Timebandits: Spiele gegen Arbeit – Folge 1

Hackt die Wikinger frei. Macht Laune. Einfach mit der Maus einen Balken über den eingefrorenen Wikinger ziehen, um ihn aus dem Eis – hinein ins Boot zu sprengen. Viel Spaß.  🙂

Spaß: Vier Helme

Coolness: minus 5 Grad

Hammerschläge: im Schnitt einen je Block

Mathematik: Oberschule

Brat-Pit-Faktor: unrasiert

Vernichtete Arbeitszeit: drei Stunden

Der User ist feige

scrrenshot: vfl4u.de

Alles wächst zusammen. Die Unterschiede zwischen Print, Online, TV, Radio lösen sich auf. Dagegen ist nichts zu machen, warum auch? Vielleicht deshalb:

Natürlich haben Regionalzeitungen wie die WAZ oder die Allgemeine Laberzeitung seit Jahren eine ständige Vertretung im Internet. Überall wird kräftig an  Medienportalen gewerkelt. Was fast alle eingeführt haben, sind Foren, Leserkommentare. Im Internet kann  der Leser seine Meinung unter Artikel setzen oder sich über Themen der Berichterstattung austauschen. Was auch für uns Journalisten interessant ist.

Tageszeitungen vollzuschreiben ist ein ziemlich einseitiges Gewerbe. Wie jeden Tag Briefe zu schreiben, die nicht beantwortet werden. Sinnvolle Reaktionen, Leserbriefe sind die Ausnahme. Durchs Internet wandelt sich der einstige Blackboxberuf. Die Hemmschwelle ist im Virtuellen niedriger, also äußern sich die User. Doch was zunächst nach einem Plus an Demokratie klingt, einem Mehr an Partizipation und Meinungsvielfalt ist eine Täuschung und führt zur Zunahme des Populismus.  

Denn User äußert sich im Netz als Pseudonym, als Unperson, als Fantasiefigur. Klarname und Adresse gibts nicht. Die Anonymität des Internets ist nun nicht zu ändern. Sie gehört zur Faszination und zu den Freiheiten im Netz. Doch die Wirkung der Pseudonymen geht leider weit über den Diskurs im Internet hinaus.

So werden Tag für Tag in der Print-WAZ Meinungen von "derwesten" Usern abgedruckt, die dann "tom 0815" oder "hirschkuh" oder sonstwie heißen. Müssen klassische Leserbriefverfasser Name und Adresse haben, um zu erscheinen, wird der im Schutze des "www" agitierende pseudonyme Meinungsfreund abgedruckt und aufgewertet. Vermutlich mangels klassischer Leserpost verzichtet kaum eine Regionalzeitung auf diese auch presserechtlich problematische Veröffentlichungspraxis. Macht sich gut in Sachen Leserblattbindung.

Auch das wäre halb so schlimm –  eine Meinung zu Roland Koch, die mit "hirschkuh" gezeichnet abgedruckt wird, bleibt die Meinung von "hirschkuh" und nicht die Zuschrift des CDU-Bezirkschefs. Doch anonyme User, ob in Leserkommentaren oder Internetforen, sind längst zu Stichwortgebern geworden, ihre Postings dienen Journalisten als Stimmungsbarometer.

Zum Beispiel Fußball: Vor allem Sportjournalisten scheinen die Foren, die sich um die Proficlubs gegründet haben, intensiv zu verfolgen. Sie tun das, weil in den Online-Presseschauen gerne über ihre Artikel diskutiert wird. Sie tun das aber auch, um vermeintlich aus dem Innersten der jeweiligen Fanszene berichten zu können, ohne richtige Menschen sprechen zu müssen. Also zitieren sie aus dem Internet, als würde das zeigen, was die Leute auf den Tribünen so denken? Ob Trainer wegsollen? Wie der Manager gelitten ist? Meinungsfreudige aber halt erzfeige Internetuser werden so prominent eingeschmuggelt in die Medienlandschaft. Trainerstühle wackeln deshalb, Spieler fallen in Ungnade, so Sachen…

Ob die Fußballnerds wirklich öffentlich was zu sagen hätten, ob die überhaupt ins Stadion gehen, was die anderen Zuschauer von ihnen halten, was ihre Ziele sind, all das wird ausgeblendet. Früher warf man Boulevardblättern vor, dem Volk zu sehr aufs Maul zu schauen, Stammtischjournalismus zu betreiben – heute gehört das in führenden deutsche Qualitätszeitungen zum guten Ton.

