„Anklickkästen“: Unergonomische Irreführung, um mehr Klicks zu generieren.

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Klick Dich doch endlich tot, Du blöde Sau!

so denken Online-Produktmanager im Geheimen. Der User soll so oft wie nur irgendwie erzwingbar klicken – außer bei Abofallen natürlich, da macht man es ihm leicht, Abzock-Angebote wahrzunehmen.

Mich nervt das ziemlich, da es unnötig Zeit kostet und mir zudem weh tut. Ich habe Probleme mit der Pfote von der dauernden Scheißklickerei. Auch die berüchtigten klickschindenden Foto- oder inzwischen auch Textstrecken („die 500 besten Chef-Witze“) erfordern normalerweise unbedingt einen Mausklick – nur selten tut es die weniger schmerzhafte Rechts-Taste auf dem Keyboard, obwohl die für die Werbeklicks genauso zählt.

Was aber mehr als auffällig ist: Es werden in letzter Zeit immer mehr überflüssige, extra mit der Maus (und natürlich nur mit der Maus, es muß ja gefälligst wehtun!!!) anzukreuzende Kästchen in irgendwelche Vorgänge eingebaut.

So beispielsweise bei jedem, aber wirklich jedem Online-Paketportodruck bei DHL Immer ist irgendwo ganz unauffällig ein Kästchen eingebaut „Ich habe die AGB von DHL gelesen, verstanden und akzeptiert“, das man mit der Maus anpeilen und ankreuzen muß. Ja Himmel! Reicht es denn nicht, die einmal zu lesen und zu akzeptieren? Muß man es jedesmal aufs Neue tun und das auch noch immer mit einem rechtsverbindlichen Mausklick bestätigen?

Na klar, denn ein Klick bedeutet mehr Werbeinnahmen: Jeder übersieht das Kästchen beim ersten Mal, es erscheint eine fehlermeldung, die Seite muß also neu geladen werden, wenn man Pech hat, muß man sogar etliche Eingaben (Paßwort etc.) neu machen -> mehr Seitenzugriffe und damit mehr Werbegeld. Denn Werbung ist heute auf Webseiten überall, selbst wenn man bereits Kunde ist und bereits beispielsweise eine Paketmarke kauft oder eine Bahnfahrkarte, soll man mit Zappel-Ads am liebsten noch aus dem Zahlvorgang herausgelockt werden, diesen abbrechen, um doch lieber etwas anderes zu kaufen!

Oder das da oben. Auf „Stimmen Sie den Nutzungsbedingungen der eBay Community zu“ klickt natürlich jeder auf „Ich bin einverstanden“. Das ist logisch, das ist ergonomisch. Aber das ist natürlich die Klickfalle: Man muß zuvor auch noch „Ich akzeptiere den Grundsatz zur Nutzung der Community.“ ankreuzen. Auch wenn den niemand kennen wird. (Er ist unter diesem Satz als Link versteckt). Das übersieht jeder, die Seite wird ein zweites Mal geladen -> mehr Werbeeinahmen.

Und warum wollte ich überhaupt auf diese Ebay-Seite? Um die Ad-Choice-Werbung abzustellen. Doch dazu ein andermal.

Der kleine Heimwerker präsentiert: „Wir basteln uns ein Atomkraftwerk“

BildMan hat mich gebeten, das doch bitte sein zu lassen. Aber leider höre ich nicht so gut, seitdem ich meine letzte Atombombe in Nachbars Garten getestet habe und dann die Überreste im ICE abtransportieren mußte, weil Sixt entgegen seiner Werbung einfach viel zu teuer ist…

Nein, bei Atomsachen hört der Spaß definitiv auf. Mir ist es auch völlig unverständlich, wieso ausgerechnet Sixt, die normal schon für Fußspuren auf dem Schweller eine „Sonderreinigung“ vom doppelten Mietpreis heimlich nachträglich abbuchen und sich jeder Diskussion verweigern, so angetan von der Idee sind, auf ihren Auto-Sitzen zukünftig auch leuchtende Uran-Krümel vorzufinden.

