Ausgezeichneter Antisemitismus

Flagge Israels Foto: Zachi Evenor Lizenz: CC BY 2.0

Die Verleihung des Hanns Joachim Friedrich-Preises an die ARD-Nahostkorrespondentin Sophie von der Tann wirft ein Schlaglicht auf die gesamte Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen und anderer Medien über Israel und den Gazakrieg, die von Einseitigkeit und kaum verhülltem israelbezogenem Antisemitismus gekennzeichnet ist. Die Debatte, die sich an der Preisvergabe entzündete, ist überfällig. Dazu einige grundsätzliche Anmerkungen.

Die Hamas und Israel sind nicht irgendwelche Konfliktparteien, deren militärische Auseinandersetzung man kommentieren sollte wie irgendeinen fernen Krieg zwischen zwei merkwürdigen Stämmen oder ein Fußballmatch, bei dem man sich entweder heraus hält oder auf die Seite des vermeintlich Schwächeren schlägt. Die Hamas ist die Speerspitze einer weltweiten dschihadistischen Bewegung, die nicht nur Israel und alle Juden vernichten will, sondern global unsere Freiheit, Demokratie, Menschen- und Frauenrechte bedroht. Sie hat mit Tausenden „zivilen“ Helfern aus Gaza das entsetzlichste Progrom seit der Shoa verübt.
Israel dagegen ist ein befreundeter demokratischer Staat, in dem 7,5 Millionen Juden, zwei Millionen Araber und andere Minderheiten leben. Mit einer Regierung, die einem wahrlich nicht gefallen muss. Aber das tut nichts zu Sache. Als alQaida 2001 die USA angriff und mehr als 3000 Menschen in New York massakrierte, haben wir uns selbstverständlich an die Seite der USA und der Freiheit gestellt. SPD-Kanzler Schröder hat dem Verbündeten bedingungslose Solidarität erklärt – trotz des schrecklichen Präsidenten George W. Bush. Spezialeinheiten der Bundeswehr haben zusammen mit US-Seals in den BoraBora-Bergen Jagd auf Bin Ladens Terroristen gemacht. Niemand von Sinnen wäre auf die Idee gekommen, auf einen „historischen Kontext“ des Anschlags auf die Twin Tower zu verweisen.

Als islamistische Terroristen von zehn Jahren in Paris ein Blutbad anrichteten, stellten wir uns selbstverständlich an die Seite Frankreichs, des befreundeten Nachbarn. Auch die Medien. Gegen den islamischen Terror. Niemand sprach von einem „historischen Kontext“.

Als Russland 2022 in die Ukraine einmarschierte und seinen Terrorkrieg ausweitete, stellte sich die große Mehrheit ebf. an die Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer. Weil alle von Sinnen das als Bedrohung auch gegen uns empfanden und empfinden. Nur Putin-Freunde sprachen von einem „historischen Kontext“ und einer angeblichen Schuld des Westens.

Der Jude unter den Staaten

Bei Israel dagegen ist offensichtlich vieles, wenn nicht alles anders. Israel, sprich: den Juden wird von sehr vielen, auch vielen Journalisten und Medien, die Schuld an allem gegeben: an angeblicher Apartheid, Besatzung, Kriegsverbrechen. Auch am Terror und den Kriegen gegen ihren jüdischen demokratischen Staat. Dabei tragen natürlich die Hamas und ihre Helfer die Schuld an diesem wie an ihren früheren Kriegen gegen Israel. Und am Leid und Sterben, die er über die eigene Bevölkerung gebracht hat. Was ja das Ziel der Hamas-Kommandeure war, weil sie wussten, dass sie nur so diesen Krieg politisch, wenn schon nicht militärisch gewinnen konnten. Was ihnen mit Hilfe viele Medien gelungen ist.

Ob Israel bei der Gegenwehr gegen das Kriegsvölkerrecht verstoßen hat, müssen Juristen und am Ende der Internationale Gerichtshof entscheiden. Journalisten können das nicht beurteilen – weder von außen noch im Gazastreifen mit Hilfe von Hamas-gesteuerten lokalen Mitarbeitern . Schon gar nicht ist es ihre Aufgabe, ungeprüft Hamas-Terrorpropaganda und den unbewiesenen Vorwurf des Genozids zu transportieren, der ganz offensichtlich den Zweck hat, Israel zu dämonisieren mit der schlimmsten Anschuldigung, die man gegen einen zivilisierten Staat und ein Volk erheben kann, das selbst dem allerschlimmsten Genozid ausgesetzt war. Verübt von Deutschen.

Wie von der Tann da einzusortieren ist, mag jede und jeder selbst entscheiden. Preiswürdig ist ihre Berichterstattung nach meinem und dem Eindruck vieler anderer jedenfalls nicht. Der Namensgeber Hanns Joachim Friedrichs, Ikone eines Journalismus, der sich mit keiner Sache, schon gar nicht der von Terroristen gemeint macht, würde sich im Grabe wälzen, wenn er wüsste, was da mit seinem Namen ausgezeichnet wird.

Und selbstverständlich ist die Kritik an von der Tann und der Preisverleihung kein unzulässiger Versuch, eine kritische Berichterstattung über Israel zu verhindern. Dieser billige Vorwurf, den ihre medialen und sonstigen Verteidiger erheben, um die Kritik auszutreten, ist genauso absurd wie die Behauptung von AfDlern und anderer, ihre Meinungen würden unterdrückt und sie kämen nicht zu Wort. Den sie zur besten Sendezeit in allen Kanälen erheben dürfen. Was ihn als albern entlarvt.

Die deutschen und andere Medien strotzen von „Israel-Kritik“ und Kritik an der Netanjahu-Regierung. Hunderttausende Israelis übten und üben die ständig selbst – auch mitten im Krieg, während sie um ihre Geiseln bangten. Was ja gerade beweist, dass es ein demokratisches Land ist, anders als alle anderen arabisch-muslimischen ringsum. Und was allein wiederum ein Grund sein müsste, dieses kleine, wundersame, aus der Shoa wiedergeborene Land nicht zu verdammen.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtigen bei
guest
0 Comments
Älteste
Neueste
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Werbung