Dierkes‘ Comeback

Der Duisburger Linke Herrmann Dierkes, der infolge massiven öffentlichen Druckes von seiner Kandidatur zum Oberbürgermeister und seinem Amt des Ratsfraktionsvorsitzenden seiner Partei zurücktreten mußte, ist bei seinen örtlichen Parteifreunden weiterhin wohlgelitten. Von Thomas Meiser

Hermann Dierkes. Foto: Die Linke/Duisburg
Der Duisburger Linke Herrmann Dierkes, der infolge massiven öffentlichen Druckes von seiner Kandidatur zum Oberbürgermeister und seinem Amt des Ratsfraktionsvorsitzenden seiner Partei zurücktreten mußte, ist bei seinen örtlichen Parteifreunden weiterhin wohlgelitten.

Dierkes hatte einen Boycott israelischer Waren vorgeschlagen, "um den Druck auf Israel für eine andere Politik gegenüber den Palästinensernzu verstärken".
Auf der gestrigen Mitgliederversammlung seiner Partei warb der bekennende Trotzkist um Vetrauen in seine Person: "Ich bin bereit, weiterhin den Fraktionsvorsitz zu machen und bitte um Eure Zustimmung."

Die knapp 50 Teilnehmer der Versammlung stellten sich einstimmig hinter Dierkes und ermutigten ihre Leitfigur anschließend mit Standing Ovations. Vorausgegangen war dem eine emotionale Rede des Transportfacharbeiters im Ruhestand, in der dieser bekannte, er habe zwar durch die "ungeheuere Schmutzkampagne richtig eine gezimmert gekriegt" und wäre "zu Boden gegangen", nunmehr wäre er "aber wieder da".

Dierkes räumte ein, "daß zu dem Thema schwierig zu diskutieren wäre",
er habe "möglicherweise eine falsche Aussage gemacht" – wünschte sich jedoch, daß "das Thema Sanktionen, bei einer Regierung, die die Menschenrechte mit Füßen tritt, in meiner Partei legitim diskutiert werden kann".

Nach Dierkes‘ Festellungen handelte es sich bei dem Proteststurm gegen
ihn, bei dem sich auch führende Mitglieder der Linkspartei auf Bundesebene und im Ruhrgebiet gegen ihn aussprachen, ohnehin "nur um eine ganz bewußte Intrige, die von den Sozialdemokraten eingestielt worden ist". Er hätte sich jedenfalls gewünscht, daß die Parteioberen ihn "davor geschützt hätten".

Sich eindeutig gegen einen Israelboycott auszusprechen, vermochte indes die Duisburger Parteiversammlung nicht: Ein Antrag, nach dem ein Warenboycott gegen Israel für die Kreispartei nicht in Frage käme, wurde mit einem Geschäftsordnungstrick verhindert. Die Versammlung entschied, der Antrag nicht zu befassen. Mit einer Gegenstimme. Der des Antragstellers.

Hintergrund:

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Amokexperten bei Plasberg

Frank Plasberg hat das heutige Thema von Hart aber fair geändert. Nach dem Amoklauf von Winnenden lautet es nun "Schule der Angst – was macht Kinder zu Amokläufern?".

Frank Plasberg Foto: WDR

Zur Teilnahme des Talks in Berlin konnten  kurzfristig bekannte Amokexperten wie Wolfgang Bosbach, der stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion und der niedersächsische Kriminologe Prof. Christian Pfeiffer, die Psychologin Rebecca Bondü und der Journalist Tom Westerholt bewegt werden. Während Bosbach wohl einfach heute Abend nichts Besseres vor hattte, kann man davon ausgehen, dass Pfeiffer wieder einmal die Gelegenheit nutzen wird, auf die Gefahr von Computerspielen für die zarte Seele von Jugendlichen hinzuweisen. Bekanntlich starben die Opfer des heutigen Vormittags ja nicht an Kugeln aus einer Waffe, die der Täter wohl seinem Vater geklaut hatte, sondern an  Ballerspielen. Gegenhalten wird wohl Westerholt, der selbst  Computerspiele bespricht.  Mich  persönlich würde ja unter anderem interessieren, warum in diesem Land so viele Schußwaffen herum liegen, wieso beinahe jeder Trottel sie bekommen kann und wieso ein Privatmann, der Vater des Täters, gleich 16 davon in seiner Wohnung hatte.  

Aber nein, wir kennen ja den Satz aus "Thank you for Smoking": Waffen töten keine Menschen. Menschen töten Menschen. 

„Nächstes Jahr sehen wir mehr Rot auf der Karte“

Creditreform hat heute über die Pleitegefahren bei Unternehmen informiert. Besonders Firmen in Bochum, Gelsenkirchen, Bottrop, Hamm, Herne und den Kreisen Recklinghausen und Unna ging es schon 2008 schlecht. Aber dafür sind die Aussichten für 2009 auch besonders trübe.