Doch es gibt leider Mitmenschen, denen es nicht reicht, ein Atomkraftwerk aus Pappe zu bauen. Die den richtigen Wumms wollen.

Wer mich kennt, sollte allerdings wissen, daß das Folgende keinesfalls zur Nachahmung gedacht ist, sondern als warnendes Beispiel, daß Genie und Doofheit mitunter Hand in Hand gehen.

David Charles Hahn war ein Pfadfinder. Ein besonders aktiver. Sogar ein radio-aktiver. Er wollte jede mögliche Auszeichnung, insbesondere das Atomenergie-Ehrenband. Das bekam er auch, mit 14, im Jahre 1991. Die Eltern waren froh, daß er nun kein Nitrogycerin mehr herstellte. Doch er hatte nicht aufgegeben, er wollte lediglich noch mehr.

Zunächst wollte er eine kleine Neutronen-Kanone herstellen. Dazu gab er sich als Physiklehrer aus und befragte alle Atomfachleute. Dann zerlegte er 100 US-Rauchmelder, die im Gegensatz zu den hierzulande erlaubten mit radioaktiven Präparaten arbeiten.

Da er keine halben Sachen macht, kaufte er als nächstes Tausende von Gasglühstrümpfen, die früher aus radioaktivem Thorium 232 bestanden, und veraschte diese. Dann mischte er das Thorium mit dem Lithium aus Lithium-Batterien im Wert von einigen tausend Dollar. Taschengeld hatte er genug.

Auch das führte noch nicht zur ersehnten Strahlenwaffe. Nun kaufte Hahn alte Radium-Uhren auf. Radium-Zifferblatter strahlen Jahrtausende, auch wenn sie nur einige Jahre leuchten – dann hat die Strahlung den Leuchtstoff zerstört. Obwohl schon in den 20er-Jahren Ziffernblattmalerinnen qualvollst an Verstrahlung starben, weil sie von ihren Chefs dazu aufgefordert waren, die mit Radium getränkten Pinsel regelmäßig abzulecken, waren diese Ziffernblätter bis in die 60er-Jahre üblich.

Wenn man genügend Scheiße zusammenrührt, fängt diese schließlich auch irgendwann an zu kochen: Nachdem Hahn auch noch Uran aufgetrieben hatte, baute er in der Gartenhütte alles zu einem Reaktor zusammen. Dieser wurde so radioaktiv, daß er die Radioaktivität schon von weitem messen konnte.

Nun wurde Hahn das Ganze doch unheimlich, und er packte den Reaktor in den Kofferraum seines Sixt-Mietwagens, um ihn wegzuschaffen. Dabei wurde er um 2.40 Uhr nachts am 31. August 1994 von der Polizei aufgehalten. Nachdem er gestand, wurde für 120.000 $ der gesamte Garten seiner Eltern dekontaminiert und abtransportiert. Die 40.000 umliegenden Einwohner von Michigan waren nicht begeistert.

Danach diente Hahn auf der USS Enterprise, nein, nicht dem Raumschiff, sondern einem Flugzeugträger mit acht Atomreaktoren. Ob er auch hier wieder „Experimentiermaterial“ abzweigte, ist unbekannt.

Dazugelernt hat David Charles Hahn nicht. Er schrieb Bücher über seine Experimente, sein Unfug wurde auch mehrfach verfilmt, doch 2007 zerlegte er wieder Rauchmelder. Das Foto zeigt ihn, nachdem er sich mit radioaktiver Strahlung das Gesicht verbrannt hatte und erneut festgenommen wurde.

Kinder, Drogen nehmen ist gar keine so schlechte Idee…eure Nachbarn.

Das Internet befindet sich heute zwischen Düsseldorf und Dortmund….

P1030069crNeulich war ich mal wieder im ICE. Wobei der Triebwagen in der Stadt mit K natürlich prompt krepierte und alles umsteigen mußte.

