Hypo Real Estate: Es lag am Fachkräftemangel!

Wir kennen das: Man steht an der Supermarktkasse und hat fünf Euro zu wenig in der Brieftasche. Oder im Wintermantel taucht ein 20 Euro Schein auf. Kaum jemand hat den vollen Überblick über seine Finanzen.

 Kaum anders ging es der Hypo Real Estate. Die stellte Ende vergangener Woche fest, dass ihr nicht nur 35 sondern 50 Milliarden Euro fehlen. Gut, daran wäre fast das gesamte deutsche Finanzwesen zusammengebrochen, aber ein Blick auf die Internetseite der Bank liefert eine Entschuldigung: Der Hypo fehlten schlicht die Experten um solche Fehler zu erkennen. Händeringend wird auf der Internetseite ein "Mitarbeiter Business Control (m/w)" gesucht. Seine Aufgaben: "Mitwirkung bzw. Betreuung rechnungswesensrelevanter Themen", "Mitwirkung bei der Plausibilisierung, Bewertung und Bilanzierung von Finanzinstrumenten" sowie "Qualitätssicherung ausgewählter Sachverhalte im Zusammenhang mit der Erstellung des Konzernabschlusses". Tja, und so einen hatten sie nun einmal nicht. Da mussten dann die Jungs von der Deutschen Bank ran. Das der Fachkräftemangel solche Auswirkungen hat, hätte ich nie gedacht. Und das bei einem solchen Gutmenschenunternehmen, wo doch jeder gerne arbeiten will: "Offenheit, Fairness und Transparenz", so die Selbsbeschreibung des Unternehmens,"kennzeichnen die Unternehmenskultur der Hypo Real Estate Group. Die Gruppe nimmt durch zahlreiche Projekte ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr und fördert eine nachhaltige und lebenswerte Umwelt."

Langemeyer macht es nicht ohne seine Partei

Der Dortmunder OB Gerhard Langemeyer wird sich nicht gegen ein Votum seiner Partei als Einzelkandidat um den OB Posten bei der Wahl im kommenden Jahr bewerben.

Das geht aus einem Auszug des Protokolls der Sitzung des Dortmunder Unterbezirksvorstands vom  26. September hervor, das uns vorliegt. Auf Nachfrage aus dem Vorstand betonte Gerd Langemeyer,  dass er nicht wie der ehemalige Genosse Stodolik aus Lünen  ohne die Unterstützung der SPD zur Wahl antreten werde. 

Auch die Wahl vor der Wahl wird spannend: Als SPD OB Kandidat bewerben sich in Dortmund neben dem Amtsinhaber Stadtdirektor Ullrich Sierau und  Kulturdezernent  Jörg Stüdemann. Der wird nachdem sie sich die Kandidaten auf vier Parteiveranstaltungen präsentiert haben, per Briefwahl hewählt. Bis zum 24. November kann gewählt werden. Am 25. November wird dann ausgezählt. Der Unterbezirksvorstand wird dann  dem Parteitag am 29./30. November 2008 empfehlen, den Bewerber  der die meisten Stimmen in der Mitgliederbefragung auf sich vereinen konnte aufs Schild zu heben. Es wird also eine relative Mehrheit reichen – eine Stichwahl ist nicht vorgesehen. Bei einem Eindeutigen Ergebnis ist das kein Problem, aber was wenn die Mitglieder den Kandidaten 32/32/36 Prozent der Stimmen geben? Ein solcher Kandidat würde geschwächt ins Rennen gehen – genau wie Scharping, der die SPD-Urwahl zum Parteivorsitzenden 1993 gegen Gerhard Schröder und Heidemarie Wieczorek-Zeul gewann, ohne die Mehrheit der Partei hinter sich zu vereinigen. Das die Landesregierung bei der OB Wahl im kommenden Jahr auf Stichwahlen verzichtet, kritisiert die SPD in NRW zu Recht – allerdings ohne in den eignenen Reihen selbst konsequent das bessere Verfahren einzusetzen, falls es denn nötig sein sollte.