Thomas Ganzel, der Geschäftsführer der Wirtschaftsauskunft Creditreform in Bochum, ist ein Mann an der Basis der Wirtschaft. Zu seinem Geschäft gehört es, für seine Kunden die Solvenz derer Kunden einzuschätzen, und wenn die nicht zahlen können, das Geld auch gleich einzutreiben. Ganzel und seine Kollegen spüren also sehr früh, wenn es in der Wirtschaft hakt, wenn Unternehmen ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können oder gleich Insolvenz anmelden.

Und das tun sie immer öfter, sagte Ganzel auf der heutigen Pressekonferenz, auf der er über die wirtschaftliche Lage der Unternehmen informierte: „Vor allem die kleinen Unternehmen, die in den guten Jahren keine Rücklagen gebildet haben, machen jetzt zu oder kämpfen um ihr Überleben.“  Ihn stört, dass alle nur auf Opel oder Schaeffler schauen: „90 Prozent der Unternehmen haben weniger als zehn Angestellte. Hier sind die Arbeitsplätze, und von diesen kleinen Unternehmen kämpfen immer mehr um ihr Überleben.“

Besonders hart sind die Gründer betroffen. Sie haben, oftmals aus der Arbeitslosigkeit heraus, ein kleines Unternehmen aufgebaut – animiert durch die verschiedenen Gründungsoffensiven der Städte, Länder und des Bundes. Zeit, Rücklagen für die Krise zurückzulegen, hatten sie nicht. Und jetzt ist sie da. Es betrifft im Moment vor allem Kioske, Kneipen, kleine Einzelhändler und kleine Speditionen. Die Unternehmen also, die man mit der Abfindung aus dem letzten Job gerade so gründen konnte. Fast 500 von ihnen können allein in Bochum ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen oder sind schon pleite.

Sie sind nicht alleine: Bundesweit können 2,25 der Unternehmen ihre Rechnungen kaum oder gar nicht mehr bezahlen. Sie gelten mindestens als hochgefährdet. In NRW liegt die Quote bei 2,48 Prozent, und in Bochum, Gelsenkirchen, Bottrop, Hamm, Herne und den Kreisen Recklinghausen und Unna liegt die Quote bei über drei Prozent. Sie alle sind auf der Credireform-Karte mit einem hellen Rot gekennzeichnet. Das wird nicht so bleiben: „Herne wird in diesem Jahr in die Liste der schlimmsten Pleite-Standorte vorrücken. Bochum und der Kreis Recklinghausen können es auch noch schaffen, in diese traurige Riege vorzurücken.“ Insgesamt, da ist sich Ganzel sicher, wird die Karte, die er auf der Pressekonferenz im kommenden Jahr präsentieren wird, röter werden.

Und was kann getan werden? Nach Ganzels Ansicht nicht viel: „Der Staat kann schauen seine Rechnungen gegenüber Mittelständlern schneller zu bezahlen. In dieser Frage ist im Ruhrgebiet nur Dortmund mustergültig.“ Und er sollte nicht versuchen, Firmen, die vor der Pleite stehen, vor dem Untergang zu wahren. „Opel hat keine Chance. Wir sollten uns jetzt überlegen, was in Zukunft auf den Opel-Flächen passieren soll und dafür Geld ausgeben.“ Und nicht für die Rettung Opels.

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Malte Hinz wirft hin

Schon als er im Dezember zum Chefredaktuer der Westfälischen Rundschau ernannt wurde, kam Kritik auf. Nun hat der DJU-Bundesvorsitzende Malte Hinz seinen Posten als Gewerkschaftschef aufgegeben.

Denn die Mitarbeiter der WAZ-Mediengruppe sind seit Monaten ín Sorge um ihre Jobs: 300 Redakteursstellen sollen abgebaut und Redaktionen geschlossen werden. Das in so einer Zeit ausgerechnet der Chef der Deutschen Journalisten Union (DJU) Malte Hinz zum Chefredakteur der WAZ-Zeitung Westfälische Rundschau befördert wurde, stieß vielen Mitarbeitern übel auf. Von Verrat war im WAZ-kritischen Blog Medienmoral-NRW damals die Rede.

Davon will Hinz nichts wissen. Der Grund seines Rücktritts ist seiner Darstellung nach die Doppelbelastung: „Nach reiflicher Überlegung bin ich zu der Entscheidung gelangt, mein Mandat im dju-Bundesvorstand niederzulegen. Dieser Schritt fällt mir nach über 30-jähriger ehrenamtlicher gewerkschaftlicher Arbeit schwer. Ich bin allerdings zu der Überzeugung gelangt, dass auch meine Kraft begrenzt ist und erkennbar nicht ausreichen wird, um der beruflichen Aufgabe als Chefredakteur der Westfälischen Rundschau und den herausgehobenen Funktionen in meiner Gewerkschaft in gleicher Weise gerecht zu werden. In der schwierigen Situation, in der sich die Westfälische Rundschau bekanntlich befindet, muss meine gesamte Kraft den Interessen der dort Beschäftigten und dem Blatt insgesamt gelten.“

Nunja, um gleichzeitig Chef und Arbeitnehmervertreter zu sein braucht man wohl nicht nur viel Kraft sondern wohl auch eine ordentliche Schizophrenie.