Doch geärgert hatte ich mich über den betreffenden Wagen schon zuvor:

Ich hatte nämlich mein Motorola Ausflipp-Testgerät noch bei mir und sah das nebenan zu sehende Symbol. Das mir signalisierte:

Dieser Zug ist modern, der hat WLAN, das spart Dir Batteriestrom und Geld. Denn mit einer T-Mobil-Simkarte hast Du auf T-Mobil-WLAN-Hotspots im ICE kostenlosen Zugriff!

Also gab ich im Smartphone den WLAN-Zugriff frei und ließ ihn in das Zug-WLAN einloggen.

Doch das dachte nun gar nicht daran, mir irgendeinen Nutzwert zu bringen:

Es erschien nur eine Informationsseite, daß WLAN in diesem Zug nur zwischen Dortmund und Düsseldorf verfügbar sei.

Super, wenn der betreffende Zug aber dort gar nicht langfährt und ich auch gar nicht extra nach Dortmund fahren will, nur um ins Internet zu gehen!

Und ja, man konnte natürlich trotzdem ins Internet, es ist ja durchaus vorhanden – aber bitte kostenpflichtig, mit Kreditkarte! Nix T-Mobil-Hotspot!!

Auf einem solchen Mini-Bildschirm Kreditkartendaten einzugeben, wäre aussichtslos. Und ich mußte nun WLAN komplett deaktivieren, um überhaupt wieder online gehen zu können – sonst war das Flipout sofort wieder auf der Bahn-Info- und Abzock-Seite.

Schade, daß ich dadurch später im Hotel nicht mitbekam, daß es dort ein wirklich kostenloses WLAN gegeben hätte. Ich wagte es nämlich erst zuhause wieder, WLAN freizugeben, in der Hoffnung, daß niemand einen ICE vor meiner Wohnung parkt.

Mit der überteuerten Kaffeebude „Starbucks“ ist es übrigens genau dasselbe: Die ist für kostenloses WLAN berühmt – in San Franzisco. In Deutschland gibt es dort einen T-Mobil-Hotspot. Und auch dieser geht nur mit Kreditkarte. Wer nur Bargeld dabei hat, hat Pech gehabt. Außer, er geht in ein anderes Kaffeehaus.

Wetab: Glaube keiner Amazon-Rezension, die Du nicht selbst gefälscht hast!

Der Chef von Neofonie (ist das ein Plattenlabel???) wurde dabei erwischt, seinen Ipad-Clone selbst gelobt zu haben. Er trat nun zurück. Ein Einzelfall?

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Sicher nicht. Ich wurde auch schon von einem Verlag, für den ich geschrieben hatte, gebeten, andere Bücher dieses Verlages hochzuloben. Als ich das nicht machte, wurde mein eigenes Werk postwendend runtergeschrieben, und zwar „komischerweise“ genau mit den Kritikpunkten, die der Produktmanager zuvor geäußert hatte.

Das allerdings ist ungewöhnlich, denn natürlich werden die eigenen Produkte normal ausschließlich hochgeschrieben und dann die anderer Verlage miesgemacht. Meist sauplump, sodaß es jeder merkt – spätestens, wenn er auf „Rezensionen dieses Benutzers“ klickt.

Und weil das so ein fest eingeführtes Verfahren ist, werden – ähnlich der Payola in der Plattenbranche – die Verlage kollektiv von allen anderen abgestraft, die nicht mitspielen und sowas nicht tun. Galileo war hiervon beispielsweise schon mehrfach betroffen.

Einmal allerdings hatte ein Autorenpärchen von sich aus hohlgedreht und so schlimm gewütet, daß die Verlage Amazon händeringend darum baten, zukünftig wenigstens nur Leute, die tatsächlich schon mal ein Buch bei Amazon gekauft haben, zum Rezensieren freizugeben. So ist es seitdem auf Amazon.de auch. Es muß allerdings nicht das Buch sein, das sie dann rezensieren – und gelesen haben müssen sie es auch nicht.