Ich habe das gestern rund um den Fall Thomas Zdebel und den VfL schon angedeutet. Auch in Bochum ist dieses wenig erfreuliche Phänomen der anonymen Meinungsmache zu beobachten, die verstärkt Aufnahme in die professionelle Berichterstattung findet; drei Beispiele vom Tage:  klick / klack / klock

Dazu muss man wissen: Im unabhängigen Bochumer Fanforum wird seit Monaten Stunk gemacht gegen die sportliche Leitung und Vereinsführung. Und die emsigsten Teilnehmer sind so von ihrer Meinung überzeugt, dass abweichende Meinungen derbe niedergemacht wurden. Und zwar so lange, bis nur noch eine Lesart, eine Meinung zu finden war. Vielleicht fehlt die andere Sicht auch deshalb, weil es ja (noch) keine Pflicht gibt, sich an übellaunigen Diskussionen im Internet zu beteiligen, schließlich tratscht im Internetforum nur ein kleiner Meinungsausschnitt. Doch leider werden die Aktionen, wird die Agitation der Internetfans in FTD oder SZ als Ausdruck der Meinungslage DER Fans zitiert.

Fazit: Mir macht das Angst. Ich will nicht, dass die "meichis", "emsis", das "hirschkuh" oder "tom0815" Meinung machen. Nicht im Fußball, nicht in der Politik, nicht in der Gastronomie, nicht in der Musik, nirgends. Wer eine Meinung hat, muss mehr zu bieten haben als einen Usernamen.

Dortmunder Bargeldaffäre: Zwei Jahre auf Bewährung

In der Dortmunder Bargeldaffäre hat heute das  Landgericht  sein Urteil verkündet.

Die Bargeldaffäre hat in Dortmund für viel Wirbel gesorgt und war einer der Gründe für das Ende der politischen Karriere von Dortmunds OB Gerhard Langemeyer: Eine Mitarbeiterin des OB-Amtes hatte 400.000 Euro aus der Stadtkasse unterschlagen um damit ihre Kokainsucht zu finanzieren. Heute nun das Urteil. Laut Ruhr Nachrichten wurde die Angeklagte zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte zwei Jahre und neun Monate ohne Bewährung beantragt. Das Greicht begründete die milde Strafe mit der Drogensucht der Angeklagten und  den fehlenden wirksamen Kontrollen innerhalb der Stadtverwaltung. Die Staatsanwaltschaft überlegt in Revision zu gehen.

Geheimnisse, die der Schnee sichbar macht

Schnee ist schön. Ja. Weiße Landschaften und Puderzuckerbäume. Aber in der Realität in der Stadt ist das leider nicht das Bild, dass ich jeden Tag sehe. Hier macht der Schnee die Dinge sichbar, die ich lieber nicht sehen will.

Ich gehe morgens oft eine Runde spazieren. Durch den Wald. Einen kleinen Park. Bringe meine Jungs zum Kindergarten. So Sachen.

Dabei begegne ich immer mehr Menschen mit Hunden. Vor ein paar Jahren waren es hier und da mal ein paar kleine Kläffer. Jetzt reden wir von großen Tieren, die an Leinen zerren.