Upgrade: Am Ende: Waldorfschüler ohne Abschluss?

Dass ein Kind die Schule ohne Abschluss verlässt, ist für viele Eltern eine Horrorvision. An Waldorfschulen in NRW könnte sie im Sommer wahr werden, denn zum ersten Mal werden auch Waldorfschüler zentral geprüft. In Bochum droht angeblich zwei von drei Kindern das schulische Aus.

Rudolf Steiner Schule in Bochum-Langendreer Foto: Ruhrbarone

Waldorfschulen sind für viele Eltern eine Alternative zu den konventionellen staatlichen Schulen. Das ursprünglich vom Anthroposophen Rudolf Steiner entwickelte pädagogische Konzept soll angeblich die Kreativität der Kinder fördern und sie in einer Atmosphäre ohne Leistungsdruck groß werden lassen. Noten gibt es an den Waldorfschulen erst spät, der  Unterricht in Chemie und Physik setzt eher auf das intuitive Erfassen von Naturphänomen, denn auf die Vermittlungen nüchterner Fakten. Und durch das Tanzen in weitern Gewändern sollen auch pubertierende Jugendliche ein besseres Körpergefühl entwickeln. Kritiker bemängeln, an der Waldorfschule werde ein krudes Geschichtsbild vermittelt, in dem die mythische Insel Atlantis und griechische Sagen im Zentrum des Interesses stünden. Auch Rassismusvorwürfe gegen Steiner und die Waldorfpädagogik sorgten immer wieder für  Schlagzeilen.

Im  Sommer dürften die Waldorfschulen wieder ins Zentrum des Interesses rücken: denn dann werden in NRW erstmals auch die Waldorfschüler  zentral geprüft. Das Ergebnis dieser Prüfung könnte für die Steiner-Schulen zum Desaster werden. An der Rudolf-Steiner-Schule in Bochum wurden nach uns vorliegenden Informationen vor kurzem Eltern einer der beiden Abschlussklassen des nicht förderschulischen Bereichs darüber informiert, dass zwei Drittel der Kinder kaum eine Chance auf einen Schulabschluss hätten. Gabriele Kallis, die Abschlussbeauftragte der Rudolf Steiner Schule bestreitet  die  uns zugetragenen Aussagen: "Unsere Schüler werden in diesem Jahr in der 11. und 12. Klasse  ihren Fachoberschulreife oder ihren Hauptschulabschluss machen. An dem kommenden Jahr werden diese Abschlüsse dann nur noch in  der 11. abgelegt werden können. Bei einigen wenigen Kindern haben wir den Eltern geraten, sie anstatt für die Fachoberschulreife für die Prüfung zum Hauptschulabschluss anzumelden. Natürlich kann es mal vorkommen, dass ein Schüler keinen Abschluss macht, aber das sind bei uns sehr seltene Ausnahmen und das wird auch in diesem Jahr so sein." Es gäbe keine massenhaft negative Prognose.

Dass Waldorfpädagogen allerdings mit Sorge auf die Zentralprüfungen des kommenden Sommers blicken, ist seit dem vergangenem Jahr klar, als sie gegenüber der Landesregierung ihren Unmut gegenüber der Prüfungsordnung deutlich machten. Sie wurden dabei von der grünen Landtagsabgeordneten Sigrid Beer unterstützt, die sich vor allem gegen die hohe Bedeutung der schriftlichen Prüfungen wandte und  – wie die Waldorfpädagogen – die  Berücksichtigung der mündlichen Noten für das Prüfungsergebnis forderte.

Für die ehemalige Waldorflehrerin Heidrun G.* eine Scheindiskussion: "Die Einbeziehung der  mündlichen Waldorfnoten würde jede  Vergleichbarkeit  der Noten ad absurdum führen. Die Waldorfschulen wollen eine Ausnahmeregelung, um ihr Versagen als Schulen zu kaschieren." G. würde es nicht überraschen, wenn im Sommer viele Waldorfschüler ohne Abschluss dastehen würden: "Den Kindern wird vor allem das Reproduzieren beigebracht, eine kritische Auseinandersetzung mit Inhalten und selbstständiges Arbeiten findet kaum statt. Der naturwissenschaftlich-mathematische Unterricht ist eine Katastrophe und viele, vor allem leistungsstarke Kinder, langweilen sich bei dem niedrigen Niveau des Unterrichts." Ein Problem sei, dass in vielen Waldorfschulen immer mehr Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf gemeinsam mit  Kindern ohne Entwicklungsdefiziten unterrichtet würden – anders als an der Bochumer Rudolf-Steiner-Schule, wo es einen eigenen Förderzweig gibt: "Dieser integrative Unterricht ist eigentlich eine gute Sache, aber nicht unter Waldorfbedingungen: Integrativer Unterricht braucht kleine Klassen und zusätzliche Lehrer mit einer sonderpädagogischen Qualifikation. Beides ist an Waldorfschulen nicht die Regel. Den Preis zahlen die Kinder."

*Name geändert

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