Prof. Ernst: Charles ist das beste Argument, die Monarchie abzuschaffen

20150126_Nazis_UmschlBücher – Edzard Ernst (67) ist einer der bekanntesten europäischen Vertreter im Kampf der Wissenschaftlichkeit gegen Pseudowissenschaft und Paramedizin.

Bis heute legendär ist seine Auseinandersetzung mit Prinz Charles, den der mittlerweile emeritierte Professor für Alternativmedizin einen „Schlangenölverkäufer“ nannte.

Nun erscheint seine Autobiografie  „Nazis, Nadeln und Intrigen. Erinnerungen eines Skeptikers“ – ein schöner Anlass für ein kurzes Interview.

Herr Professor Ernst, Sie schauen auf ein Leben der bewegten Auseinandersetzung mit der Paramedizin zurück. Wie würden Sie Ihre Schlussfolgerungen zum Umgang mit dieser in zwei, drei Sätzen umreißen?

Wann immer die Versprechen einer Therapie zu gut erscheinen, um wahr zu sein, dann sind sie es wohl auch.

Gibt es Fehler, die die sog. Skeptiker-Bewegung macht, der Sie zugerechnet werden?

Wir alle machen Fehler. Ich habe manchmal den Eindruck, dass viele Skeptiker einfach nur skeptisch sind, um des Skeptischseins willen. Wenn aber jemand selbst mit guter Evidenz, guten Beweisen, nicht von etwas zu überzeugen ist, nur weil die Skeptiker dagegen sind, dann liegt er meines Erachtens falsch.

2005 hatten Sie eine Auseinandersetzung mit Prinz Charles, einem Verfechter der Alternativmedizin. Nun gibt es derzeit in Großbritannien eine erbitterte Debatte über Veröffentlichungen zur Einflussnahme von Prinz Charles auf die britische Politik (black-spider-memos). Freut es Sie, dies zu sehen? Wie stehen Sie generell zum Thronfolger?

Als ich nach England kam, war ich kein Republikaner. Die Königin, die ich einmal sogar persönlich kennenlernen durfte, macht ihren Job sehr gut, wie ich finde. Prinz Charles allerdings hat mich dann eines Besseren belehrt. Er ist für mich das bei weitem beste Argument, die Monarchie abzuschaffen – er ist die beste Waffe der Republikaner!

Blickt auf Jahrzehnte der Forschung zur Alternativmedizin zurück: Professor Edzard Ernst (Foto: privat)
Blickt auf Jahrzehnte der Forschung zur Alternativmedizin zurück: Professor Edzard Ernst (Foto: privat)

Wieso eine Autobiographie zum jetztigen Zeitpunkt – planen Sie, sich aus der Öffentlichkeit zu verabschieden?

Nein! Ich kann mir vorstellen, dass manch einer sich das wünscht.
Seit ich im Ruhestand bin, arbeite ich eher mehr; leider dauert aber alles auch viel länger, denn früher hatte ich drei Sekretärinnen – heute bin ich ein Ein-Mann-Betrieb.
Derzeit schreibe ich an einem weiteren Buch – meinem Fünfzigsten! – bereite Vorträge vor, bin als Editor-in-Chief zweier Journals tätig und schreibe fast täglich auf meinem Blog.

Biographien sind immer auch Momente des Innehaltens und Reflektierens; gibt es Orte und Themen, denen Sie sich rückblickend hätten mehr widmen wollen?

Wenn ich morgen nochmal von vorne anfangen sollte als Forscher, dann würde ich mich des Plazebo-Phänomens annehmen. Ich denke, dass es hier viel Interessantes herauszufinden gibt. Hier steckt, so vermute ich, unter anderem das Bindeglied zwischen alternativer und konventioneller Medizin.

 Vielen Dank für dieses Interview.

Sehr gerne.

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Gerd
Gerd
9 Jahre zuvor

Monarchie abschaffen? – Nein danke!

Das gute an einem König oder einer Königin ist, dass Politiker NICHT über die Besetzung dieses Pöstchens entscheiden. D.h. wir müssen nicht alle vier bis acht Jahre einem neuen Politiker Unsummen an Geld in den Hintern schieben, bis er den Löffel abgibt.

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Sven
9 Jahre zuvor

Hallo Sebastion, gutes Interview mit Edzard Ernst. Was mich immer wundert ist, dass solche Interviews immer relativ kurz sind. Liegt es an der Zeit, die man zur Verfügung hat? Wenn mans genau nimmt, sind es ja nur 5 Fragen? Ich will bestimmt nicht meckern, nur fällt es mir in letzter Zeit häufiger auf, dass interessante Interviews doch immer kurz gehalten werden. Wollte ich einfach nur mal wissen. Sven

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