Ihr Geheimnis ist gelb. Pisse. Hundepisse. Mein normaler Weg zum Kindergarten ist gut 500 Meter lang. Davon gehe ich 200 Meter durch einen kleinen Wald, man nennt das Stück Schmidts Büschken. Heute wollte ich die Pissflecken im Schnee dort zählen. Es ist mir nicht gelungen. Teilweise zogen sich die gelben Rinnen über die Wege, aus zwei oder drei Flecken wurde ein einziger, zwei, drei Meter breit.

Ich verstehe ja, dass Hunde schöne Tiere sind. Aber was zur Hölle sollen die Ausläufer in der Stadt? Die kläffen, pissen und kacken die Gegend voll.

Gerade mich mit meinen Jungs ärgert es, dass viele Besitzer ihre Tiere auch noch ohne Leine rumlaufen lassen. Was ist, wenn einer von den frustierten Hunden meine Jungs beißt? Sagt dann der Besitzer: "Der tut doch nichts"? Oder: "Entschuldigung".

Ich verstehe ja, dass jemand die Treue des Tieres schätzt. Ich finde Hunde auch schön. Aber im ernst, ist das Bild in der Vorstellung eines Hundebesitzers realistisch?

Ein normaler Mensch samt großem Hund sieht sich über eine freie, einsame Sommerwiese schreiten. Der Hund rennt um die Beine herum, springt hoch, wie in der Werbung, läuft durch einen Bach, jagd nach einem Stock, freut sich, wie sich nur ein Tier freuen kann. Und mit ihm das Herrchen oder Frauchen.

Im Ruhrgebiet gibt es diese Werbungswiesen nicht. Und wenn doch mal eine Brache neben der Autobahn frei ist, sind da andere Hundebesitzer und alles ist vollgeschissen. Ein Schritt neben den Weg ist hier ein Schritt in Hundekacke. Außerdem kommt auf die Wiesen nur, wer sein Tier vorher 30 Minuten in ein Auto zwängt.

Auf der Hundewiese selber ist das Tier dann vielleicht eine Stunde. Die Hauptzeit aber ist der Hund in eine 70 Quadratmeter Etagenwohnung gesperrt wie ein Knacki. Klar wird das Tier nach und nach völlig neurotisch. Denn ein Hund braucht mehr als die Stunde Hofgang eines Häftlings.

Denkt da mal drüber nach, Ihr Leute mit den Hunden in der Stadt.

Wohlgemerkt, auf dem Land ist das anders. Da wo die Tiere noch zu was nütze sind. Da, wo der Kot in der Landschaft nicht stört, weil er dominiert.

 

Werbung

So klappt es mit dem Zunehmen, Steve

Die Welt wartet darauf, dass Steve Jobs  einen Bauch bekommt. Nach Jahrzehnten des Schlankheitswahns ein Schritt in die richtige Richtung bei dem wir gerne helfen.

Six Donuts. Foto:  ReneS

Steve Jobs hat Hormonprobleme und ohne Zweifel wird er sich in den kommenden Monaten in den Händen hervorragender Ärzte befinden – doch auch deren Therapie muss durch eine entsprechende Ernährung unterstütz werden.

Ein großes Problem des Apple-Chefs sind natürlich seine Essgewohnheiten: Der Mann ist Vegetarier – ein letztes Überbleibsel aus seiner Hippiephase. Damit muss jetzt Schluss sein: Der Weg zur Wampe führt über den regelmäßigen Fleischkonsum. Braten, Würste, gerne mit einer durch Zugabe von Curry erreichten indischen Anmutung, und Steaks sollten für Jobs wichtige Säulen seiner Ernährung werden.

Auch wenn die Feiertage vorbei sind kommen wir bei einem Programm zur unkontrollierten Gewichtszunahme an dem Thema nicht Süßigkeiten vorbei: Schokolade ist ein wichtiger Kalorienlieferant, Nougatprodukte sind als Ergänzung unvermeidbar. Als Amerikaner kann er zudem auf die dort allgegenwärtigen Donuts und Muffins zurückgreifen. Ein Vorteil.

