Schacht 8: Soziokultur light

In den 90er Jahren war der Schacht 8 in Marl eines der wichtigsten soziokulturellen Zentren des Revier – 2001 kam dann das vorläufige Aus. Nun soll es wieder losgehen. Ganz ordentlich.

Der Kreis Recklinghausen ist nicht gerade bekannt für sein aufregendes Nachtleben: Das Flexi in Recklinghausen Süd – ältere Menschen werden sich noch daran erinnern – wurde durch immer absudere Auflagen so lange gefoltert, bis es schließlich geschlossen wurde und auch der Schacht 8 in Marl hatte ein ähnliches Schicksal:  Zur dauerhaften Finanznot gesellte sich noch der Ärger mit querulantisch-veranlagten Nachbarn und so kam 2001 dann das endgültige Aus für den Schacht 8.

Nun soll es  weiter gehen – eine gute Nachricht für die Stadt Marl, denn so muss sie  die in den Jahren 1993 und 1995 bereits für die Herrichtung des soziokulturellen Zentrums gezahlten Fördermittel nicht mehr zurückzahlen. Die Landesregierung hat einen Schacht8-light akzeptiert: Konzerte und Party, einst die Aushängeschilder des Schachtes, wird es nicht mehr geben. Stattdessen Veranstaltungen, die eigentlich überall stattfinden könnten und für die es auch im Kreis Recklinghausen und sogar in Marl genug Räume gibt: Kabarett und Kleinstkunst statt Party und Pogo. Hui klingt das spannend. Und natürlich soll auch die Qualifizierung von Jugendlichen künftig im Mittelpunkt stehen. Hoffentlich stören die nicht auch die hellhörigen Nachbarn.   

Aufguss 2008 – Coffee & TV lässt wählen

Coffee & TV bereitet den Aufguss 2008: In 20 Kategorien "die besten Irgendwasse des zurückliegenden Kalenderjahres" geählt werden.

In 20 Kategorien wie "Album des Jahres", "Beste Fernsehserie" oder "Beste Website" können die Leser ihre Lieblinge angeben und mit ein wenig Glück auch etwas gewinnen. Zum Beispiel Grand Hotel van Cleef Fanpakete oder ein Mixtape von Coffee & TV.
Mit große Spannung wird in Berlin sicher auch die Wahl zum "Depp des Jahres" erwartet. Im vergangenen Jahr sicherte sich Wolfgang Schäuble diesen begehrten Preis – mal schauen, ob es für ihn auch in diesem Jahr wieder reicht.

Hier geht es zur Wahl

Gewerkschaftsfunktionär wird WR-Chef

Kurz vor der Betriebsversammlung am morgigen Freitag in der Lichtburg muss sich ein Kollege aus der WAZ-Gruppe keinen Sorgen um seinen Job machen.

Malte Hinz, seines Zeichens Vorsitzender der Deutschen Journalisten Union (DJU) bei verdi, wird neue Chefredakteur der Westfälischen Rundschau. Er folgt nach einem Bericht der FAZ der bisherigen WR-Chefin Kathrin Lenzer, die überraschend gekündigt hat und sofort beurlaubt wurde.

Im Blog der WAZ-Mitarbeiter hält sich die Begeisterung über die Berufung von Hinz, der auch im Betriebsrat der WAZ-Gruppe ist, in Grenzen. Was die FAZ als einen "geschickten Schachzug der Geschäftsführung" bezeichnet, kommentieren die WAZ-Mitarbeiter in ihrem Blog durchaus differenziert.   

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Arbeitsmarkt: Die Welle baut sich auf

In den Arbeitsagenturen des Landes stehen die Unternehmen Schlange. Der Grund: Sie lassen sich über Kurzarbeit beraten. Auf den Arbeitsmarkt kommen harte Zeiten zu.

"Die Abfolge ist folgendermaßen: Erst bauen die Unternehmen die Zeitarbeiter ab, dann werden die befristeten Verträge nicht verlängert, schließlich werden die Überstundenkonten abgefeiert", dass alles oist, so Werner Marquis, der Sprecher des Arbeitsagentur in NRW, in den letzten Wochen und Monaten passiert. Jetzt kommen die nächsten Schritte: "Von August auf September ist die Zahl der Kurzarbeiter in NRW um 25 % gestiegen. Über die aktuelle Entwicklung haben wir noch keine sicheren Zahlen, aber die Zahl der Kurzarbeiter wird sich in den nächsten Wochen steigen – um deutlich mehr als das Doppelte." Aktuell sind in NRW 14.600 Menschen von Kurzarbeit betroffen. Die Zahl wird sich also bald vervielfachen.

