BVB lässt Zuschauerbeschränkungen gerichtlich überprüfen

Das volle Stadion in Dortmund. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund wird die mit der aktuellen Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen einhergehenden Beschränkungen der Zulassung von Zuschauern und Zuschauerinnen beim Besuch von Sportveranstaltungen im Freien auf dem Wege eines gerichtlichen Eilverfahrens überprüfen lassen.

Zu diesem Zweck wird der BVB voraussichtlich am morgigen Dienstag vor dem Oberverwaltungsgericht Münster einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung im Normenkontrollverfahren einreichen.Die zurzeit gültigen Beschränkungen hält Borussia Dortmund für rechtswidrig. Sie verstoßen nach Überzeugung des Fußballklubs gegen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit und das Gleichbehandlungsgebot. Während in Innenbereichen trotz vergleichsweiser höherer Ansteckungsgefahr landesweit schon jetzt Veranstaltungen mit hohen prozentualen Auslastungen (z.T. nahe an der Vollauslastung) durchgeführt werden können, wird die Kapazität des größten deutschen Freiluftstadions – dem SIGNAL IDUNA PARK – gegenwärtig auf 0,92 Prozent der Gesamtkapazität (81.365 Zuschauer) beschränkt.Bis zum heutigen Tag hatte der BVB vergeblich gehofft, im Dialog mit der Landesregierung zu einer ähnlich konsensualen und vor dem Hintergrund des Pandemiegeschehens selbstverständlich maßvollen Lösung kommen zu können, wie sie in Sachsen-Anhalt, Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz nunmehr ermöglicht wird. „Der nun folgende Schritt“, betont der Vorsitzende der Geschäftsführung, Hans-Joachim Watzke, „ist bedauerlich und für uns die ultima ratio. Letztlich ist es aber unsere Aufgabe, Borussia Dortmunds berechtigte Interessen zu wahren.“Der BVB, in dessen Stadion während der vergangenen Monate 16.000 Menschen geimpft wurden, verfügt über ein bewährtes (Hygiene-)Konzept für den Spielbetrieb mit Zuschauerinnen und Zuschauern. Der Bundesligist hält insbesondere auch die häufig bemühte politische Argumentation bzgl. der Infektionsgefahr auf An-/Abreisewegen für nicht schlüssig. Auswertungen gegen Ende des vergangenen Jahres ergaben bei einer Auslastung des Stadions in Höhe von 18 Prozent (15.000 Zuschauer) eindeutig, dass der Großteil der Zuschauer auch aus Vorsichtsgründen mit dem eigenen PKW (10.000 Parkplätze stehen zur Verfügung), per Fahrrad oder zu Fuß anreiste. Extreme Spitzen im ÖPNV, wie sie in NRW an jedem einzelnen Werktag mehrfach täglich gang und gäbe sind und von der Landesregierung hingenommen werden, konnten so vermieden werden. Dies deckt sich ausdrücklich mit Erkenntnissen der Dortmunder Verkehrsbetriebe DSW21.

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Robert Müser
Robert Müser
2 Jahre zuvor

Weg mit der gesellschaftlichen Verantwortung, der Rubel muss rollen (für uns).

Sollen die doofen Fans sich doch mit dieser sogenannten Corona-Grippe anstecken, ist uns auch vollkommen schnuppe, wenn wir weiter Geld scheffeln können.

Der Fußball ist uns übrigens auch vollkommen egal, das Spiel ist uns auch egal, aber das Geld für unsere komplett irrsinniges Geschäftsmodell brauchen wir schon, das ist unsere Bestimmung.

Robin Patzwaldt
Editor
2 Jahre zuvor

Müser: Ich kann das auch nicht verstehen. Jetzt hätte man mal ein echtes Vorbild sein können und beweisen, dass man etwas bescheidener und geläutert nach der Krise auftritt. Aber nein. Der BVB schreit mit als erster und mit am lautesten von den Klubs. Die Not in der Kasse muss echt groß sein, dass man jetzt nicht noch bis zum Frühjahr durchhalten kann/mag…

Walter Stach
Walter Stach
2 Jahre zuvor

Robin -2-,
der BVB…..ein echtes Vorbild -bescheiden und geläutert…….

Das wäre mit den Prinzipien "unserer" kapitalistischen Gesellschaftsordnung unvereinbar, die ohne Wenn und Aber gleichermaßen für den Profi-fußball gelten – generell , und speziell eben auch für "unseren" BVB.
Bekanntlich sind in diesem System diejenigen die Erfolgsreichsten, die keine Schranken kennen in ihrem Streben nach dem höchstmöglichen Profit.

Der FCB ist erfolgreicher als der BVB., weil…..
Die Spitzenteams in England sind erfolgreicher als die der Bundesliga, weil…….