Plump ist im Wetab-Fall nur, daß der Geschäftsführer höchstpersönlich versucht hat, zu schummeln, und ungewöhnlich, daß er es nun zugegeben und die Konsequenzen gezogen hat. Allerdings wußte er wohl, daß es ohnehin Zeit war, zu gehen: Wer würde schon etwas kaufen wollen, für das der Hersteller bereits mit den ekligen Schlagworten Multimedia Werbung Paid Content Shopping wirbt? Das also allen anderen dienen soll, nur nicht dem zahlenden Käufer?

Natürlich trifft all dies nicht nur auf Amazon-Rezensionen zu – bei Ebay, Ciao, Qype & Co. läuft es nicht anders. Die Betreiber haben die Funktion „Rezension bewerten“ eingeführt, um diese Probleme etwas in den Griff zu bekommen, und wer zu plump fälscht, fällt auf. Doch „etwas Schwund bleibt immer“, weshalb man einzelnen guten oder schlechten Rezensionen auf solchen Plattformen nie ungeprüft glauben sollte.

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20 Jahre Deutsche Einheit: Darauf einen Schuß!

Der Einheitstaumel von 1990 will 20 Jahre später nicht mehr so recht aufkommen: Ernüchterung ist gefolgt. Denn viele haben vergessen. Die Erinnerungen verklären. Sonst würde man ja auch am Leben verzweifeln. Doch einer hat den Frieden des bequemen Vergessens gestört – mit einem Computerspiel.

BildVolkes Zone -äh- Zorn kocht:

Dieses widerwärtige DDR-Ballerspiel gehört verboten!

Was? In der Tätarä gab es schon Ballerspiele? Etwa auf dem KC-85? Oder dem AC1? Sensationell! Wir im Westen haben dazu mindestens einen 386er gebraucht!

Aber nein, das Spiel ist nicht aus der DDR. Es ist aus der BRD, aus Karlsruhe. Und es gibt es noch gar nicht. Dafür aber jede Menge Ärger!

Ein Spielefreak hat es programmiert, um jenen die deutsch-deutsche Geschichte zu vermitteln, die lieber ballern als lesen.

Zugegeben, als ich dies las, dachte ich auch erstmal

Das ist aber makaber – und geschmacklos.

Ja, das ist es. Das muß es aber leider sein. So wie es die Mauer eben war!

Nur, daß damals keiner wählen konnte, ob er lieber Grenzsoldat oder Flüchtling ist.

Das Spiel bemüht sich, die Realität von 1976 nachzustellen, Point Alpha ist recht zutreffend getroffen, nur die Panzer gehören halt nicht auf den Kolonnenweg, wie sich ehemalige DDR-Grenzer in ihren Foren empören. Na gut, alles weiß Jens M. Stober, der Programmierer, halt doch nicht: er war damals ja nicht dabei. Das Spiel selbst sehen die Ex-Grenzer aber weder als Affront noch als Verherrlichung.

Wohl aber die DDR-Opfer. Die haben nun ernsthaft Angst, die Jugend könnte nun statt Moorhühnern Flüchtlinge schießen und sich dann die Mauer zurückwünschen.

Ja, über Geschmack kann man sicher streiten. Allerdings hat außer einem (inzwischen gesperrten) Trailer und einen paar Screenshots noch niemand das Spiel tatsächlich gesehen. Insofern ist es definitiv zu früh, darüber zu urteilen.

Am lautesten plärrt das Blatt mit den vier Buchstaben. Es war immer gegen die Mauer, zugegeben. Aber als vermeintlich moralische Instanz, die plakatives Verdeutlichen in BILDern ablehnt und das Umsetzen echter Schießereien in Computerspiel-Bilder verurteilt, ist BILD nun definitiv ungeeignet:

Eine öffentliche Rüge erhält die BILD-Zeitung für ihre mehrseitige Berichterstattung unter den Überschriften „Seid ihr immer noch nicht tot?“ sowie „Wie wurde so ein netter Junge zum Amokschützen?“ wegen Verstößen gegen die Ziffern 11 und 8 des Pressekodex. Ein ganzseitiges Bild zeigt den Amokläufer mit gezogener Waffe in einem Kampfanzug. Diese Fotomontage verbunden mit der Überschrift „Seid ihr immer noch nicht tot?“ ist nach Ansicht des Ausschusses unangemessen sensationell. Sie stellt den Amoktäter in einer Heldenpose dar.