Und nach der Kurzarbeit kommen die Massenentlassungen – über die Voranfragen für Massenentlassungen gibt es allerdings keine  Zahlen.  Und Marquis, seit über 20 Jahren im Job, glaubt auch, dass es noch ein paar Monate dauern wird, bis die Industrie Massenentlassungen vornehmen wird: "März, April und Mai werden die Monaten der Wahrheit." Für sechs Monate kann Kurzarbeit von den Unternehmen beantragt werden. In Ausnahmefällen kann diese Zeit auf bis zu 24 Monaten verlängert werden.

Allerdings seien viele Unternehmen mitterwerweile so schlank aufgestellt, dass sie sich nicht mehr ohne weiteres von Fachkräften trennen werden: "Wer Fachkräfte entlässt, muss häufig ganze Betriebsteile endgültig schließen. Die Unternehmen haben bei ihrer Kernbelegschaft kaum noch Spielräume." Und Fachkräfte sind rar – wer sich jetzt von ihnen trennt, wird  beim nächsten Aufschwung  kein Personal mehr haben, um  zu den Gewinnern zu gehören. Sie sind sogar jetzt noch gesucht: "Zerspaner und Fräser gibt es auf dem Arbeitsmarkt nicht.  Jedes Unternehmen wird sich gut überlegen, sich von diesen hochqualifizierten Leuten  zu trennen." Die Verlierer der Krise würden jetzt aber schon feststehen: Schlechtqualifizierte.

Aber alles, so Marquis, sei letztendlich eine Frage der Konjunktur. Die Welle auf dem Arbeitsmarkt baut sich auf, sprunghaft, jetzt wird es schnell gehen, und wenn sich nicht alles ganz anders entwickelt, als es jeder Experte voraussagt, wird es ein Frühjahr mit sehr schlechten Nachrichten.

 

Süddeutsche: WAZ-Berater empfehlen Aus für 261 Redakteure

Nach einem Bericht der Süddeutsche Zeitung empfiehlt die Unternehmensberatung Schickler der WAZ den Abbau von 261 Redakteursstellen.

150 dieser Stellen sollen über Teilzeit und Altersteilzeit abgfedert werden. 111 Redakteuren droht somit nach diesen Plänen die Kündigung. Besonders die Lokalredaktionen wird es hart treffen: Im Bereich der zentralen Kompetenz der WAZ sollen insgesamt 209 Stellen gestrichen werden. Der Produktionspreis für eine Lokalseite soll künftig bei 300 Euro liegen.

Nach den der Süddeutschen vorliegenden Zahlen macht nur noch die WAZ Gewinne: 20 Millionen Euro in den ersten drei Quartalen 2008. WR , NRZ und WP haben indes wohl Verluste von 30 Millionen eingefahren. Ingesamt haben die WAZ-Titel damit einen Verlust von 10 Millionen Euro verursacht. Eine Menge Geld, aber angesichts der vielen Jahre, in denen die Zeitungen ihren Besitzern gute Gewinne gebracht haben kein Grund für Massenentlassungen. Ob sich die WAZ-Leitung an die Empfehlungen der Berater richten wird ist auch noch nicht sicher.

Laut Meedia wird es künftig an keinem Ort mehr zwei Lokalredaktionen geben: Der Marktführer übernimmt. Betroffen sein würden  von diesen Maßnahme wohl vor allem die Lokalredaktionen der NRZ im zentralen Ruhrgebiet. 
     
Für einen Überblick über die WAZ-Krise möchte ich  an dieser Stelle noch einmal die Serie auf Pottblog empfehlen

Klink will Grundsatzrede halten

Auf der Sitzung des Ruhrparlaments am kommenden Montag wird RVR-Chef Heinz Dieter Klink eine Grundsatzrede halten.

Thema des Beitrages, der im Augenblick gleich mehrere Redenschreiber beim Regionalverband beschäftigt, ist  die Zukunft des RVR und seine strategische Ausrichtung. Klink wird mit dieser Rede erklären müssen, wie der Verband mit der Regionalplanung umgehen will, die  er im kommenden Jahr von der Landesregierung übertragen bekommt. Wünschenswert wäre auch so etwas wie die Entwicklung einer Idee, wie sich das Ruhrgebiet und der RVR künftig entwickeln sollen – und wie er gedenkt seinen Verband auf die neuen Aufgaben auszurichten .