Die Höhe der Gehälter der Spieler, der Manager, der Trainer, der Spielerberater……..

Robin,
wenn Du anfangen würdest, auch oder ganz besonders dieserhalb über Bescheidenheit, über Demut, über Läuterungen z.B. angesichts der Corona-Pandemie nachzudenken, könnte Dich das zur Verzweifelung treiben, "zu sinnloser Wut" auf…… ! Das wäre naheliegend, das wäre verständlich, jedoch wirkungslos -in der Gesellschaft im allgemeinen, bezogen auf den Profi-Fubßall nebst BVB im besonderen: also…..????.

Joe
Joe
2 Jahre zuvor

Was soll das moralinsaure Geschwätz? Hier wird der Rechtsweg beschritten, und der steht in einem Rechtsstaat jedem frei. Es gibt klare Hinweise darauf, dass die jetzigen Maßnahmen der Regierung in Deutschland bei der Omikron-Variante nicht mehr verhältnismäßig sind (niedrige Hospitalisierungsraten, anderes Vorgehen mittlerweile fast aller westlicher Staaten, entsprechende Aussagen einer wachsenden Anzahl von Experten). All dies werden die Gerichte abwägen und bewerten; und wenn der BVB Recht bekommt, dann hat er alles richtig gemacht und die bestehenden Beschränkungen waren ein Rechtsbruch (nicht aber die Klage dagegen).

Robin Patzwaldt
Editor
2 Jahre zuvor

@Joe: Die Frage ist doch nicht, ob der BVB das darf, sondern ob es klug ist als einer der ersten Vereine laut aufzubegehren, nachdem man doch noch vor Monaten ganz anders gesprochen hat?

SvG
SvG
2 Jahre zuvor

@ Autor: Das weiß doch schon fast niemand mehr. Es gilt immer noch die Adenauer'sche Regel.
Und das Publikum will in erster Linie Fußball, am liebsten live, vor vollen Stadien, egal ob Corona oder im Winter in Henkrarabien. Die Fußballindustrie ebenso.

Werner N.
Werner N.
2 Jahre zuvor

@Robin Patzwald: Worauf soll der BVB denn warten? Man wartet in der BuLi zumeist darauf, das Aki Watzke vorgeht, dann wird nachgezogen. Warum? Es ist nicht nachzuvollziehen, das in einem Stadion (ohne Dach) gerade mal 750 Zuschauer erlaubt sein sollen. Dagegen in Innenräumen das zigfache. Wo ist da die Verhältnismässigkeit?? @Joe hat völlig recht.

Robin Patzwaldt
Editor
2 Jahre zuvor

@Werner: Es passt halt nicht zu den Aussagen der Bundesliga bzw. DFL, dass man in Zukunft deutlich demütiger und weniger kommerziell auftreten möchte. Zumal der BVB ständig betont hat, dass er gut durch die Pandemie kommen wird. Was sollen da erst andere Betroffene sagen, die aktuell täglich um ihre Existenz kämpfen müssen? Im Sportbereich, aber auch im Rest der Gesellschaft. Da ist halt ein offenkundiger Widerspruch zwischen den Ankündigungen von einst und dem Handeln von jetzt zu erkennen.

SvG
SvG
2 Jahre zuvor

@ Robin Patzwaldt: Das "demütige Auftreten" in einer bislang nicht dagewesenen Krisensituation wie im vergangenen Jahr ist das eine. Jedoch muß ich eine Lanze für Watzke brechen, dessen Fan ich eher nicht bin: Die irrlichternde, weder von aussagekräftigen Daten noch profunden wissenschaftlichen Erkenntnissen geleitete Coronapolitik mit ihren "Maßnahmen" ist für niemanden mehr hinnehmbar. Diese sind in sich widersprüchlich, teils offensichtlich abstrus und nur noch mit einer deutschen Lust am Verbieten, Vorschreiben und Kujonieren zu erklären. Erst dann, wenn die Unfähigkeit des Staates und seiner Behörden nicht mehr halbwegs glaubhaft zu leugnen ist, wird auf die Eigenverantwortung der Bürger gesetzt. Jeder Bürger sollte von seinem Recht gebrauch machen, das staatliche Handeln gerichtlich überprüfen zu lassen. Das gilt auch für Wirtschaftsunternehmen.
"Was sollen da erst andere Betroffene sagen, die aktuell täglich um ihre Existenz kämpfen müssen?"
Das gilt doch auch für die Einlaßkontrolleure, den Putz- und Sicherheitsdienst, die Würstchen-und Getränkeverkäufer und alle anderen, die in einem Stadion ihren Lebensunterhalt wahrscheinlich eher schlecht als recht verdienen. Ich schätze, daß da viele Minijobber, Menschen in der Gleitzone oder Niedriglöhner beschäftigt sein werden. Die bangen auch um ihre Existenzen und Zukunft.
Ich war just heute im Baumarkt mit 10m hohen Decken und einer eher mäßigen Belüftung. Da waren ca. 220 Personen anwesend. Und im Stadion des BVB, dessen Fan ich auch nicht bin, sollen 750 die Obergrenze sein. Das ist ein Stück aus Kafkanistan.

