
Die Bundesliga-Saison 2025/26 hat gerade erst begonnen, doch in Leverkusen wabert schon wieder ein altbekanntes Gespenst durch die Arena: die Trainerdiskussion.
Nach dem 1:2 gegen die TSG Hoffenheim in der heimischen Arena am vergangenen Wochenende und dem bitteren 3:3-Unentschieden (nach 3:1 Führung) in Überzahl bei Werder Bremen an diesem Samstag, führen einige im Umfeld der Rheinländer allen Ernstes bereits eine leidenschaftliche Debatte rund um den erst in diesem Sommer verpflichteten Trainer Erik ten Hag.
Erste Medien und Fan-Foren stellen sogar schon jetzt die große Grundsatzfrage: Sitzt hier der richtige Mann auf der Bank? Ehrlich gesagt: Diese Debatte ist nicht nur verfrüht, sie ist absurd.
Denn Fakt ist: Bayer 04 hat nach der Meisterschaft 2023 und Tabellenplatz zwei ein Jahr später in diesem Sommer einen massiven Umbruch hinter sich. Mehrere Leistungsträger haben den Klub verlassen, neue Gesichter mussten geholt und integriert werden. Jeder, der mehr als drei Spiele Fußball gesehen hat, weiß, dass so etwas nicht mit einem Fingerschnippen funktioniert.
Automatismen entstehen nicht im Trainingslager, sondern über Wochen und Monate. Wer erwartet, dass eine neu zusammengestellte Mannschaft vom ersten Spieltag an reibungslos funktioniert, hat entweder den Sport nicht verstanden oder möchte bewusst Stimmung machen.
Statt sportlicher Analyse und Fehlerbehebung erleben wir derzeit immer häufiger den voreiligen Reflex: ein schwacher Start – und schon wird die Trainerfrage gestellt. Das ist ein populäres Muster, befeuert von Schlagzeilen und Klicklogik, aber sportlich betrachtet komplett sinnfrei.
Ein Trainerwechsel nach so wenigen Wochen wäre nichts anderes als ein Eingeständnis der eigenen Hysterie. Und vor allem: Er würde rein gar nichts lösen. Im Gegenteil – die dringend benötigte Ruhe für die Entwicklung des neuen Kaders ginge endgültig verloren.
Natürlich sind die ersten Auftritte der Werkself nicht fehlerfrei verlaufen. Die Defensive wackelte, in der Offensive fehlte noch die einst gewohnte Durchschlagskraft. Noch fehlt die Konstanz in den innerhalb eines Spieles angebotenen Leistungen, doch genau die wächst nur durch Geduld.
Bayer 04 hat in den vergangenen Jahren oft bewiesen, dass Kontinuität und Vertrauen am Ende mehr Ertrag bringen als Panikentscheidungen. Vielfach wurde der Klub für seine fast schon schläfrige Ruhe kritisiert. Und nun soll plötzlich das genaue Gegenteil der Heilsbringer sein? Wer jetzt schon nach dem Trainer ruft, verkennt nicht nur den Umbruch, sondern gefährdet auch die Chance auf eine echte Weiterentwicklung.
Kurz gesagt: Wer schon Ende August die große Trainerfrage stellt, betreibt nichts anderes als Boulevard-Theater. Leverkusen braucht in dieser Phase keine Schnellschüsse, sondern Gelassenheit. Die Saison ist noch lang – und es wäre geradezu töricht, den eingeschlagenen Weg, samt dem dafür ausgewählten Trainer, schon jetzt selbst zu sabotieren.