Faruk Sen gründet Uni

Faruk Sen, der beurlaubte Gründer und langjähriger Direktor des Zentrums für Türkeistudien, hat mit der Verwirklichung eines neuen Projektes begonnen.

Bis 2010 will er eine  deutschsprachige Stiftungsuniversität in Izmar gründen. Neben den 75 staatlichen existieren in der Türkei schon heute 27 englisch- und eine französischsprachige Stiftungsuniversität. Sens Hochschule wäre die erste deutschsprachige Stiftungsuniversität des Landes. Vier Fachbereiche, Wirtschaft, Politik, Kommunikationswissenschaft und Europäisches Recht soll die Hochschule bekommen. Zwei türkische Holdings haben bereits ihre finanzielle Beteiligung zugesichert,  mit weiteren Stiftern ist Sen im Gespräch. Sen arbeitet an der Gründung der Hochschule vom Koordinierungsbüro Deutschsprachige Stiftungsuniversität in der Türkei/Izmir von seinem neuen Büro im Giradethaus in Essen aus.

Kündigungen: Langemeyer gibt nach

Der Streit um die Kündigungen von zwei Mitarbeiterinnen der Kämmerei sind ein Grund dafür, dass Dortmunds OB Gerhard Langemeyer nicht mehr der einzige Kandidat der SPD für die OB-Wahl im kommenden Jahr ist, sondern einer von Dreien.

Die Kündigungen hatten zu heftigen Protesten geführt und waren einer der Gründe warum die Dortmunder SPD sich von Langemeyer abwandte. Nun kommt die Rolle Rückwärts: Weil "entlastende Umstände" deutlich geworden sind, sind sowohl die fristlosen als auch die nachgeschobenen Kündigungen, die die Stadt Dortmund Ende August sowie im September gegen zwei Beschäftigte der Stadtkasse ausgesprochen hatte, vom Tisch. Die beiden Mitarbeiterinnen sollen nun in anderen Bereichen der Stadtverwaltung beschäftigt werden. Ob diese Maßnahmen dafür sorgt, dass sich das die Rathaus Mitarbeiter wieder zu glühenden Anhängern ihres Oberbürgermeisters werden? 

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Bragg & Cash

Am 3 und 5 Oktober treten Billy Bragg und Rosanne Cash, die Tochter von Johnny Cash, im Rahmen der Ruhrtriennale in der Jahrhunderthalle Bochum auf. Uhrzeit: Jeweils 20.00 Uhr. Als ich gerade wieder New England gehört habe, fiel mir auf, dass ich, aös ich das Stück zum ersten Mal gehört haben, mir das Alter von Bragg (I was 21 Year as I wrote this Song, now I´m 22…) in dem Stück verdammt hoch vorkam. OK, die Zeiten ändern sich. Heute würde ich den Satz von The Who in My Genaration der da lautet "I hope I die before I get old" auch nicht mehr unterschreiben.

Ruhr hoch ExpoReal

 

 

Auf Immobilienmesse ExpoReal wird das Ruhrgebiet seine neue Image-Kampagne vorstellen. Nach all der Aufregung im Frühjahr hat sich am Ende doch recht wenig verändert.

Das n aus Ruhrn wird bei dem Auftritt auf der Münchener Immobilienmesse gegen  "ExpoReal" ausgewechselt. Von Anfang an war es ohnehin nur als Platzhalter gedacht, der dem Anlass entsprechend ausgewechselt wird.  Auch das umstrittene TeamworkCapital ist geblieben. Präsentiert wird die Kampagne ersten Messetag, dem 6. Oktober, 19.00 Uhr im Goldenen Saal im Haus der Kunst in München.  Dem Kampagnentruck kommt dabei die Aufgabe einer RuhrEmbassy, also einer Botschaft des Ruhrgebiets zu.

Buntes Nordrhein Westfalen

Buntes Nordrhein Westfalen – so könnte auch der WDR eine seiner Schlagersendungen nennen. Hier ist aber die Koalitionslandschaft in den Kommunen des Landes gemeint.