Ein großes Problem dürfte auch der Alkoholkonsum des Computer-Gurus sein: Nach allem was man von Jobs weiß, ist der viel zu gering. Dabei ist Alkohol, vor allem Bier, bei der Bauchbildung unser großer Freund: Zwar hat das einzelne Glas nicht allzu viele Kalorien, aber das kann man durch größere Mengen ausgleichen. Der Gewichtsturbo wir schließlich durch den Kontrollverlust angeschmissen: Angeschickert nach dem Kneipenbesuch noch die Pizzeria aufzusuchen ist ein bewährter Weg schnell ein paar Pfunde gut zu machen.

Hält sich Jobs an unsere Vorschläge wird ein fröhlicher Pummel in wenigen Monaten neue Apple-Produkte vorstellen – und verkünden, dass künftig in jedem Apple-Store ein Imbiss eröffnet wird.

Ruhrgebiet Aktuell am Donnerstag

Nachrichten aus dem und über das Ruhrgebiet

Christoph M. Schmidt. Foto: RWI

 

Krise: RWI Essen gegen Marshallplan für Deutschland…Spiegel

Rechte: Pro Gelsenkirchen…Hometown Glory

Schwund: Dortmund verliert Einwohner…Ruhr Nachrichten

Flughafen Dortmund: Sierau noch ohne konkrete Vorschläge…Der Westen

Post Punk:  No More im Zwischenfall…Unruhr

Oberhausen: Stadt traut Rüttgers Hilfsversprechen nicht…Der Westen

Geld: Schüler in Baden gründen mit Hilfe aus Essen…Badische Zeitung

Musikindustrie: Dieter Gorny und das Urheberrecht…Gulli

Opel: WDR-Film "Hoffen auf ein Wunder"…Bo-Alternativ

Schnee: Einziger Lift im Revier geöffnet…Pottblog

Observatorium: Duisburger Labor untersucht Proben…Recklinghäuser Zeitung

Köln weltweit: Dumont Schauberg will Berliner Zeitung kaufen

Die Nachrichtenagentur Reuters meldet gerade, dass der Kölner Verlag DuMont Schauberg kurz vor der Übernahme des deutschen Zeitungsgeschäfts der angeschlagenen Mediengruppe Mecom steht. Bereits am Freitag soll angeblich ein Vertrag unterzeichnet werden, der dem Kölner Verlagshaus für 165 Millionen Euro die Berliner Zeitung, die Hamburger Morgenpost und einige weitere Titel einbringt.

Das ist ein Ding, nach der Übernahme der Frankfurter Rundschau entwickelt sich damit der Verlag des Kölner Stadtanzeigers zu Deutschlands wichtigstem Regionalzeitungsverlag. DuMont würde auf diesem Weg mit dem Tip auch ein weiteres Stadtmagazin erwerben – die Kölner Illustrierte gehört dem Verlag schon. Die WAZ-Gruppe jedenfalls nennt kein bundesweit relevantes Blatt ihr eigen.

Dank an F.S.

Zdebel wird Bayer, Fans gehen mir auf die E…

Foto: flickr.com

Thomas Zdebel, ins zweite Glied verbannter Mittelfeldmann beim VfL Bochum, wechselt ab sofort zu Bayer Leverkusen. Wie der VfL Bochum mitteilt, hat der 35-jährige bei den Rheinländern einen Vertrag bis Sommer 2009 unterschrieben. Über etwaige Ablösesummen vereinbarten die Vereine Stillschweigen. Eine interessante Wendung im Streit zwischen Bochums Internetfans und dem Verein…