Unangemessen sensationell bewertet der Ausschuss auch die Grafik, die eine Situation in einem Klassenzimmer darstellen soll. Die Redaktion zeichnet hier nach, wie der Amokläufer – wieder als Fotomontage im Kampfanzug – eine Lehrerin erschießt. Diese Darstellung der Tötung, gezeigt durch das Nach-Hinten-Überkippen der Lehrerin, hält der Ausschuss mit Blick auf die Hinterbliebenen der Getöteten für eine unangemessen sensationelle Darstellung.

Mitteilung des Deutschen Presserats vom 20.5.2009

Doch „BILD kämpft für Sie“. Notfalls auch an der gefallenen Mauer: Hochschule und Student sind eingeknickt, das Spiel wird nicht wie geplant heute zum kostenlosen Download freigegeben. Vielleicht auch gar nicht mehr: Es soll wegen Gewaltverherrlichung verboten werden. Na das ist ja wie in der … ja, genau!

Deutsch-französische Freundschaft: Arte TV wird 20

Es war ausnahmsweise mal eine brauchbare Idee von Helmut Kohl, zusammen mit Francois Mitterand einen gemeinsamen Kultur-TV-Sender zu gründen. Vor 20 Jahren ging Arte TV auf Sendung.

BildWeit bedeutender für Deutschland war 1990 natürlich der Mauerfall, der zum morgigen Feiertag führte, aber auch das fernsehtechnische Einreißen der „Westgrenze“ war gar nicht so einfach: In Deutschland mißtraute man einem von der Politik eingesetzten Sender angesichts des Mißbrauchs des Rundfunks durch die Nazis und in Frankreich mißtraute man einem Sender mit deutscher Mitwirkung erst recht: „Arte spricht Goebbel’s Sprache“, so das Journal de Dimanche erbost zum Sendestart.

BildHeute hat sich Arte jedoch in Frankreich durchgesetzt, wo auch die Studios stehen, genauer gesagt in Straßburg. Moderationen, Nachrichtensendungen und Magazine werden dort produziert und dann oft deutsch synchronisiert. Andere Filme werden teils nur untertitelt, was im deutschen Fernsehen sonst kaum zu finden ist, doch von Cineasten bevorzugt wird. Und natürlich ist die Spielfilmauswahl auf Arte interessanter als anderswo, da mehr französische und andere fremdsprachige Filme laufen und nicht nur Hollywood inclusive des 100. total lustigen Highschool-Film. Noch interessanter sind jedoch die zahlreichen Dokumentationen – und auch deutsche TV-Filme werden oft in Arte zuerst ausgestrahlt, bevor sie im Letzten oder Zweiten landen.

BildIn Deutschland ist Arte TV dagegen bis heute unverdient ein Nischenprogramm: Die hauptberuflichen Kulturpessimisten sehen sich in Selbstgeißelung lieber Dinge an, von denen sie schon wissen, daß sie ihnen garantiert mißfallen werden, vorzugsweise Schlagerconteste oder RTL2, und echauffieren sich dann lang, breit und oft darüber, wie schlecht das Fernsehen und wie dumm der Zuschauer doch ist. Das marxistisch-leninistisch gebliebene Proletariat sieht dagegen lieber Ostalgie auf mdr und weint seiner in der Wolle lila gefärbten eisernen Kultur-Lady nach.

Natürlich hat Arte dieses Wochenende ein Jubiläums-Feierprogramm installiert, doch ist diesen Monat auch noch einiges anderes Interessantes geboten:

Wer also lieber ins Kino geht, als fernzusehen, angesichts des deutsch-französischen Sauwetters dazu jedoch keine Lust hat, könnte hier durchaus fündig werden und muß nachher auch kein schlechtes Gewissen haben, sich Schrott angeguckt zu haben.