Robert
Robert
2 Jahre zuvor

Das Handeln von heute findet halt vor einem völlig anderen Hintergrund – bspw bzgl impfquote und Virus-Variante – statt als die vorherigen Aussagen.
Abgesehen davon ist der BVB in meinen Augen sogar verpflichtet, die Interessen der potentiellen Zuschauer, Angestellten und Anteilseignern zu vertreten. Außer, man sieht nur eine einzige Perspektive als richtig und relevant, sowie Zweifel oder Abweichungen als Gefahr an.
Aber das wäre ja ziemlich dumm.

Robin Patzwaldt
Editor
2 Jahre zuvor

Na, dass das mit dem Coronamanagement aktuell sehr gut laufen würde, habe ich ja auch nicht behauptet. Vor allem fehlt mir da die Gleichbehandlung innerhalb der Liga bzw. des Landes. Aber auch das Problem ist ja nicht neu…. Die Coronaregeln driften ja nicht nur in der Bundesliga auseinander, sondern auch von Bundesland zu Bundesland etc..

SvG
SvG
2 Jahre zuvor

@ Robin Patzwaldt: Dann ist es doch nur gerechtfertigt, wenn da Gerichte zu Rate gezogen werden.

Robin Patzwaldt
Editor
2 Jahre zuvor

Nicht, wenn man zunächst ankündigt sich aufgrund der erhaltenen Sonderrolle in der ersten Coronaphase und öffentlichen Unmutsbekundungen darüber zukünftig weniger kommerziell und insgesamt demütiger und zurückhaltender verhalten zu wollen.

Joe
Joe
2 Jahre zuvor

@Robin: Die etwas demütigere Haltung des Profifußballs wäre natürlich bei vielen Themen sehr wünschenswert (Stopp des Ablöse- und Gehaltswahnsinns, Stopp des Päppelns teurer Zweitvertretungen in der dritten und vierten Liga zum Schaden von Traditionsvereinen etc.), doch bzgl. der immer noch geltenden Zuschauerbeschränkungen wäre eine weitere Akzeptanz einfach nur blinder Gehorsam gegenüber der Obrigkeit zum eigenen Schaden. Dies sollte niemals mit gesunder Demut und Bescheidenheit verwechselt werden.

Und wie hier bereits von anderen geschrieben hat ein Verein wie der BVB hier auch eine Leuchtturmfunktion für kleinere Vereine in tieferen Ligen und andere Sportarten, die sich eine solche Klage eventuell gar nicht leisten können und sich inzwischen vielfach in einer existenzbedrohenden Lage befinden. Daher in diesem Fall volle Unterstützung für die börsennotierte AG und ihren „CEO“ Watzke und die Demut lieber demnächst dann einfordern, wenn der BVB z.B wieder einmal einen Trainer für eine hohe Ablöse aus einem laufenden Vertrag rauskaufen will..

thomas.weigle
thomas.weigle
2 Jahre zuvor

Was regt`s euch auf? Wartet den 5.2.abff., wenn erst ein öliger Bach sich über ein Wintersportevent ergießt. Da werden Watzke &Co wie Lichter am Ende des Coronatunnels sein, Muster an Bescheidenheit und Demut im Sport.

Robin Patzwaldt
Editor
2 Jahre zuvor

@Thomas: Da kann ich dir als Alternative, nicht ganz ohne egoistische Hintergedanken, das NHL All-Star Game empfehlen. Sonntag, ab 21 Uhr, u.a. auf Sky oder direkt auf NHL.tv 😉 Die Berichterstattung im Netz dazu (von mir und meinen deutschsprachigen Kollegen) schon ab Donnerstag auf NHL.com/de 😉

trackback

[…] die erlaubten 10.000 Zuschauer vor Ort sich plötzlich gar nicht mehr so glücklich über den zuvor mit Mühe erhaschten Stadionzugang gefühlt haben […]

thomas.weigle
thomas.weigle
2 Jahre zuvor

Gibt es denn schon den Beginn einer Trainerdiskussion rund um den Borsigplatz? 2:5 gegen die Aspirinos ist ja heftig, reiht sich aber passend ein in die Reihe der enttäuschenden Ergebnisse dieser Saison.
BTW Haalands Gesicht am Samstag bidete ja passend die BVB-Leistung auf dem Platz ab.

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