Im Internet ist Thomas Zdebel äußerst beliebt. Weil der Defensivmann vom Bochumer Trainer Marcel Koller zu Beginn der Rückrundenvorbereitung kühl in die zweite VfL-Mannschaft versetzt wurde, wurde in den zwei großen unabhängigen Fanforen (klick, klack) rund um den VfL Bochum Stimmung gemacht. Die Degradierung des Mannschaftskapitäns – der offenbar nicht mehr an Trainer Marcel Koller geglaubt hat – sei der Offenbarungseid eines "stalinistischen" Vereins. Pro Zdebel wird eine Sympathiedemo beim nächsten Heimspiel geplant. Verein und die Vereinsführung wurden ernsthaft mit einer abgehalfterten Militärdiktatur verglichen. Und wer sich die Meinungsnotizen der Forenteilnehmer ansieht, kann leicht vergessen, dass der Anlass für all das Geposte keine schwerwiegenden Menschenrechtverletzungen sind, sondern leidlich erfolgreicher Fußball Marke VfL Bochum.

Angesicht des Dauerfeuers aus dem Internet (das viel zu oft von den Sportkollegen der Presse zitiert wird) beginne ich mich zu fragen, ob das Web und seine Fußballvereinsforen – die sich ja völlig zu recht Internet-STAMMTISCHE nennen – wirklich DER große Fortschritt für die allgemeine Meinungsbildung sind?!

Auch früher gab es Nörgler, Krakeeler, Besserwisser im Fußball – und das nicht zu knapp. Die haben sich auf Fan-Versammlungen, Stammtischen, in Leserbriefen und beim Gebrülle im Stadion ausgetobt. Und sonst war Sendepause. Doch jetzt können das sich um Erfolg und Siege betrogen fühlende Fußballfans sekündlich tun. Weltweit lesbar. Als wären sie Betrügern, Halsabschneidern, Bösewichten auf der Spur, hackt die kritikastrische Internetgemeinde auf jeder Äußerung, jeder Aktion erfolgloser Funktionäre, Trainer, Spieler, Aufsichtsgremien herum. Ob das Sinn macht?

Ich frage mich, wie lange sich das Verantwortliche noch antun? Wer überhaupt noch Verantwortung übernehmen möchte? Wenn ich als Fußballtrainer Marcel Koller oder VfL-Manager Thomas Ernst so brachial aufs Dach kriegen würde, wenn ich von den Olli Ks, Emsis, Meichis Garden, Balzkeksen (so mutig nennen sich die Herren und Damen, verschweigen also hartnäckig ihre wahre Identität) dieser Welt öffentlich als Null, als Pfeife, Nichtskönner, Idiot, Schwachmat, was auch immer beschimpft würde, nur weil mein Club gerade nicht mithalten kann im Konzert der Großvereine der Bundesliga – ich würde das Weite suchen. Schnell.

Noch eine Frage stelle ich mir: Wenn es stimmt, dass sich kaum jemand über "stalinistische Strukturen" beim VfL Bochum aufregen würde, wenn die Mannschaft die Hälfte ihrer acht Hinrunden-Remis gewonnen hätte und stabiler 12. wäre, stimmt dann, dass die mediale Basisdemokratie des Internets nur was für Sieger ist? Für schönes Wetter?

PS: Die Aufrechten mögen einwänden, dass beim VfL ein Regime von Präsident Werner Altegoer herrscht. Das stimmt, der Rohstoffhändler regiert einsam, unzugänglich, dünnhäutig, misstrauisch, er verkauft sich schlecht und trägt dabei erhebliche finanzielle und sportliche Risiken für sein Amt. Und das seit zwei Jahrzehnten. Ich kann mir aber wirklich nicht vorstellen, dass das irgend jemand anderes machen möchte? (S.o.)

Werbung

Schuldneratlas 2008: Gelsenkirchener und Duisburger haben die meisten Probleme

Crediterform hat heute erste Zahlen zur Schuldnersituation in Deutschland und im Ruhrgebiet veröffentlicht. Besonderns mies sieht es im Zentrum des Ruhrgebiets aus.

Arbeitslosigkeit ist der Hauptgrund für Verschuldung.