Die "Grün Alternative in den Räten" (GAR) ist die kommunalpolitische Vereinigung von Bündnis90/Die Grünen im Land und die GAR NRW hat sich einmal angeschaut, mit wem die Grünen in den Kommunen denn so zusammen arbeiten. Das Ergebnis: Rot-Grün ist nicht die Regel. Eine Einschränkung gibt es: Die GAR hat nicht die Daten aller Städte gesammelt, ein paar fehlen noch, aber auch die vorliegenden Zahlen sind interessant.

Rot-Grün werden demnach 16 Städte und der RVR regiert: Aachen, Bochum,  Dortmund, Castrop-Rauxel, Rheinbach, Elsdorf, Witten, Eschweiler, Herne, Hürth, Ibbenbüren, Köln, Leichkingen, Witten, Kerpen, Gelsenkirchen und der RVR

Schwarz-Grün ist das Farbenspiel in 16 Städten: KTF Aachen , KTF Lippe, Dinslaken, Duisburg, Essen, Herzogenrath, Bad Münstereihel, Hennef, Kleve, Lemgo, Lohmar, Neuss, Siegburg, Rheine, Roetgen und Gütersloh.

Auch Dreierkoalitionen gibt es in NRW:

SPD/GRÜNE/FDP regieren im Landschaftsverband Rheinland, Moers und Möhnesee, SPD/GRÜNE/FWG in Bornheim und CDU/GRÜNE/Sonstige  in Datteln, Hattingen, Wachtberg

In Espelkamp (Kreis Minden Lübbecke) regieren Grüne und FDP und in Niederzier (Kreis Düren) bilden Grüne und FDP eine Fraktionsgemeinschaft.

Wechselnde Mehrheiten gibt es mindestens in Wuppertal, Bad Oeynhausen und Alfter.

Kaum zu glauben, dass sich diese Koalitionsvielfalt nach der Kommunalwahl ändern wird – und warum auch? Längst sieht auch die Grüne Parteispitze in NRW in der Vielfalt eine Chance.

Essens Kreative Klasse II

180 Unternehmen präsentieren soch bei dem Festival Essens Kreative Klasse. Es ist die zweite Auflage des Events.

Zum zweiten Mal präsentiert sich Essens Kreative Klasse vom 16. bis zum 26. Oktober. In ganz Essen werden sich Agenturen, Verlage, Architekten etc. der Öffentlichkeit präsentieren – zum Teil in Veranstaltungen, zum Teil  bei Werkstattbesichtigungen.  Ab 2010 soll das Festival dann ruhrgebietsweit stattfinden. Bei der Auftaktveranstaltung im vergangenen Jahr lief wohl noch nicht alles rund – was ja nun einmal auch ein Zeichen für Auftaktveranstaltungen ist. Gut finde ich, dass sich Essen von der Roland-Berger Kreativ-Studie nicht entmutigen lässt und das Festival ab 2010 (vielleicht sogar schon im kommenden Jahr) im ganzen Ruhrgebiet stattfinden soll. Was mir nicht gefällt ist der Titel – er wirkt arg bemüht, kommt mit dem Holzhammer daher und ist leider alles, nur eines nicht: kreativ.

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Bayern wird normal

Die letzte Parteienhochburg Deutschlands ist gefallen. In Bayern hat die CSU die absolute Mehrheit verloren.

Bayrische Schmankerlplatte von REWE

Damit setzt Bayern den Schlußpunkt hinter einer Entwicklung, die vor gut 30 Jahren begann: Die Parteien verloren seit den 70ern ihre Hochburgen, absolute Mehrheiten wurden zur Ausnahmen, Wahlsiege von 50 oder 60+ zur Seltenheit. Nun ist auch Bayern in der Normalität angekommen. Die Zeiten der Sonderwege sind vorbei. Allerdings geschahen die Wählerwanderungen innerhalb des bürgerlichen Lagers. So groß die Erschütterung in Bayern nach dem heutigen Tag ist – weder Köhler noch Merkel müssen sich allzu große Sorgen machen. Die FDP strebt im Bund ohnehin eine Koalition an, und die konservativen Wähler der Freien werden im kommenden Jahr kaum ihr Kreuz bei der SPD machen, die in Bayern ganz nebenbei auch einen Minusrekord eingefahren hat.

