonntag, heute besonders für die Radfahrer und BUCH-Leser.
Viel Spaß bei Beidem( nur nicht gleichzeitig)!

Mir
Mir
12 Jahre zuvor

Immer diese ewige Leier. Erst Outsider sein wollen. Und dann darüber jammern. Ich fall nicht darauf rein.

Katharina
Katharina
12 Jahre zuvor

Wieso sind Radfahrer Outsider?
Gehören zum Straßenverkehr wie andere auch.
RADFAHRER brauchen nicht viel Platz und sind sehr sehr sehr umweltfreundlich!
Verpesten nicht die wertvolle Atemluft.
Werden nicht genügend geschätzt !
Ich liebe Radfahrer und Radfahrerinnen.

Mir
Mir
12 Jahre zuvor

Nicht die Radfahrer sind gemeint. Was der Autor uns ab dem zweiten Absatz sagen will ist nur nervig. Dieses Gejammer von und über Juden als Außenseiter. Meine Güte, wir leben im 21. Jahrhundert. Kommen sie endlich an. Es gibt viele gute, witzige, moderne israelische Filme -nehmen sie sich ein Beispiel davon.

Katharina
Katharina
12 Jahre zuvor

Die Radfahrer will keiner haben , stören den Fluß im Straßenverkehr.
Auf der Straße nicht, auf dem Bürgersteig nicht.
Separate Fahrradwege, die einem streitig gemacht werden.

Doch was hat das mit jüdischen Mitbürgern und Israel zu tun.?

An Werner Jurga: Mal nicht übertreiben,
am Wetter ist die SPD Schuld.

Schalom, Katharina

Akkupunkt
Akkupunkt
11 Jahre zuvor

Es geht nicht um eine sachlich-inhaltlichen Vergleich zwischen Radfahrern und Juden. Der alte Jude hätte auch Brillenträger oder Rothaarige oder Turnschuhträger sagen können. Die Nazis haben die Juden für alles Schlechte verantwortlich machen wollen (unser Unglück). Der Witz heißt: Sündenbock kann jeder sein.
Falls der Artikel polemisch gemeint war, sind meine Vor-Schreier wenigstens auch drauf eingefallen.

😉

Werbung