 Gelsenkirchen kann aufatmen. In dem von Crediterform vorgelegten Schuldneratlas liegt keine Ruhrgebietsstadt an der Spitze – allerdings haben es mit Gelsenkirchen und Duisburg zwei Städte in die Top-Ten geschafft: Hinter Offenbach, Bremerhaven und Halle an der Saale kommen Gelsenkirchen (Platz 7) und Duisburg (Platz 9). Sind in Offenbach 19,05 Prozent. aller Haushalte überschuldet sind es in Gelsenkirchen und Duisburg immerhin noch 16,71 und 16,29 Prozent. Bundesweit sind 10,11 Prozent aller Haushalte betroffen.
Richtig übel sieht es auch in Herne mit 14,99 Prozent aus. Zahlen für das gesamte Ruhrgebiet wird Credireform erst im kommenden Monat vorlegen, aber  Thomas Gatzel, Geschäftführer der Creditreform in Bochum, machte klar, dass es die Verschuldung im Ballungskern deutlich höher sein wird als an den Rändern des Reviers – für Großstädte eine normale Verteilung. Beispiel: In Haltern sind nur 7,76 Prozent aller Haushalte überschuldet.
Nach Gatzel sind die Hauptgründe für Überschuldung Arbeitslosigkeit (in über 50 Prozent der Fälle) gefolgt von Trennungen und Krankheit.
Gatzel warnte vor der leichtfertigen Aufnahme von Krediten: "Man sollte wenn es geht immer einen Puffer haben und darauf achten, nur  bei seriösen Banken Kredite zu nehmen. Wenn die Hausbank Nein sagt, hat sie dafür gute Gründe." Kreditangebote ohne Schufa-Auskunft seien teuer, riskant und unseriös.
Für das begonnene Jahr rechnet Gatzel mit einem leichten Anstieg der Schuldnerquote. Sollten alle Bemühungen einer Konjunkturbelebung scheitern wird es allerdings 2010 zu dramatischen Steigerungen kommen.

Autonome Nationalisten in Marl

Marl im nördlichen  Ruhrgebiet ist Trendsetter. Als eine der allerersten Städte im Ruhrgebiet, bekam Marl nämlich eine neue, scheinbar hippe und so ganz andere Neonaziszene. Zum Jahreswechsel sorgten sie mit einem Anschlag auf einen Bus für Schlagzeilen. Die Hintergründe.
Von unserem Gastautor Florian Koch.

Autonome Nationalisten Foto: ag.antifa.net

„Autonome Nationalisten Marl“ ist der neue Name, und er erinnert an die rebellischen Autonomengruppen der Post-68er, die aber zumindest vom Selbstverständnis auf der anderen Seite standen. Was sind die Gründe für diese Entwicklung von oft betrunkenen Skinheads mit Springerstiefeln und Bomberjacken der „Kameradschaft Marl“ zu den „Men in Black“ mit Baggiehosen und  Kapuzenpullis,  und was bedeutet diese Entwicklung für Jugendliche in Marl?

Die Entwicklung fand vor allem wie bereits beschrieben im Aussehen statt. Betrunkene, rassistische Schlägertypen mit Glatze waren nicht mehr so attraktiv für Jugendliche, und so nahm die Szene in Marl beständig ab. Vor allem der Widerstand gegen den lokalen Naziladen „Fly In“, der aufgrund von Protesten und öffentlichem Druck schnell wieder geräumt wurde, sorgte noch einmal für eine beträchtlichen Einflussverlust der Marler Neonazis im Ruhrgebiet. Es musste etwas neues her, was schnell wieder einen Ruf herstellen würde. Unterstützt von dem Bundesweiten Nazi-Online-Megastore „Resistore“ aus Dortmund fand sich schnell der neue Dresscode und ein neuer Weg, die alte Meinung zu verbreiten.