„Guten Tag, ich bin von Unitymedia…“

Ich habe ein Problem: Ich gehe ans Telefon wenn es klingelt. Immer. Das wird sich vielleicht bald ändern.

Wenn das Telefon klingelt gehe ich ran. Auch wenn die Nummer unterdrückt ist. Ein paar Freunde von mir und auch mein Stiefvater haben ihre Telefonnummern unterdrückt und hinter jedem dieser Anrufe, deren Sender ich ja nicht sehe, könnte sich ja ein Hilferuf oder die Einladung auf ein Feierabendbier verbergen. Manchmal, wenn ich gerade auf der Arbeit über das Festnetz telefoniere, klingelt mein Handy. Tut es das penetrant, unterbreche ich kurz das Gespräch und nehme den Anruf an. Meistens meldet sich dann aber kein mir nahestehendes Wesen, sondern irgendwelche Frauen mit dem Satz "Guten Tag, ich bin von Unitymedia." Früher war ich noch freundlich, erklärte, ich sei zufriedener Kunde der Telekom und hätte nicht vor zu wechseln. Mittlerweile fluche ich schon, wenn ich den Namen Unitymedia nur höre – eigentlich will ich das nicht, weil ich weiß, dass die Arbeit in einem Callcenter nicht Vergnügungssteuerpflichtig ist, ich will freundlich sein, aber in den letzten Monaten hat Unitymedia meinen Gelduld arg strapaziert. Post von Unitymedia bekomme ich fast täglich – sie wandert ungelesen ins Altpapier.  Alleine für mich ist da bestimmt schon ein guter Hektar tropischen Regenwaldes abgeholzt worden – selbst Günter Jauch kann nicht so viel Bier  in sich hineinkippen, um die ökologischen Schäden auch nur halbwegs in Grenzen zu halten.

Am Telefon erklärte mir mal einen Mitarbeiterin, ich wäre ein Kunde von Unitymedia. Ich erklärte ihr, dass unser Kabelanschluss Teil des Mietvertrages wäre, ich das Geld meinem Vermieter überweisen würde und noch nie eine vertragliche Beziehung zu Unitymedia gehabt hätte. Ob mein Vermieter seinen  Kabelvetrag bei Unitymedia oder einem albanischen Telekomunikationsdienstleiter hat, sei mir schurzpiepenegal – könnte ich wählen, ich hätte nur noch DVBT. Und Fernsehen sei sowieso blöd und langweilig.

Aber was ich auch erklärt habe, es interessiert Unitymedia nicht. Ein Freund hat ihnen schon ein Einschreiben geschickt mit dem Verbot ihn mit Werbung einzudecken – die Reklamestalinorgel änderte noch nicht einmal ihre Schussfrequenz.

Der gleiche Freund ist übrigens Hausbesitzer und brauchte mehrere Monate um Unitymedia zu erklären, dass sich die Rechnungsadresse geändert hat. Unitymedia bekam es nicht hin, die Rechnung an die richtige Adresse zu schicken, hatte aber schon mit dem Mahnen begonnen. Kein Wunder, dass das Unternehmen an solchen Aufgaben scheitert, wenn die gesamt Belegschaft offensichtlich damit beschäftigt ist, das Land mit Telefonterror zu überziehen. Ich glaube es geht ihnen auch gar nicht mehr um Vermarktung, ich würde allein wegen der letzten Monate nie zu Unitymedia wechseln, egal was für ein Angebot sie machen würden,  es macht ihnen Spaß, Menschen an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Täglich rechne ich damit, dass ein Pizzabote schellt und mir freudestrahlend 100 Salamipizzen auf die Arbeit bringt, die ich  angeblich telefonisch bestellt habe. Ich bin mir sicher, das Minuten später das Telefon klingelt, sich eine freundliche Damenstimme meldet und  in den Hörer flötet: "Guten Tag, ich bin von Unitymedia, haben die Pizzen geschmeckt?" und dann im Hintergrund ein ganzes Callcenter ins lautes Lachen ausbricht. Denn irgendeine Steigerung des Terrors wird ja bald mal kommen müssen…