Die Zukunft ist ab morgen Vergangenheit: ORF Futurezone verboten

11 Jahre vorbildliches öffentlich-rechtliches Web sind ab heute abend Geschichte: Der ORF wird um Mitternacht seinem Technikmagazin Futurezone den Stecker ziehen.

ParagraphentasteIn Österreich waren die öffentlich-rechtlichen Webauftritte zwar nie so umstritten wie bei uns. Doch auch dort haben die Verleger „unlauteren Wettbewerb“ geltend gemacht, wenn gebührenfinanzierte Inhalte (öffentlich-rechtlich) mit werbefinanzierten Inhalten (privat) konkurrieren müssen.

Zum 1. Oktober 2010 tritt das neue ORF-Gesetz in Kraft, das am 17. Juni vom Nationalrat verabschiedet worden ist. Laut Artikel 50, Absatz 3 dieses Gesetzes ist es dem ORF unter anderem verboten, futurezone.ORF.at nach elf Jahren des Bestehens weiter zu betreiben.

so der unter dem Titel Down by Law veröffentlichte offizielle Abschied der Redaktion, die immerhin nicht sofort um ihre Jobs fürchten muß. Langfristig ist das aber sicherlich nicht garantiert.

Der gute Name Futurezone wurde vom ORF noch an einen Zeitungsverlag verkauft, auf den man dann auch weiterleiten wird:

Die Adresse futurezone.ORF.at wird ab dem 1. Oktober 2010 automatisch auf die Domain futurezone.at umgeleitet, die einer Tochterfirma der Wiener Tageszeitung „Kurier“ gehört und von einer neuen Redaktion mit Inhalten befüllt werden wird.

Vorausgegangen waren monatelange Proteste des Publikums, doch das änderte natürlich nichts am verabschiedeten Gesetz.

Immerhin: Im Gegensatz zu Deutschland muß das Archiv nicht gelöscht („depubliziert“) werden: alle Inhalte von 2006 bis 2011 sollen weiterhin unter den alten Links erreichbar sein. Hier hat man das WWW offensichtlich etwas besser verstanden als in Deutschland. Und es geht auch nur um das Technikmagazin des ORF, nicht um dessen Webseiten an sich. Nur war die Futurezone halt gerade das Vorzeigebeispiel für interessanten öffentlich-rechtlichen Online-Journalismus.

In Deutschland würde sich dieses Problem allerdings in dieser Form gar nicht stellen, denn da gibt das Fernsehen die lästigen Technik-Inhalte ja schon ganz freiwillig auf

Bionerd23: Experimente mit Quecksilber

Wie fühlt sich Quecksilber auf der nackten Haut an? Ja, sicher interessant – ich möchte es trotzdem lieber nicht wissen, obwohl es vermutlich ungefährlicher ist als Bungeespringen. Manche können ihrer Neugier allerdings nicht wiederstehen.

BildBionerd23, die mir erstmals durch das Video über den Radioaktivitäts-Fund im Prenzlauer Berg, Berlin aufgefalen war, ist eine ungewöhnliche Frau. Manche sagen, sie sei eine Reinkarnation von Marie Curie, die übrigens auch ihr Vorbild ist.

Allerdings: Marie Curie wußte damals noch nicht, was sie tat und daß es ihr Leben kosten würde. Bionerd23 scheint dagegen Experimente mit gefährlichen Dingen geradezu zu lieben, die sie dann auf Youtube zeigt. Meist sind es so kuschlige Sachen wie Pechblende, Uran, Strontium 90 oder Cäsium 137. Oder sie filmt, wie der Arzt ihr eine Spritze mit radioaktivem Technetium setzt und kocht nachher ihren Urin ein, um ein weiteres radioaktives Element in ihre Sammlung aufzunehmen.