Klink könnte auch zu Forderungen wie der Direktwahl eines Ruhrparlaments Stellung beziehen und skizzieren, wie die künftige Zusammenarbeit des RVR mit den Städten aussehen wird. Wahrscheinlich ist hingegen, das Klink wieder über angebliche Staatskommissare schwadronieren wird, wie er das bei seiner Rede zur Gründung der Stadt Ruhr im Musiktheater getan hat, obwohl es niemanden gibt, der solche einzuführen gedenkt. Aber vielleicht, ganz vielleicht ergreift er ja die Chance, die sein Amt ihm bietet, vielleicht hat er endlich den Mut sich für die Region einzusetzen und Forderungen für das Ruhrgebiet zu zu formulieren. Ob ich daran glaube? Nö.

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Kurzarbeit bei Coolibri

Das Stadtmagazin Coolibri hat Kurzarbeit angemeldet

Schlechte Nachrichten für die Coolibri-Besatzung gegen Ende des Jubiläumsjahres: 25 Jahre nach seiner Gründung musste das auflagenstärkste Stadtmagazin der Republik Kurzarbeit anmelden.

In den 25 Jahren seines Bestehens gelang es Coolibri sich im Ruhrgebiet als führendes Stadtmagazin zu etablieren. Wettbewerber wie das MARABO überlebten entweder nicht oder wurden, wie der Prinz, auf die Plätze verwiesen. Coolibri erscheint neben dem Ruhrgebiet noch in den Großräumen Wuppertal und Düsseldorf.  Heute hat Coolibri nach IVW-Angaben eine Gesamtverbreitung von mehr als 208.000 Exemplaren. Im Ruhrgebiet liegt die Verbreiitung bei über 130.000 Exemplaren. Zum Vergleich: Der Verkaufstitel Tip aus Berlin, so etwas wie die Referenz in diesem Segment, hat eine Verbreitung von gut 48.000 Exemplaren.

Stadtmagazine haben seit Jahren eine Reihe von Problemen: Zum einen sind die für die Branche wichtigen Tabakanzeigen durch das Werbeverbot komplett weggefallen, zum anderen sind relevante Kleinanzeigenmärkte wie die Kontaktanzeigen dabei, ins Internet abzuwandern. Im Internet ist Coolibri publizistisch erst spät aktiv geworden: Lange Zeit hatte das Magazin nur eine Visitenkarte im Internet, die sich vor allem an Inserenten wandte. Im Herbst startete Coolibri dann mit dem Launch einer eigenen Internetseite, der von dem Kalender des Magazins dominiert wird und meiner Ansicht nach nicht nur von der Zahl der Veranstaltungen sondern auch von der Benutzung her der beste Online-Kalender ist, den ich kenne. Auch die Kleinanzeigen finden sich nun online. Coolibri.de ist allerdings noch immer eine Baustelle und befindet sich noch in der Entwicklung.

Ein Verleger

Sicher hat Thomas Knüwer in vielem Recht, wenn er beschreibt, wie sich die Journalismus wird ändern müssen.

Aber es tut auch gut, das Interview mit Condé-Nast-Chef Jonathan Newhouse in der FAZ zu lesen. So klingen Verleger. Newhouse setzt auf Qualität, hat Durchhaltevermögen und macht sich keine Illusionen, wenn er sagt "Wir befinden uns in einem Wettbewerb um Aufmerksamkeit, der sich nach Darwins Evolutionslehre gestaltet. Die Aufmerksamkeit des Publikums, die Lesezeit, verteilt sich auf Magazine, auf Zeitungen und auf das Internet. In diesem Wettstreit befinden wir uns. Manche Verleger haben den Glauben an Print verloren – das gibt uns bei Condé Nast neue Chancen."
OK, ich bin kein großer Leser von Condé-Nast-Produkten. Vanity Fair hat mir nicht gefallen, Vogue interessiert mich nicht und Glamour auch nicht. Nicht meine Welt. Aber die Art und Weise, mit der sich Newhouse für seine Produkte einsetzt, wie er die Arbeit seines Hauses beschreibt,  die langfristig orientiert und nicht von Bilanzbuchhalter getrieben ist, ist einfach schön und zeugt von einer Liebe zum Produkt. Sicher, es werden nicht alle Titel überleben. Viele Zeitungen und Magazin werden gegen die Wand fahren. Die Mediennutzung ändert sich –  Print und auch das Fernsehen werden Leser und Zuschauer  verlieren. Das Internet gewinnt – keine Frage. Aber egal auf welchem Trägermedium – es werden die Magazine, Zeitungen, Webseiten, Blogs und Sender überleben, die mit der Leidenschaft betrieben werden, die aus jeder Zeile des Interviews mit Newhouse spricht.