Mit  schwarzen Baseballcaps und Palituch gings schnell auf zum ersten öffentlichen Auftritt. Vor dem alternativen Café Schmiede wurde eine Demonstration für „Frieden im Nahen Osten“ abgehalten. Manch einer ist jetzt verwundert. Nein, keine Sorge, es ist nicht plötzlich so, dass Nazis sich für den Frieden engagieren. Die wesentlichen Parolen der Demo waren „Juden raus, (aus Palästina)“ und „Tod für Israel“.

Dem plumpen Antisemitismus der Altnazis folgte also der neue Antizionismus der scheinbaren Friedensbewegung. Im Rahmen dieses Auftritts kam es auch schon gleich zu den ersten Übergriffen. Ziel waren vor allem die vermeintlichen Andersdenkenden. Es musste klar gemacht werden, das trotz des weniger gefährlichen Aussehens das Gewaltpotenzial keineswegs abgenommen hatte.
Endlich entfesselt tobten die zu dem Zeitpunkt gerade mal sieben „Autonomen Nationalisten“ los. Zahlreiche Sachbeschädigungen, Drohungen und hier und da mal ein Überfall zeichneten den politischen Werdegang der neuen ANM. Höhepunkte des Jahres 2006 waren die beiden Überfälle auf Jugendliche die mit Knochenbrüchen endeten.

Im Vorfeld einer Demonstration am 23. Dezember 2006, die auf das Naziproblem in Marl hinweisen sollte, griffen die Neonazis, die inzwischen gute Vernetzung zu neuen Gruppen in Haltern am See und Ahlen hatten das das HoT Hagenbusch an, besprühten es mit Parolen und schlugen Scheiben ein. Geschichten dieser Art lassen sich jetzt noch gut zwei Stunden lang so weiter führen, aber darauf kann man vielleicht in einem anderen Rahmen noch eingehen.

Wichtig ist aber die aktuelle Situation, und die letzten Ereignisse. Nicht einmal sechs Monate ist es her, als ca. 20 vermummte Neonazis wieder einmal das Jugendzentrum Hagenbusch überfielen. Es ist vielleicht noch erwähnenswert das die Distanz vom Hagenbusch zur Marler Polizeiwache keine 100 Meter beträgt. Bei diesem Überfall trieben die „Autonomen Nationalisten“ ihre Aktivitäten auf eine höhere Ebene. Ein 19-jähriger musste nach dem Angriff, der erschreckend gut organisiert war (Fluchtwege wurden abgeriegelt, Schlagwaffen waren dabei) mit schweren Stich- und Schnittverletzungen ins Krankenhaus, und wurde stationär behandelt. Bis heute kann er noch nicht richtig laufen.

Wer jetzt allerdings glaubt, dass der ANM mit einem „beinahe-Mord“ ein Dämpfer versetzt worden wäre irrt sich leider. Nicht einmal eine Woche ist es her, seit dem letzten Überfall. Silvester kann man auch auf die Nazi-Art feiern. Das dachten sich wohl die Gruppe angetrunkener Neonazis als sie einen Bus voller Menschen angriff. Gegen 2:30 Uhr, direkt nach abfeuern der Raketen warfen sie eine Flaschen auf den Bus, und forderten zwei Personen auf, raus zukommen. Ein weiterer Angreifer schlug mit einem Besenstiel auf eine 25-jährige Frau ein, und die anderen warfen noch einige Flaschen in die Menge. Die Frau musste dann später ambulant versorgt werden. Ebenso einer der Angreifer, der sich mit einer von ihm geworfenen Flasche verletzte. Die Personalien wurden von allen Angreifern aufgenommen, und auch die der anderen Gäste der „nationalen Silvesterparty“ wurden kontrolliert.

Zusammenfassend existiert in Marl eine 20-köpfige Gruppe gewaltbereiter Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die die Errichtung eines Nationalen Sozialismus in Deutschland fordert, ebenso wie die Vernichtung des Schutzraumes der vom Antisemitismus verfolgten.
Wer sich für die Thematik interessiert, und auch zu Marl noch ein paar Informationen mehr haben möchte kann sich einfach bei mir per Mail melden.