Hier ist sie dagegen mal nicht „strahlend“ und läßt sich „nur“ Quecksilber über die Hand laufen:

Experimente mit Quecksilber

Experimente mit Quecksilber 2

Experimente mit Quecksilber 3

Experimente mit Quecksilber 4

Durchaus gruslig, sehr interessant, und auf jeden Fall 1000 mal intelligenter und ungefährlicher als die unzähligen Youtube-Videos, auf denen irgendwelche kompletten Vollidioten Quecksilberdampf-Hochdrucklampen oder Leuchtstofflampen in der Mikrowelle explodieren oder mit Feuerwerk explodieren lassen!

Dennoch: Sich Quecksilber direkt über die nackte Haut laufen zu lassen und zu sagen, es fühle sich angenehm an…na einen Handkuß sollte man dieser Dame besser nicht geben! (aber vielleicht ist das ja gerade, was sie damit bezweckt…).

Methylquecksilber ist dagegen eine der giftigsten Substanzen überhaupt, hat in Japan Schlimmeres angerichtet als Contergan und hat schon Wissenschaftler qualvoll sterben lassen, weil es auf ihren Latexhandschuh geraten war.

Also bitte: Anschauen, aber nicht nachmachen!

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Kollosaler Nazibau: Die Kongreßhalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände Nürnberg

50.000 Nazis auf einmal erschlagen? Das hätten diese beinahe selbst zustande gebracht, als sie das Kolloseum in Rom mit einem monströsen Bau in Nürnberg noch übertrumpfen wollten.

P1030041crDie Dutzendteiche in Nürnberg waren eigentlich seit dem Mittelalter ein Wasserspeicher, aus dem Stadt und Fabriken versorgt wurden, und ein Naherholungsgelände, um eine Vokabel der 70er wieder aufzugreifen, mit Volksfest und Tiergarten.

Bis in den 30ern die Nazis an die Macht kamen. Da hatte das Vergnügen nun dem Aufmarsch und dem Blick auf den Führer zu weichen. Der Tierpark, ein Leuchtturm (!) und ein Teil der Teiche verschwanden.

P1030043crDas Zeppelinfeld im ehemaligen Nürnberger Reichsparteitaggelände kennt man, auf dem zuvor ebenjene Luftschiffe landeten. Hitler ließ dort stattdessen SA, SS, Wehrmacht & Co. aufmarschieren. Die Amerikaner nutzten das Gelände nach 1945 dann für etwas ganz anderes, nämlich als soldier field. Heute finden unter anderem Rockkkonzerte auf dem Betonfeld statt, ansonsten wird der ehemalige Park nun als Park-Platz genutzt.

P1030044crWeniger bekannt ist die Kongreßhalle. Auch für diese wurden KZ-Zwangsarbeiter zu Tode geschunden und Unmengen Stein angeschleppt. Sie sollte größer und eindrucksvoller als das Kolloseum in Rom werden – eine 70 m hohe Versammlungshalle für 50.000 Parteimitglieder. Damit diese nicht im Regen stehen, sollte sie von einem Flachdach von 175 x 155 m überdeckt werden – freitragend, ohne Stützsäulen.

P1030045crDoch dann ging den Nazis das Geld aus – es entstand nur ein 39 m hoher Torso ohne Dach. Das allerdings hätte ohnehin nie gehalten – eine solche Größe ist freitragend auch mit modernen Materialien nicht als Stein-Flachdach realiserbar: Das Vorbild, das Kolloseum in Rom, hatte Zelttuch verwendet.

Heute ist das gesamte Gelände frei zu besichtigen, nur in einem Teil des Kongreßhallen-Torsos sind Lagerräume und Büros untergebracht. Auch die Kongreßhalle huldigt heute einem anderen Kult: dem Automobil – auch sie wird als Parkplatz genutzt.

Aber es wäre eine Ironie der Geschichte geworden, wenn auf diese Art den selbsternannten nazi-germanischen Göttern der Himmel auf den Kopf gefallen wäre…

(Alle Bilder: Jo Frank)

„Freundeskreise Sarrazin und Kachelmann“: Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr

Spam nervt. Ob für Viagra oder deren Nutzer. Oder: Wie man den Ruf eines Wettermannes endgültig ruiniert.

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Wer das Internet nicht erst seit gestern nutzt, hat mit Spam in drei- bis vierstelligen Mengen täglich zu kämpfen. Ärgerlich, wenn wie einst bei Compuserve überhaupt nur 100 Mails ins Postfach passen. Oder wenn jemand auf seinem Handy, Fax oder telefonisch zugespammt wird.

Spamfilter führen wiederum dazu, daß irgendwann genau die entscheidende Mail des Chefs verloren geht.

Wer etwas per Spam bewirbt, macht damit automatisch das betreffende Produkt unglaubwürdig – so geschehen beispielsweise mit sogenannten rauchlosen elektrischen Zigaretten, dem Ipad oder altehrwürdigen Institutionen wie Neckermann. Nur Viagra wird trotz Spam noch gekauft.

Mitunter wird deshalb auch per „Joe-Job“ ein Produkt von einem Wettbewerber absichtlich „verspammt“.

Man muß sich deshalb schon fragen, wer momentan einen solchen Haß auf Thilo Sarrazin und Jörg Kachelmann vor sich her schiebt, daß er unsereins mehrmals täglich auf allen verfügbaren Kanälen mit Massenmails wie „Danke Thilo – Freundeskreis Sarrazin“ oder „Free Kachelmann“ beschießt. Wobei „Free Kachelmann“ an die Delphinschmonzette „Free Willy“ erinnern will, doch angesichts des intensiven Liebeslebens des Herrn Kachelmann, dem er den aktuellen Schlamassel ja zu verdanken hat, eher zur Assoziation „Free Kachelmanns Willy“ führt – was so ziemlich das Letzte ist, was er jetzt noch brauchen kann.

Moin, Moin rdammallann !

Der Prozeß gegen den Wetter-Moderator Kachelmann hat begonnen und es wirklich eine Unverschämtheit, was man diesem Mann antun will.

Habe heute eine nette Aktion entdeckt, welche Online-Unterschriften sammelt mit folgender Forderung:

Wir wollen Jörg Kachelmann wieder als Wetter-Moderator!

Die mediale Hetze der gleichgeschalteten Medien gegen Jörg Kachelmann ist unerträglich!

Wir fordern die Wiedereinstellung von Jörg Kachelmann als Wetter-Moderator!

Es ist unerträglich wie diverse Ex-Geliebte das Leben eines Mannes systematisch zerstören wollen. Dem muß ein Ende gesetzt werden.

Alle Infos dazu finden Sie hier:

[zensiert]

oder (alle Tippfehler original)

HuHu ofg !

Meinungsfreiheit muß man schützen !

Man kann zu Thilo Sarrazin und seinem Buch stehen wie man will, aber es geht hier nicht nur um die Person Thilo Sarrazin, sondern auch im den Schutz unserer Demokratie und insbesondere im den Schutz der Meinungsfreiheit in unserem Land.

Deshalb sind alle Demokraten aufgefordert, sich bei dieser
Unterstützungliste einzutragen, und somit für den Schutz der
Meinungsfreiheit einzustehen.

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Macht mit! Bitte leitet diese eMail an alle Freunde & Bekannte weiter, informiert in Foren, Communities, Blogs und Chats über diese
Unterstützerliste oder auch per Messenger (ICQ, MSN, usw.). Mach mit und helfe die Meinungsfreiheit zu schüzen!
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Fest steht jedenfalls: Beide Herren werden mir zusehends unsymphatischer, obwohl eine Steigerung zumindest bei einem von ihnen eigentlich gar nicht mehr möglich schien. Und das dürfte nicht nur mir so gehen. Es fehlt nur noch, daß die „Laßt Rudolf Heß frei“-Mails wieder losgehen, bei denen es anscheinend völlig egal ist, daß dieser schon Jahre vor dem Siegeszug des Internets final unter Tage verlegt worden war. Der sprachliche Duktus („die mediale Hetze der gleichgeschalteten Medien“) ist schließlich genau derselbe…